Psalm 118,27
„Der HERR ist Gott, er hat uns Licht gegeben. Bindet das Festopfer mit Stricken an die Hörner des Altars!“
Isru Chag ist ein wenig bekannter, aber bedeutender Tag im jüdischen Kalender. Es handelt sich dabei um den Tag nach den drei großen Pilger- oder Wallfahrtsfesten – Passahfest (Pessach), das Wochenfest (Schawuot) und das Laubhüttenfest (Sukkot) – die zusammen als Schalosch Regalim bekannt sind. Die Bedeutung von Isru Chag leitet sich aus einem Vers im Psalm 118,27 ab, der als Grundlage dient. Isru Chag ist ein Halbfeiertag, der die Freude und die geistliche Bedeutung der großen Feiertage verlängert. Er stellt einen symbolischen Übergang vom Festtag in den Alltag dar, bei dem die Heiligkeit und Freude des Feiertages weitergetragen wird. Besonders in Israel ist Isru Chag ein bedeutender Tag, an dem die festliche Atmosphäre noch einmal genossen und gefeiert wird. Der Tag bietet die Möglichkeit, die geistlichen Lehren des Feiertags zu reflektieren und in das tägliche Leben zu integrieren.
Name
„Isru Chag“ (אסרו חג) = „das Fest binden“ oder „den Festtag anbinden“
Der Name Isru Chag setzt sich aus zwei hebräischen Wörtern zusammen:
„Isru“ bedeutet „binden“ oder „verbinden“. Es stammt vom hebräischen Verb „asar“, was „binden“, „festmachen“ oder „fesseln“ heißt.
„Chag“ bedeutet „Fest“ oder „Feier“. Es wird häufig verwendet, um auf die großen Feiertage zu verweisen.
Zusammen bedeutet Isru Chag also „das Fest binden“ oder „das Fest anbinden“. Es symbolisiert, dass der Tag nach einem Pilger- oder Wallfahrtsfest (Schalosch Regalim) die festliche Stimmung und Bedeutung mit dem Alltag verbindet und die Freude des Feiertags verlängert wird.
Wann
Isru Chag wird jährlich am Tag nach den drei großen Pilger- oder Wallfahrtsfesten gefeiert:
• Isru Chag Passahfest (Pessach): Am Tag nach dem letzten Tag des Passahfestes (in Israel am 22. Nissan, in der Diaspora am 23. Nissan)
• Isru Chag Wochenfest (Schawuot): Am Tag nach dem Wochenfest (in Israel am 7. Siwan, in der Diaspora am 8. Siwan).
• Isru Chag Laubhüttenfest (Sukkot): Am Tag nach dem letzten Tag des Laubhüttenfestes, also nach Simchat Tora (in Israel am 22./23. Tischri, in der Diaspora am 24. Tischri).
Dieser Tag dient dazu, die festliche Stimmung der großen Feste noch einmal zu verlängern.
Bibelstellen
Psalm 118,27
Dieser Vers wird als Hinweis darauf verstanden, dass der Tag nach den großen Festen weiterhin festlich begangen und die Feier des Festes „verlängert“ werden soll.
Zusätzliche Bezugspunkte:
2. Mose 23,14-17 und 5. Mose 16,16-17 erwähnen die drei Wallfahrtsfeste, in deren Zusammenhang auch der Brauch des Isru Chag steht, da es als Verlängerung der Festtage angesehen wird.
Hintergrund
Isru Chag ist ein nachbiblischer Brauch, der aus den Interpretationen der Rabbiner entstand.
Der Zweck von Isru Chag besteht darin, die festliche Stimmung des jeweiligen Feiertags zu verlängern. An diesem Tag wird der Übergang von der heiligen Festzeit in den Alltag gefeiert. Es ist eine Brücke, die das geistliche Hoch des Festes mit dem Alltag verbindet. Traditionell wird an Isru Chag keine Trauer oder Fasten erlaubt, um die Freude des Festes zu bewahren. In den Gebeten wird Tachanun, eine Bitte um Vergebung, weggelassen, um den halb-feiertaglichen Charakter des Tages zu unterstreichen.
Zur Zeit des Tempels war Isru Chag der Tag, an dem die Pilger, die zu den Pilger- oder Wallfahrtsfesten nach Jerusalem gekommen waren, die Stadt verließen und nach Hause zurückkehrten. Für viele Juden war es eine Zeit der Besinnung und Freude, während sie sich wieder auf den Alltag vorbereiteten. Der Talmud (Sukka 45b) erwähnt, dass das Feiern von Isru Chag einem Opfer gleichkommt, das im Tempel dargebracht wurde. Daher wird der Tag als eine Fortsetzung des heiligen Feiertags betrachtet.
Jüdischer Brauch
Obwohl Isru Chag kein „großer“ Feiertag im traditionellen Sinne ist, hat er dennoch eine festliche Bedeutung. Es gibt keine speziellen Rituale oder Gebote, die an diesem Tag zu erfüllen sind, doch der Tag ist in vielerlei Hinsicht ein „verlängerter Festtag“:
An Isru Chag wird das Tachanun-Gebet, das üblicherweise in den täglichen Gebeten rezitiert wird, ausgelassen. Dies unterstreicht den festlichen Charakter des Tages.
Wie an den Festtagen selbst, wird Isru Chag traditionell als ein Tag der Freude und des Feierns betrachtet. Fasten und Trauer werden an diesem Tag vermieden.
Besonders in Israel empfinden viele Menschen den Isru Chag als einen „Nachhall“ des eigentlichen Feiertags, und es ist üblich, das Fest mit gemeinsamen Mahlzeiten und familiären Zusammenkünften ausklingen zu lassen.
● Isru Chag in den drei großen Feiertagen
Isru Chag findet seine Bedeutung in den drei großen Feiertagen:
• Isru Chag Passahfest (Pessach)
Am Ende des Passahfestes, insbesondere nach den intensiven Sederabenden, bietet Isru Chag eine Gelegenheit, die geistlichen und historischen Lektionen des Passahfestes nachklingen zu lassen. Es erinnert an den Übergang der Israeliten aus der Sklaverei in die Freiheit, und die Freude, die mit dieser Befreiung verbunden ist, wird über den eigentlichen Festtag hinaus verlängert.
• Isru Chag Wochenfest (Schawuot)
Da das Wochenfest das Fest der Toragebung ist, stellt Isru Chag eine zusätzliche Gelegenheit dar, die Bedeutung der Tora und das Studium derselben zu reflektieren. An diesem Tag wird die geistliche Bindung zur Tora weiter gefeiert.
• Isru Chag Laubhüttenfest (Sukkot) bzw. Schemini Azeret und Simchat Tora
Das Laubhüttenfest endet mit den freudigen Festtagen Schemini Azeret und Simchat Tora, und Isru Chag verlängert diese festliche Atmosphäre. Oft ist Isru Chag in vielen Gemeinden ein Tag, an dem noch einmal gemeinsam gebetet und der Feiertag mit Freude und Dankbarkeit abgeschlossen wird.
● Der tiefere geistliche Sinn von Isru Chag
Isru Chag geht über eine bloße Verlängerung der Feiertage hinaus. Er repräsentiert die Idee, dass man die Heiligkeit eines Feiertages nicht abrupt beenden sollte, sondern dass man seine geistliche Bedeutung mit in den Alltag nehmen kann. Isru Chag erinnert daran, dass die Heiligkeit der Feste die Menschen auch nach deren Abschluss begleiten soll und dass man den geistlichen Auftrieb, den man durch die Feiertage erfahren hat, weitertragen sollte.
Einige jüdische Gelehrte weisen darauf hin, dass Isru Chag eine Art „Puffer“ zwischen den heiligen Tagen und dem Alltag bietet, der die Zeit gibt, das Gelernte zu verarbeiten und umzusetzen. Der Tag ist eine Gelegenheit, die Freude, das Wissen und die geistliche Bereicherung, die man während des Feiertages erfahren hat, zu vertiefen und in das tägliche Leben zu integrieren.
● Moderne Bedeutung und Praxis von Isru Chag
In der heutigen Zeit ist Isru Chag besonders in Israel noch ein fester Bestandteil des jüdischen Kalenders. Viele Menschen betrachten den Tag als eine Gelegenheit, das Fest in einer entspannten Atmosphäre zu genießen, oft mit Ausflügen oder geselligen Mahlzeiten in Familie und Freundeskreis. Es gibt auch in einigen Gemeinden die Tradition, zusätzliche Gebete zu sprechen oder Wohltätigkeitsaktionen zu organisieren, um die Freude und den Segen des Festes weiter zu verbreiten.
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Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen