Die zwei Böcke – Ein Bild der Sühne und Vergebung


3. Mose 16,7-10

7 Danach soll er die beiden Böcke nehmen und sie vor den HERRN stellen, an den Eingang der Stiftshütte. 8 Und Aaron soll Lose werfen über die beiden Böcke, ein Los »Für den HERRN« und ein Los »Für die Verwendung als Sündenbock«. 9 Und Aaron soll den Bock herzubringen, auf den das Los »Für den HERRN« fiel, und ihn als Sündopfer opfern. 10 Aber den Bock, auf den das Los »Für die Verwendung als Sündenbock« fiel, soll er lebendig vor den HERRN stellen, um über ihm die Sühnung zu erwirken und ihn als Sündenbock in die Wüste fortzuschicken


Der Opfertod Jesu ist so bedeutend und weitreichend in seinen Folgen, dass Gott bereits im Alten Testament viele Aspekte dieses Werkes am Kreuz von Golgatha in Vorausbildern andeutet. Besonders hervorstechend sind dabei die Opfer des 3. Buches Mose. Unter diesen Opferdarstellungen ist das detaillierteste und eindrucksvollste Symbol für den Wert von Christi Opfer die Anweisungen zum Versöhnungstag, Jom Kippur, wie sie in 3. Mose 16 beschrieben werden.

 

Hierbei kam ein besonderer Stellenwert dem ausgewählten Opfertier zu. Über zwei fehlerlose Ziegenböcke, die als ein einziges, zusammengehörendes Opfer angesehen wurden, wurde das Los geworfen (3Mo 16,7-10). Auf dem einen Los stand „la azazel“ (für Asasel), dies war der Sündenbock, derjenige, der in die Wüste geschickt wurde. Auf dem anderem Los stand „la JHWH“ (für den HERRN). Dies war der Bock, der geschlachtet und dessen Blut ins Allerheiligste gebracht wurde (3Mo 16,15). Ein Bock starb für die Sünden des ganzen Volkes, ein Zweiter trug sinnbildlich die Sünden des ganzen Volkes aus dem Lager hinaus.

 

Der erste Bock – Der Bock des HERRN

Der erste Bock, auf den das Los fiel, wurde der „Bock für den HERRN“ genannt. Er war der Bock, der für das Sündopfer vom Hohepriester verwendet wurde. Gott sprach durch den ersten Bock des Sündopfers folgendes: „Der Lohn der Sünde ist der Tod, aber Ich werde den Bock anstelle von dir sterben lassen.“ Der erste Bock ist ein Hinweis auf Jesus, der für unsere Sündhaftigkeiten am Kreuz von Golgatha gekreuzigt wurde:

 

Römer 3,24-26

„… 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.“

 

Durch Jesus ist kein Blutvergießen von Opfertieren mehr erforderlich, weil er den vollkommenen Preis für die Menschheit bezahlt hat. Jesus hat durch sein vergossenes Blut den Zorn Gottes von den Menschen abgewendet, die sich seinem Blut unterstellt haben.

 

Das in der Stiftshütte und später im Tempel gefeierte Jom Kippur war immer nur ein vorläufiges, „vorausschauendes“ Opfer:

 

Hebräer 10,4

Unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen

 

Der zweite Bock – Der Bock für das Volk

Der zweite Bock war der Bock, der in die Wüste gesandt wurde. Es war der „Bock für das Volk“. Er gab ihnen die Möglichkeit ihre Sünden zu bekennen, was ein Hinweis auf die Entfernung der Sünde war. Wir müssen unsere Scham von Sünde loslassen, wenn wir diese unter das Blut Jesu gebracht haben! Der zweite Bock ist ein Hinweis auf das, was geschieht, wenn wir unsere Sünden bekennen.

 

Die Priesterfamilie und das Volk

Das Volk, das draußen wartete, symbolisiert das Volk Israel. Erst wenn der Hohepriester aus dem Heiligtum zurückkehrt, wird der Sündenbock in die Wüste geschickt. Ebenso wird es erst bei der Wiederkunft Christi geschehen, dass ein gläubiger Überrest Israels – das heute noch im Unglauben verharrt – erkennen wird: Sein Blut wurde auch für uns vergossen. Sie werden mit einem aufrichtigen Sündenbekenntnis zu Gott umkehren, und Gott wird auf der Grundlage von Christi Opfer ihre Sünden von ihnen nehmen (vgl. Jes 53,4-6).

 

Wir, die Gläubigen, die zur Gemeinde Gottes gehören, haben bereits heute durch das Blut Jesu freien Zugang zum „Heiligtum“, zur Gegenwart Gottes (vgl. Hebr 10,19). Diese besondere Stellung der Priesterfamilie (vgl. Hebr 3,6) wird am Versöhnungstag dadurch angedeutet, dass Aaron zunächst für sich und sein Haus einen Stier als Sündopfer opfert und dann in das Heiligtum eintritt.

 

Das Opfer Jesu ist größer

Es ist unmöglich, diesen Gedanken abzuschließen, ohne zu betonen, dass das, was der Herr Jesus am Kreuz vollbracht hat, weit über das hinausgeht, was am Versöhnungstag geschah. Die Opferhandlungen aus 3. Mose 16 mussten jedes Jahr wiederholt werden (3Mo 16,34), was ihre Unvollkommenheit deutlich macht. Im Gegensatz dazu war das Opfer Christi ein einziges und endgültiges Geschehen – „ein für alle Mal“ (vgl. Hebr 9,12.25-28; 10,10.12-14), was seine vollkommene Wirksamkeit zeigt.

 

Der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks

Der Versöhnungstag trägt folgende Frage in sich verborgen: „Wie kann ein mit Sünden beladener Mensch Gemeinschaft mit Gott genießen?“ Die Antwort ist: „Jesus, der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks!“

 

Jesus ist unser Hohepriester, der für uns durch seinen Kreuzestod ins Allerheiligste eingetreten ist und uns den Weg zum Vater gebahnt hat (Hebr 4,14-16; 5,1-6; 9,11-28).

 

Wenn wir unsere Sünden vor Jesus Christus bekennen, wird sein Blut in uns wirksam und reinigt uns von allen Sünden.:

 

1. Johannes 1,7.9

7 Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. ... 9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit

 

Der große Versöhnungstag ist ein Tag, an dem das Volk Gottes die eigenen Herzen vor Gott überprüfen und für die negativen Dinge, die der Heilige Geist zeigt, Buße tun und das Blut von Jesus Christus beanspruchen sollte, um die Zukunft ohne Schuld, Leid und Scham zu sehen:

 

Psalm 139,23-24

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine. 24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege

 

Nur durch Versöhnung wird uns die Tür zu Gottes Gegenwart geöffnet und wir können frei zu Ihm kommen und Seine Herrlichkeit erleben!

 

An Jom Kippur geht es um Opfer, um Blut, um Reinigung, um Zugang in die Herrlichkeit des HERRN, um Gemeinschaft mit Gott. Der Tag ist angefüllt mit prophetischer Bedeutung. Die vielfältigen Vorschriften des hohepriesterlichen Dienstes wurden durch Jesus in vollkommener Weise erfüllt (Hebr 7,26-27). Er tat stellvertretend und allein den Dienst für das ganze Volk.

 

Für alle, die den Messias angenommen haben, ist Jom Kippur, als der Tag der Bedeckung der Sünde, durch den Tod Jesu am Kreuz vollendet. Jesus ist als unvergleichlicher Hohepriester mit seinem makellosen Opferblut in das himmlische Heiligtum gegangen (Hebr 9,14), um die vollkommene Sühnung für die Sünden der Menschen zu erlangen. Ein für alle Mal, völlig ausreichend und absolut endgültig.

 

Die Prophezeiung Jesajas

Jesaja prophezeite: „Wenn eure Sünde blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden“ (Jes 1,18).

 

Es wurde zur jüdischen Tradition, ein purpurrotes Band an ein Horn des lebenden Ziegenbocks zu binden, bevor er in die Wüste geschickt wurde. Jedes Jahr geschah dabei das Wunder, dass dieses Band weiß wurde – ein sichtbares Zeichen dafür, dass Gott die Sünden Israels für das Jahr vergeben hatte. Die Rabbiner berichten jedoch, dass dieses Wunder zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte Israels aufhörte. Etwa vierzig Jahre vor der Zerstörung des zweiten Tempels, also um das Jahr 32 n. Chr., dem Jahr der Kreuzigung Jesu, verwandelte sich das Band nicht mehr in weiß. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Sünden Israels nicht mehr durch das Opfer der beiden Böcke vergeben.

 

Die Rabbiner selbst überliefern diese Legende.

 

Für messianische Juden bedeutet dies, dass die Rabbiner nicht erklärten, warum das Band ab jenem Jahr nicht mehr weiß wurde – in dem Jahr, in dem der Messias starb. Mit Seinem Tod bot Gott keine Vergebung der Sünden mehr durch das Blut von Tieren an. Gemäß Hebräer 10 ist dort, wo die Sünden vergeben sind, kein weiteres Opfer mehr nötig. So bestätigen selbst die rabbinischen Schriften, dass sich mit dem Tod Jesu im Jahr 32 n. Chr. etwas Entscheidendes verändert hat.

 

▸ Lies auch unseren Beitrag „Der Versöhnungstag (Jom Kippur)


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen