Beim Alten Testament liegt keine so große Fülle an zeitlich nahen Manuskript-Belegen vor wie beim Neuen Testament. Bis zur Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer datierte das älteste vorhandene hebräische Manuskript von ca. 900 n.Chr. Dies ergab eine Zeitlücke von 1300 Jahren, da das hebräische Alte Testament um ca. 400 v.Chr. abgeschlossen war. Auf den ersten Blick scheint das Alte Testament damit nicht zuverlässiger belegt zu sein als andere Literatur des Altertums. Mit der Entdeckung der Schriften vom Toten Meer fand man jedoch eine beachtliche Anzahl alttestamentlicher Manuskripte, die in die Zeit vor Christus datiert werden.
Wenn die Fakten untersucht und verglichen werden, findet man eine überwältigende Fülle von Gründen für die Zuverlässigkeit der Manuskripte, die wir besitzen. So muss man wie Sir Frederic Kenyon, ein britischer Altphilologe und Paläograph mit dem Spezialgebiet der Papyrologie, es ausdrückte‚ zu dem Entschluss kommen dass "der Christ die ganze Bibel zur Hand nehmen kann und ohne Furcht oder Zögern sagen darf, er besitze hier das wahre Wort Gottes, das ihm ohne wesentliche Verluste von einer Generation zur anderen die Jahrhunderte hindurch überliefert ist".
Es gibt heute verschiedene bedeutende Sammlungen hebräischer Manuskripte oder sogenannten Handschriften. Die erste, von Benjamin Kennicott (1776-1780) zusammengestellte und durch die Universität Oxford veröffentlichte Sammlung, zählte über 600 Manuskripte des Alten Testaments. Später veröffentlichte Giovanni de Rossi (1784-1788) eine Liste mit über 730 Handschriften. Die wichtigsten Manuskript-Entdeckungen in modernen Zeiten sind die Geniza-Manuskripte von Kairo in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts, sowie die Schriftrollen vom Toten Meer, welche ab 1947 entdeckt wurden. Auf dem Dachboden der Synagoge von Kairo wurde eine Geniza, ein Lagerraum für alte Handschriften entdeckt, in der man unbrauchbar gewordene oder unkorrekte Handschriften bis zu ihrer endgültigen Vernichtung verbarg, um Missbrauch oder Entwürdigung einer den heiligen Gottesnamen enthaltenden Handschrift auszuschließen. Dort wurden ca. 200.000 Manuskripte und Fragmente in Hebräisch und Aramäisch aus dem 6.-8. Jahrhundert, von denen einige Zehntausende zu biblischen Texten gehören, gefunden. Von den Geniza-Fragmenten aus Kairo befindet sich zur Zeit etwa die Hälfte in der Universität Cambridge. Der Rest ist weltweit zerstreut. Einige der besseren befinden sich in den USA, in der "Enelow Memorial Collection" am Jewish Theological Seminary in New York.
Der Bevollmächtigte dieser Fragmente, Paul Kahle, ein Theologe, Orientalist und Mitherausgeber der Biblia Hebraica, hat mehr als 120 seltene Manuskripte identifiziert, die von der "babylonischen" Gruppe der masoretischen Schriftgelehrten angefertigt worden waren.
Die größte Sammlung hebräischer alttestamentlicher Handschriften auf der ganzen Welt ist die "Zweite Firkowitsch-Sammlung" in Leningrad. Sie enthält 1.582 Schriften aus Bibel und Masora (seitliche Randbemerkungen der Masoreten) auf Pergament (725 auf Papyrus) und 1.200 weitere hebräische Manuskript-Fragmente in der "Antonin-Sammlung". In der Firkowitsch-Sammlung finden sich 14 Manuskripte des hebräischen Alten Testaments aus der Zeit 929 n.Chr. und 1121 n.Chr., die sicher aus der Geniza in Kairo kommen.
Der Katalog des Britischen Museums führt 161 Handschriften des hebräischen Alten Testaments auf.
An der Universität Oxford nennt die Bodleian Library in ihrem Katalog 146 Manuskripte des Alten Testaments, darüber hinaus eine große Zahl von Fragmenten.
Goshen-Gottstein, ein jüdischer Gelehrter und Theoretiker, schätzt, dass in den USA allein Zehntausende von semitischen Manuskript-Fragmenten zu finden sind, von denen etwa 5% zu biblischen Texten gehören; also mehr als 500 Manuskripte.
Die meisten bedeutenden hebräischen Handschriften des Alten Testaments stammen aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert v.Chr. und dem 14. Jahrhundert n.Chr. Von diesen wiederum sind die bemerkenswertesten die Schriftrollen vom Toten Meer, die in die Zeit vom 3. Jahrhundert v.Chr. bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. gehören. Sie umfassen ein vollständiges alttestamentliches Buch, die sogenannte große Jesaja-Rolle (1QJesa) und Tausende von Fragmenten, die zusammengesetzt jedes Buch des Alten Testaments, außer dem Buch Ester, beinhalten.
Die Handschriften vom Toten Meer sind von ganz hoher Bedeutung, weil sie die Genauigkeit anderer Manuskripte bestätigen, die aus viel späterer Zeit stammen. Zum Beispiel war der Kairo-Codex (895 n.Chr.) das früheste masoretische Manuskript vor der Entdeckung der Rollen von Qumran. Er befindet sich heute im Britischen Museum. Er wird auch Codex Cairensis genannt und wurde von der masoretisch geschulten Familie Moses Ben Ascher hergestellt. Er enthält die späteren und die frühen Propheten. Der Rest des Alten Testaments fehlt.
Der Codex der Propheten von Leningrad (916 n.Chr.) enthält die Bücher Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die zwölf kleinen Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi).
Das früheste vollständige Manuskript des Alten Testaments ist der Codex Babylonicus Petropalitanus (1008 n.Chr.), der sich in Leningrad befindet. Er wurde angefertigt nach einem korrigierten Text des Rabbi Aaron Ben Moses Ben Ascher vor 1.000 n.Chr.
Der Aleppo Codex (>900 n.Chr.) ist eine außergewöhnlich wertvolle Handschrift. Man hielt sie früher für verloren, aber im Jahr 1958 wurde sie entdeckt. Bei den Kämpfen im Unabhängigkeitskrieg in Israel im Jahr 1947 wurde sie teilweise zerstört. Der Aleppo Codex war das älteste komplette masoretische Manuskript des ganzen Alten Testaments.
Der British Museum Codex (950 n.Chr.) enthält Teile von 1.- 5. Mose.
Der Reuchlin Codex der Propheten (1105 n.Chr.) wurde von dem Massoreten Ben Naftali angefertigt.
Damit stellt sich die Frage der Glaubwürdigkeit der Übertragung des biblischen Textes. Es gibt zahlreiche Arten von Fehlern in Handschriften, welche die Textkritiker in den frühen Manuskripten des Alten Testaments entdecken mögen. Sind diese so ernsthafter Natur, dass sie die Botschaft selbst in Frage stellen oder es unmöglich machen, die wahre Bedeutung zu vermitteln? Wenn das zutrifft, dann ist Gottes Plan zunichte gemacht worden. Dann konnte Er seine Offenbarung den Menschen nicht so vermitteln, dass spätere Generationen sie wirklich richtig verstehen konnten. Wenn Gott nicht einen beherrschenden Einfluss auf die Schreiber ausgeübt hätte, die die maßgeblichen und anerkannten Abschriften der Heiligen Schriften anfertigten, dann hätten sie die Botschaft verfälscht und verdorben. Wenn aber die Botschaft verfälscht wurde, dann war der ganze Plan, eine geschriebene Offenbarung zu vermitteln, umsonst. Denn das wäre dann nur noch eine Mischung von Wahrheit und Irrtum gewesen, notwendigerweise dem menschlichen Urteilsspruch unterworfen, statt dass die Bibel das Urteil über die Menschen spricht.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen