Jesaja 66,8
„Wer hat je so etwas gehört? Wer hat etwas Derartiges gesehen? Wurde je ein Land an einem Tag zur Welt gebracht? Ist je ein Volk auf einmal geboren worden? Denn Zion hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren“
Der Herzl-Tag (hebr. Jom Herzl) ist ein israelischer Nationalfeiertag, der jährlich am zehnten des hebräischen Monats Ijjar gefeiert wird, um an das Leben und die Vision des zionistischen Führers Theodor (Binyamin Ze'ev) Herzl (1860–1904) zu erinnern, der von vielen als der Vater des modernen Staates Israel angesehen wird.
■ NAME
Herzl-Tag (hebr. Jom Herzl)
■ WANN
10. Ijjar
Wenn der 10. Ijjar auf einen Schabbat fällt, wird der Herzl-Tag einen Tag verschoben, um Konflikte mit dem Schabbat zu vermeiden.
Der Herzl-Tag wurde von der israelischen Knesset 2004 zu Theodor Herzls 100. Todestag als Gedenktag festlegt und als Teil des Herzl-Gesetzes verabschiedet.
Während Herzl in den Anfangsjahren des Staates Israel als einendes Symbol breite Teile der Bevölkerung ansprach, braucht es heute dieses Gesetz, um sein Andenken vor dem Vergessen zu retten.
Mittlerweile ist Herzl bei vielen in Vergessenheit geraten. Die veränderte Stellung Herzls im kollektiven Gedächtnis Israels will Israel mit dem 2004 verabschiedeten Herzl-Gesetz entgegenwirken. Seitdem wird der Geburtstag des Begründers des modernen politischen Zionismus, der 10. Ijjar, mit Kongressen, zahlreichen pädagogischen Sonderveranstaltungen und Preisverleihungen begangen.
■ HINTERGRUND
Begriffserklärung Zionismus:
Der Ursprung des Wortes „Zionismus“ ist das biblische Wort „Zion“, das oft als Synonym für „Jerusalem“ und das „Land Israel“ (Erez Israel) gebraucht wird. Der Zionismus ist eine legitime Bewegung, die die Sehnsucht von Juden aus aller Welt nach Ihrer historischen Heimat zum Ausdruck bringt die Sehnsucht nach Zion, dem Land Israel.
Das Verlangen nach Rückkehr in die Heimat ergriff zum ersten Mal Juden, die vor 2500 Jahren ins Exil nach Babylon verschleppt worden waren – eine Hoffnung, die schließlich Realität wurde:
Psalm 137,1
„An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten“
Demnach hat der sich erstmals im 19. Jahrhundert artikulierende, politische Zionismus weder das Konzept an sich noch die Praxis der Rückkehr nach Zion erfunden. Vielmehr nahm er eine alte Idee und eine durch die Jahrhunderte kontinuierlich verlaufende aktive Bewegung auf und passte sie den Bedürfnissen und dem Geist seiner Zeit an.
Um die genauen Anfänge des Zionismus zu benennen, bedarf es eines Rückblicks bis 2000 Jahre vor unserer Zeit. Bereits nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier und die Vertreibung der Juden aus ihrem Heimatland Israel, entstanden Sehnsüchte nach einem eigenen jüdischen Staat, in dem es möglich ist, den eigenen Glauben friedvoll und ohne Auseinandersetzungen mit anderen Völkern auszuüben. Vage Vorstellungen und Träume wurden dann im 19. Jahrhundert von konkreten Plänen abgelöst.
Vom Journalisten zum Zionisten
Manche mögen Theodor Herzl als Phantasten, Träumer oder naiven Abenteurer bezeichnet haben. Herzl aber war ein Mensch voller Herzblut und Zielstrebigkeit. Tapfer setzte er sich für seine Sehnsüchte und Maxime ein.
Anfangs als Journalist bei der „Neuen Freien Presse“ tätig, schreibt Herzl 1896 das grundlegende Buch „Der Judenstaat“. In dem nur 86-seitigen Werk mit tiefgreifendem Inhalt, befasst sich Herzl mit der Problematik einer modernen Lösung der Judenfrage. Das Werk erscheint mit einer Auflage von 3000 Stück und ist der Auftakt des modernen Israel. Hier heißt es:
„Darum glaube ich, dass ein Geschlecht wunderbarer Juden aus der Erde wachsen wird. Die Makkabäer werden wieder aufstehen. Noch einmal sei das Wort des Anfangs wiederholt: Die Juden, die wollen, werden ihren Staat haben. Wir sollen endlich als freie Männer auf unserer eigenen Scholle leben und in unserer eigenen Heimat ruhig sterben. Die Welt wird durch unsere Freiheit befreit, durch unseren Reichtum bereichert, und vergrößert durch unsere Größe. Und was wir dort nur für unser eigenes Gedeihen versuchen, wirkt machtvoll und beglückend hinaus zum Wohle aller Menschen.“ (Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage, Leipzig & Wien 1896)
1897 beruft Herzl in Basel den ersten zionistischen Weltkongress ein, auf dem die zionistische Bewegung gegründet wird.
Ohne die zionistische Bewegung wäre die Gründung des Staates Israel unmöglich gewesen. Vor dem Hintergrund des europäischen Antisemitismus sind es zwei Quellen, aus denen der Zionismus seine Kraft geschöpft hat: Die Sehnsucht vieler Juden nach Zion und das europaweite Erwachen des Nationalgedenkens im 19. Jahrhundert.
Herzl hat den Zionismus nicht erfunden. Der Zionismus als Traum und als Konzept existierte bereits. Herzl verwandelte den Traum jedoch in ein politisches Ziel und die Träumer in eine nationale Bewegung.
Am 3. September 1897, nach dem ersten Zionistenkongress, notierte Herzl in sein Tagebuch: „Fasse ich den Baseler Kongress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universales Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen.“ Tatsächlich sollte es nur wenig mehr als 50 Jahre dauern, bis seine Vision Wirklichkeit wurde.
In der Zeit von 1882 bis zur Gründung des Staates Israel kommt es zu fünf jüdischen Einwanderungswellen, sogenannte Alijah-Wellen, nach Israel. Ein großer Teil der ersten Einwanderer stammt aus dem osteuropäischen Raum: beispielsweise aus Russland, Polen, Rumänien und Galizien (Westukraine und Südpolen). Die zionistische Bewegung gründet viele Genossenschaftssiedlungen (Kibbuzim, Plural von Kibbuz), 1909 Tel Aviv als erste moderne jüdische Stadt sowie verschiedenste Bildungseinrichtungen im ganzen Land, so 1925 die Hebräische Universität in Jerusalem.
Benjamin Seev Herzl, wie er in Israel ausschließlich genannt wird, wurde als „Prophet des Staates“ zu einem der wichtigsten Symbole des Staates. Sein Bild wachte über der Unabhängigkeitserklärung durch David Ben-Gurion. Jedes Kind kennt seinen Ausspruch „Im tirzu, ejn so agada“, „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen“.
Obgleich Herzl nicht der Begründer des theoretischen Zionismus war, so war jedoch er derjenige, der den Zionismus zur größten nationalen Bewegung des 19. Jahrhunderts gemacht hat.
■ ZEREMONIE
In Israel wird der Herzl-Tag durch einen staatlichen Gedenkgottesdienst auf dem nach ihm benannten Herzl-Berg in Jerusalem, dem Ort des israelischen Nationalfriedhofs, gefeiert.
Als Vater des modernen Zionismus befindet sich Herzls Grab oben auf dem Hügel. Hier ist von seinem Denkmal aus der etwas weiter entfernte Ölberg zu erkennen. Neben der Grabstätte von Theodor Herzl sind auch viele große Führer des modernen Staates Israel begraben. Aus diesem Grund ist der Herzl-Berg Schauplatz vieler Gedenkveranstaltungen und nationaler Feiern.
Außerdem wird in IDF-Lagern und Schulen an Herzl gedacht. In Veranstaltungen lernt man etwas über die Errungenschaften und die zionistische Vision von Theodor Herzl. In Jerusalem findet ein Symposium zum Gedenken an Herzl statt, um zionistische Fragen der Welt zu erörtern. Die Knesset veranstaltet anlässlich des Herzl-Tages eine Sondersitzung.
Die prophetische Bedeutung des modernen Israel
Die Rückkehr Israels in seine Heimat ist für diejenigen, die an die Heilige Schrift glauben, von großer Bedeutung. Die Tora sagte sowohl das Exil des jüdischen Volkes aus dem Land (5Mo 28,64-66) als auch dessen Wiedererlangung (5Mo 30,4-5) klar voraus. Als der zweite Tempel 70 n.Chr. zerstört wurde, begann die Zerstreuung der Juden in die gesamte Welt. Fortan wanderten sie durch die Nationen und waren schrecklichen Verfolgungen ausgesetzt, die in der Scho’a gipfelten. Trotz wiederholter Versuche, sie auszurotten, überlebten die Juden. In der jüngeren Geschichte haben sich die Prophezeiungen und das Wunder der Wiedererlangung erfüllt:
Hesekiel 36,8-12; Jesaja 14,1-2; Jeremia 16,14-15; Sacharja 10,9-10; Amos 9,14-15; Hesekiel 37,4-5; Hesekiel 37,10-17
Am Yisrael Chai – Das jüdische Volk lebt! Israel ist Gottes Superzeichen, dass Er seinen Bundesversprechen treu bleibt (Jer 31,35-37).
Das hebräische Wort „Atzma'i“ bedeutet „unabhängig“. Das Wort „atzmaut“ verdeutlicht den „Zustand der Unabhängigkeit“, der von „atzmi“ kommt „meine Knochen“. Daher wird der „Tag der Unabhängigkeit“ auf Hebräisch Jom ha-Atzma'ut genannt. Der Name erinnert uns an Gottes Versprechen, die „trockenen Knochen“ Israels wiederzubeleben, indem er das jüdische Volk aus seinem langen Exil zurückbringt:
Hesekiel 37,4-5 (vgl. Hes 37,10-17)
„4 Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sage zu ihnen: Ihr vertrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN! 5 So spricht der Herr, HERR, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich bringe Odem in euch, dass ihr wieder lebendig werdet“
Herzls Forderung gegenüber dem christlichen Zionismus
Theodor Herzl gilt allgemein, wie bereits erwähnt, als Begründer der modernen zionistischen Bewegung. Es mag überraschend zu erfahren sein, dass diese Bewegung christliche Wurzeln hat. Zunächst geht die ldee des „christlichen Zionismus“ zumindest auf die theologischen Überlegungen und Lehren von John Nelson Darby (1800–1882) zurück, der eine „Dispensationstheologie“ befürwortete, die aussagte, dass der Staat Israel eines Tages wiederbelebt und das jüdische Volk in seine alte Heimat zurückversetzt werden würde. Später beeinflusste Darby eine Reihe anderer christlicher Denker, darunter Reverend William Hechler (1845–1931), der sich viele Jahre zuvor mit der politischen Sache des Zionismus befasste.
Theodor Herzl begann seine Arbeit in diesem Bereich und betrachtete die Rückkehr des jüdischen Volkes in seine Heimat als biblisch vorherbestimmt und als unabdingbar. Natürlich wurde die Rückkehr des jüdischen Volkes aus seinem weltweiten Exil von Jesus selbst im Matthäus-Evangelium (24–25) gelehrt, wo die Ewigkeit und Anwesenheit Israels zum Zeitpunkt des „zweiten Kommens“ des Messias ausgesagt wurde. Hechler nahm an den frühen zionistischen Kongressen teil und erhielt sogar besondere Dankesworte von Herzl für seine Arbeit. Herzl bemerkte, dass Hechler und seine biblische Inspiration einen großen Einfluss auf seine Bemühungen hatten und ihm das Gefühl gaben, dass er ein moderner Moses war, der sein Volk zurück ins Gelobte Land führte.
Der tragische Fehler der Ersatztheologie
Einige Theologen in der christlichen Kirche haben behauptet, dass Israel (das jüdische Volk und das Land) im Sinne Gottes durch die christliche Kirche ersetzt wurde oder dass die Kirche die historische Fortsetzung Israels ist und Israel ausgeschlossen wurde. Nach dieser Auffassung ist das jüdische Volk nicht länger das "auserwählte Volk" Gottes, und alle Verheißungen und Bündnisse, die Israel zugeschrieben werden, gehören jetzt der Kirche. Diese fehlerhafte Lehre ist als "Ersatztheologie" bekannt (manchmal als "Superzessionismus/ Substitutionstheologie" bezeichnet, die Ansicht, dass Israel in den Gottes Augen von der Kirche "abgelöst" wurde).
Gottes Absichten und Pläne für das nationale Israel werden niemals vereitelt werden! Tatsächlich findet sich der einzige Hinweis auf den Neuen Bund im gesamten Tanach in Jeremia 31,31-37, wo ausdrücklich angegeben wird, dass das jüdische Volk als Nation weiter existieren wird. Dies wird weiter durch die Lehre des Paulus über das nationale Israel in Römer 9–11 bestätigt.
Die Ersatztheologie ist eine gefährliche Lehre, die zu Antisemitismus und falschen eschatologischen Ansichten führt. So wie wir glauben, dass Gott seine Verheißungen an die Kirche/Gemeinde halten wird, so glauben wir, dass er seine Verheißungen an das nationale Israel halten wird; einschließlich der zukünftigen Wiederherstellung Israels als "Haupt der Nationen" während des Reiches Gottes auf Erden.
Wenn der Herr Jesus auf die Erde zurückkehrt, geht er direkt ins nationale Israel und insbesondere nach Jerusalem. Dort wird er schließlich als Israels König und Retter empfangen und während des tausendjährigen Königreichs regieren. Der vierte Tempel (Hesekiel 40–48 ) wird gebaut und die Nationen werden nach Jerusalem kommen, um dem Herrn, dem Gott Israels, zu huldigen. Alle Nationen werden das Fest von Sukkot feiern, und diejenigen, die sich weigern, werden von Dürre geplagt sein (Jesaja 4,2-6 ; Sacharja 14,17-18).
Die Kirche/Gemeinde ist das "Geheimnis Gottes", eine herausgerufene Gemeinschaft von Juden und Nichtjuden, die Teil des übergeordneten Planes Gottes zur Erlösung der Welt sind. Die Kirche/Gemeinde existiert nicht außerhalb Israels (Trennungstheologie); es existiert auch nicht anstelle von Israel (ErsatztheoIogie); Die Kirche/Gemeinde ist auch kein Nachfolger Israels (Superzessionismus/ Substitutionstheologie). Stattdessen wird die Kirche/Gemeinde Teil des Überrestes Israels (ln-Placement -Theologie).
■ WISSENSWERTES
Der Theodor-Herzl-Preis ist die höchste Auszeichnung in der Jüdischen Welt. Hiermit ehrt der World-Jewish-Congress (WJC) seit 2012 Personen, um ihre außergewöhnlichen Bemühungen für Israel und Zionismus zu würdigen. Der Preis wurde erstmals 2004 anlässlich des 100. Todestages von Theodor Herzl verliehen.
Biographischer Abriss zu Herzl
1860
• 2.Mai: Geburt Herzls in Budapest (ehem. Stadtteil Pest)
• Vater: Jacob Herzl - Kaufmann in der Textilbranche
• Mutter: Jeanette (geb. Diamant)
seit 1878
• studiert Jura in Wien --> 1884 Promotion zum Doktor der Rechte
1889
• Hochzeit mit Julie Naschauer (zwei gemeinsame Töchter und ein Sohn)
1891-1895
• Mitarbeiter der Wiener „Neuen Freien Presse“ --> Korrespondent in Paris
1894
• Prozess gegen Alfred Dreyfus (jüdischer Offizier) --> Idee eines eigenständigen jüdischen Staates
1896
• Redakteur der „Neuen Freien Presse“
• Veröffentlichung "Der Judenstaat"
1897
• 26.-29 August: 1. Zionistischer Weltkongress in Basel
• Herausgabe der Wiener Monatszeitschrift „Die Welt“
1898
• Verhandlung mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. hinsichtlich seiner Unterstützung bei den Verhandlungen mit dem türkischen Sultan
1899
• England bietet Herzl ein Territorium in Uganda für eine eigenständige jüdische Siedlung an. --> Scheitern des Plans
1902
• sein Roman „Altneuland“ erscheint
1904
• 3. Juli Herzl stirbt auf Grund von Erschöpfung an einem Herzleiden in Edlach (a.d. Rach) in Österreich
1949
• Sein Leichnam wird nach Israel (gegr. 1948) überführt und auf dem nach ihm benannten „Herzl-Berg“ (westlich. von Jerusalem) beigesetzt.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen