Buße – Nicht zu verwechseln mit Reue


Hebräer 12,15-17

15 Und achtet darauf, dass nicht jemand die Gnade Gottes versäumt, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwächst und Unheil anrichtet und viele durch diese befleckt werden, 16 dass nicht jemand ein Unzüchtiger oder ein gottloser Mensch sei wie Esau, der um einer Speise willen sein Erstgeburtsrecht verkaufte. 17 Denn ihr wisst, dass er nachher verworfen wurde, als er den Segen erben wollte, denn obgleich er ihn unter Tränen suchte, fand er keinen Raum zur Buße


Es gibt Bibelübersetzungen, in denen der Ausdruck „Buße tun“ noch in einem anderen Sinn gebraucht wird. Wenn wir aber genauer hinsehen, stellen wir fest, dass dort im Urtext ein ganz anderes Wort steht. Es heißt beispielsweise in der King James-Übersetzung von 1611 in dem Abschnitt Matthäus 27,3-4

 

Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, tat er Buße und brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu.

 

Wir lesen hier, dass Judas „Buße tat“. Aber das Wort, das an dieser Stelle im griechischen Urtext steht, ist nicht das Wort „metanoia“, sondern das Wort „metamelein“.

 

Der Begriff „metanoia“ wird mit „seine Meinung/Sinn ändern“ übersetzt (von „noein“ für „denken“ und „meta“ für „um“ oder „nach“ wörtlich also etwa „Umdenken, Sinnesänderung, Umkehr des Denkens“).

 

Der Begriff „metamelein“ beschreibt das, was Menschen oft fälschlicherweise als Buße ansehen, nämlich Gefühle der Reue und Seelenqual. Ohne Zweifel hat Judas in diesem Augenblick schlimme innere Qualen und bittere Reue empfunden. Es war aber keine echte, biblische Buße. Er änderte weder seinen Sinn noch seinen Kurs und seine Richtung. Im Gegenteil, wir lesen gleich im nächsten Vers, dass er „hinging und sich erhängte“; worauf in Apostelgeschichte 1,25 mit den Worten Bezug genommen wird:

 

„... Judas ... ist (abgewichen), um an seinen eigenen Ort zu gehen.“

 

Ganz gewiss war Judas emotional bewegt, er empfand bittere Reue und Seelenpein. Aber er erlebte keine wahre Buße, keine Sinnesänderung, durch die auch seine Lebensrichtung verändert wurde. Tatsächlich konnte er die Richtung gar nicht mehr ändern; er war bereits zu weit gegangen. Trotz der Warnungen seines Heilandes hatte er mit voller Absicht einen Kurs eingeschlagen, von dem es hinterher kein Zurück mehr gab. Er hatte den „Raum zur Buße“ hinter sich gelassen.

 

Was für eine ernste, schreckliche Lektion haben wir hier vor uns! Es ist möglich, dass ein Mensch durch bewusstes, starrsinniges Verharren in seinen eigenen Wegen an einen Platz gelangt, von dem es kein Zurück mehr gibt – ein Platz, wo die Tür zur Buße durch seinen Eigensinn unwiderruflich hinter ihm ins Schloss gefallen ist.

 

In Hebräer 12,16-17 lesen wir von einem anderen Mann, der den gleichen tragischen Fehler beging. Dieser Mann war „... Esau, der für eine Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte.“ Der Schreiber des Hebräerbriefes fährt fort:

 

Denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obgleich er sie mit Tränen eifrig suchte.“

 

In einem törichten, unbedachten Augenblick hatte Esau sein Erstgeburtsrecht, das ihm als dem erstgeborenen Sohn Isaaks zustand, an seinen Bruder Jakob abgetreten – für einen lumpigen Teller Linsen! Die Bibel sagt über diesen Vorfall in 1. Mose 25,34:

 

„... So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.“

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass Esau, indem er sein Erstgeburtsrecht verachtete, gleichzeitig auch alle Segnungen und Verheißungen Gottes verachtete, die mit diesem Erstgeburtsrecht verknüpft waren. Hinterher bereute Esau, was er getan hatte. Doch er versuchte vergeblich, das Erstgeburtsrecht und den Segen wiederzuerlangen. Warum? Weil er keinen Raum zur Buße mehr fand. In der King James-Übersetzung von 1611 heißt es in der Anmerkung zu diesem Vers, dass man auch übersetzen könnte: Er fand keine Möglichkeit, seinen Sinn zu ändern.

 

Hier sehen wir wieder, dass eine starke Gefühlsaufwallung nicht unbedingt ein Zeichen echter Buße sein muss. Esau weinte laut und vergoss bittere Tränen. Aber trotz dieser Dinge fand er keinen Raum zur Buße, keine Möglichkeit der Sinnesänderung. Durch eine scheinbar geringfügige, nebensächliche Handlung hatte er den gesamten Kurs seines Lebens bestimmt und sein zeitliches und ewiges Schicksal gewählt. Er hatte einen Weg eingeschlagen, von dem es kein Zurück mehr gab.

 

Wie viele machen es heute ebenso wie damals Esau! Für ein paar Augenblicke sinnlicher Lust oder fleischlicher Begierde, für etwas so Minderwertiges wie eine Zigarette, einen Joint, ein Glas Bier oder Whisky verachten sie alle Segnungen und Verheißungen des allmächtigen Gottes. Wenn sie dann hinterher ihren Irrtum bemerken, wenn sie anfangen, sich nach den ewigen, geistlichen Segnungen zu sehnen, die sie einst verachtet haben, dann müssen sie zu ihrem Schrecken erkennen, dass sie Verworfene sind. Warum? Weil sie keinen Raum zur Buße mehr finden, keine Möglichkeit, ihren Sinn zu ändern.

 

Wenn man jemals den Willen Gottes verlassen hat, gibt es nur einen Weg zurück und das ist die Buße. Man kann nicht sagen: „Gott, ich habe einen Fehler gemacht, aber eigentlich gehört es mir.“ Gott sagt: „Nein, es gibt keinen Weg zurück, wenn du am Ort der Buße vorbeigehst.“

 

Was der Leib Christi unserer Zeit mit am dringendsten braucht, ist ein echtes Verständnis von Buße. In der christlichen Seelsorge zeigt sich häufig, dass viele Seelsorgeprobleme gar nicht erst entstehen würden, wenn Menschen verstehen und praktizieren würden, was wahre Buße bedeutet. Diese Probleme sind im Grunde darauf zurückzuführen, dass die Leute die Grundanforderung der Buße nicht erfüllen.

 

Buße ist keine Emotion. Sie kann von Emotionen begleitet sein, muss aber nicht. Es geht nicht um Emotionen. Esau war sehr emotionell. Er schluchzte und weinte, aber er erfüllte die Bedingungen nicht.


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen