Der Kanon der Bibel


 Hesekiel 40,3

Und er brachte mich dorthin; und siehe, da war ein Mann, der sah aus, als wäre er aus Erz, und er hatte eine Schnur aus Leinen in der Hand und eine Messrute; und er stand im Tor

 

Lukas 24,27.44-45

27 Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht ... 44 Er aber sagte ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden


Einleitung zum Kanon der Bibel

Die Frage, welche Schrift oder welches Buch zur Bibel gehört, wird als Kanonfrage bezeichnet. Wir müssen verstehen, dass die Bibel nicht nur ein einziges Buch, mit nur einem göttlichen Autor, sondern eine kleine Bibliothek, in welcher sich 66 Einzelbücher (Alte Testament 39 und Neue Testament 27) befinden, ist, obwohl sie über einen Zeitraum von 1500–1600 Jahren von fast 40 menschlichen Autoren niedergeschrieben wurde.

 

Die Bibel beginnt mit dem Schöpfungsbericht in 1. Mose 1, der von Moses etwa 1400 v. Chr. aufgeschrieben wurde, und erstreckt sich bis zur Beschreibung der ewigen Zukunft in Offenbarung 21 durch den Apostel Johannes etwa 95 n. Chr. Während dieser Zeit offenbarte Gott sich und seine Absichten fortschreitend in den inspirierten Schriften.

 

Die Begriffe „Kanon“, „kanonisch“ und „Kanonizität“

Die Bibel ist keine Sammlung alter Literatur, die an diversen historischen Orten gefunden wurde, sondern sie beinhaltet nur Schriften, welche von Gott inspiriert wurden. Es geht also nicht um eine Zusammenfassung von historischen Werken, sondern um die Verkündigung des Wortes Gottes. Dazu muss es eine Autorität geben, welche dies festlegt und bestimmt, was das Wort Gottes ist und was eben nicht.

 

Der Begriff „Kanon“ bedeutet „Regel“ aber auch „Mess- oder Richtschnur“ und bezeichnet einen verbindlichen Maßstab.

 

Der griechische Begriff „kanón“ geht auf den hebräischen Begriff „qaneh“ zurück (vgl. Hes 40,3) und bezeichnete ursprünglich ein Holz-, Bambus- oder Schilfrohr, das im Bauhandwerk als Messlatte, Lineal oder Waagebalken verwendet wurde.

 

Im Sinn einer handlungsleitenden Norm erscheint der Begriff „kanón“ 4-Mal im Neuen Testament (2Kor 10,13.15-16; Gal 6,16).

 

Im Hinblick auf die Bibel bezieht sich der Begriff „Kanon“ auf die Sammlung der Schriften oder Bücher, die eine Prüfung der Authentizität und Autorität bestanden haben. Im Hinblick auf unser Leben meint der Begriff, dass die Gesamtheit der kanonischen Bücher für Gläubige zur Lebensregel wird (vgl. Gal 6,16).

 

Demnach bedeuten Begriffe wie „kanonisch“ oder „Kanonizität“ ganz einfach „regelgerecht“ oder „den Regeln entsprechend“ und meinen grundsätzlich, dass Schriften oder Bücher „zum Bibelkanon zugehörig“ sind.

 

Der Bibelkanon ist jene Reihe von Schriften oder Büchern, die das Judentum und das Christentum als Bestandteile ihrer Bibel festgelegt (kanonisiert) und so zum Maßstab (Kanon) ihres geistlichen Lebens gemacht haben.

 

Die Bibel ist in einem Zeitraum von über 1.500 Jahren entstanden und wurde erst Jahrzehnte nach dem Tod Jesu als ein Gesamtwerk abgeschlossen und in einem abschließenden verbindlichen Kanon festgelegt. Eine Frage, die sich vielen Menschen stellt: Woher kann man wissen, dass die Bibel wirklich nur aus jenen Schriften besteht, welche Gott uns gegeben hat und nicht aus Literatur, die sich Menschen in Laufe der Generationen selber ausgedacht haben? Dies ist eine gute Frage. Die Antwort darauf ist dennoch einfach; wir können sehr sicher sein, denn hierzu gibt es eine weltweite Einigkeit unter den Wissenschaftlern und sogar unter den vielen unterschiedlichen Religionsgemeinschaften auf der Erde mit all ihren Theologen in Bezug dazu, welche Schriften zur Bibel gehören und welche nicht. Die Katholiken verwenden die gleichen Schriften wie die Protestanten, Freikirchler, Zeugen Jehovas, Siebententags-Adventisten usw. Gott persönlich hat über seinem Wort gewacht und er selber hat dafür gesorgt, dass wir alle ganz sicher sein können, was sein Wort ist und was eben nicht. Streitigkeiten zwischen den Kirchen bestehen nur darin, wie das Wort Gottes ausgelegt wird. Somit hat kein Mensch auf Erden eine Ausrede vor Gott und kann nicht sagen: „ich habe gesündigt, weil ich nicht wusste, was Du willst und was nicht und ob die Bibel echt ist“.

 

Die Notwendigkeit eines Kanons

Es war äußerst wichtig zu einer allgemeinen Festlegung der wirklich kanonischen Schriften zu kommen, damit es in dieser Hinsicht zu einer Einheit in der christlichen Gemeinde kommen kann.

 

Hinsichtlich des Kanons des Alten Testaments war dieses Problem weniger groß gewesen, weil die Israeliten eine kleine und feste Gemeinschaft bildeten und ihre Schriften anfänglich nur wenig Verbreitung fanden. Für sie entstanden diese Probleme erst, nachdem 70 n. Chr. Jerusalem zerstört und die jüdische Gemeinde zerstreut wurde. Ein weiterer Grund war, dass viele christliche Schriften in Umlauf kamen. So entstand für die Juden die Notwendigkeit, zu einer formellen Aussage über den alttestamentlichen Kanon zu kommen, wie er in der Tat später im Talmud festgelegt wurde. Für die zerstreut lebenden Christen war die Notwendigkeit einer formellen Festlegung des neutestamentlichen Kanons noch viel größer. Dafür gab es drei Gründe:

 

1. Der dogmatische Grund mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Verbindlichkeit: Im Jahre 140 n. Chr. kam der Irrlehrer Marcion nach Rom, verkündete dort eine neue Lehre und bekam schon bald viele Anhänger. Er verwarf das Alte Testament ohne weiteres und stellte einen stark verkürzten Kanon des Neuen Testaments auf, der nur das Lukasevangelium und die Briefe des Paulus (außer denen an Timotheus und Titus) enthielt, die er zudem noch nach eigenem Gutdünken veränderte! Dadurch entstand für die Kirchenväter die Notwendigkeit, nicht einen Alternativ-Kanon aufzustellen, sondern öffentlich zu zeigen, welches der bis dahin allgemein angenommene Kanon war. Alle Christen mussten wissen, auf welche Schriften sie sich berufen konnten.

 

2. Ein Grund betreffend der Gemeinde: In vielen Orten, vor allem in den Ostkirchen, wurden Schriften vorgelesen, die oft hoch geschätzt, aber von anfechtbarem Inhalt waren. Auch nachdem sie als nicht-kanonisch abgewiesen worden waren, wurden bestimmte Schriften erbaulicher Art noch in den Gemeinden vorgelesen; darum kommen sie auch in manchen alten Handschriften wie etwa dem Codex Sinaiticus vor.

 

3. Ein weltlicher Grund: Als im Jahre 303 n. Chr. die letzte große Christenverfolgung im Römischen Reich ausbrach, befahl Kaiser Diokletian, alle neutestamentlichen Schriften zu vernichten. Dazu mussten die Gemeinden alle ihre heiligen Schriftrollen ausliefern. Dies betrachteten die Gläubigen jedoch als regelrechten Abfall von Gott und versuchten, die Behörden durch Abgabe anderer christlicher nicht-kanonischer Schriften abzuspeisen, in der Hoffnung, dass der Kaiser den Unterschied nicht bemerken würde. Auf diese Art und Weise wurde den ersten Christen der praktische Unterschied zwischen kanonischen und nicht-kanonischen Schriften besser deutlich und öffentlich bekannt.

 

Die Prüfung der Kanonizität

Wie wurde die Sammlung, also der heutige Bibelkanon, bestimmt und zusammengestellt? Wie wurde geprüft, ob eine Schrift oder ein Buch zur Bibel gehört? Woher weiß man, welche Schriften in den Kanon der Bibel aufgenommen werden und welche davon ausgenommen sein sollten?

 

Viele meinen über die Entstehung des Bibelkanon in Kenntnis zu sein und oft hört man die Behauptung, dass die frühchristlichen Konzilien beschlossen hätten, welche Schriften zur Bibel gehören und welche nicht. Man könnte mit dieser Meinung gar nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein!

 

Kein einziges der großen Konzilien, die die ganze Christenheit repräsentieren sollten, indem Vertreter aus der ganzen damaligen Welt zusammen kamen (man nennt diese umfassenden Konzilien deshalb ökumenische Konzilien), hat die Kanonfrage entschieden, weder in Nizäa (325 n. Chr.) noch in Konstantinopel (381 n. Chr.), noch in Ephesus (431 n. Chr.) etc. Auf dem Konzil von Hippo (397 n. Chr.) in Nordafrika wurde zwar über die Kanonfrage gesprochen, aber dies war ein regionales Konzil, das nicht die ganze Christenheit repräsentierte. Der Bibelkanon wurde nie von einem Konzil oder sonst einem autoritären Gremium beschlossen.

 

Zuerst ist es wichtig festzuhalten, dass bestimmte Schriften kanonisch waren, noch bevor sie irgendwelchen Prüfungen unterzogen wurden.

 

Das ist ungefähr dasselbe, wie wenn man sagt, dass manche Schüler bereits intelligent waren, bevor sie irgendwelche Prüfungen abgelegt hatten. Die Prüfungen waren nur ein Beweis dafür, was an sich bereits da war. Auf dieselbe Weise machten weder die Kirche noch die Konzile auch nur eine Schrift kanonisch oder authentisch; entweder die Schrift war authentisch, als sie geschrieben wurde, oder eben nicht. Die Kirche oder ihre Konzile erkannten und verifizierten gewisse Schriften als das inspirierte Wort Gottes, und mit der Zeit wurden die anerkannten Schriften zu dem zusammengestellt, was wir heute unsere Bibel nennen.

 

Die Kirche hat uns ebensowenig den Kanon des Neuen Testaments gegeben wie Sir Isaac Newton uns die Schwerkraft gegeben hat. Gott gab uns durch sein Schöpfungswerk die Schwerkraft, und in ähnlicher Weise gab er uns den neutestamentlichen Kanon, indem er die einzelnen Schriften inspirierte, aus denen er besteht.

 

Nicht die Kirche oder ihre Konzile schuf den Kanon oder die Schriften, die zur Bibel gerechnet werden. Vielmehr erkannte die Kirche die Schriften an, die von Anfang an inspiriert waren. Sie waren von Gott inspiriert, als sie niedergeschrieben wurden. Eine Schrift gehört ab dem Zeitpunkt, indem sie durch Gott eingegeben und niedergeschrieben wurde, zum biblischen Kanon.

 

Welche Prüfkriterien wurden von der Kirche angewandt?

Es gab hauptsächlich fünf Kriterien, nach denen festgestellt wurde, ob eine Schrift kanonisch, also zur Bibel zugehörig, war:

 

1. Autorität

Ist die Schrift autoritativ? Kam sie aus der Hand Gottes? Besitzt die Schrift die göttliche Autorität des „So spricht der Herr“?

 

Jede Schrift der Bibel redet in autoritärem Ton und direkt im Namen Gottes; oft sogar mit einem ausdrücklichen: „So spricht der Herr“, „Das Wort des Herrn geschah zu mir“‚ oder „Der Herr sprach zu mir“. In den historischen Schriften finden wir autoritative Aussagen über das Handeln Gottes. Die neutestamentlichen Schriften sind zwar deutlich von apostolischer Autorität, aber letztlich gibt es nur eine absolute Autoritätsinstanz, nämlich Gott selber. Die Apostel und Propheten üben nur die Autorität ihres Herrn aus (vgl. 1Kor 14,37; Gal 1,1.12).

 

2. Prophetisch oder Apostolisch

Ist die Schrift prophetisch oder apostolisch? Wurde sie von einem Mann Gottes geschrieben? Die Schrift musste von einem anerkannten Propheten oder Apostel geschrieben worden sein (oder von einem Mitarbeiter von ihnen, wie z.B. Markus, Lukas, Jakobus und Judas.

 

Gott redete zu den Vätern durch die Propheten (vgl. Hebr 1,1). Und wenn eine Schrift durch einen Apostel Jesu Christi geschrieben wurde, dann musste es als kanonisch angenommen werden (vgl. Gal 1,1.8.11). Einerseits ist kein Fall bekannt, wo eine wirklich prophetische oder apostolische Schrift als nicht kanonisch verworfen wurde, andererseits wurden Schriften, die dieses Kennzeichen nicht hatten, von den Gläubigen sofort verworfen (vgl. 2Thes 2,2; vgl. auch 1Joh 2,18f.; 4,1-3; 2Kor 11,13).

 

3. Authentizität

Ist die Schrift authentisch? Die Schrift durfte nicht den bisherigen inspirierten Schriften widersprechen. Die Kirchenväter hatten die Einstellung: „Im Zweifelsfalle nicht!“ Diese Verfahrensweise bürgte für die Gültigkeit ihrer Beurteilung der kanonischen Schriften.

 

4. Dynamik

Ist die Schrift dynamisch? Wirkte sie als Gottes Wort im Leben der Menschen? Hat sie geistliche Kraft? Besaß sie die lebenserneuernde Kraft Gottes (Hebr 4,12; 2Tim 3,15-17)?

 

5. Anerkennung und Verwendung

Ist die Schrift angenommen, gesammelt, gelesen und gebraucht worden? Wurde sie vom gläubigen Gottesvolk akzeptiert?

 

Dies lässt sich beim Alten Testament in soweit feststellen, da die Juden diese 39 Schriften als Wort Gottes erkannt und zu ihrer heiligen Schrift (Tanach) gemacht haben.

 

Petrus erkannte die Schriften des Paulus als „Heilige Schriften“ parallel zu anderen an (2Petr 3,16).

 

Es musste ein allgemeiner Konsens, also eine übereinstimmende Meinung ohne verdeckten oder offenen Widerspruchs, in der Gemeinde darüber bestehen, dass es sich um eine inspirierte Schrift handelte. Wenn also verschiedene Konzilien (Zusammenkünfte) in der Kirchengeschichte zusammenkamen, um über den Kanon zu diskutieren, wurde dort nicht über die Kanonität einer Schrift abgestimmt, sondern sie erkannten im Nachhinein an, was Gott bereits geschrieben hatte. Ihre Kanonizität ist eine ihnen innewohnende Eigenschaft, da sie von Gott kommt. Unter der frühen Gemeinde herrschte so tatsächlich überraschende Einmütigkeit darüber, welche Schriften zu den inspirierten Schriften gehörten. Doch es stimmt auch, dass einige wenige Schriften zeitweise von einer Minderheit angezweifelt wurde; keine Schrift, dessen Authentizität von einer großen Zahl von Gemeinden angezweifelt wurde, ist später angenommen worden.

 

Die Tatsache, dass bei bestimmten Schriften gezögert wurde, braucht nicht zu beunruhigen, weist es doch darauf hin, dass man mit Gottes Wort nicht oberflächlich, sondern gerade mit Sorgfalt und Unterscheidungsvermögen zu Werke ging. War man nicht von der göttlichen Autorität einer Schrift überzeugt, wurde sie verworfen.

 

Zur Zeit Jesu war das gesamte Alte Testament bereits niedergeschrieben. Von den 39 Schriften des Alten Testaments werden mindestens 29 im Neuen Testament zitiert. Paulus schreibt in Römer 3,2 über das irdische Volk Gottes: „... Denn vor allem sind ihnen (den Juden) die Aussprüche Gottes anvertraut worden“. Das zeigt, dass nicht nur Gott, sondern auch sein Volk Israel wusste, was Gottes Wort war und was nicht. Das Alte Testament war zuerst Gottes Wort für das Volk Israel. Gott selbst sagte in 5. Mose 4,8: „Und wo ist ein so großes Volk, das so gerechte Satzungen und Rechtsbestimmungen hätte, wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege“?

 

Das letzte Buch des Alten Testaments, Maleachi, wurde etwa 430 v. Chr. fertiggestellt. Der Kanon des Alten Testaments aus der Zeit Jesu entspricht nicht nur dem Alten Testament, wie es seit dem in allen Jahrhunderten verwendet wurde, sondern enthält auch nicht die uninspirierten und unechten Apokryphen oder Pseudepigraphen, die nach Maleachi geschrieben und dem Alten Testament in der griechischen Übersetzung, die so genannte Septuaginta, zugefügt wurden und noch heute in manchen Bibelausgaben enthalten sind.

 

Keine einzige Stelle aus diesen Apokryphen oder Pseudepigraphen wird von einem der Schreiber des Neuen Testaments zitiert, noch bestätigte Jesus eine der Apokryphen oder Pseudepigraphen, als er den Kanon des Alten Testaments seiner Zeit anerkannte (vgl. Lk 24,27.44).

 

Zur Zeit Jesu bestand der Kanon des Alten Testaments aus 22 Schriften, von denen jede dasselbe Material enthielt, wie die 39 Bücher unserer heutigen Bibelausgaben. Wenn hier von 22 Büchern des Alten Testaments die Rede ist (so viel wie Buchstaben im hebräischen Alphabet), meint man damit die Anzahl, welche man durch Zusammenfassung verschiedener Bücher erhält. Die Bücher Samuel, Könige und Chronika wurden ursprünglich als je ein Buch gezählt. Ebenso wurde Esra und Nehemia als ein Buch betrachtet, desgleichen auch die 12 kleinen Propheten (12 Prophetenrolle). Rut war als Anhang zu Richter anzusehen, so wie die Klagelieder zu Jeremia gerechnet wurden.

 

Dieselben Kriterien für die Kanonität, die beim Alten Testament angewendet wurden, gelten auch für das Neue Testament. Im Fall von Markus und Lukas bzw. seiner Apostelgeschichte werden die Autoren als Schreiber von Petrus bzw. Paulus angesehen. Jakobus und Judas wurden von Jesu Halbbrüdern geschrieben. Der Hebräerbrief ist zwar das einzige Buch im Neuen Testament, dessen Autor nicht mit Gewissheit bestimmt werden kann, doch sein Inhalt steht so sehr im Einklang mit dem Alten und Neuen Testament, dass die Gemeinde in ihrer Frühzeit schlussfolgerte, er müsse von einem Mitarbeiter der Apostel geschrieben worden sein. Die 27 Bücher des Neuen Testaments sind seit etwa 350–400 n. Chr. allgemein als von Gott inspiriert anerkannt, womit der gesamte Kanon von 66 Büchern vollständig und abgeschlossen ist.

 

Es werden keine Schriften mehr entdeckt oder geschrieben werden, die zu den 66 Büchern der Bibel hinzugefügt werden dürfen. Sollte ein weiterer Paulusbrief entdeckt werden, wäre er dennoch nicht kanonisch. Paulus hat während seines Lebens sicherlich viele Briefe geschrieben, die nicht ins Neue Testament Eingang gefunden haben; diese sind aber nicht kanonisch. Nicht alles, was ein Apostel schrieb, ist inspiriert, denn die Inspiration bezieht sich nicht auf den Autor, sondern auf seine Schriften. Deshalb müssen nicht alle Schriften eines Autors inspiriert sein.

 

Die Kanonisierung des Alten Testament

Die Kanonisierung des Alten Testaments (AT) ist in mehreren Schritten erfolgt. Sie begann mit den fünf Büchern Mose (Tora=Gesetz), dem dann die Propheten und die Schriften folgten. Das Alte Testament lag schon lange vor Jesu Geburt abgeschlossen vor. Die Juden selbst nennen die hebräische Bibel „Tanach“ (TaNaKh) nach den Anfangsbuchstaben der aus drei Teilen bestehenden Kanongruppen, nämlich Tora (Gesetz, Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften). Alle Schriften sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet, so dass automatisch eine Zahlensymbolik entsteht, die beim Aufbau der Bibel deutlich wird. Es waren nicht Philosophen, sondern berufene Männer Gottes, nämlich Esra und Nehemia, welche nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft die heiligen Schriften des Alten Testaments noch einmal gesammelt und als verbindlich festgelegt haben. Dies erfolgte also unter der Beobachtung bzw. unter der Autorität Gottes. Abgeschlossen war der Tanach spätestens um 250 v. Chr. mit dem Beginn seiner griechischen Übersetzung, der Septuaginta, an der etwa 70 jüdische Gelehrte gearbeitet haben.

 

Nach der Zerstörung des Tempels und Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. haben jüdische Gelehrte den Tanach nochmals bestätigt. Es wurden keine Schriften entfernt und es kamen auch keine neuen hinzu. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Juden später jedem der 12 Stämme jeweils 2 Schriftrollen zuordneten und somit das Alte Testament statt in 22 nun in 24 Rollen (2x12) unterteilt war, da die Rollen Josua/Richter und Samuel/Könige jeweils getrennt wurden. Ursprünglich war es aber nicht so. Jakob (=Israel), der Stammvater und Namensgeber des Landes Israel, war die 22. Generation nach Adam (Lk 3,23-38) und das hebräische Alphabet hat 22 Buchstaben. Daher wurde das Alte Testament auf 22 (nicht 24) Schriftrollen geschrieben, um die hebräische Vollständigkeit anzuzeigen.

 

In diversen Lexika wird von „Büchern“ statt von „Schriftrollen“ gesprochen. Zur damaligen Zeit gab es keine Bücher mit einzelnen gebunden Seiten, sondern alle Texte wurden auf sehr lange Schriftrollen geschrieben.

 

Wie kommt es denn nun, dass zahlreiche Bibelübersetzungen eine andere Reihenfolge der Bücher haben als der Tanach? Bei der Erstellung der Septuaginta wurde die Reihenfolge der Bücher verändert, da sie überwiegend nach der Entstehungszeit geordnet wurden. Zusätzlich wurden auch bibelferne historische Bücher aufgenommen, die sogenannten Apokryphen. Bei der nochmaligen Übersetzung der Septuaginta in die lateinische Vulgata und andere Sprachen sind die in der Septuaginta verursachten Fehler bezüglich der Buch-Reihenfolge und der Apokryphen automatisch übernommen worden. Dies erfolgte in Unkenntnis des hebräischen Originals. Dadurch sind die inhaltlichen Zusammenhänge (z.B. in der Gruppe der Festrollen) verloren gegangen.

 

 

▪︎ Jesu Zeugnis über den alttestamentlichen Kanon

Für Gläubige von Bedeutung ist, dass der Aufbau der hebräischen Bibel schon vor Jesu Geburt bekannt und als verbindlich festgelegt war. So ist das wichtigste Beweismaterial für den alttestamentlichen Kanon im Neuen Testament zu finden. Man weiß genau, welche Schriftrollen Jesus gelesen hat. Mit anderen Worten: Der Kanon des Alten Testament war zu Jesu Zeit abgeschlossen und Jesus hat das Vorhandensein oder die Reihenfolge dieser Schriften niemals kritisiert, da sie allgemein anerkannt waren. Stattdessen hat er oft daraus zitiert und hat sogar die Dreiteilung ausdrücklich bestätigt, wobei die beiden letzten Teile aber meistens als „die Propheten“ zusammengefasst werden (Mt 5,17f.; 22,40; Lk 16,16.29.31; 24,27; Apg 13,15; 24,14; 26,22).

 

In Lukas 24,44 sagt Jesus Christus zu den Jüngern: „Es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“ Mit diesen Worten wies er auf die drei Abschnitte hin, in die die hebräische Bibel eingeteilt war: 1. das Gesetz, 2. die Propheten und 3. die Schriften. Im Vers werden sie „Psalmen“ genannt, weil die Psalmen das erste und längste Buch dieser Gruppe sind („Schriften“ = hebr. Ketuvim).

 

In Lukas 11,51 (vgl. auch Mt 23,35) „... von Abels Blut an bis auf das Blut des Secharjas ...“ bestätigt das Zeugnis Jesu den Umfang des alttestamentlichen Kanons. Abel war, wie jeder weiß, der erste Märtyrer (1Mo 4,8). Zacharias (hebr. Secharja) ist der letztgenannte Märtyrer (nach der Reihenfolge des hebräischen Alten Testaments), der „im Vorhof am Hause des Herrm“ gesteinigt wurde, weil er gegen das Volk prophezeit hatte (2 Chr 24,21). 1. Mose war das erste Buch im hebräischen Kanon und Chronika das letzte. Somit sagte Jesus „von 1. Mose bis Chronika“, wie wir nach unserer Reihenfolge „von 1. Mose bis Maleachi“ sagen würden.

 

„Wie die Schrift sagt“ (Joh 7,38), heißt es immer wieder im Neuen Testament, ohne nähere Erläuterung. Damit waren „die Schriften“ im Allgemeinen, also das gesamte Alte Testament gemeint: (Mt 21,42; 22,29; 26,54.56; Lk 24; Joh 5,39; 10,35; Apg 17,2.11; 18,28; Röm 1,2; 4,3; 9,17; 10,11; 11,2; 15,4; 16,26 1Kor 15,34; Gal 3,8.22; 4,30; 1Tim 5,18; 2Tim 3,16; 2Petr 1,20-21; 3,16).

 

Jesus kritisierte die jüdische Tradition in vielen Hinsichten, hatte aber niemals eine Auseinandersetzung mit den religiösen Führern über den Kanon der hebräischen Bibel (Joh 10,31-36; Lk 24,44). Es gibt keinen einzigen Hinweis auf eine Streitfrage zwischen ihm und den Juden bezüglich der Kanonizität der alttestamentlichen Schriften.

 

Somit kann man bis heute absolut sicher sein, dass man genau die gleichen Schriften, also genau das gleiche geistige Fundament des Alten Testament hat, das Jesus und die Urchristen auch hatten und welches die Juden sogar bis heute noch haben.

 

 

▪︎ Das Zeugnis außerbiblischer Verfasser

Den frühesten außerbiblischen Hinweis einer dreifachen Einteilung des Alten Testaments findet sich im Prolog zum Buch Jesus Sirach (Ekklesiastikus, ca. 135 v. Chr.). Der Prolog, geschrieben vom Enkel des Verfassers, sagt: „Das Gesetz und die Propheten und die anderen Bücher der Väter.“ Es gab also drei bestimmte Einteilungen des Alten Testaments.

 

Ein weiteres wichtiges Zeugnis finden wir bei Flavius Josephus (ein jüdischer Geschichtsschreiber) gegen Ende des 1. Jahrhunderts. Er machte in seinem Werk „Contra Apion (1,8)“ deutlich, dass die Juden nur 22 Bücher als göttlich inspiriert ansahen, und dass die jüdischen Bücher, die seit der Zeit des Königs Artaxerxes (also seit Nehemia) geschrieben wurden, diese Autorität nicht hatten, weil es damals kein exaktes Aufeinanderfolgen von Propheten mehr gab. Er bestätigt also, dass der Kanon chronologisch mit dem Buch Maleachi abgeschlossen wurde. Es ist interessant, dass Josephus von 22 Büchern spricht; übereinstimmend mit der Zahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets.

 

Dasselbe bezeugt auch der Talmud. Tosefta Jadaim 3,5 sagt: „Das Evangelium und die Bücher der Häretiker machen die Hände nicht unrein; die Bücher Ben Siras und sonstige Bücher, die seit seiner Zeit geschrieben wurden, sind nicht kanonisch.“

 

Seder Olam Rabba 30 schreibt: „Bis zu diesem Zeitpunkt (d.h. bis zu Alexander dem Großen) prophezeiten die Propheten durch den Heiligen Geist; von diesem Zeitpunkt an neige dein Ohr und höre auf die Reden der Weisen.“

 

Im Babylonischen Talmud, Traktat „Synedrion“ VII-VIII, 24 heißt es: „Nach den späteren Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi wich der Heilige Geist von Israel.“

 

Melito, Bischof von Sardes, stellte das älteste Verzeichnis des alttestamentlichen Kanons auf, das wir datieren können (ca. 170 n. Chr.). 

 

Das Verzeichnis, das von Eusebius in seiner „Kirchengeschichte“ aufgenommen wurde, enthält (wenn wir annehmen, dass Melito die Klagelieder zu Jeremia und Nehemia zu Esra rechnete) alle alttestamentlichen Schriften bis auf Ester (das Buch Ester war offensichtlich weniger bekannt). Eine Liste aus derselben Zeit, die in einem Manuskript angeführt wird, das in der Bibliothek des Griechischen Patriarchats in Jerusalem aufbewahrt wird, nennt den ganzen hebräischen Kanon: Darin werden nur die Klagelieder nicht genannt, weil sie wahrscheinlich als zu Jeremia gehörend angesehen wurden.

 

Der Gelehrte Origenes (ca. 250 n. Chr.) umschreibt den kompletten alttestamentlichen Kanon, nennt dabei aber auch den apokryphen „Brief des Jeremia“. Auch Athanasius gab 367 n. Chr. eine Liste heraus, in der er das Buch Ester (das er apokryph nennt) fehlen lässt und die Schrift „Baruch“ (inkl. „Brief des Jeremia“) hinzufügt. Der lateinische Gelehrte Hieronymus (ca. 400 n. Chr.) gibt uns in seinem Vorwort zum Kommentar zu Daniel genau denselben Kanon, wie wir ihn kennen.

 

 

▪︎ Warum wurde die Autorität bestimmter alttestamentlicher Schriften in Frage gestellt?

Zu bestimmten Zeiten wurde die Autorität einiger alttestamentlichen Schriften in Frage gestellt. Diese beinhalten:

 

• Ester

Das Problem mit dem Buch Ester ist, dass der Name Gottes nicht im Buch zu finden ist. Die Hand Gottes ist jedoch in der Geschichte offenbar, da Er die Juden vor der totalen Vernichtung schützte. Das bloße Fehlen des Namens Gottes ist kein ausreichender Grund, seinen Status zu leugnen, besonders wenn seine Hand der Vorsehung so offensichtlich ist.

 

• Prediger

Das Buch Prediger wurde manchmal wegen seiner skeptischen Inhalte beanstandet. Das Problem hierbei war, die Absicht des Autors zu verstehen. Salomon, der Autor des Buches, demonstriert, dass niemand in dieser Welt die ultimative Befriedigung ohne Gott erfahren kann. Er zeigt, dass alle Menschen Gott brauchen.

 

• Hohelied

Das Hohelied Salomos wurde manchmal als zu sinnlich kritisiert. Seine Inspiration war jedoch nie wirklich in Zweifel gezogen worden.

 

• Hesekiel

Einige meinten, das Buch Hesekiel sei gegen das mosaische Gesetz. Es wurden jedoch nie konkrete Beispiele angegeben. Das Problem lag wiederum in der Interpretation, nicht in der Inspiration.

 

• Sprüche

Sprichwörter hatten einige, die dies aufgrund bestimmter angeblicher innerer Widersprüche bezweifelten. Eine richtige Interpretation des Buches wird jedoch zeigen, dass dies nicht der Fall ist.

 

Die Kanonisierung des Neuen Testament

Wenn es im Neuen Testament heißt: „es steht geschrieben“, dann ist immer das Alte Testament gemeint. Dass diese alttestamentlichen Schriften auch von Jesus und der ersten Christengemeinde gekannt und benutzt wurden, zeigt sich an der Anzahl der vielen Zitate und Verweise auf das Alte und Neue Testament. Es sind über 800 Zitate, davon beziehen sich über 300 auf Jesus. Somit haben Juden und Christen bis heute genau das gleiche Alte Testament mit den gleichen Schriften.

 

In den ersten Jahren und sogar Jahrzehnten nach Jesu Tod wurden alle Ereignisse von den Jüngern Jesu (und den Frauen, die bei der Auferstehung Jesu dabei waren) mündlich weiter gegeben. Als die ersten Nachfolger Jesu älter wurden bestand die Notwendigkeit, die Worte Jesu schriftlich festzuhalten, damit sie überall auf der Welt bekannt werden. Paulus war der erste, der mit dem Verfassen der neutestamentlichen Schriften begann. Die Evangelien zeigen das Leben Jesu aus vier verschiedenen Perspektiven und die Apostelgeschichte offenbart, wie die erste christliche Gemeinde die Worte Jesu umgesetzt hat.

 

So fing die Kanonisierung des Neuen Testaments in den ersten Jahrhunderten der frühen christlichen Gemeinde an. Sehr früh wurden einige Schriften des Neuen Testaments anerkannt. Paulus erkannte die Schreiben von Lukas als ebenso maßgebend wie das Alte Testament (1Tim 5,18; vgl. 5Mo 25,4 i.V.m. Lk 10,7). Petrus erkannte die Schreiben von Paulus an (2Petr 3,15-16). Einige der Schriften des Neuen Testaments wurden unter den Gemeinden weitergereicht (Kol 4,16; 1Thes 5,27).

 

Clemens von Rom hat zumindest 8 Schriften des Neuen Testaments erwähnt (95 n. Chr.). Ignatius von Antiochia hat ungefähr 7 Schriften anerkannt (115 n. Chr.). Polycarp, ein Jünger von Johannes dem Apostel, erkannte 15 Schriften an (108 n. Chr.). Später wurden von Irenaeus 21 Schriften erwähnt (185 n. Chr.). Hippolytus erkannte 22 Bücher an (170–235 n. Chr.).

 

Ein Verzeichnis des neutestamentlichen Kanons wurde immer mehr notwendig als um 140 n. Chr. ein Häretiker namens Marcion, seinen eigenen Kanon entwickelte und begann, diesen zu propagieren. Hinzu kam, dass viele östliche Kirchen in ihren Gottesdiensten Schriften benutzten, die erwiesenermaßen unecht waren. Eine Entscheidung über den Kanon war also dringend geboten. Die Kirche war gezwungen, durch die Festlegung eines neutestamentlichen Kanons entgegenzutreten.

 

Athanasius von Alexandrien (367 n. Chr.) gibt uns das früheste Verzeichnis neutestamentlicher Schriften, das genau unserem heutigen Neuen Testament entspricht. Dieses Verzeichnis befand sich in einer Festschrift an die Gemeinden. Kurz nach Athanasius definierten Hieronymus und Augustinus den 27 Bücher umfassenden Kanon.

 

Polykarp (115 n. Chr.), Clemens und andere beziehen sich auf die Bücher des Alten und des Neuen Testaments mit der Aussage: „... wie geschrieben steht in diesen Schriften.“

 

Justin der Märtyrer (100–165 n. Chr.) schreibt in seinen Apologien 1.67: „An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Versammlung aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen; dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht. Hat der Vorleser aufgehört, so gibt der Vorsteher in einer Ansprache eine Ermahnung und Aufforderung zur Nachahmung all dieses Guten.“

 

In seinem Dialog mit Tryphon fügt er den Ausdruck „Es steht geschrieben“ bei Zitaten aus den Evangelien hinzu. Sowohl er als auch Tryphon müssen gewußt haben, worauf sich dieses „Es steht geschrieben“ bezieht.

 

Als schließlich ein Kirchenkonzil — die Synode von Hippo (393 n. Chr.) – 27 Bücher des Neuen Testaments verzeichnete, erteilte es ihnen keine Autorität, die sie nicht bereits besaßen, sondern stellte lediglich ihre längst etablierte Kanonizität fest. (Der Beschluß der Synode von Hippo wurde vier Jahre später durch die Dritte Synode von Karthago neu verkündigt.)

 

Seit dieser Zeit gab es keine ernste Infragestellung der 27 akzeptierten Bücher, weder durch die römischen Katholiken noch durch die Protestanten.

 

Das letzte Buch der Bibel ist die Offenbarung an Johannes. Er hat sich den Inhalt nicht selber ausgedacht, sondern er folgte lediglich der Anweisung Gottes: „Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach“ (Offb 1,19). Die letzten Worte der Bibel sind eine Warnung an alle, die etwas aus dem Kanon entfernen oder weitere Bücher danach als angebliches neues „Wort Gottes“ hinzuzufügen wollen: „18 Ich [Jesus] bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. 19 Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht“ (Offb 22,18-19).

 

Im Laufe der Jahrzehnte herrschte zunächst Unsicherheit darüber, welche Schriften zur Bibel gehören und welche nicht, da einige Verführer neue Lehren einbringen wollten und selber Texte schrieben und einige sogar das Buch der Johannes-Offenbarung aus der Bibel ausradieren wollten, weil sie den Inhalt nicht verstanden. Aber spätestens im Jahre 367 n. Chr. wurden die 27 Bücher offiziell und endgültig schriftlich festgelegt. Athanasius, ein Kirchenvater, war der erste, der in einem Osterbrief 367 n. Chr. genau die 27 Bücher des Neuen Testaments als kanonisch bezeichnete, die noch heute als solche angesehen werden. Bis zu seinem 39. Osterfestbrief waren verschiedene Listen kanonischer Schriften im Umlauf. Seine Liste wurde schließlich von einer Reihe von Synoden bestätigt und fand als Kanon des Neuen Testaments allgemeine Anerkennung. Die Reihenfolge der Schriften variierte im Laufe der Zeit und bis heute haben wir die 27 Bücher des Neuen Testament, die Anordnung in der Lutherbibel ist jedoch etwas anders als in den katholischen Ausgaben.

 

 

▪︎ Warum wurde die Autorität bestimmter neutestamentlicher Schriften in Frage gestellt?

Einige der Schriften, die sich im Kanon des Neuen Testaments befinden, wurden manchmal als von Gott inspiriert in Frage gestellt. Sie sind als Antilegomena bekannt. Antilegomena sind umstrittene Schriften, deren Echtheit oder Wert angezweifelt wurde, im Gegensatz zu den Homologumena, die übereinstimmend (als kanonisch) anerkannten Schriften.

 

Es gab sieben Bücher, deren Autorität von einigen Mitgliedern der frühen Kirche angezweifelt wurde. Die Gründe variieren von Buch zu Buch:

 

• Hebräerbrief

Das Hauptproblem, das einige der frühen Kirchenmitglieder mit dem Hebräerbuch hatten, war, dass der Verfasser nicht bestimmt werden konnte. Doch der Hebräerbrief ist nicht das einzige anonyme Buch des Neuen Testaments; auch die vier Evangelien nennen ihre Autoren nicht. Von frühester Zeit an wurde der Hebräerbrief überall außer im lateinischen Christentum akzeptiert. Das Problem war immer noch das Fehlen eines angegebenen Autors. Es wurde jedoch bald erkannt, dass der Hebräerbrief inspiriert war und einen Platz im Neuen Testament zurecht verdiente.

 

• Jakobusbrief

Das Hauptproblem, das einige mit dem Jakobusbrief hatten, war der Inhalt. Jakobus legte vermeintlich mehr Wert auf Werke als die anderen neutestamentlichen Schriften. Aber Jakobus ist weniger theologisch als praktisch und passt in eine dringend benötigte Lücke zwischen der Lehre und der Praxis des Christentums.

 

• 2. Petrusbrief

Kritiker haben über die Autorschaft des 2. Petrusbriefes und über die Rechtmäßigkeit seines Platzes im Kanon der Bibel mehr Kontroversen verursacht als über jedes andere Buch des Neuen Testaments. Grundsätzlich sind die stilistischen Unterschiede zu 1. Petrus die Gründe für die Infragestellung der Autorschaft. Der unterschiedliche Wortschatz kann mit dem unterschiedlichen Thema erklärt werden. Der 1. Petrusbrief sollte leidenden Christen helfen. Der 2. Petrusbrief sollte Irrlehrer entlarven. Andererseits gibt es bemerkenswerte Übereinstimmungen im  Wortschatz der beiden Briefe.

 

• 2. und 3. Johannesbrief

Beide Briefe wurden aus mehreren Gründen in Frage gestellt. Erstens wurde der Autor nicht ausdrücklich angegeben. Beide Briefe waren an Einzelpersonen gerichtet, beide sind sehr kurz und haben vermeintlich keinen großen Lehrinhalt. Aufgrund dieser Faktoren gab es wenige frühe Kirchenväter, die aus ihnen zitierten.

 

• Judasbrief

Judas wurde wegen seiner Zitierung des apokryphen Buches Henoch (V. 14) und die Himmelfahrt Moses (V. 9) hinterfragt.

 

• Offenbarung

Es ist keine Überraschung, dass das Buch der Offenbarung aufgrund des apokalyptischen Charakters auf einige Widerstände stößt.

 

Diese sieben Bücher wurden nur von einem kleinen Teil der Kirche in Frage gestellt, nicht von allen. Letztendlich wurden sie schließlich von der ganzen Kirche anerkannt.

 

Wie aus den mündlichen die geschriebenen Worte wurden

In den ersten Jahrhunderten sprach Gott direkt vom Himmel zu den Menschen. Er sprach zu Adam und Eva. Dennoch wollten sie nicht auf Gott hören. Gott sprach oft zu einzelnen Menschen der nachfolgenden Generationen. Er sprach zu Kain, zu Noah, zu Mose, zu Hiob und vielen Propheten. So konnten diese Menschen Gottes Worte an Familienangehörige, Kinder und an Nachbarn weitergeben. Dennoch wollten die Menschen nicht auf Gott hören. Gott sprach zum Volk Israel beim Auszug aus Ägypten. Am Berg Sinai verkündete er seine 10 Gebote. „Ihr habt gesehen, dass ich mit euch vom Himmel geredet habe“ (2Mo 20,23). Doch das Volk wollte trotzdem nicht hören. Sie wollten auch keinen direkten Kontakt zu Gott und sprachen zu Mose: „Rede du mit uns, wir wollen hören; aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben“ (2Mo 20,19). Später schrieb Mose: „Der HERR, unser Gott, hat einen Bund mit uns geschlossen am Horeb... Er hat von Angesicht zu Angesicht mit euch aus dem Feuer auf dem Berge geredet“ (5Mo 5,2-4). Er sprach zu Mose, welcher dem Volk Gottes Anordnungen mitteilte. Dennoch wollte das Volk nicht auf Gott hören. Später sprach Gott durch Propheten, die er inspiriert hat. Das Volk verachtete diese und tötete viele, so dass deren Stimmen nicht mehr gehört wurden. Damit auch die Nachwelt die Wahrheit erfahren kann, beauftragte Gott (!) Menschen seine Worte aufzuschreiben. Menschen haben nicht gesagt „lasst uns Bücher schreiben“, sondern Gott beauftragte die Menschen und befahl: „schreibt“. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Gott liebt Bücher, deswegen hat er uns 66 gegeben und es war seine persönliche Entscheidung, die historischen Ereignisse und seine Gebote in Schriftform zusammen zu tragen, damit auch spätere Generationen davon lernen können. Nur wenige Worte hat Gott selbst aufgeschrieben, wie die 10 Gebote, alle weiteren Texte wurden von Menschen auf Pergamenten (Tierhäuten) verfasst. Große Teile der Bibel sind direkte Zitate der Worte Gottes. Mose, der die beste Ausbildung in Ägypten erhielt, war der erste inspirierte Schreiber. Gott sagte: „Schreibe dies zum Gedächtnis in ein Buch und präge es Josua ein…“ (2Mo 17,14). „Da schrieb Mose alle Worte des HERRN nieder und machte sich früh am Morgen auf…“ (2Mo 24,4). Und Gott sagte weiter: „Schreib dir diese Worte auf; denn auf Grund dieser Worte habe ich mir dir und mit Israel einen Bund geschlossen“ (2Mo 34,27). Dabei sagte Gott nicht, dass sie es ungefähr sagen sollen, sondern ganz exakt: „Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich [Gott] euch gebiete, und sollt auch nichts davontun“ (5Mo 4,2). Es durften keinen eigenen Ideen oder eigenen der Menschen in die Bibel eingebracht werden, sondern nur das, was Gott sagte. Nach Mose übernahm ein weiterer bekehrter Mann die verantwortungsvolle Aufgabe der Fortführung der Bibel, nämlich Josua. „Und Josua schrieb dies alles ins Buch des Gesetzes...“ (Jo 24,26f). Es gab auch andere Bücher zur Zeit Mose (4Mo 21,4, Jos 10,13) und danach (1Kön 11,41; 14,19), die nicht in den Kanon aufgenommen wurden, denn nur Gott hat das Recht diejenigen Bücher in seine Bibel aufzunehmen, welche er will. Daniel kannte die damals vorliegenden alttestamentlichen Schriften sehr gut, sie wurden auch jeden Schabbat vorgelesen. Daniel forschte im Jeremia-Buch (Dan 9,2) und bat Gott um Verständnis. Zur Zeit Esras und Nehemias (etwa 400 v. Chr.) wurden alle Schriftrollen des Alten Testament zusammengetragen und für immer abgeschlossen. Maleachi schrieb das letzte prophetische Buch des Alten Testament, was durch Josephus Flavius bestätigt wird. Nach Maleachi folgten die 400 stummen Jahre bis zum Kommen des Messias.

 

Der direkte Kontakt mit Gott bewirkt keinen automatischen Gehorsam

Manche Menschen begründen ihre Sünden und ihren Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes, weil Gott nicht mit ihnen direkt redet und weil die Bibel nur ein Buch sei. Aber erstens wollen die meisten Menschen gar nicht, dass Gott zu ihnen spricht, und zweitens wären sie sowieso nicht gehorsam, selbst wenn Gott zu ihnen persönlich sprechen würde, denn sie wollen sich nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen haben. Selbstverwirklichung ist das große Stichwort in der Welt. Daher halten sich auch nur sehr wenige Menschen an die 66 kanonischen (also anerkannten) Bücher der Bibel und viele suchen sich andere Schriften, die ihnen das sagen, was sie hören wollen. Wer will denn heute schon die Worte der Bergpredigt hören, z.B. im Bereich der Sexualität? Kaum Jemand. Es ist ein großer Irrtum zu denken, dass das Hören der Stimme Gottes, die Menschen zum Gehorsam bewegt. Aus der Geschichte wissen wir sehr genau, dass es nicht viel bringt. Das sehen wir am Beispiel der ersten Menschen, Adam und Eva. Sie lebten im Paradies, hatten alles und sprachen mit Gott persönlich. Sie hatten also keine Ausreden. Dennoch waren sie nicht gehorsam, sündigten und brachten den Tod in die Welt. Das sehen wir auch sehr gut am Beispiel des Volkes Israel, welches Gott mit unvorstellbaren Wundern aus Ägypten geführt hat, dennoch gehorchte es nicht und sündige in vielfacher Weise. Auch zur Zeit des Neuen Testament sprach Gott persönlich (Mt 3,17; 17,5) und durch Jesus Christus, der 3,5 Jahre lang predigte. Dennoch haben die Menschen (sogar die Priester) seine Worte gehasst und haben ihn gekreuzigt. Dies geschah obwohl Jesus viele Wunder tat, Macht über die Naturgewalten (Stürme, auf dem Wasser gehen) hatte, Kranke heilen und sogar Tote auferwecken konnte. Das Neue Testament ist voller Wunder-Beschreibungen, dennoch beeindruckt es die Menschen nicht. Wunder bringen hartherzige Menschen nicht zu Gott, sie finden immer Ausreden, warum sie ungehorsam sein können. Selbst wenn Tote auferstehen würden, selbst dann würden sie sich nicht and die Worte der Bibel halten, wie im Gleichnis vom Lazarus und dem reichen Mann deutlich wird: „29 …Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er [der reiche Mann] aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde“ (Lk 16,29-31). Jesus sagte, dass wir die Bibel haben und wenn jemand den Worten der Bibel nicht glaubt, dann wird er auch nicht glauben, wenn Wunder geschehen.

 

Die Bibel ist ein geistliches Buch und geistliche Menschen brauchen überhaupt keine Wunder, denn der Geist Gottes versichert und offenbart ihnen, dass die Bibel vollkommen Gottes Wort ist. Sie haben gar keine Zweifel. Aber weltliche Menschen sind selbst nach Wundern ungehorsam und finden immer fromme Ausreden, um ihre Sünden zu rechtfertigen und den Inhalt der 66 kanonischen Bücher der Bibel, insbesondere in Bezug auf die Liebe, abzulehnen.

 

Man hat die absolute Sicherheit was zur Bibel gehört und was nicht!

Es gibt immer wieder Menschen, die Gläubige in Zweifel am Gottes Wort bringen wollen. Das machen sie mit ähnlichen Worten der Schlange (vgl. 1Mo 3,1): „Ja, sollte Gott gesagt haben, dass die 66 Bücher der Bibel wirklich sein Wort sein sollen?“ Man braucht sich nicht verführen lassen, denn jeder, der den Inhalt und den Aufbau der Bibel kennt, der weiß ganz genau, dass es Gottes Worte sind. Wer aber darin nicht liest und Gott nicht um Verständnis bittet, der wird dies niemals erfahren und bis zum Tode in Unsicherheit leben. Man braucht keine neuen Schriften, denn die 66 Bücher der Bibel befinden sich in einem endgültig abgeschlossenen Kanon.

 

Die Einteilung des heutigen Bibelkanon

In deutschsprachigen bzw. protestantischen Bibeln ist der Bibelkanon wie folgt angeordnet:

 

▪︎ Altes Testament (39 Bücher)

Die Bücher des Alten Testaments lassen sich in vier Kanongruppen gliedern: Die Gesetzbücher, die Geschichtsbücher, die Poetische & Weisheitsbücher sowie die Prophetenbücher.

 

1. Gesetzbücher (5)

2. Geschichtsbücher (12)

3. Poesie & Weisheitsbücher (5)

4. Propheten (Unterteilt in 5 große Propheten & 12 kleine Propheten)

 

Hinweis: Zuerst hat man das Alte Testament wahrscheinlich in zwei Abschnitte eingeteilt (vgl. Mt 5,18): das Gesetz (1Mo bis 5Mo) und die Propheten (Jos bis Mal). Später wurde dann eine Dreiteilung vorgenommen (vgl. Lk 24,44): das Gesetz (1Mo bis 5Mo), die Propheten (Josua, Samuel, Könige, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, die zwölf kleinen Propheten) und die Schriften (die übrigen Bücher). Das deutsche Alte Testament ist wie folgt aufgeteilt: Die Gesetzbücher (1Mo bis 5Mo), die Geschichtsbücher (Jos bis Est), die poetischen und Weisheitsbücher (Hi bis Hld) und die Propheten (Jes bis Mal). Der Inhalt stimmt mit dem hebräischen Alten Testament überein, allerdings mit dem Unterschied in der Anordnung der Bücher.

 

 

▪︎ Neues Testament (27 Bücher)

Die Bücher des Neuen Testaments lassen sich in drei Kanongruppen gliedern: Die Evangelien & Apostelgeschichte, die Paulusbriefe sowie die Allgemeinen Briefe & Offenbarung.

 

1. Evangelien & Apostelgeschichte (5)

2. Paulusbriefe (13)

3. Allgemeine Briefe & Offenbarung (9)

 

 

▪︎ Das Alte Testament (39 Bücher)

Das Alte Testament lässt in vier grundlegende Kanongruppen unterteilen, die jeweils einen spezifischen Schwerpunkt im Hinblick auf Jesus Christus bilden.

 

1. Gesetzbücher (5 Bücher; 1. Mose, 2. Mose, 3. Mose, 4. Mose, 5. Mose)

Die erste Kanongruppe – die „Gesetzbücher“ – umfasst die 5 Bücher Mose (auch Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium genannt) und werden deshalb auch als „Pentateuch“ bezeichnet, was „die fünf Rollen“ oder das „fünfbändige Buch“ bedeutet. Als die Bücher des Gesetzes werden sie bezeichnet, weil sie die Gesetze und Anweisungen enthalten, die Gott dem Volk Israel durch Mose gab. In ihnen wird vom Ursprung berichtet sowie die Geschichte des Volkes Israel von den ersten Anfängen bis zur Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten geschildert. Im Judentum tragen diese Bücher die Bezeichnung „Tora“. Diese fünf Bücher legen den Grundstein für das Kommen Christi, da Gott hier das Volk Israel erwählt und ins Leben ruft. Als Gottes auserwähltes Volk wurde Israel zum Bewahrer des Alten Testaments, zum Empfänger des Bundes der Verheißung und zum Wegbereiter des Messias (Röm 3,2; 9,1-5).

 

 

2. Geschichtsbücher (12 Bücher; Josua, Richter, Rut, 1. Samuel, 2. Samuel, 1. Könige, 2. Könige, 1. Chronik, 2. Chronik, Esra, Nehemia, Ester)

Die zweite Kanongruppe – die „Geschichtsbücher“ – umfasst zwölf Bücher, die sich mit der Geschichte des Volkes Israel befassen. Diese Bücher behandeln das Leben des Volkes von der Besitznahme des verheißenen Landes, dem Verlust des Landes aufgrund von Unglauben und Ungehorsam, über die Verbannung bis zur Rückkehr aus dem Babylonischen Exil. Diese zwölf Bücher erzählen von der Eroberung und dem Besitz Kanaans, der Regierungszeit der Richter, der Einsetzung von Königen, der Teilung Israels in das Nord- und das Südreich, dem Fall des Nordreichs an Assyrien, dem Exil des Südreichs in Babylon und der Rückkehr nach Jerusalem unter der Führung von Männern wie Nehemia und Esra. Diese Bücher bereiten uns auf das Kommen Christi vor.

 

 

3. Poesie & Weisheitsbücher (5; Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger, Hohelied)

Die dritte Kanongruppe – die „Poesie & Weisheitsbücher“ – umfasst fünf Bücher. Der vorherige Überblick über die ersten siebzehn Bücher (Gesetzbücher und Geschichtsbücher) – 1. Mose bis Ester – deckt die gesamte Geschichte des Alten Testaments ab. Alle übrigen Bücher, die Poesie & Weisheitsbücher sowie die Propheten, lassen sich irgendwo in die Zeit dieser siebzehn Bücher einordnen.

 

Die ersten siebzehn Bücher sind historisch. Diese fünf Bücher sind erfahrungsbezogen. Die siebzehn historischen Bücher befassen sich mit einem Volk als solchem. Die fünf Bücher befassen sich mit dem Einzelnen als solchem. Die siebzehn Bücher haben mit dem Volk Israel zu tun. Diese fünf Bücher haben mit dem menschlichen Herzen zu tun. Man muss klar verstehen, dass sich der Begriff „poetisch“ nur auf ihre Form bezieht. Es darf nicht so verstanden werden, dass sie einfach das Produkt menschlicher Phantasie sind. Diese Bücher schildern reale menschliche Erfahrungen, befassen sich mit tiefgreifenden Problemen und drücken Realitäten aus. Die poetischen Bücher sind der Psalter (eine Sammlung von Gebeten und Liedern) und das Hohelied (Liebes- und Hochzeitslieder). Die Weisheitsbücher enthalten Lehren, die in einprägsamen Sprichwörtern oder auch in dichterische Sprache gefasst sind. Dazu gehören die Bücher Hiob, Sprüche und Prediger.

 

 

4. Propheten

Unterteilt in: 5 große Propheten (Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Daniel) 12 kleine Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi)

 

Die vierte Kanongruppe – die „Propheten“ – umfasst 17 Bücher. Die Autoren dieser Bücher wurden aufgrund der Art ihres Dienstes und ihrer Berufung mit einer Reihe von Begriffen beschrieben oder bezeichnet. Man nannte sie Propheten, Seher, Wächter, Männer Gottes, Boten und Diener des Herrn.

 

Die Propheten Israels legten die Ereignisse der Vergangenheit aus, prangerten das Unrecht in der Gegenwart an und verkündigten Gottes Handeln für die Zukunft. Nach dem Umfang des Inhalts der Prophetenbücher unterscheidet man die „großen Propheten“ Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Daniel von den „zwölf kleinen Propheten“ (Zwölfprophetenbuch) Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.

 

 

▪︎ Das Neue Testament (27 Bücher)

Das Neue Testament lässt sich aufgrund seines literarischen Aufbaus in drei Kategorien einteilen: 1. Historisch, 2. Brieflich, 3. Prophetisch.

 

Die vier Evangelien machen etwa 46% aus und die Apostelgeschichte erhöht diesen Anteil auf 60%. Das bedeutet, dass 60% des Neuen Testaments direkt historisch sind und die Wurzeln sowie die historische Entwicklung des Christentums darstellen. Das Christentum basiert auf historischen Fakten. Das liegt in der Natur des Evangeliums selbst begründet, denn das Christentum ist die Botschaft des Evangeliums.

 

 

1. Evangelien & Apostelgeschichte (5; Matthäus, Markus, Lukas, Johannes & Apostelgeschichte)

Die vier Evangelien und die Apostelgeschichte berichten von Jesus Christus und seinem Wirken sowie von den Taten seiner Apostel.

 

Die vier Evangelien handeln vom Evangelium, von Gottes Plan für einen Erlöser durch das Leben, den Dienst, den Tod und die Auferstehung Jesu. Jeder Autor hat eine bestimmte Methode oder einen bestimmten Stil, um das Leben und die Botschaft von Jesus Christus zu vermitteln.

 

Im Anschluss an diesen vierfachen Bericht gibt die Apostelgeschichte den historischen Bericht über die Ausbreitung der Botschaft des Evangeliums von Jerusalem nach Judäa und Samarien und bis in die fernsten Teile der Erde, in die heidnische Welt wieder.

 

 

2. Paulusbriefe (13; Römer, 1. Korinther, 2. Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, 1. Thessalonicher, 2. Thessalonicher, 1. Timotheus, 2. Timotheus, Titus, Philemon)

Der Apostel Paulus schrieb 13 Briefe an junge Gemeinden, Pastoren und Freunde, um sie zu leiten, zu ermutigen und zu korrigieren. Die meisten dieser Briefe dienten einem bestimmten Zweck, behandelten eine bestimmte Frage oder ein Problem.

 

 

3. Allgemeine Briefe & Offenbarung (9; Hebräer, Jakobus, 1. Petrus, 2. Petrus, 1. Johannes, 2. Johannes, 3. Johannes, Judas & Offenbarung)

Die 8 allgemeinen Briefe wurden von anderen Aposteln und Leitern geschrieben, darunter Simon Petrus, Jakobus, Johannes und Judas. Die allgemeinen Briefe richteten sich an die ersten Christen, um ihnen Ratschläge zu geben, sie in der Verfolgung zu ermutigen und vor falschen Lehren zu warnen.

 

Das Buch der Offenbarung richtet sich an sieben Gemeinden in Kleinasien (der heutigen Türkei). Es ermutigt Gläubige, die Verfolgung erleben. Die Offenbarung veranschaulicht, dass Gott die Kontrolle hat und schildert vor allem apokalyptische Visionen vom Ende dieser Welt, verbunden mit der Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.

 

Fazit

Über den Ursprung des Kanons ist viel diskutiert worden. Dabei ist die Frage des Bibelkanons nur im Rahmen der Inspiration zu verstehen. Derselbe Heilige Geist, der in den Schreibern die göttliche Inspiration der Heiligen Schriften bewirkte, bewegte auch die ersten Leser dazu, diese – und keine anderen — Schriften als von Gott ausgehend anzuerkennen.

 

Sobald diese Frage einmal geklärt war, war sie für immer geklärt. So wird es auch bleiben, auch wenn noch so viele Angriffe von Gegnern oder Kritikern dagegen stattfinden werden.

 

„In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln.“ – Psalm 119,89

 

Nachdem man sich mit dem Thema des Kanons der Bibel befasst hat, kann man eine Schlussfolgerungen ziehen:

• Der Begriff Kanon bezieht sich auf die maßgeblichen Schriften der Bibel;

• Gott ist derjenige, der entschieden hat, welche Schriften in die Bibel aufgenommen werden sollten;

• Man kann sicher sein, dass die richtigen Schriften in der Bibel zu finden sind aufgrund des Zeugnisses von Jesus;

• Die Apokryphen, Bücher, die als von der römisch-katholischen Kirche inspiriert angesehen werden, geben keine Hinweise auf Inspiration;

• Neuere Schriften, die göttliche Inspiration behaupteten, haben sich als Betrüger erwiesen;

• Die Bibel ist vollständig. Es darf nichts hinzugefügt oder hinweggenommen werden.

 

Wissenswertes

Katholische, orthodoxe und protestantische Bibeln enthalten alle die gleichen 27 Bücher des Neuen Testaments.

 

Der Bibelkanon des Alten Testaments unterscheidet sich zwischen den christlichen Konfessionen. Während der Protestantismus die 22 Schriften des Tanach auf 39 aufteilte, behielten Katholizismus und Orthodoxie darüber hinaus Bücher aus der Septuaginta, sodass der katholische Kanon 46 Bücher und der orthodoxe Kanon bis zu 51 Bücher umfasst.

 

 

Hebräische Bibel (Tanach)

• Gesetz

1. Mose; 2. Mose; 3. Mose; 4. Mose; 5. Mose

 

• Propheten

Josua; Richter; 1. Samuel; 2. Samuel; 1. Könige; 2. Könige; Jesaja; Jeremia; Hesekiel; Hosea; Joel; Amos; Obadja; Jona; Micha; Nahum; Habakuk; Zephanja; Haggai; Sacharja; Maleachi;

 

• Schriften

Psalmen; Sprüche; Hiob; Hohelied; Rut; Klagelieder; Prediger; Ester; Daniel; Esra; Nehemia; 1. Chronik; 2. Chronik

 

 

Römisch-katholische Bibel (weltweite katholische Bibel)

1. Mose; 2. Mose; 3. Mose; 4. Mose; 5. Mose

 

Josua; Richter; Rut; 1. Samuel; 2. Samuel; 1. Könige; 2. Könige; 1. Chronik; 2. Chronik; Esra; Nehemia; Tobit; Judit; Ester (inkl. Ester-Zusatz); 1. Makkabäer; 2. Makkabäer

 

Hiob; Psalmen; Sprüche; Prediger; Hohelied; Weisheit; Jesus Sirach;

 

Jesaja; Jeremia; Klagelieder; Baruch; Hesekiel; Daniel (inkl. Daniel-Zusatz); Hosea; Joel; Amos; Obadja; Jona; Micha; Nahum; Habakuk; Zephanja; Haggai; Sacharja; Maleachi

 

 

Griechisch-orthodoxe Bibel

Pentateuch

1. Mose; 2. Mose; 3. Mose; 4. Mose; 5. Mose

 

Geschichte

Josua; Richter; Rut; 1. Samuel; 2. Samuel; 1. Könige; 2. Könige; 1. Chronik; 2. Chronik; Gebet des Manasse; 1 Esdras (Esra 3); Esra; Nehemia; Ester (inkl. Ester-Zusatz); Judit; Tobit; 1. Makkabäer; 2. Makkabäer; 3. Makkabäer; Hiob; Psalmen (inkl. Psalm 151); Sprüche; Prediger; Hohelied; Weisheit; Jesus Sirach

 

Große Propheten

Jesaja; Jeremia, Baruch; Klagelieder; Brief des Jeremia; Hesekiel; Daniel (inkl. Daniel-Zusatz)

 

Zwölf kleine Propheten

Hosea; Joel; Amos; Obadja; Jona; Micha; Nahum; Habakuk; Zephanja; Haggai; Sacharja; Maleachi;

 

Im Anhang

4. Makkabäer

 

• Hinweis

Orthodoxe Traditionen: Hier wird zwischen Ost- & orientalisch-orthodoxe Traditionen unterschieden:

 

Ost-orthodox: griechisch-, slawisch & georgisch-orthodox;

Orientalisch-orthodox: Armenisch; syrisch; koptisch.

 

Die griechisch-orthodoxe Bibel ist hier in allen orthodoxen Traditionen weit verbreitet und beinhaltet fast überall denselben Kanon.

 

 

Protestantische Bibel

1. Mose; 2. Mose; 3. Mose; 4. Mose; 5. Mose

 

Josua; Richter; Rut; 1. Samuel; 2. Samuel; 1. Könige; 2. Könige; 1. Chronik; 2. Chronik

 

Esra; Nehemia; Ester; Hiob; Psalmen; Sprüche; Prediger; Hohelied; Jesaja; Jeremia; Klagelieder; Hesekiel; Daniel; Hosea; Joel; Amos; Obadja; Jona; Micha; Nahum; Habakuk; Zephanja; Haggai; Sacharja; Maleachi


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen