Ester 4,16
„So geh hin, versammle alle Juden, die in Susan anwesend sind, und fastet für mich, drei Tage lang bei Tag und Nacht, esst und trinkt nicht. Auch ich will mit meinen Mägden so fasten, und dann will ich zum König hineingehen, obgleich es nicht nach dem Gesetz ist. Komme ich um, so komme ich um!“
In diesem Beitrag werden wir uns mit der Geschichte der Königin Ester befassen. Was können wir als Leib Christi hiervon lernen? Bevor wir damit anfangen, müssen wir kurz die Person Ester und den historischen Kontext erläutern.
Hintergründe zu Ester
Ester ist die namensgebende Heldin des biblischen Buches Ester. Ihr hebräischer Name lautet „Hadassa“ was „Myrte“ sowie „Myrtenstrauch“ aber auch „Braut“ bedeutet (Est 2,7). „Ester“ hingegen bedeutet „Stern“.
Ihr Heimatort war Susa, eine der Hauptstädte des antiken Persiens.
Ester war ein hübsches, jüdisches Mädchen in der Zeit des jüdischen Exils im antiken persischen Reich.
Sie war ein jüdisches Waisenmädchen, die Tochter von Abihajil und einer namentlich nicht genannten Mutter. Ester wurde von ihrem älteren Cousin Mordechai aus dem Stamm Benjamin adoptiert, der ein wichtiger Beamter im Hof des persischen Königs war.
Zu bestimmter Zeit wurde Ester dazu erwählt, die neue Königin des persischen Reiches zu werden. So heiratete sie Ahasveros (Xerxes I.), den König von Persien, der zwischen 485–465 v. Chr. regierte.
Die besondere Bedeutung der Königin Ester liegt darin, dass sie ihr Herkunftsvolk, die Juden, vor einem Völkermord rettete, weil sie mutig mit dem König sprach und einen Völkermord aufdeckte.
Zur Erinnerung an die Rettung des jüdischen Volkes durch Ester feiern Juden das Purimfest, mit dem das Überleben Israels und die Treue Gottes festlich zelebriert werden.
Ester wurde eindeutig zu einer Position von enormen Einfluss und Wichtigkeit im Königspalast erhoben. Dennoch hatte Ester bis zu diesem Zeitpunkt nie öffentlich enthüllt, dass sie Jüdin war. Ihre Berufung war es, Königin von Persien zu sein. Und zwar genau zur richtigen Zeit.
Nachdem Ester zur Königin erhoben wurde, fädelte ein gewisser Antisemit namens Haman, der höchste Beamter am Hof des persischen Königs, eine Intrige ein. Haman hatte die Ermächtigung des Königs erhalten, dass es an einem bestimmten Tag in der Zukunft ein Pogrom oder ein organisiertes Massaker des jüdisches Volkes geben werde. Durch dieses Edikt wären alle Juden des gesamten persischen Reiches vernichtet worden. Hamans Plan war nichts weniger als ein totaler Völkermord die Vernichtung der gesamten jüdischen Nation. Es ist wahrscheinlich, dass zu der Zeit alle Juden der Welt innerhalb der Grenzen des persischen Reiches gelebt haben. Also waren die Juden mit einer extrem ausweglosen Situation konfrontiert.
Als der Erlass, der von Haman angezettelt war, ausging, sandte Mordechai eine dringende Nachricht an Ester in den Palast der Königin. Er informierte Ester, dass es ihre Verantwortung war zum König zu gehen und ihn davon zu überzeugen, seine Meinung zu diesem Erlass zu ändern. Ester sandte als Antwort zurück, dass sie für eine ganze Weile keinen Zugang zum König gehabt habe. Aber Mordechai antwortete ihr wieder, dass sie verpflichtet wäre im Auftrag ihres Volkes zum König zu gehen.
Den Wortwechsel zwischen Ester und Mordechai und das Resultat davon werden wir uns nun in Ester 4 genauer anschauen:
Ester 4,11-17
„11 »Alle Knechte des Königs und die Leute in den königlichen Provinzen wissen, dass, wer irgend in den inneren Hof zum König hineingeht, es sei Mann oder Frau, ohne gerufen zu sein, nach dem gleichen Gesetz sterben muss, es sei denn, dass ihm der König das goldene Zepter entgegenstreckt, damit er am Leben bleibe. Ich aber bin nun seit 30 Tagen nicht gerufen worden, dass ich zum König hineingehen sollte!« 12 Als nun Esters Worte dem Mordechai mitgeteilt wurden, 13 da ließ Mordechai der Ester antworten: »Denke nicht in deinem Herzen, dass du vor allen Juden entkommen würdest, weil du im Haus des Königs bist! 14 Denn wenn du jetzt schweigst, so wird von einer anderen Seite her Befreiung und Rettung für die Juden kommen, du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen. Und wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?« 15 Da ließ Ester dem Mordechai antworten: 16 »So geh hin, versammle alle Juden, die in Susan anwesend sind, und fastet für mich, drei Tage lang bei Tag und Nacht, esst und trinkt nicht. Auch ich will mit meinen Mägden so fasten, und dann will ich zum König hineingehen, obgleich es nicht nach dem Gesetz ist. Komme ich um, so komme ich um!« 17 Und Mordechai ging hin und machte alles ganz so, wie Ester es ihm geboten hatte“
Hier finden wir das biblische Bild eines Fürbitters. Beachte die Bereitschaft: „Komme ich um so komme ich um!“. Mit anderen Worten: „Ob ich lebe oder sterbe ist nicht die wichtigste Frage. Die wichtigste Frage ist, dass ich um meines Volkes Willen das tue, was in meiner Macht steht.“
Unsere Bereitschaft zu reagieren
Zu beachten ist, was Mordechai zu Ester sagte: „Wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?“ Dieser Blickwinkel gilt genau so für uns Christen. Wir sind ein Königreich von Priestern. Wir sind zu einer königlichen Position gekommen. Wir können uns unserer Verantwortung nicht entziehen und gleichgültig sein, so wenig wie Ester es konnte.
Wir müssen bereit sein, uns selbst mit dem Rest von Gottes Volk zu identifizieren. Wir können uns nicht in irgendeinem Palast verstecken und sagen: „Nun ja, diese Krise geht mich nichts an.“ Wir müssen wie Daniel und Ester sein, bereit unser Leben hinzugeben, alles zu riskieren, zu dem Volk Gottes zu stehen, uns selbst mit Gottes Absicht zu identifizieren und die Gebetslast auf uns nehmen.
In der gerade gelesenen Stelle wird angedeutet, dass Ester genau wie Daniel wusste, dass in manchen Zeiten Gebet alleine nicht genug ist. Ester sagte: „Wir müssen nicht nur beten, sondern alle von uns würden drei Tage und drei Nächte fasten müssen. Und nachdem wir gefastet und gebetet haben, werde ich zum König gehen und sehen, was passiert.“
In der darauffolgenden Stelle lesen wir in Ester 5,1-3 wie Ester in Aktion tritt und zum König geht:
„1 Und am dritten Tage kleidete sich Ester königlich und trat in den inneren Hof am Palast des Königs gegenüber dem Palast des Königs. Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Saale gegenüber dem Tor des Palastes. 2 Und als der König die Königin Ester im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand Ester entgegen. Da trat Ester herzu und rührte die Spitze des Zepters an. 3 Da sprach der König zu ihr: Was hast du, Ester, Königin? Und was begehrst du? Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden.“
Der Sieg von Ester
Die oben genannte Stelle ist die Aufzeichnung von Esters Sieg. Der Rest vom Buch Ester ist Entwicklung der Ergebnisse von Esters Fürbitte. Der Punkt, an den der Sieg für das jüdische Volk errungen wurde, war dennoch als Ester unter Lebensgefahr die Aufmerksamkeit des Königs durch ihre Fürbitte gewonnen hat. Der Sieg wird immer in Fürbitte errungen. Das ist der Ort, an dem Geschichte geschrieben wird. Das ist wo der Kurs und das Schicksal von Nationen verändert werden. Das ist, wo wir zu solchen Herrschern werden wie Gott es für uns vorgesehen hat.
Hier ein paar schöne Zusatzinformation über Ester: Als sie zum König ging, ging sie nicht wie eine Bettlerin. Sie winselte nicht um Gnade. Sie zog ihr königliches Gewand an und stand in seiner Gegenwart als eine schöne und herrliche Königin.
Es ist wichtig für uns zu sehen, dass Ester als Königin hineinging. Sie legte ihre königliche Kleidung an. Sie erkannte an, wer sie war. Sie nahm ihre rechtmäßige Position ein. Wir glauben, dass das Gleiche für uns als Christen gilt. Wir müssen anerkennen wer wir in Gottes Augen sind und die Position verstehen, zu der Gott uns erhoben hat. Wir sollen nicht um Gnade winseln. Wir sollen nicht wie Bettler sein.
Im Gebet herrschen
Achten wir auf die schönen Worte aus Jesaja 52,1-2:
„1 Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn es wird hinfort kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen. 2 Schüttle den Staub ab, steh auf, setz dich auf den Thron, Jerusalem! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!“
Wir glauben, dass diese Verse eine Herausforderung für uns darstellen, wie wir beten sollen. Wir sollen zu dem werden, wie Gott sagt, dass wir sind. Wir müssen aus dem Staub aufstehen. Wir müssen aufstehen und auf dem Thron sitzen, den Gott uns angeboten hat, damit wir mit ihm in Gebet und Fürbitte herrschen.
Beachte einige Wahrheiten, die diese Stelle für uns beinhaltet. Als Erstes müssen wir uns schmücken. Wir müssen Stärke und Schönheit anziehen. Der wunderbare Vers aus Psalm 96 ermutigt uns in dieser Beziehung:
Psalm 96,6
„Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.“
Gott möchte, dass wir die Stärke und Herrlichkeit anziehen, die für sein Heiligtum und seinen inneren Hof angemessen sind. Wie die Stelle aus Jesaja 52 impliziert, müssen wir alles ablegen, was verschmutzt. Sinnbildlich heißt es, dass „kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen“ wird. Wir müssen rein sein.
Ebenso müssen wir alles ablegen, was uns bindet. Wir müssen uns losmachen von den Ketten um unseren Hals. Was für Ketten binden uns, wenn wir im Gebet vor Gott kommen? Ketten wie Zweifel, Unglauben, Angst sowie falsche Einstellungen und Beziehungen. Wir müssen uns selbst von diesen Ketten befreien.
Nachdem wir uns selbst befreit haben, müssen wir dann entschlossen handeln. Wir sollen aufstehen. Wir müssen nicht liegenbleiben und länger um Gnade winseln. Wir müssen verstehen, was für Personen wir in Gott, in Christus sind. Laut unserer Bestimmung in ihm, sollen wir aufstehen und das Volk sein, dass Gott sich von uns wünscht.
Eine wichtige Nuance
Zum Abschluss dieses Beitrags ist es wichtig, für einen Moment zu der Geschichte von Ester zurückzukehren. Ester hatte den Platz der vorigen Königin Waschti eingenommen, die abgesetzt wurde. Warum wurde Waschti als Königin abgesetzt? Der König hatte ein großes Festmahl ausgerichtet, zu dessen Höhepunkt er die Königin in ihrer ganzen Schönheit seinem Volk präsentieren wollte. Waschti jedoch, die ihr eigenes Festmahl hatte, weigerte sich zu kommen. Deshalb wurde sie als Königin abgesetzt.
Der Unterschied zwischen Waschti und Ester als Königinnen ist auf ganz einfache Weise folgender. Waschti setzte ihre eigenen Pläne und Aktivitäten über die Wünsche des Königs. Aber Ester setzte die Wünsche des Königs und die Not ihres Volkes über ihr eigenes Leben und ihre Wünsche.
Diese Wahrheiten, die Waschti und Ester unterscheiden, gelten heute auch für die Gemeinde. Oftmals ist die Gemeinde mehr wie Waschti, beschäftigt mit ihren eigenen Programmen, eigenen Plänen, Sorgen und nicht offen für das, was der König zu sagen hat. Wir müssen zu einer Gemeinde wie Königin Ester werden, die den Willen des Königs und die Nöte unserer Mitmenschen über unser eigenes Leben setzen, wenn nötig.
Diesen Punkt müssen wir uns einprägen: Esters Fürbitte hat den Lauf der Geschichte geprägt. Wir müssen erkennen, dass wir als Christen, als Volk Gottes das Gleiche tun können und tun sollen.
Gottes Segen Euch allen und ein fröhliches Purimfest!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen