Die Flagge Israels und ihr Bedeutung


4. Mose 2,2

Die Kinder Israels sollen sich jeder bei seinem Banner und bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser lagern; der Stiftshütte zugewandt sollen sie sich ringsum lagern

 

Psalm 20,6

Dann wollen wir jubeln, weil er dir hilft; / im Namen unsres Gottes erheben wir das Banner. Der HERR gewähre dir alle deine Bitten!


Für viele Menschen ist eine Landesflagge ein Symbol nationaler Identität, für andere kann sie ein rotes Tuch darstellen. Und das, obwohl es um die Farben Blau und Weiß geht. Die Rede ist von der Flagge des Staates Israel.

 

Während eine Flagge lediglich ein Stück Stoff ist, das zur Unterscheidung und Identifizierung von Regionen, Nationen, Organisationen usw. dient, macht die Wahl der Farben, Designs und Symbole sie oft zu einem Kunstwerk mit tieferer Bedeutung. Aber was bedeuten die Farben und Symbole auf der Flagge Israels genau?

 

Während ihrer Wanderungen in der Wildnis nach dem Auszug aus der ägyptischen Sklaverei hissten die Israeliten in ihren Lagern sogenannte Banner (hebr. degel) und Zeichen ihrer Väterhäuser, um ihre Stammesidentität zu kennzeichnen (4Mo 2,2).

 

Jeder Stammesfürst hatte eine Flagge in einer einzigartigen Farbe, die einem der 12 Edelsteine des Brustpanzers Aarons, dem Hohepriester, entsprach.

 

Die Flagge Israels (hebr. Degel Yīsraʾel) ist das amtliche Hoheitszeichen, die den Staat, seine Souveränität, seine Institutionen und seine Bürger sowohl in Israel als auch in der Welt repräsentiert.

 

Sie besteht aus einem zentral angeordneten blauen Davidstern (Magen David), welcher das Symbol des jüdischen Volkes ist, zwischen zwei waagerechten blauen Streifen auf weißem Grund.

 

Maße

Die Standardmaße der israelischen Staatsflagge sind 220 x 160 cm (Seitenverhältnis 8:11). Die beiden blauen Streifen (Yale Blue) haben einen Abstand von 15 cm vom äußeren Rand. Der blaue Davidstern ziert die Mitte der Fahne, sein Durchmesser misst 69 cm.

 

Wann

Erste Mal gehisst: 14. Mai 1948

Offiziell bestätigt: 12. November 1948

 

Farben

Die Farben sind Blau und Weiß.

 

Farbwerte Blau:

HEX: #005EB8

RGB: 0, 94, 184

CMYK: 100, 56, 0, 3

RAL: 5015

Pantone: 300

 

Farbwerte Weiß:

HEX: #FFFFFF

RGB: 255, 255, 255

CMYK: 0, 0, 0, 0

RAL: 9010

Pantone: –

 

Die Farbe Blau symbolisiert im Judentum Gottes Herrlichkeit, Reinheit sowie Gottes Stärke und Macht (hebr. gebura).

 

 

Die Farbe Weiß stellt die göttliche Güte (hebr. chesed) dar. Außerdem steht sie für Reinheit.

 

 

Die Vorstellung, dass die Farben Blau und Weiß die Farben des jüdischen Volkes seien, brachte Ludwig August von Frankl in einem Gedicht aus dem Jahr 1864 zum Ausdruck, in dem er erklärte, dass das Blau „die Pracht des Firmaments“ symbolisierte und das Weiß „der Glanz des Priestertums“:

 

„Er zieht an, wenn das Gebet ihn erfüllt,

Die Farben seines Landes.

Da steht er, eingewickelt in Gebet,

In einem funkelnden weißen Gewand.

 

Die Säume des weißen Gewandes

Sind mit breiten blauen Streifen gekrönt;

Wie das Gewand des Hohenpriesters,

Die blauen Bänder.

 

Dies sind die Farben des geliebten Landes:

Blau und Weiß sind Judas Grenzen;

Weiß ist das priesterliche Strahlen,

Und blau, das Leuchten des Firmaments.“

 

Symbolik

Die Gestaltung der Flagge geht zurück auf den jüdischen Gebetsschal Tallit; Blau und Weiß sind die Farben jüdischer Ritualkleidung. Der Davidstern ist auf Hebräisch als „Magen David“ (Schild Davids) bekannt. Die Bedeutung dahinter ist einfach, dass Gott der Beschützer (Schild) Davids ist. Die sechs Spitzen des Sterns haben ihre Bedeutungen: Der sechszackige Stern besteht aus zwei Pfeilen, von denen einer nach oben zum Himmel und einer nach unten zur Erde zeigt und die Interaktion zwischen dem geistlichen und dem physischen Bereich darstellt. Die sechs Spitzen des Sterns repräsentieren die sechs Tage der Woche, wobei der Schabbat durch den inneren Raum dargestellt wird. Die zwölf Linien, die den Umfang des jüdischen Sterns bilden, symbolisieren die zwölf Stämme Israels. Die Sternform erinnert an die verstärkten Schilde, die König David und seine Soldaten verwendeten, als sie die Stadt Jerusalem eroberten und sie zur jüdischen Hauptstadt machten.

 

Lies auch unseren BeitragDer Davidstern (Magen David)

 

Die jüdische Lehre bezeichnet Gott auch als „Magen David“, den Beschützer von König David und dem jüdischen Volk. Der Talmud beschreibt den Schild Davids, der ihn und seine Nachkommen beschützt (Talmud Pessachim 117b). Der Davidstern ist heute das häufigste Symbol für den Ausdruck jüdischer Identität, aber das war nicht immer so. Im Mittelalter begann man, den Schild Davids in jüdischen Gemeinden mit einem sechszackigen Stern darzustellen, angefangen in Prag bis hin zu anderen Gebieten. So ist erst im Laufe der Geschichte der Davidstern zu einem jüdischen Symbol geworden und war aufgrund seiner eleganten Form sowie kraftvollen Symbolik in verschiedenen jüdischen Kontexten präsent. 

 

Ende des 19. Jahrhundert nahm die zionistische Bewegung den Davidstern als Emblem an. Im 20. Jahrhundert hatte das natio­nal­sozialistische Regime – als In­begriff des damaligen Antisemitismus – alle Juden gezwungen, den Davidstern als Erkennungszeichen an der Kleidung zu tragen. Das ist mit einer der wesentlichen Gründe, warum der Davidstern bis heute auf der israelischen Flagge zu sehen ist. Man wollte sich der eigenen jüdischen Tradition nicht länger schämen, sondern das Symbol der jahrelangen Unterdrückung mit Stolz tragen.

 

Die Basis der Flagge mit blauen Streifen auf weißem Hintergrund erzählt uns viel über die Geschichte zwischen Gott und seinem Volk. 

 

Die blauen Streifen auf der Flagge wurden von den Streifen auf dem Tallit (Gebetsschal) inspiriert, die an das „Tekhelet“ der rituellen Fransen (hebr. Tzitzit) erinnern sollen. Die Israeliten verwendeten einen blauen Farbstoff namens Tekhelet. Dieser Farbstoff wurde aus der Meeresschnecke Murex trunculus hergestellt. Der seltene und kostbare Farbstoff war sowohl in der jüdischen als auch in der nichtjüdischen Kultur dieser Zeit sehr wichtig und wurde von Königen, Priestern und der Oberschicht zum Färben ihrer Kleidung, Vorhänge usw. verwendet.

 

Der Tora zufolge wird den Israeliten befohlen, einen der Fäden ihrer Quasten (hebr. tzitzit) mit Tekhelet färben zu lassen; „damit sie darauf schauen und alle Gebote des HERRN gedenken und sie tun“ (vgl. 4Mo 15,39). Laut jüdischer Lehre heißt es: „Wer auch immer die Mitzwa von Tzitzit befolgt, wird so betrachtet, als würde er die göttliche Gegenwart begrüßen, denn Tekhelet ähnelt dem Meer, und das Meer ähnelt dem Himmel, und der Himmel ähnelt Gottes heiligem Thron.“ Gott wird metaphorisch als auf einem Saphirthron sitzend beschrieben (vgl. 2Mo 24,10; Hes 1,26).

 

Irgendwann nach der Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. und der Vertreibung der Juden aus dem Land Israel ging die tatsächliche Identität der Farbstoffquelle verloren. Seit dieser Zeit tragen die meisten Juden nur noch schlichten weißen Tzitzit, wie geschrieben steht: „Jetzt haben wir nur noch Weiß, denn das ursprüngliche Tekhelet wurde versteckt“ (Midrasch Bamidbar Rabbah, 17:5).

 

Das Weiß steht für die Reinheit, die durch die notwendigen Opfer gebracht wird.

 

Die gesamte Grundlage entstand im Zusammenhang damit, dass Gott auf die Sünde Israels reagierte, indem er symbolische, farblich gekennzeichnete Anweisungen gab, um seinem Volk zu helfen, sich an seine Gebote zu erinnern. Er hatte bereits am Sinai sein Gesetz gegeben, aber das Volk versagte, und Gott schuf in seiner Gnade bereits nützliche Hilfsmittel, um sich an seinen Bund zu erinnern und auf dem richtigen Weg zu bleiben.

 

Jesaja 1,18

Kommt doch, wir wollen miteinander rechten!, spricht der HERR. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Karmesin, sollen sie [weiß] wie Wolle werden

 

Die Quasten waren eine sichtbare Erinnerung an Gottes Gesetze, symbolisierten aber auch die besondere Berufung Israels, ein Königreich von Priestern zu sein, die für seine Zwecke eingesetzt wurden.

 

2. Mose 19,6

Ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.

 

Es ist ein perfektes Bild der dauerhaften Bundesbeziehung Israels zu Gott: Sie sind sein Volk, und auch wenn sie scheitern mögen, ist Gottes Treue ihnen gegenüber ewig.

 

Psalm 98,3

Er gedachte an seine Gnade und Treue gegenüber dem Haus Israel; alle Enden der Erde haben gesehen das Heil unseres Gottes

 

Psalm 103,17-18

17 Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, 18 und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun

 

Die blauen Streifen, welche auch die jüdische Unabhängigkeit im Land Israel gemäß den Geboten der Tora symbolisieren, und der Davidstern, der Wiedergeburt und neues Leben für das jüdische Volk symbolisiert, binden den Staat Israel durch seine Flagge an die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

 

Fehldeutungen

Oft wird fälschlich angenommen, dass die beiden blauen Streifen zwei der vier Mauern des Zweiten Tempels oder die Ost-/Westbegrenzung des Staates Israels (Mittelmeer und Totes Meer/Jordan) symbolisieren. Die ebenfalls unzutreffende Behauptung, die blauen Bänder symbolisierten die Flüsse Nil und Euphrat, wird manchmal von arabischer Seite vertreten, um Israel ein Großmachtsstreben nachzusagen (vgl. 2Mo 23,31). Basierend auf den im Buch 2. Mose angegebenen Grenzen des verheißenen Landes haben Palästinenser, darunter Jassir Arafat und die Hamas behauptet, dass die beiden blauen Streifen auf der israelischen Flagge die Flüsse Nil und Euphrat darstellen. Sie sagten, dass Israel schließlich das ganze Land dazwischen an sich reißen will. Im Hamas-Pakt heißt es: „Nach Palästina streben die Zionisten danach, vom Nil bis zum Euphrat zu expandieren“, und 2006 forderte Hamas-Führer Mahmoud al-Zahar eine Änderung der Flagge Israels unter Berufung auf die „Nil-Euphrat“-Frage. Als Antwort auf diese Behauptungen schrieb der arabische Schriftsteller Saqr Abu Fakhr, dass die Behauptung „Nil bis Euphrat“ ein weit verbreitetes Missverständnis über Juden sei, das in der arabischen Welt weiterhin kursiere, obwohl es unbegründet sei und zahlreiche Beweise zu ihrer Widerlegung vorliegen.

 

Geschichte

Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte die Region Palästina zum Osmanischen Reich (1517–1917 n. Chr.). Nach der Besetzung Palästinas durch britische Truppen im Jahr 1917 wurde der „Union Jack“ die offizielle Flagge des Völkerbundsmandatsgebiets Palästina (1922–1948), da Großbritannien die Mandatsmacht war.

 

In der Region Palästina hat niemals ein unabhängiger Staat Palästina existiert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren Juden im Osmanischen Reich sogenannte „Dhimmis“, also Schutzbefohlene und Unterworfene. Nach der Niederschlagung des dritten jüdischen Aufstands (Bar-Kochba-Aufstand 132–135 n. Chr.) benannte der römische Kaiser Hadrian die vormals als Judäa bezeichnete römische Provinz in Syria Palästina um, zerstörte die Hauptstadt Jerusalem und baute es als Aelia Capitolina wieder auf. Dies sind geschichtlich nachprüfbare Fakten.

 

Ab 1926 gab es außerdem einen „Blue Ensign“ mit einer weißen Scheibe, worin „Palestine customs“ stand. Dieser wurde von den Zollbehörden verwendet. Ab 1927 gab es zusätzlich noch einen „Red Ensign“ für Schiffe, welche im Mandatsgebiet registriert waren. Wie der Blue Ensign führte auch dieser eine weiße Scheibe, in welcher allerdings nur Palestine stand. 1929 wurde das Wort customs aus dem Blue Ensign entfernt. Diese Flaggen blieben bis zum Ende des Völkerbundmandats 1948 in Gebrauch.

 

Im späten 19. Jahrhundert lebten die meisten Juden der Welt in Europa, darunter auch ein hochgebildeter jüdischer Anwalt, der in Budapest geborene Theodor Herzl. Nach seinem Jurastudium an der renommierten Universität Wien im Jahr 1884 schrieb Herzl Theaterstücke und gelegentliche Stücke für Zeitungen und Zeitschriften. 1891 wurde Herzl von der Wiener Zeitung „Neue Freie Presse“ gebeten, nach Paris zu reisen und über ein Kriegsgerichtsverfahren gegen einen dortigen jüdischen Offizier namens Alfred Dreyfus zu berichten. Als Herzl und seine Frau in Paris ankamen, konnten sie die Situation dort kaum glauben: Die Anschuldigungen gegen Kapitän Dreyfus waren offensichtlich falsch und sein Kriegsgerichtsverfahren war von Antisemitismus durchdrungen. Der Prozess gegen Dreyfus spaltete Frankreich und schürte heftigen Hass auf Juden. Herzl hatte in seinem Heimatland Österreich-Ungarn Antisemitismus erlebt, aber er hatte gedacht, dass Frankreich, die Heimat der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschenrechte, anders sein würde.

 

Herzl war überzeugt, dass Europas Juden in großer Gefahr waren und dass sie dringend ein eigenes Heimatland brauchten. Seit Jahrtausenden haben Juden auf der ganzen Welt inbrünstig für den Moment gebetet, in dem sie in das Land Israel zurückkehren und wieder in ihrem eigenen jüdischen Land leben könnten. Herzl beschloss, alles zu tun, um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Nach Jahren des Schreibens und Treffens mit jüdischen Führern auf der ganzen Welt berief Herzl 1897 den Ersten Zionistischen Weltkongress in Basel in der Schweiz ein. Dort forderten er und eine Reihe anderer jüdischer Führer ein jüdisches Land. Einer der Punkte, die sie diskutierten, war die Gestaltung einer zukünftigen jüdischen Nationalflagge. Nach Abschluss des Zionistenkongresses schrieb Theodor Herzl in sein Tagebuch:

 

In Basel gründete ich den jüdischen Staat. Wenn ich das heute laut sagen würde, würde ich mit allgemeinem Gelächter begrüßt werden. In fünf Jahren vielleicht und sicherlich in fünfzig Jahren wird es jeder bemerken.“ (Theodor Herzl, 3. September 1897).

 

Obwohl er es nicht mehr erlebte, waren Herzls Worte prophetisch: 49 Jahre, zwei Monate und zwei Wochen später wurde der Staat Israel gegründet.

 

Auf dem Zionistenkongress in Basel stellte Herzl die Frage, welche Form eine Flagge für den neuen jüdischen Staat haben würde. Als die Delegierten die Angelegenheit diskutierten, stand ein deutscher jüdischer Zionist namens David Wolffsohn auf und erregte die Aufmerksamkeit aller Delegierten.

 

David Wolffsohn wurde 1856 in Litauen in eine traditionelle jüdische Familie hineingeboren. Er zog schließlich in die deutsche Stadt Köln und wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann – und arbeitete unermüdlich daran, einen jüdischen Staat aufzubauen und seinen jüdischen Landsleuten zu helfen. Als er hörte, dass Theodor Herzl ein jüdisches Land forderte, reiste Wolffsohn nach Wien, um sich mit ihm zu treffen. Wolffsohn gründete eine Gruppe, die Juden den Umgang mit der Landwirtschaft beibrachte, und unterstützte neue Bauernsiedlungen im Land Israel.

 

Im Jahr 1885 feierten jüdische Bauern den dritten Jahrestag der Gründung der geschäftigen jüdischen Agrarstadt Rischon LeZion im heutigen Israel, indem sie eine blau-weiße Flagge hissten. Variationen dieser Flagge mit blauen Streifen und einem jüdischen Stern wurden schnell zu Symbolen der aufkeimenden zionistischen Bewegung.

 

Auf dem Ersten Zionistenkongress, als Delegierte auf der ganzen Welt über die Flagge debattierten, ist Wolffsohn aufgestanden, holte seinen Tallit, seinen jüdischen Gebetsschal, hervor und fragte: „Warum müssen wir suchen? Hier ist unsere Nationalflagge!“ und winkte der versammelten Menge mit seinem Tallit mit den beiden blauen Streifen auf weißem Grund zu.

 

Wolffsohn erinnerte sich später: „Auf Geheiß unseres Führers Herzl kam ich nach Basel, um den Zionistenkongress vorzubereiten. Unter vielen anderen Problemen, die mich damals beschäftigten, befand sich auch eines, dass etwas vom Wesen des jüdischen Problems enthielt. Welche Flagge würde in der Kongresshalle hängen? Dann kam mir eine Idee. Wir haben eine Flagge – und sie ist blau-weiß. Der Tallit (Gebetsschal), mit dem wir uns beim Beten umhüllen; Das ist unser Symbol. Nehmen wir diesen Tallit aus seiner Tasche und entrollen wir ihn vor den Augen Israels und aller Nationen. Also bestellte ich eine blau-weiße Flagge mit dem aufgemalten Davidschild. So entstand die Nationalflagge, die über der Kongresshalle wehte.“

 

Bald wurden die bekannten blauen und weißen Streifen, die einen jüdischen Stern umrahmten, zur offiziellen Flagge der zionistischen Bewegung.

 

Die blauen Streifen, die viele traditionelle jüdische Gebetsschals schmücken, haben ihren Ursprung in der Tora, die den Kindern Israels vorschreibt, „sich über alle Generationen hinweg Tzitzit (Fransen) an den Ecken ihrer Kleidung zu machen“. In der Antike war es üblich, dass Männer schalartige Gewänder trugen; Jüdische Männer zeichneten sich durch Fransen an den Ecken aus, die sie an Gott und seine Gebote an das jüdische Volk erinnerten.

 

Im Hebräischen hat jeder Buchstabe auch einen numerischen Wert. Der numerische Wert des Wortes für Fransen – „Tzitzit“ – ergibt 600. Addiert man dies zu den fünf Knoten und acht Fäden, aus denen jede Ecke von Tzitzit besteht, ergibt sich 613, die Anzahl von Gebote in der Tora.

 

In der Antike bestand ein Faden jedes Tzitzit aus wunderschön blau gefärbter Wolle (vgl. 4Mo 15,37-39). Zwar ist es nicht erforderlich, dass jüdische Gebetsschals blaue Streifen aufweisen, doch viele tun dies, um an die blaue Farbe zu erinnern, welche ihre Vorfahren trugen.

 

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert experimentierten zionistische Gruppen mit verschiedenen Flaggenvarianten. Zusätzlich zu den beiden blauen Streifen und dem Judenstern fügten einige Gruppen das Wort „Makkabäer“ auf ihre Flaggen. Herzl schuf eine Version mit goldenen Sternen: Er schrieb am 14. Juni 1895:

 

Die Flagge, die in meinen Gedanken gehisst wurde, war vielleicht eine weiße Flagge mit sieben goldenen Sternen.“ Und das weiße Feld bedeutete unser neues, reines Leben. Die Sterne sind die „(sieben) Arbeitsstunden“ des Arbeitstages.

 

Als der von diesen Juden lange geplante jüdische Staat endlich Wirklichkeit werden sollte, befürchteten einige israelische Führer, dass die Verwendung der beliebten blau-weißen zionistischen Flagge für das neue Land Missverständnisse hervorbringen könnte.

 

Israelische Führer schickten Briefe an einige der wichtigsten zionistischen Führer in jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt. Sie schrieben an Dr. Chaim Weizmann, den Präsidenten der Zionistischen Organisation, der bald der erste Präsident des Staates Israel werden sollte, und andere. Die Nachricht kam zurück: Juden auf der ganzen Welt, die so hart gearbeitet hatten, um zur Gründung des Staates Israel beizutragen, wollten, dass die zionistische Flagge die Flagge der neuen Nation sei. „Wir glauben, dass die Angst vor Komplikationen aufgrund der Verwendung der Flagge bei zionistischen Versammlungen im Ausland etwas übertrieben ist“, erklärte Rabbi Abba Hillel Silver, ein amerikanischer zionistischer Führer, in seinem Brief an die neue israelische Regierung.

 

Anstatt das Design der blau-weißen Flagge zu ändern, wurden einige der vorgeschlagenen Änderungen stattdessen in andere Embleme in Israel übernommen:

 

Der Löwe von Juda, den einige als Ersatz für den Davidstern in der Mitte der israelischen Flagge vorgeschlagen hatten, wurde zum Logo der Stadt Jerusalem. Die sieben goldenen Sterne, die Herzl ursprünglich vorgeschlagen hatte, sind in die offiziellen Wappen der Städte Tel Aviv und Herzlia integriert. Die beiden Tafeln, welche die Tora darstellen, die einige als Ersatz für den Davidstern in der israelischen Flagge vorgeschlagen hatten, wurden stattdessen zum Symbol des Oberrabbinats Israels.

 

Am 29. November 1947, als die Juden Israels auf die Straße strömten, um die Teilungsresolution der Vereinten Nationen zu feiern, hatten auch sie die Flagge der World Zionist Organization (WZO) von 1897 gehisst und sie als einigendes Symbol verwendet. Als die Vereinten Nationen 1947 zum ersten Mal seit 1800 Jahren ihren Teilungsplan veröffentlichten, der einem jüdischen Staat im Land Israel zustimmte, sah er einen Hafen am Roten Meer für das neue jüdische Land vor. Sobald Israel jedoch seine Unabhängigkeit erklärte, eroberte die jordanische Armee entgegen dem Völkerrecht schnell den Hafen.

 

Jordanien war nicht die einzige Nation, die Israel sofort den Krieg erklärte. Nur wenige Augenblicke nach der Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 (5. Ijjar 5708) wurde Israel von den umgebenden arabischen Nationen Ägypten, Transjordanien, Syrien, Libanon und Irak angegriffen. Auch Saudi-Arabien schickte seine Armee in den Kampf und kämpfte unter der Flagge der ägyptischen Streitkräfte gegen die jüdischen Soldaten. Monatelang kämpfte Israel mit unmöglichen Widrigkeiten; Es schien, als würde der kleine jüdische Staat jeden Moment überrannt und seine Bürger massakriert werden.

 

Am 28. Oktober 1948 (25. Tischri 5709) wurde die bekannte blau-weiße Flagge der zionistischen Bewegung als offizielle Flagge des neuen jüdischen Staates übernommen. Fünf Monate nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung, wurde sie offiziell durch den Staatsrat eingeführt:

 

Der Provisorische Staatsrat verkündet hiermit, dass die Flagge des Staates Israel wie unten abgebildet und beschrieben sein soll: Die Flagge ist 220cm lang und 160cm breit. Der Hintergrund ist weiß und darauf befinden sich zwei Streifen in dunklem Himmelblau, 25cm breit, über die gesamte Länge der Flagge, im Abstand von 15cm von der Ober- und Unterseite der Flagge. In der Mitte des weißen Hintergrunds, zwischen den beiden blauen Streifen und im gleichen Abstand von jedem Streifen, befindet sich ein Davidstern, bestehend aus sechs dunkelblauen Streifen von 5,5 cm breit, die zwei gleichseitige Dreiecke bilden, deren Grundflächen parallel zu den beiden horizontalen Streifen sind.

 

25. Tischri 5709 (28. Oktober 1948)

Provisorischer Staatsrat

Joseph Sprinzak, Sprecher

 

Die Unabhängigkeitskämpfe dauerten Monate. Schließlich startete Israel im März 1949 die letzte Militärkampagne des Unabhängigkeitskrieges, die Operation Uvda (Feste Tatsache). Israelische Soldaten rasten durch die Negev-Wüste nach Süden und erreichten am 10. März 1949 die Stadt Eilat am Roten Meer. Als sie hörten, dass israelische Soldaten unterwegs waren, waren die jordanischen Streitkräfte, die die Stadt bewachten, geflohen. Israelische Soldaten drangen in das verlassene Polizeipräsidium in Eilat ein – und verschafften Israel endlich einen wichtigen Hafen am Roten Meer.

 

Es trat ein Problem auf: Das Unternehmen hatte keine israelische Flagge, die es auf der neu eroberten Polizeistation hissen konnte. Ein Soldat holte hastig einen Kugelschreiber heraus und zeichnete die neu eingeführte Flagge auf ein Blatt. Anschließend rissen Soldaten einem Erste-Hilfe-Kind einen Judenstern ab und nähten das geliebte Emblem in die Mitte des Blattes. Diese handgefertigte israelische Flagge wurde auf dem Dach des Polizeipräsidiums von Eilat gehisst – die letzte Militäraktion im langen, hart umkämpften Unabhängigkeitskrieg Israels.

 

Seit Jahren verteufeln und verachten viele Menschen auf der ganzen Welt die israelische Flagge. Letztes Jahr musste sich eine britische Parlamentskandidatin für Tweets entschuldigen, in denen sie schrieb, die israelische Flagge mache ihr „krank“ und sei „beleidigend“. Im Jahr 2019 protestierten griechische Fans gegen die israelische Fußballmannschaft Hapoel Jerusalem, indem sie israelische Flaggen verbrannten (und stattdessen die Flaggen der Hisbollah schwenkten). Im Juli 2020 erklärte das deutsche Parlament das Verbrennen israelischer Flaggen für illegal – eine Maßnahme, die leider aufgrund der Dämonisierung der israelischen Nationalflagge und mehrerer Fälle, in denen Mobs in deutschen Städten die israelische Flagge verbrannten, um ihren Hass auf Juden und den jüdischen Staat zum Ausdruck zu bringen, notwendig wurde.

 

Diese Entscheidung, die zionistische Flagge als Flagge des Staates Israel zu übernehmen, spiegelt seine Macht als Symbol des Geistes der zionistischen Bewegung wider.

 

Lies auch unseren Beitrag „Was ist Zionismus und was ist Zionismus nicht?

 

Die Farben des jüdischen Gebetsschals und das verbindende Symbol des Davidsterns verdeutlichen die Verbundenheit des jüdischen Volkes mit der Tora und seine über 3.000-jährige Präsenz im Land.


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen