Jesaja 53,7
"Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird..."
Johannes 1,29
"Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!"
Unter den vielen Namen und Titeln, die die Bibel dem Herrn Jesus Christus zuordnet, ragt einer in besonderer Weise hervor: "das Lamm Gottes" oder einfacher "das Lamm". Im Buch der Offenbarung wird Jesus fast 30mal als "Lamm" bezeichnet.
Johannes der Täufer wurde als "Vorläufer" Jesu in die Welt gesandt, um diesem den Weg zu bereiten. Dann kam für Johannes die Zeit, um Jesus der Öffentlichkeit in Israel vorzustellen. Sehen wir uns an, wie dies ablief:
"29 Am folgenden Tag sieht [Johannes] Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! 30 Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich. 31 Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar werde, deswegen bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen" (Joh 1,29-31).
Johannes der Täufer kam, um die Israeliten auf das Reich Gottes vorzubereiten und ihnen den Messias zu offenbaren. Als er ihnen diese Offenbarung brachte, gebrauchte er die Worte: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!"
Drei biblische Assoziationen mit einem Lamm
Was sagt der Titel "das Lamm Gottes" über Jesus aus? Die Schrift kennt drei zentrale Assoziationen mit einem Lamm. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Lamm ein Tier war, das allen Menschen in Israel sehr vertraut war, denn schließlich hatte es seit der Zeit des Auszugs aus Ägypten immer schon eine einzigartige Rolle in der Geschichte Israels gespielt. Deshalb war damals unter den Israeliten, die Johannes zuhörten, kein einziger, für den das Wort "Lamm" keine besondere Bedeutung gehabt hätte.
In der Schrift finden wir die folgenden drei Assoziationen mit einem Lamm:
1. Das Lamm ist ein Bild für Sanftmut. Es ist kein Tier, das kämpft. Es hat weder Krallen, noch Klauen noch Fänge. Es ist ein sanftes Tier.
2. Das Lamm ist ein Sinnbild für Reinheit. Sehen Sie sich draußen auf der Weide im Frühjahr die neugeborenen Lämmer an. Sie wirken so rein und weiß und flauschig und haben etwas an sich, dass man sie einfach nur in den Arm nehmen und mit ihnen kuscheln möchte.
3. Die wichtigste dieser Assoziationen besteht jedoch darin, dass in der Geschichte Israels das Lamm von je her das von Gott eingesetzte Opfer zur Erlösung und zum Schutz war. Für die Juden steht das Lamm in einer ganz besonderen Beziehung zu einer der wichtigsten religiösen Begebenheiten, derer sie bis auf den heutigen Tag überall auf der Welt in einem feierlichen Fest gedenken: das Passah oder Pessach.
Das Passahlamm
In 2. Mose 12 ist nachzulesen, wie von Gott her die Feier des Passah ursprünglich gedacht war. Das Passah war ein Fest, bei dem der Befreiung Israels aus der ägyptischen Knechtschaft gedacht wurde. Es ruft uns die zehnte und größte Plage in Erinnerung, bei der die Erstgeborenen der Ägypter den Tod fanden. Der Todesengel ging aber an den Häusern vorbei, an denen die Oberschwelle und die Türpfosten mit Blut eines Lammes bestrichen waren.
Liest man dieses Kapitel, das die Verordnung des Passah schildert, wie die Israeliten sie von Mose empfingen, wird deutlich, dass sich bei dem, was Gott festgesetzt hatte, alles um ein Lamm dreht; ohne Lamm gäbe es kein Passah:
"21 Und Mose berief alle Ältesten Israels und sagte zu ihnen: Macht euch daran und nehmt euch nach der Größe eurer Sippen Schafe und schlachtet das Passah. 22 Dann nehmt ein Büschel Ysop und taucht es in das Blut im Becken und streicht etwas von dem Blut, das in dem Becken ist, an die Oberschwelle und an die beiden Türpfosten. Ihr aber – von euch darf bis zum Morgen keiner zur Tür seines Hauses hinausgehen. 23 Und der Herr wird durch das Land gehen, um die Ägypter zu schlagen. Sieht er dann das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, wird der Herr an der Tür vorübergehen und wird dem Verderber nicht erlauben, in eure Häuser zu kommen, euch zu schlagen" (2Mo12,21-23).
Die Befreiung Israels von Gericht und Zorn hing zur Gänze vom Lamm und dessen Blut ab. Die Israeliten mussten das Blut außen an die Häuser streichen, in denen sie wohnten.
Das Wort "Passah" heißt auf Hebräisch "Pessach" und trägt im Englischen die interessante Bezeichnung "Passover" (wörtl. vorübergehen).
Das jüdische Opfersystem im Alten Testament (KLICK)
Das Bild Christi als Lamm Gottes, das uns im Johannes-Evangelium gezeigt wird, hat seine Wurzeln im jüdischen Opfersystem. Bei den Opfern, die Gott dargebracht wurden, kann man vier Arten unterscheiden:
• Brandopfer
• Speiseopfer
• Trankopfer
• Dankopfer
• Sündopfer
• Schuldopfer
Man teilt sie auch in blutige und unblutige Opfer ein.
Vom Altar des Tempels stieg immer Rauch von dargebrachten Opfern auf. Der Mensch erkannte bald, dass Schuldvergebung das Vergießen von Blut erforderlich machte. Das wird auf eindrückliche Weise sichtbar am inakzeptablen Opfer Kains im Gegensatz zu dem akzeptierten Blutopfer Abels.
Als Adam und Eva sündigten, bekleidete sie Gott selbst mit Tierfellen (1Mo 3,21). Ein Tier, vielleicht ein Lamm, musste sein Leben lassen, damit ihre Schande bedeckt wurde. Im levitischen Gesetz erklärt Gott, dass das Blut die Sühne für das Leben eines Menschen ist (3Mo 17,11). Dieser purpurne Faden führt durch das Alte Testament und dann auf den Hügel Golgatha, wo das vollkommene Lamm Gottes für die Sünden der Welt zum Opfer gegeben wird. Nie wieder wird es nötig sein, dass ein Lamm für die Sünde der Menschen geschlachtet wird.
Die Bedeutung des Blutes im Alten Testament (KLICK)
3. Mose 17,11
"Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung erwirkt für die
Seele"
Diese Aussage direkt nach den Darlegungen der levitischen Opfer ist eine der wichtigsten im Alten Testament. Sie enthält vier herausragende Worte: Leben, Blut (zweimal), Altar, Sühnung (zweimal). Blut im gesunden Körper bedeutet Leben. Vergossenes Blut bedeutet Tod.
Der Altar ist der Ort des Opfers. Das Blutvergießen ist es, das Sühnung für die Seele vollzieht. Sühnung bedeutet "bedecken". Das ist das grundlegende Ziel im alttestamentlichen Opfersystem.
Im Alten Testament wird dreimal gesagt, dass das Leben (bzw. die Seele) im Blut ist (1Mo 9,4; 3Mo 17,11; 5Mo 12,23). Gott ist der alleinige Geber des Lebens. Er ist Quelle und Ursprung allen Lebens, er teilt es aus. Er ist der Schöpfer einer jeden lebendigen Kreatur. Wenn das Leben des Fleisches im Blut ist, betont das den beträchtlichen Wert, den Gott auf Blut legt. Die Strafe für das Vergießen von Menschenblut (und damit Wegnahme des Lebens) ist, dass das Blut des Mörders vergossen wird. Todesstrafe ist ausdrücklich von Gott angeordnet (1Mo 9,4-6). Weiterhin ist es ausdrücklich verboten, Blut oder nicht ausgeblutetes Fleisch zu verzehren. Dieses Verbot wurde den Israeliten mehr als ausdrücklich klar gemacht (3Mo 17,14; 5Mo 12,16.23) und im Neuen Testament für nichtjüdische Christen wiederholt (Apg 15,20; 21,25; vgl. 1Mo 9). Das Blut gehörte Gott und sollte vor dem Herrn vergossen werden. Unter dem Gesetz bedeutete Ungehorsam die Todesstrafe.
Nochmal: Nichts anderes als Blut erwirkt Sühnung für das Leben. Blut im Körper bedeutet pulsierendes Leben, doch auf dem Altar ausgegossenes Blut bedeutet stellvertretenden Tod.
Jesus ist für uns gestorben (KLICK)
Der Messias ist für unsere Sünden gestorben.
Erstens: Durch unsere Sünden ist unsere Beziehung zu Gott gestört. "Eure Sünden haben eine Trennung zwischen euch und eurem Gott bewirkt" (Jes 59,2).
Zweitens: Die Strafe für die Sünde ist der Tod des Sünders (2Mo 2,17; vgl. Röm 6,23).
Drittens: Nur der Tod von etwas oder jemand Sündlosem kann die Sünde sühnen.
Deshalb mussten seit 2. Mose 3,21 Tiere sterben, und deshalb gibt es seit 2. Mose 4,3-5 Tieropfer, die später im Ritual der Stiftshütte und des Tempels dargebracht wurden. Diese Tieropfer besaßen jedoch, wie in Hebräer 9,1-10,20 ausgeführt wird, nur zeitliche Wirksamkeit. Um die menschliche Sünde zu sühnen, war ein menschlicher Tod nötig. Der Tod eines Sünders aber wäre unwirksam gewesen; deshalb durfte Abraham seinen Sohn Isaak nicht opfern (2Mo 22,11-14). Isaaks Tod hätte nichts genützt, da er ein Sünder war wie wir alle. In Jesaja 52,13; 53,8.9.12 wurde jedoch der Tod eines sündlosen Messias geweissagt. Der Messias ist für unsere Sünden gestorben, in Einklang mit dem, was das Alte Testament sagt; wie Jesus selbst lehrte (Lk 24,25-27).
Ein Sinnbild, das sich in Jesus erfüllt
Lies hier ausführlich wie Jesus das Passah erfüllte.
Das Passahlamm war ein Sinnbild, das sich in Jesus, dem Lamm Gottes, erfüllte. So, wie beim Passah Lämmer geopfert wurden, um mit ihrem Blut die Sünden des Volkes zu bedecken, so wurde Jesus am Kreuz geopfert, als Sühnung für Sünde, wie es im Gesetz vorgeschrieben wurde (2Mo 12,5; 29,1; 3Mo 1,3.10; 9,3; 23,12). Jesus ist unser Passahlamm (1Kor 5,7).
Werfen wir einen Blick auf das folgende prophetische Bild im Buch Jesaja:
"Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf" (Jes 53,7).
Wie exakt die Bibel doch ist. Wenn ein Schaf geschoren werden soll, blökt es den ganzen Weg zur Scherung. Doch sobald man dann die Schere in die Hand nimmt und anfängt, die Wolle abzuschneiden, verstummt es augenblicklich und wird still. Wie akkurat die Bibel doch ist, wenn sie sagt: "Wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er [Jesus] tat seinen Mund nicht auf". Die Erfüllung dieses Verses finden wir in den Evangelien. Lesen wir, wie das Markusevangelium jene Begebenheit schildert, als Jesus vor dem Sanhedrin steht:
"55 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; und sie fanden keins. 56 Denn viele legten falsches Zeugnis gegen ihn ab, und die Zeugnisse waren nicht übereinstimmend. 60 Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? 61 Er aber schwieg und antwortete nichts" (Mk 14,55-56.60-61).
Da stand Jesus, das Lamm vor den Scherern, in absoluter Stille. Dasselbe wiederholte sich vor dem römischen Statthalter Pilatus:
"3 Und die Hohenpriester klagten ihn vieler Dinge an. 4 Pilatus aber fragte ihn wieder und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie vieles sie gegen dich vorbringen! 5 Jesus aber antwortete gar nichts mehr, so dass Pilatus sich wunderte" (Mk 15,3-5).
Das Blut des Lammes
Das Blut des Passahlammes rettete die Israeliten vor der Vernichtung (2Mo 12,21-23), so dass sie aus Ägypten befreit und ins verheißene Land geführt werden konnten. Doch das Blut Jesu, des Lammes Gottes, schenkt all jenen, die an seinen Sühnetod glauben und ihn als ihren Heiland und Herrn anerkennen, ewige Erlösung. Diese Tatsache wird mehrmals im Neuen Testament formuliert, beispielsweise im Hebräerbrief, wo es heißt:
"11 Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt - das nicht mit Händen gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist - 12 und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle mal in das Heiligtum hineingegangen und hat uns eine ewige Erlösung erworben" (Hebr 9,11-12).
Das Blut Jesu errang ewige Erlösung für jeden, der glaubt.
"18 Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken" (1Petr 1,18-19).
Es war das Blut Jesu nötig, das Blut des Lammes Gottes, das Blut von Gottes sündlosem, ewigem Sohn, um ewige Erlösung zu erwirken. Das Blut des Passahlammes war ein Sinnbild, ein Symbol. Es bewirkte, dass die Menschen vorübergehend gerettet wurden. Es musste jedes Jahr erneuert werden. Doch als Jesus sein Blut vergoss und ins Heilige hineinging, galt dies ein für allemal. Es muss nie wiederholt werden. Er hat ewige Erlösung errungen.
Ein Muster für uns
Gegen Ende dieses Beitrags gilt es noch festzuhalten, dass die Natur Jesu, des Lammes Gottes, ein Beispiel und Muster für uns ist, dem wir in unserem Leben nacheifern müssen
"21 Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt; 22 der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, 23 der, geschmäht, nicht wieder schmähte, leidend, nicht drohte" (1Petr 2,21-23).
So stand Jesus als makelloses, sanftmütiges Lamm vor seinen Verklägern; er verteidigte sich und er wehrte sich nicht. Das ist die Lammesnatur des Sohnes Gottes.
Gott lässt keinen Zweifel daran, dass man auch an uns, die wir Jesus glauben und nachfolgen, diese Lammesnatur sehen muss. Er war uns ein Beispiel, das wir nachahmen sollen, er "... der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, der, geschmäht, nicht wieder schmähte, leidend, nicht drohte". Das ist Teil der Natur Jesu, die Gott in jedem einzelnen von uns hervorbringen möchte.
Quellen:
- Derek Prince - Das Wesen Gottes entdecken
- Derek Prince - Jesus - Das letzte Wort Gottes
- T. Ernest Wilson - Blutopfer im Alten Testament
- Walvoord Bibelkommentar Band 1
- David H. Stern - Kommentar zum Jüdischen Neuen Testament
- bibelkommentare.de
- Ulrich Laepple - Biblisches Wörterbuch
- David H. Stern - Kommentar zum jüdischen Neuen Testament
- Henry Gariepy - 100x Jesus Christus - Die Namen Jesu Christi im Alten und Neuen Testament
- John A. Witmer - Immanuel - Wahrer Mensch und wahrer Gott
- Dieter Boddenberg - Einzigartig - Unvergleichlich - Namen und Titel Jesu Christi
- herold-blog.com/was-bedeutet-der-name-jesus
- eigene Anmerkungen
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen