Die Targume erscheinen in geschriebener Form um etwa 500 n.Chr.
Die Grundbedeutung des Wortes Targum ist "Auslegung". Targume sind paraphrasierende (einen sprachlichen Ausdruck mit anderen Wörtern oder Ausdrücken umschreiben) Umschreibungen des Alten Testaments in aramäischer Sprache. Die Ursprünge der Targume sind durch Geisler und Nix, zwei christliche systematische Theologen sowie Apologeten, gut erklärt worden:
"Es gibt Beweise dafür, dass die Schriftgelehrten schon zur Zeit von Esra (Neh 8,1-8) mündliche Auslegungen der hebräischen Heiligen Schriften in den aramäischen Dialekt vornahmen. Diese Wendungen waren streng genommen keine Übersetzungen, aber sie waren tatsächlich eine Hilfe für das Verständnis der alten Sprachformen der Tora die Notwendigkeit einer solchen Hilfe ergab sich, weil das Hebräische dem gewöhnlichen Volk als gesprochene Sprache immer weniger vertraut war. Am Ende des letzten Jahrhunderts v.Chr. war dieser allmähliche Prozess so weit fortgeschritten, dass nahezu jedes Buch des Alten Testaments seine mündliche Umschreibung oder Auslegung besaß (Targum). Während der ersten Jahrhunderte n.Chr. wurden diese Targume dann aufgeschrieben, und ein offizieller Text wurde zum überlieferten Wissen, da der hebräische Kanon, der Text und die Auslegung sich vor den gelehrten Rabbinern von Jamnia (ca. 90 n.Chr.) weitgehend gefestigt hatten und bevor die Juden im Jahr 135 n.Chr. aus Palästina gänzlich vertrieben wurden. Die frühesten Targume wurden offensichtlich während des 2. Jahrhunderts n.Chr. in palästinischem Aramäisch geschrieben. Jedoch gibt es auch schon Hinweise auf aramäische Targume aus der vorchristlichen Zeit."
Geisler und Nix gehen bei einigen wichtigen Targumen mehr ins Detail:
"Während des 3. Jahrhunderts n.Chr. erschien in Babylon ein aramäisches Targum auf der Grundlage der Tora ... Traditionsgemäß wird es Onkelos zugeschrieben. Ein anderes babylonisch-aramäisches Targum begleitet die Propheten (die frühen und die späteren) und wurde als das Targum des Jonathan Ben Ussiel bekannt. Es stammt aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. und überliefert den Text freier und mit mehr Umschreibungen. Beide Targume werden in den Synagogen gelesen. Weil die "Schriften" in den Synagogen nicht gelesen wurden, gab es keinen Grund, für sie offizielle Targume anzufertigen, obwohl von einzelnen inoffizielle Abschriften benutzt wurden. In der Mitte des 7. Jahrhundert n.Chr. tauchte ein Targum des Pentateuchs auf, dass man das Pseudo-Jonathan-Targum nannte. Auch das Jerusalem-Targum erschien etwa um 700 n.Chr., ist aber nur noch in Fragmenten erhalten."
Nachdem die Juden in die Gefangenschaft geführt worden waren, trat die chaldäische Sprache, das Aramäische, an die Stelle des Hebräischen. Aus diesem Grunde brauchten die Juden die Heiligen Schriften in der gängigen Sprache.
F. F. Bruce, ein sehr bekannter biblischer Gelehrter, vermittelt uns noch mehr interessantes Hintergrundmaterial im Hinblick auf die Targume:
"Die Praxis, die öffentlichen Schriftlesungen in den Synagogen durch mündliche Auslegungen in der aramäischen Mundart zu begleiten, kam in den letzten Jahrhunderten v.Chr. auf. Da das Hebräische der breiten Masse des Volkes als gesprochene Sprache immer weniger geläufig war, brauchten sie notwendigerweise eine Auslegung der Texte der Heiligen Schriften in einer ihnen bekannten Sprache falls sie verstehen sollten, was gelesen wurde. Der offiziell Beauftragte, der diese mündliche Auslegung geben sollte, wurde Meturgeman (Übersetzer oder Ausleger) genannt und die Auslegung selbst nannte man Targum. Der Meturgeman durfte die Auslegung nicht aus einer Schriftrolle lesen, da die versammelte Gemeinde irrtümlich hätte denken können, dass er aus den heiligen Original-Schriften läse. Zweifellos mit Rücksicht auf die Genauigkeit wurde weiterhin festgelegt, dass nicht mehr als ein Vers des Pentateuchs und nicht mehr als drei Verse aus den Propheten auf einmal übersetzt werden durften. Nach einer gewissen Zeit wurden diese Targume dann schriftlich festgehalten."
Der große Nutzen der früheren Targume besteht darin, dass sie die Echtheit des hebräischen Textes bestätigen, indem sie beweisen, dass es der gleiche Text zu der Zeit war, in der die Targume entstanden, wie wir ihn heute vorliegen haben.