Das Schofar stimmt den Ruf zur Umkehr an
3. Mose 23,2
„Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Das sind die Feste des HERRN, zu denen ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt; dies sind meine Feste...“
Am Anfang des Monats Tischri beginnt eine ganz besondere und heilige zehntägige Zeit, die als sogenannte „Hohen Feiertage“ oder „Hochheiligen Tage“ bekannt sind, die im Hebräischen „Jamim Nora'im“ genannt werden. Diese Bezeichnung bedeutet „Tage der Ehrfurcht“ oder „furchterweckende Tage“ und weist auf die geistliche Ernsthaftigkeit dieser Zeit hin, die Selbstreflexion und Buße/Umkehr beinhaltet.
Diese Feste des HERRN werden auf Hebräisch „mo'edim“ genannt, was so viel wie „festgesetzte Zeiten“ bedeutet.
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Das Buch 3. Mose in der Tora legt den Grund für jede dieser Festzeiten fest, wann sie zu halten sind und wie sie zu feiern sind.
Obwohl viele Menschen, auch Christen, diese Feiertage als „jüdische Feiertage“ betrachten, sind sie in Wirklichkeit Gottes Heilige Tage und Feste.
Als solche sind sie für jeden, der Gott kennenlernen möchte, von großer Bedeutung.
3. Mose 23,4
„Das sind aber die Feste des HERRN, die heiligen Versammlungen, die ihr zu festgesetzten Zeiten einberufen sollt...“
Die Tage der Ehrfurcht – Eine Zeit der Selbstreflexion
Im Laufe des Gottesdienstes an Rosch ha-Schana wird das Schofar 100-Mal erklingen.
Eine besondere zehntägige Periode, die „Tage der Ehrfurcht“ oder „Zehn Tage der Buße“ genannt wird, beginnt mit Rosch ha-Schana und gipfelt in Jom Kippur (Tag der Versöhnung).
Dieser zehntägige Zeitraum ist eine intensive Zeit der Selbstbeobachtung und Selbstprüfung. Sie bietet jedem die Gelegenheit, den Zustand seines Lebens und seines Herzens zu überprüfen und mit Gott ins Reine zu kommen.
Interessanterweise kann der Name „Israel“ (auf Hebräisch Yisrael) aus zwei hebräischen Wörtern zusammengesetzt werden: „Yisra“ (kämpfen, ringen) und „El“ (Gott), was so viel bedeutet wie „Gott kämpft“ oder „Gottes Streiter“.
Dies ist eine besondere Zeit der Vergebung, in der wir sowohl diejenigen, denen wir Unrecht getan haben, um Vergebung bitten als auch denen, die uns Unrecht getan haben, Vergebung gewähren. Die jüdische Tradition besagt, dass Gott uns die Sünden, die wir an anderen begangen haben, erst dann vergeben kann, wenn wir von der Person, der wir Unrecht getan haben, Vergebung erlangen.
In der Tat hat Jesus (Jeschua) selbst die Unverzeihlichkeit als ein entscheidendes Problem bezeichnet. Er sagte, dass sie uns davon abhalten würde, Vergebung von unserem himmlischen Vater zu erhalten.
Matthäus 6,14-15
„14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“
Da die gefallene menschliche Natur zur Sünde und Unversöhnlichkeit neigt, hat Gott diese besondere Zeit vorgesehen, um sich auf Buße/Umkehr und Vergebung auszurichten.
Das Blasen des Schofars zur Vorbereitung auf Rosch ha-Schana
Da der biblische Monat Elul vor den Tagen der Ehrfurcht als die Zeit angesehen wird, in der man um Vergebung bittet, wurde und wird das Schofar in vielen jüdischen Gemeinden in diesem Monat jeden Morgen geblasen.
Sein durchdringender, eindringlicher Klang regt die Herzen an, Gott zu suchen und die Sünden in seinem Leben zu bereuen und darüber Buße zu tun.
In Israel, aber auch weltweit, werden im Monat Elul viele Menschen dafür sorgen, dass man diesen besonderen Klang der Schofarhörner öfter hören wird. Es ist ein schöner, eindringlicher Ton, der direkt die Seele zu durchdringen scheint. Interessanterweise hat das hebräische Wurzelwort von Schofar (shaphar) auch die Bedeutung von „Einschnitt“ – es schneidet tief in die Seele und ins Herz!
Dieser Klang erinnert daran, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen, während man sich auf die kommenden Hohen Feiertage vorbereitet.
Ein bekannter und hoch angesehener jüdischer Rabbi des Mittelalters, Maimonides, verglich den Klang des Schofars mit einem Weckruf, der Menschen aufrüttelt:
„Schläfer, erhebt euch aus eurem Schlummer, und diejenigen, die dösen, erwacht aus eurer Lethargie. Überprüft eure Taten, bereut eure Sünden und gedenkt eures Schöpfers!“
Auch das Neues Testament ermahnt uns, aus unserem geistigen Schlummer aufzuwachen und das Beste aus unserer Zeit zu machen, indem wir Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft lieben und ihm folgen, anstatt leeren oder frivolen Beschäftigungen nachzugehen.
Epheser 5,14-16
„14 Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten! 15 Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; 16 und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse“
Selichot – Sündenbekenntnisse
Da sich das neue Jahr nähert und der Monat Elul zu Ende geht, wird der Ruf zur Buße und Umkehr immer dringlicher.
Deshalb gibt es am Schabbat vor Rosch ha-Schana eine Mitternachtsandacht.
▸ Lies hierzu auch unseren Beitrag „Leil Selichot – Die Nacht der Vergebung“
Leil Selichot ist eine jüdische Mitternachtsandacht, ein Gebetstreffen, mit der Absicht, Gott um Vergebung zu bitten und an dem die gesamte Gemeinde, darunter Männer, Frauen und Kinder teilnehmen. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Nacht, in der das Selichot-Gebet (Gebete um Vergebung) verrichtet wird, um sich geistlich auf die bevorstehenden Hohen Feiertage vorzubereiten.
Ein zentrales Thema, das sich durch diese Gebete zieht, sind die Dreizehn Attribute der Barmherzigkeit Gottes (Schalosch-Esreh Middot), die Moses auf dem Berg Sinai offenbart und im 2. Buch Mose aufgezählt wurden.
2. Mose 34,6-7
„6 Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, 7 der Gnade bewahrt an Tausenden von Generationen, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, sondern die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten Generation.“
Der hebräische Begriff „Selichot“ oder „Slichot“ ist verwandt mit „Selicha“ oder „Slichah, dem gleichbedeutenden Ausdruck für „Entschuldigung“, „Es tut mir leid“ und „Vergib mir“.
Obwohl man sich bemüht, ein reines und heiliges Leben vor Gott zu führen, sündigt man trotzdem und bleibt hinter der Herrlichkeit Gottes zurück. Jeder von uns muss Buße tun und um Vergebung bitten für die vielen Fehler, die wir begehen und die uns und anderen schaden.
Klagelieder 3,40
„Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen und umkehren zum HERRN!“
In den meisten jüdischen Gemeinden werden die Selichot in den Gebetsgottesdiensten bis zu den Tagen der Ehrfurcht rezitiert.
Möge jeder von uns in dieser Zeit aufgefordert werden, in sich selbst zu schauen und den Heiligen Geist zu bitten, verborgene Sünden in unseren Herzen und in unserem Leben aufzudecken.
Sich zu entschuldigen kann das Leben verändern. Um Vergebung zu bitten ist der Schlüssel zur Umkehr, zu einer engeren Beziehung zu Gott und zu erfolgreichen Beziehungen zu unserer Familie, unseren Freunden und unseren Mitmenschen. Es ist auch wichtig, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und mit Gottes Plan für sein Leben voranzukommen.
Das folgende Sündenbekenntnis ist ein Teil der Selichot, genannt „Al Chet“, dass an Jom Kippur gemeinsam rezitiert wird:
Das Alles vergib uns, Gott der Vergebung, verzeihe es uns, und versöhne uns!
Die Sünden, die wir begangen durch Aufsässigkeit und Zügellosigkeit;
Die Sünden, die wir begangen durch falsches Urteil und Vorurteil;
Die Sünden, die wir begangen indem wir dem Nächsten eine Falle gestellt haben;
Die Sünden, die wir begangen aus Missgunst;
Die Sünden, die wir begangen aus Leichtfertigkeit;
Die Sünden, die wir begangen aus Eigensinn und Eigenwilligkeit;
Die Sünden, die wir begangen aus Hang und Trieb zum Bösen.
Die Sünden, die wir begangen durch Angeberei und Friedensstörung;
Die Sünden, die wir begangen durch Meineid und falschen Eid;
Die Sünden, die wir begangen durch unverschuldete Gehässigkeit;
Die Sünden, die wir begangen durch Bevorteilung und Veruntreuung;
Die Sünden, die wir begangen durch Verstocktheit des Herzens.
Das Alles vergib uns, Gott der Vergebung, verzeihe es uns, und versöhne uns!
Die Sünden, darauf wir ein Brandopfer schuldig wären;
Die Sünden, darauf wir ein Sündenopfer schuldig wären;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären ein Opfer nach Stand und Vermögen;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären ein Schuldopfer, sei es nun wegen eines gewissen oder ungewissen Vergehens.
Die Sünden, darauf wir schuldig wären körperliche Züchtigung;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären der vierzig Geißelstreiche;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären des Todes durch Gottes Hand;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären Ausrottung und Kinderlosigkeit;
Die Sünden, darauf wir schuldig wären einer von den vier Todesstrafen des Gerichtes –
Steinigung, Verbrennung, Enthauptung und Erwürgung; sei es, dass wir ein Gebot oder Verbot übertreten hätten, – dabei ein tätiges Verhalten vorgeschrieben wäre oder nicht – was uns ist offenbar und was uns ist nicht offenbar, das haben wir vor dir schon ausgesprochen und bekannt; was uns nicht ist offenbar, das ist bekannt und offenbar vor Dir; wie geschrieben steht:
»Das Geheime und Verborgene ist Gott vorbehalten; was offenbar ist, das ist für uns und unsere Kinder bis Ewigkeit, dass wir danach tun und befolgen alle Worte dieser Torah.«
Denn du bist es, der vergibt Jisrael, und Gnade und Verzeihung gewährt allen Stämmen Jeschuruns zu jeder Zeit, und außer dir ist Keiner Herr, der vergeben und verzeihen könnte wie du!
Schließen wir uns in den nächsten Wochen dem jüdischen Volk weltweit an und wiederholen wir das Gebet des Psalmisten David:
Psalm 139,23-24
„23 Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; 24 und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“
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Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen