Ist der Text des Neuen Testaments zuverlässig, oder ist er verfälscht worden?

Ein weit verbreitetes Missverständnis besagt und viele Kritiker meinen, dass der Text des Neuen Testaments nicht zuverlässig ist und unsere heutigen Ausgaben unmöglich mit dem Originaltext übereinstimmen können. Kann dieses Argument einer Prüfung standhalten? 

Als Dokument aus der Antike steht das Neue Testament, wie wir später noch sehen werden, in ihrer Art und Überlieferung allein da. Man muss weder Jude, Christ noch Experte sein, um dies zu erkennen, denn eine Vielzahl an Texten legt Zeugnis ab. Die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Bibel stammen größtenteils von dem, was wir meinen über die Bibel zu wissen oder eben nicht wissen. Oder anders gesagt: Die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Bibel werden beseitigt, wenn man sich mit der Entstehung vernünftig auseinandersetzt.

Viele Anschuldigungen sprechen zum Beispiel von eifernden Mönchen, die den Wortlaut im Verlauf der Kirchengeschichte verändert haben sollen. Das Problem ist glücklicherweise nicht das Fehlen von Beweisen. Es gibt drei verschiedene Arten von Zeugnissen, die verwendet werden können, um den Text des Neuen Testaments zu beurteilen. Das sind die griechischen Manuskripte, die verschiedenen Übersetzungen des Neuen Testaments und die Schriften der Kirchenväter.

Das Neue Testament wurde ursprünglich in griechischer Sprache verfasst. Es existieren heute annähernd 5.500 Handschriften, die das Neue Testament ganz oder in Teilen enthalten. Wir besitzen zwar nicht die Originale, die sogenannten Autographa (originale Niederschriften der Verfasser, wie Apostel, Propheten etc.), doch Kopien aus sehr früher Zeit.
Das Neue Testament wurde in der Zeit von ungefähr 50 bis 90 n.Chr. geschrieben. Das früheste Fragment, das sogenannte P52 (Papyrus Nummer 52), stammt von ungefähr 120-130 n.Chr., während ca. fünfzig andere Fragmente aus einer Zeit von 150 bis 200 Jahren nach der Entstehungszeit datieren.
Zwei bedeutende Manuskripte, der Codex Vaticanus (325 n.Chr.) und der Codex Sinaiticus (350 n.Chr.), eine älteste vollständige Kopie der Bücher des Neuen Testaments, stammen aus einem Zeitraum von 250 Jahren nach der Entstehungszeit. Das mag als eine lange Zeitspanne erscheinen, aber sie ist minimal, verglichen mit den meisten antiken Werken.

*Das P52 ist ein Papyrus, auf beiden Seiten mit je 7 Zeilen beschrieben und enthält Fragmente von Johannes 18,31-33.37-38. Es wurde in Fayum, Ägypten entdeckt, 1920 von Bernard P. Grenfell erworben und wird in der John Rylands Library Manchester, England aufbewahrt. 

Die Dokumente des Neuen Testaments umfassen nicht nur viele Manuskripte als Zeugnis und eine kurze Zeitspanne zwischen der Abfassung und der ältesten erhaltenen Kopie, sondern sie wurden auch schon früh in verschiedene andere Sprachen übersetzt. Die Übersetzung eines Dokuments in eine andere Sprache war in aller Welt selten, so ist dies also ein zusätzliches Plus für das Neue Testament. Die Anzahl von Kopien der Übersetzungen übertrifft 18.000, möglicherweise bis zu 25.000. Dies sind weitere Zeugnisse, die uns helfen, den Text des Neuen Testaments festzustellen.
Selbst wenn wir die 5.500 griechischen Manuskripte oder die 18.000 Kopien der Übersetzungen nicht hätten, könnte der Inhalt des Neuen Testaments innerhalb von 250 Jahren nach seiner Entstehung wiederhergestellt werden. Wie? Durch die Schriften der frühen Christen, der sogenannten Kirchenväter. In Kommentaren, Briefen usw. zitierten diese antiken Schreiber den biblischen Text und gaben uns so ein weiteres Zeugnis für den Wortlaut des Neuen Testaments.
John W. Burgon hat mehr als 86.000 Zitate der frühen Kirchenväter katalogisiert, die verschiedene Stellen des Neuen Testaments wiedergeben. Wir sehen also, dass es sehr viel mehr Beweise für die Zuverlässigkeit des neutestamentlichen Textes gibt als für jede andere vergleichbare Schrift der alten Welt.

 

Allein bei den Kirchenvätern IrenäusJustin der MärtyrerClemens von AlexandriaCyprian von KarthagoTertullianHippolyt von Rom und Origenes (alle vor dem 4. Jh.) finden wir zwischen 30.000 und 40.000 solcher Zitate. Aus späteren Jahrhunderten können wir u.a. noch AthanasiusCyrill von JerusalemEusebius von CaesareaHieronymus und Augustinus von Hippo hinzufügen, von denen jeder fast alle neutestamentlichen Bücher zitiert.

 

In diesem wissenschaftlichen und modernen Zeitalter, in dem wir leben, stellen wir viele der nicht-wissenschaftlichen Überzeugungen, welche frühere Generationen hatten, in Frage. Diese Skepsis haben wir vor allem gegenüber religiösen Schriften im Allgemeinen und der Bibel im Besonderen.

 

Die ursprünglichen Handschriften sind vor mehreren tausend Jahren geschrieben worden. In dieser Zeit hat es keine Druckmaschinen und Kopierer gegeben. So sind die originalen Handschriften von Hand kopiert worden und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Sie haben schwierige Zeitepochen überdauert. Sprachen sind zum Teil ausgestorben und neue entwickelten sich. Da die Originale, die sogenannten Autographa längst verloren gegangen sind, stellt sich oft die Frage, woher wir wissen ob dies, was wir heute in der Bibel lesen, jenes ist, was die ursprünglichen Autoren tatsächlich vor langer Zeit aufgeschrieben haben. Es gibt ein Kinderspiel namens Stille-Post. Alle Mitspieler müssen sich möglichst dicht nebeneinander in einen Kreis setzten. Ein Mitspieler, welcher beginnen darf, wird ausgewählt. Dieser muss sich nun einen langen Begriff oder Satz ausdenken. Hat er einen passenden gefunden, flüstert er diesen Begriff seinem Nachbarn ins Ohr. Dieser wiederum gibt das Gehörte an seinen Nachbarn weiter. Der Begriff wird reihum flüsternd immer weitergegeben, bis zum letzten Mitspieler. Dieser löst dann die Runde auf, indem er den Satz, der ihm genannt wurde, laut sagt. Das Spielvergnügen ergibt sich durch die folgende Auflösung, bei der der oder die letzte in der Reihe laut ausspricht, was als letzte Mitteilung ins Ohr geflüstert wurde. Die zunehmende Verfälschung der ursprünglichen Nachricht kann dadurch dokumentiert werden, dass jeder Teilnehmer die verstandene Nachricht laut für alle wiederholt.

 

Ist dieses Spiel vergleichbar mit der Weitergabe der Schriften der Bibel durch vergangene Zeit? Haben sich die Schriften, die wir heute lesen, verändert und unterscheiden sie sich von den ursprünglichen Schriften?

 

Natürlich gilt diese Frage für jedes alte Schriftstück. Das folgende Diagramm veranschaulicht den Prozess, durch den eine solche Schrift im Laufe der Zeit erhalten bleibt. Es zeigt ein Beispiel eines alten Dokuments das im Jahr 500 v.Chr. (dieser Zeitpunkt wird nur als ein Beispiel verwendet) geschrieben wurde. Dieses Originaldokument existiert jedoch nicht auf unbestimmte Zeit. Bevor es zerfällt, zerstört wird oder verloren geht, wird ein Manuskript (MSS), eine Kopie davon erstellt (1. Kopie). Eine professionelle Gruppe von Menschen, Schreiber genannt, haben die Schriften kopiert. Viele weitere Jahre vergehen und es werden weitere Kopien der 1. Kopie (2. Kopie & 3. Kopie) angefertigt. Ab einem gewissen Zeitpunkt bleibt eine Kopie erhalten, so dass diese heute immer noch existiert (3. Kopie). In diesem Beispiel-Diagramm, ist die 2. Kopie, welche heute existiert im Jahre 500 n.Chr. entstanden. Das bedeutet, dass 500 n.Chr. der früheste Zeitpunkt ist, von dem wir vom Zustand des Dokuments wissen können. Folglich können wir für die Zeit von 500 v.Chr. bis 500 n.Chr. keine Kopie Überprüfungen machen, da alle Schriften aus dieser Zeit verschwunden gegangen sind (x im Diagramm).

Falls Fehler, absichtlich oder nicht, beim Kopieren gemacht wurden, würden wir nicht in der Lage sein diese zu erkennen, da keine weitere Kopie verfügbar wäre, um mit der heutigen erhaltenen Kopie zu vergleichen. Dieser Zeitraum, vor der Entstehung der derzeit vorhandenen Kopien (x), ist also die Zeitspanne der textlichen Unsicherheit. Folglich können wir ein Prinzip formulieren, dass bei der Beantwortung unserer Frage helfen kann, ob sich die Schriften, die wir heute lesen, verändert haben und ob sie sich von den ursprünglichen Schriften unterscheiden. Je kürzer die Zeitspanne x ist, desto mehr vertrauen wir der Genauigkeit des Inhalts des Dokuments, da der Zeitraum der Unsicherheit reduziert wurde.

 

Man kann leicht durch ein Experiment beweisen, wie schwierig es ist, einen Abschnitt von beträchtlicher Länge zu kopieren, ohne wenigstens ein oder zwei Fehler zu machen. Wenn wir Dokumente wie unsere neutestamentlichen Schriften tausend und abertausendmal abschreiben und wieder abschreiben lassen, so nimmt die Möglichkeit, dass die Fehler unterlaufen, derart zu, dass man sich nur wundern kann, dass ihre Zahl nicht viel größer ist. Wenn jedoch mit der großen Zahl der Manuskripte die Menge der Schreibfehler zunimmt, so wächst im gleichen Verhältnis auch die Möglichkeit, solche Irrtümer zu korrigieren, so dass der Spielraum der zweifelhaften Stellen bei der Rekonstruktion des Orginaltextes nicht so groß ist, wie man befürchten könnte. In der Tat ist die Differenz bemerkenswert klein. Die verschiedenen Lesarten‚ über welche unter den Textkritikern noch Zweifel bestehen, berühren keine der historischen Tatsachen oder wesentlichen Fragen des christlichen Glaubens und Lebens.

 

Hier können wir das Gutachten eines Forschers anführen, der als Autorität bei der Beurteilung von alten Manuskripten keinem anderen nachsteht.

 

Sir Frederic G. Kenyon, ein britischer Altphilologe und Paläograph mit dem Spezialgebiet der Papyrologie und unbestrittene Autorität auf dem Gebiet der biblischen Handschriften, erklärt:

 

„Abgesehen von ihrer Anzahl unterscheiden sich die Manuskripte des Neuen Testaments auch sonst von denen klassischer Autoren. In keinem andern Fall ist die Zeitspanne zwischen der Urschrift des Buches und dem Datum des frühesten vorliegenden Manuskriptes so kurz wie beim Neuen Testament. Die Bücher des Neuen Testamentes wurden im letzten Teil des ersten Jahrhunderts geschrieben; die frühesten vorliegenden Manuskripte (abgesehen von kleinen, unbedeutenden Fetzen) stammen aus dem vierten Jahrhundert d.h. also 250 bis 300 Jahre später. Das mag als beträchtliches Intervall erscheinen, ist aber gering im Vergleich zu dem Zeitraum, der die meisten klassischen Autoren von ihren frühesten Manuskripten trennt. Wir glauben, dass wir im Wesentlichen einen genauen Text der sieben erhaltenen Stücke des Sophokles besitzen; doch das früheste substantielle Manuskript, worauf diese Annahme beruht, wurde erst 1.400 Jahre nach dem Tode des Dichters geschrieben.“

 

Kenyon fährt in The Bible and Archaelogy fort:

 

„Das Intervall zwischen den Daten der ursprünglichen Niederschrift und dem frühesten erhaltenen Beleg wird damit so klein, dass es praktisch unbedeutend ist. Der letzte Grund zu irgendwelchen Zweifeln, ob die Schrift uns im Wesentlichen so erhalten geblieben ist, wie sie verfasst wurde, ist heute ausgeräumt. Sowohl die Authentizität als auch die allgemeine Integrität der Bücher des Neuen Testamentes kann als endgültig feststehend betrachtet werden.“ Frederic Kenyon, The Bible and Archeology, 1940, S.288f

 

Natürlich gibt es heute in der Regel mehr als eine Abschrift eines Dokuments. Angenommen, wir haben zwei solcher Abschriften und im jeweils gleichen Abschnitt finden wir die folgenden übersetzten Worte:

Der ursprüngliche Autor hat entweder über Joan oder über John geschrieben. Eine von den zwei Abschriften enthält einen Kopierfehler. Die Frage ist, welche Abschrift enthält den Fehler? Mit den verfügbaren Beweisen ist dies sehr schwer zu bestimmen.

 

Nehmen wir nun an, dass wir zwei weitere Abschriften desselben Werks gefunden haben, wie hier dargestellt:

Nun ist es einfacher abzuleiten welches Manuskript wahrscheinlich einen Fehler aufweist. Es ist eher wahrscheinlich, dass sich der Fehler einmal, anstatt dreimal, wiederholt hat. So ist es wahrscheinlich, dass Manuskript Nr. 2 den Kopierfehler hat, und der Autor über Joan und nicht John geschrieben hat.

 

Dieses einfache Beispiel zeigt ein zweites Prinzip, welches wir verwenden können, um die Korrektheit eines Manuskripts zu überprüfen – Je mehr Manuskripte uns zur Verfügung stehen, desto einfacher ist es Fehler zu erkennen und zu korrigieren und den Inhalt des Originals zu ermitteln.

Wir haben zwei Indikatoren, die wir verwenden können, um die textliche Zuverlässigkeit der Bibel zu bestimmen:

1.) Messung der Zeitspanne zwischen ursprünglichen Niederschriften und den frühesten vorhandenen Manuskriptkopien.

2.) Anzahl der vorhandenen Manuskripte.

 

Da sich diese Indikatoren auf jede alte Schrift bezieht, können wir sie sowohl auf die Bibel als auch auf andere Werke der Antike anwenden, wie in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt wird. Hier eine Aufstellung von F. W. Hall: Manuskript-Belege für die Texte der führenden klassischen Verfasser (ergänzt durch Norman L. Geisler/William E. Nix, A General Introduction to the Bible, S.408)

 
Autor Abfassungs-
datum
Datum älteste Abschrift Zeitspanne zwischen Abfassung
und ältester Abschrift
Anzahl der erhaltenen Abschriften
Homer (Ilias) 800 v.Chr. 400 v.Chr. 400 Jahre 643
Cäsar
(Gallischer Krieg)
100-44 v.Chr. 900 n.Chr. 1000 Jahre 10
Plato (Tetralogien) 427-347 v.Chr. 900 n.Chr. 1200 Jahre 7
Tacitus (Annalen) 100 n.Chr. 1100 n.Chr. 1000 Jahre 20
Plinius Secundus (Naturgeschichte) 61-113.n.Chr. 850 n.Chr. 750 Jahre 7
Thukydides (Geschichte) 460-400 v.Chr. 900 n.Chr. 1300 Jahre 8
Sueton
(De Vita Caesarum)
75-160 n.Chr. 950 n.Chr. 800 Jahre 8
Herodot (Geschichte) 480-425 v.Chr. 900 n.Chr. 1300 Jahre 8
Sophokles 496-406 v.Chr. 1000 n.Chr. 1400 Jahre 100
Catullus 54. v.Chr. 1550 n.Chr. 1600 Jahre 3
Euripides 480-406 v.Chr. 1100 n.Chr. 1500 Jahre 9
Demosthenes 383-322 v.Chr. 1100 n.Chr. 1300 Jahre 200 (alle von einer Abschrift)
Aristoteles 384-322 v.Chr. 1100 n.Chr. 1400 Jahre 5 (vom am besten überlieferten
Werk)
Aristophanes 450-385 v.Chr. 900 n.Chr. 1200 Jahre 10

Diese Tabelle enthält die großen klassischen Autoren der Antike, dessen Schriften die Entwicklung der westlichen Zivilisation geprägt haben. Im Durchschnitt sind 10-100 Manuskripte überliefert worden, die erst ab etwa 1000 Jahre nach der ursprünglichen Schrift entstanden sind. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, werden diese Daten als Kontrollversuch betrachtet, da sie Daten (klassischer Autoren) umfasst die von Wissenschaftlern und Universitäten weltweit akzeptiert und verwendet werden.

 

Die folgende Tabelle vergleicht die biblischen Schriften (im Besonderen das Neue Testament) anhand des zweiten Indikators, der Anzahl der vorhandenen Abschriften. Diese können wir als experimentelle Daten berücksichtigen, genau wie man es in jeder wissenschaftlichen Untersuchung macht.

Manuskript wann geschrieben Datum der MSS Zeitspanne
John Ryland 90 n.Chr. 130 n.Chr. 40 Jahre
Bodmer Papyrus 90 – 150 n.Chr. 200 n.Chr. 110 Jahre
Chester Beatty 60 n.Chr. 200 n.Chr. 20 Jahre
Codex Vaticanus 60 – 90 n.Chr. 325 n.Chr. 265 Jahre
Codex Sinaiticus 60 – 90 n.Chr. 350 n.Chr. 290 Jahre

 

Tabelle mit Handschriften, die die sehr kurze Zeitspanne zwischen Abfassung und Abschrift belegen:

 
Bezeichnung Papyrus Nr. Inhalt Jahr der Abschrift Fundort Aufbewahrungsort Entdeckungszeit
John Rylands Papyrus P32 Titus 1-2 ca. 200 n.Chr.
Manchester, England 
John Rylands Library 
Gr. P. 5

John Rylands Papyrus P52 Fragmente aus Joh 18 ca. 130 n.Chr. Fayum (Ägypten) Manchester, England 
John Rylands Library 
P.Ryl. 457
1935
Chester Beatty Papyri I P45 Matth 20-21; 25 
Mark 4-8; 11-12 
Luk 6, 9-14 
Joh 10 
Apg 4-17
200-250 n.Chr. Fayum (Ägypten) Dublin, Ireland 
Chester Beatty Library; 
and Vienna, Austria 
Österreichische Nationalbibliothek 
Pap. G. 31974
1930
Chester Beatty Papyri II P46 Röm 5-6; 
8-11; 15-16
ca. 200 n.Chr. Fayum (Ägypten) Dublin, Ireland 
Chester Beatty Library; 
and Ann Arbor, Michigan 
University of Michigan 
Invent. no. 6238
1930
Chester Beatty Papyri III P47  Offb 9-17 200-250 n.Chr. Fayum (Ägypten) Dublin, Ireland 
Chester Beatty Library
1930
Magdalen Papyrus P64 Matt 3; 5; 26 ca. 200 n.Chr. Ägypten Oxford, England 
Magdalen College 
Gr. 18

Bodmer Papyri II P66 Joh 1-21 125-200 n.Chr. Ägypten Cologny, Switzerland 
Bibliothèque Bodmer
1956
Bodmer Papyri VII P72 1.Petr 1-5 
2.Petr 1-3 
Judas
3.-4. Jhd. Ägypten Cologny, Switzerland 
Bibliothèque Bodmer
1956
Bodmer Papyri XIV.XV P75 Lukas 3-7; 9; 17-18; 22-24 
Joh 1-15
175-225 n.Chr. Ägypten Cologny, Switzerland 
Bibliothèque Bodmer
1956

Die Zahl der Handschriften des Neuen Testaments ist so groß, dass es unmöglich sein würde sie alle in einer Tabelle aufzulisten. F. E. Peters, ein US-amerikanischer Islam- und Religionswissenschaftler sowie Altphilologe, welcher jahrelang die Frage, ist der Text der Bibel zuverlässig, oder ist er verfälscht geworden, studiert hat erklärt:

 

„Allein auf der Basis der Textüberlieferung sind die Schriften, die das Neue Testament der Christen ausmachen, die am häufigsten kopierten und am weitesten verbreiteten Bücher der Antike.“

Daraus resultiert, dass die Glaubwürdigkeit des neutestamentlichen Textes durch eine große Anzahl von Manuskripten belegt wird. Wenn man allein die griechischen Kopien zählt, dann ist dieser Text in 5.656 teilweisen oder vollständigen Manuskripten bewahrt worden, die vom 2. bis zum 15. Jahrhundert hindurch mit der Hand abgeschrieben wurden.

 

Heute sind sogar mehr als 5.686 griechische Manuskripte des Neuen Testamentes bekannt. Wenn man dazu noch die über 10.000 lateinische Vulgata-Handschriften und wenigstens 9.300 andere frühe Versionen rechnet, dann haben wir heute rund 25.000 Manuskript-Kopien von Teilen des Neuen Testamentes. Kein anderes Dokument der Antike kommt auch nur annähernd an diese Zahlen und die Häufigkeit der Bezeugungen heran. Vergleichsweise steht an zweiter Stelle Homers Ilias, von der noch 643 Manuskripte vorhanden sind. Der erste vollständig erhaltene Text von Homer stammt aber erst aus dem 13. Jahrhundert.

 

Das Folgende ist eine grobe Zusammenfassung der Zahlen von noch vorhandenen Handschriften des Neuen Testaments:

Vorhandene griechische Manuskripte Anzahl der Manuskripte
Papyri 109
Unzial-Schriften  307
Minuskelschriften 2.860
Lektionare 2.410
Gesamtzahl: 5.686
Manuskripte in anderen Sprachen Anzahl der Manuskripte
Lateinische Vulgata >10.000
Äthiopische Mss. >2.000
Slawische Mss. 4.101
Armenische Mss. 2.587
Syrische Peschitta >350
Bohairische Mss. 100
Arabische Mss. 75
Altlateinische Mss. 50
Angelsächsische Mss. 7
Gotische Mss. 6
Subachmimische Mss. 3
Altsyrische Mss. 2
Persische Mss. 2
Fränkische Mss. 1
Gesamtzahl: >19.284
Gesamtzahl aller Mss.: >24.970

Bruce M. Metzger, ein US-amerikanischer Bibelwissenschaftler und Professor für Neutestamentliche Sprache und Literatur am Princeton Theological Seminary, war einer der führenden Experten für die Textkritik des Neuen Testaments und hat an mehreren Bibelübersetzungen mitgewirkt, zog einen Vergleich des Neuen Testaments mit dem bibliographisch am zweitbesten überlieferten Werk, der Ilias: „Die Menge an Manuskripten der neutestamentlichen Schriften ist nahezu beschämend im Vergleich zu anderen antiken Werken. Nach dem Neuen Testament kommt Homers »Ilias«, das Standardwerk der antiken Griechen. Heute haben wir davon weniger als 650 griechische Manuskripte. Manche sind äußerst bruchstückhaft. Die meisten stammen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert und aus den nachfolgenden Jahrhunderten. Wenn Sie berücksichtigen, dass Homer wahrscheinlich im achten vorchristlichen Jahrhundert gelebt hat, ist das ein sehr langer Zeitraum.“ Bruce M. Metzger, zit. bei Lee Strobel, Der Fall Jesus, 1999, S.64

 

Bruce M. Metzger schreibt ebenfalls in The Text of the New Testament überzeugend von dem Vergleich:

„Die Werke verschiedener antiker Autoren sind uns in der zahlenmäßig schwächsten vorstellbaren Überlieferungskette erhalten. So ist etwa die umfangreiche römische Geschichte, die Historia Romana, des Velleius Paterculus in einer einzigen unvollständigen Handschrift überliefert, aus der die editio princeps gemacht wurde - und diese einzige Handschrift ging im 17. Jahrhundert verloren, nachdem sie von Beatus Rhenanns in Amerbach abgeschrieben worden war. Selbst die Annalen des berühmten Historikers Tacitus sind, was die ersten sechs Bücher betrifft, nur in einer einzigen Handschrift aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Das einzige bekannte Manuskript des Briefes an Diognet, eine frühchristliche Schrift, die man gewöhnlich zu den Texten der apostolischen Väter zählt, ging in der Stadtbibliothek von Straßburg in einem Feuer unter. Im Gegensatz zu diesen Zahlen gerät der Textkritiker des Neuen Testaments durch den Reichtum seines Materials geradezu in Verwirrung.”

 

Norman L. Geisler und William E. Nix, zwei Apologeten und systematische Theologen, sagten: „Hinter dem Neuen Testament hat die Ilias mehr Handschriften (643) vorliegen als jedes andere Buch. Sowohl sie als auch die Bibel wurden für »heilig« geachtet, und beide wurden der Textveränderung und der Textkritik ihrer griechischen Manuskripte unterzogen. Das Neue Testament umfasst ca. 20.000 Zeilen. Die Ilias [umfasst] ca. 15.600 Zeilen. Nur 40 Zeilen (oder 400 Wörter) des Neuen Testamentes stehen in Frage, während 764 Zeilen der Ilias zweifelhaft sind. Dieser knapp fünfprozentigen Textentstellung steht eine ähnliche Textkorrektur von [nur] einem halben Prozent im Neuen Testament gegenüber.“ Norman L. Geisler, William E. Nix, A General Introduction to the Bible, 1968, S.366-367

 

40 [fragliche Zeilen des NT] / 20.000 [alle Zeilen des NT] = 0,002 => 0,002 * 100% = 0,2%

764 [fragliche Zeilen der Ilias] / 15.600 [alle Zeilen der Ilias] = 0,049 => 0,049 * 100% = 4,9%

 

Frederic G. Kenyon, ein britischer Altphilologe und Paläograph mit dem Spezialgebiet der Papyrologie, bestätigt: „Gelehrte sind zufrieden, dass sie im Wesentlichen die wahren Wortlaute der wichtigsten antiken griechischen und römischen Schriftsteller besitzen. Dennoch hängt unser Wissen über ihre Werke von einer Handvoll Manuskripten ab, während die Manuskripte des Neuen Testaments in die Tausende gezählt werden. Sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Echtheit der Bücher des Neuen Testaments können als erwiesen angesehen werden. Der Christ kann die ganze Bibel in die Hand nehmen und ohne Furcht und Zögern erklären, dass er damit das wahre Wort Gottes in seinen Händen hat, so wie es uns ohne wesenhaften Verlust von Generation zu Generation durch die Jahrhunderte hindurch übergeben worden ist.“

 

Einer der Spezialisten für die antiken Papyri, der amerikanische Professor Philip W. Comfort, urteilte nach jahrzehntelanger Forschung: „Egal welche Differenzen im Wortlaut in diesen frühen Handschriften existieren (...), die frühen Christen, die diese Handschriften besaßen, lasen dieselbe grundlegende Botschaft über den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der am Kreuz für die Vergebung der Sünden starb, und auferstand um allen das Leben zu geben, die an ihn glauben“.

 

In seinem Buch, The Text of the Earliest New Testament Greek Manuscripts, schreibt Philip W. Comfort:

„Dieses Buch liefert Transkriptionen von 69 der frühesten neutestamentlichen Manuskripte bis hin zum P115, dem zuletzt veröffentlichten frühen neutestamentlichen Manuskript. Alle Manuskripte sind vom Anfang des zweiten Jahrhunderts bis zum Anfang des vierten (100-300 n.Chr.) datiert. Wir wählten 300 n.Chr. als unseren Terminus ad quem (ein Termin, bis zu dem etwas getan sein muss), weil die neutestamentliche Manuskript-Fertigung nach der Verfolgung unter Diokletian (303-305 n.Chr.) radikal verändert wurde und vor allem nach Kaiser Konstantin der Große das Christentum als Rechtsreligion im Reich erklärt hatte. Viele dieser Manuskripte sind fast zweihundert Jahre früher als die bekannten Unzialschriften Codex Vaticanus und Codex Sinaiticus. Diese frühen Manuskripte, die etwa zwei Drittel des Neuen Testaments enthalten, wurden (meistens im zwanzigsten Jahrhundert) entdeckt.“

 

Der Inhalt dieser Aussage ist sehr wichtig, da die Manuskripte dem römischen Kaiser Konstantin (ca. 325 n.Chr.) und dem Aufstieg der katholischen Kirche vorausgehen. Beide wurden oft beschuldigt den biblischen Text geändert zu haben. Wenn das der Fall sein sollte, könnten wir es in einem Vergleich der Texte aus der Zeit vorher (welche vorhanden sind) mit denen die später kamen vergleichen. Wenn wir dies tun, stellen wir fest, dass sie die gleichen sind. Der Inhalt der Texte aus 200 n.Chr. ist der gleiche wie jener von 1200 nach Christus. Weder die katholische Kirche noch Konstantin haben die Bibel geändert. Dies ist keine religiöse Aussage, sondern eine, die ausschließlich wissenschaftliche Daten zur Grundlage hat. Die folgende Abbildung zeigt die Chronologie von Handschriften auf dem das Neue Testament der Bibel gegründet wurde.

Was können wir nun aus diesem Beitrag schließen?

Was wir objektiv, also sachlich und neutral, sagen können ist, dass das Neue Testament zu einem viel höheren Maße als jedes andere klassische Werk der Antike überliefert ist (Anzahl der erhaltenen Manuskripte und Zeitspannen zwischen Original und frühesten erhaltenen Manuskripten). Das Urteil zu dem die Beweismittel uns leiten wird am Besten durch das folgendes Zitat von John Warwick Montgomery zusammengefasst:

 

„…dem so entstandenen Text des Neuen Testamentes skeptisch gegenüberzustehen hieße, die gesamte klassische Antike in dunkle Vergessenheit geraten zu lassen; denn kein Dokument des Altertums ist bibliographisch so gut belegt wie das Neue Testament.“ History and Christianity 1971, S.29

 

Frederik F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der University of Manchester, schrieb: „Es gibt keine Sammlung antiker Literatur in der Welt, die sich einer so guten textlichen Bezeugung erfreut wie das Neue Testament.“ The Books and the Parchments, 1963, S.178

 

An einer anderen Stelle sagt Bruce: „Wir haben viel mehr Unterlagen für die neutestamentlichen Schriften als für die meisten Schriften der klassischen Autoren, deren Echtheit anzuzweifeln niemand einfallen würde. Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im allgemeinen über allen Zweifel hoch erhaben. Es ist eine seltsame Tatsache, dass Historiker den neutestamentlichen Schriften oft viel bereitwilliger Vertrauen geschenkt haben als viele Theologen. Es gibt nun einmal Menschen, die ein "heiliges" Buch ipso facto mit Argwohn betrachten und viel mehr Bestätigung für seine Echtheit verlangen, als sie je für ein gewöhnliches, weltliches oder heidnisches Schriftstück fordern würden“ F. F. Bruce, Das Neue Testament: glaubwürdig, wahr, verläßlich, Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell, 1997, übs. des engl. Originals: The New Testament Documents - are they reliable?, 1943

 

Dr. Clark Pinnock, Professor Emeritus der systematischen Theologie am McMaster Divinity College, christlicher Theologe, Apologet und Autor schrieb:

„Es gibt kein anderes Dokument in der Antike, das literarisch so gut bezeugt und durch so viele historische Daten abgesichert ist, anhand derer eine vernünftige Entscheidung getroffen werden kann. Wer ehrlich ist, kann eine solche Quelle nicht einfach abtun. Jegliche Skepsis hinsichtlich der historischen Gewährsleute des Christentums basiert auf irrationalen [d.h. in diesem Fall alles Übernatürliche von vornherein ablehnenden] Vorurteilen.“ Set Forth Your Case, 1968, S.58

 

Fenton J. A. Hort, einer der bedeutendsten Textkritiker aller Zeiten, er verbrachte 28 Jahre seines Lebens mit der Erforschung des neutestamentlichen Textes, schrieb: „In der Vielfalt und Fülle der Belege, auf die er sich stützt, ist der Text des Neuen Testamentes absolut unantastbar und damit einzigartig unter den Prosaschriften des Altertums.“ Fenton J. A. Hort Way, Truth and the Life, 1894, S.561

 

Sir Frederic G. Kenyon, ehemaliger Direktor und Bibliotheksleiter des Britischen Museums und unbestrittene Autorität auf dem Gebiet der biblischen Handschriften, erklärt: „Es kann nicht stark genug betont werden, dass der Text der Bibel seiner Substanz nach gesichert ist, dies gilt besonders fürs Neue Testament. Die Zahl der Manuskripte des Neuen Testaments, seiner ersten Übersetzungen und seiner Zitate seitens der ältesten kirchlichen Verfasser ist so groß, dass es praktisch feststeht, dass die echte Lesart jeder strittigen Stelle in dem einen oder anderen dieser alten Manuskripte erhalten geblieben ist. Das kann man von keinem anderen Buch der Welt sagen.“ F. G. Kenyon, Our Bible and The Ancient Manuscripts, 1941, S.23

 

Howard F. Vos, Professor für Geschichte und Archäologie sagt:

„Vom Standpunkt der literarischen Fakten aus ergibt sich als einzig logische Schlußfolgerung, dass die Zuverläßigkeit des Neuen Testamentes wesentlich sicherer ist als bei jedem anderen Schriftstück der Antike.“ Howard F. Vos, Can I Trust My Bible, 1963, S.176

 

Nach 40jähriger Forschungsarbeit stellte Professor Kurt Aland vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: „Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null.“ Kurt Aland, Das Neue Testament zuverlässig überliefert. Die Geschichte des neutestamentlichen Textes und die Ergebnisse der modernen Textforschung, Reihe: Wissenswertes zur Bibel, Teil 4, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1986, S.28

 

W. F. Albright, ein US-amerikanischer Biblischer Archäologe und Philologe altorientalischer Sprachen, informiert uns glaubwürdig:

„Kein anderes Werk der griechisch-römischen Antike ist durch Manuskriptüberlieferung so gut bezeugt wie das Neue Testament. Es gibt sehr viel mehr frühere Manuskripte des Neuen Testaments als von irgendeinem klassischen Autor, und das älteste, vollständige Manuskript bleibt in seiner Abfassung nur rund zwei Jahrhunderte von der Urschrift entfernt.“ W. F. Albright, The Archaeology of Palestine, S.238

 

W. Edward Glenny, Professor für Neutestamentliche Studien und Griechisch, berichtet:

„Gott hat uns 5.656 Manuskripte gegeben, die alle Teile des griechischen Neuen Testamentes enthalten. Es ist das bei weitem am besten erhaltene Buch der Antike. Wir haben nicht nur eine große Anzahl von Manuskripten, sondern sie haben auch eine große Nähe zu den Urschriften, die sie repräsentieren. Einige Teilmanuskripte des Neuen Testaments stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und viele sind innerhalb der ersten vier Jahrhunderte nach der Entstehung des Originals geschrieben worden. Diese Fakten sind umso erstaunlicher, wenn man sie mit der Erhaltung anderer antiker Literatur vergleicht.“ W. Edward Glenny, The Preservation of Scripture,S.96

 

Jacob H. Greenlee, ein ehemaliger Professor für Griechisch, schreibt in Introduction to New Testament Textual Criticism über den zeitlichen Abstand zwischen dem Originalmanuskript (der Urschrift) und dem vorhandenen Manuskript (der ältesten erhaltenen Kopie): 

„Die ältesten uns bekannten Manuskripte von den meisten griechischen klassischen Autoren werden auf eine Zeit von eintausend oder mehr Jahren nach dem Tode ihres Verfassers datiert. Das Zeitintervall für die lateinischen Autoren ist etwas kürzer und variiert bis zu einem Minimum von drei Jahrhunderten, wie es etwa bei Vergil der Fall ist. Beim Neuen Testament jedoch wurden zwei der wichtigsten (erhaltenen) Manuskripte innerhalb von 300 Jahren nach Abschluss des Neuen Testamentes geschrieben, während einige fast vollständige Bücher des Neuen Testaments wie auch umfassende Fragment-Manuskripte. von vielen Teilen des Neuen Testaments innerhalb eines Jahrhunderts nach der Urschrift datieren.”

 

Er fügt hinzu: 

„Da die Gelehrten die Schriften der antiken Klassiker für allgemein glaubwürdig akzeptieren, obgleich die frühesten Manuskripte erst lange Zeit nach den Urschriften verfasst wurden, und die Zahl der vorhandenen Manuskripte in vielen Fällen so klein ist, wird deutlich, dass die Zuverlässigkeit des neutestamentlichen Textes gleichfalls sichergestellt ist.”

 

Der Althistoriker Dr. Jürgen Spiess: "Wie groß ist der zeitliche Abstand, wann wurden die Berichte über Jesus verfaßt? Manche denken, die Berichte seien im Laufe von Jahrhunderten entstanden. Die Texte sind aber spätestens dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre nach den Ereignissen so abgefaßt worden, wie wir sie heute vorliegen haben. »Spätestens« heißt, daß die Forschung sich darüber unklar ist. Eine ganze Reihe von Forschern in neuerer Zeit denkt, daß die Evangelien viel älter sind, schon zwanzig bis dreißig Jahre nach den Ereignissen geschrieben. In jedem Fall ist der zeitliche Abstand wesentlich geringer als der von Tacitus zum meisten, worüber er schreibt und was wir auch in unseren Lehrbüchern über römische Geschichte finden, soweit es auf Tacitus zurückgeht oder auf andere antike Historiker.", Dr. Jürgen Spiess, Jesus für Skeptiker, 1990, S.36

 

Schliesslich wurde auch der Atheist C.S. Lewis Christ:

„Sie müssen sich vorstellen, wie ich allein Abend für Abend in jenem Zimmer in Magdalen saß und, wann immer mein Geist sich auch nur für eine Sekunde von meiner Arbeit erhob, das stetige, unaufhaltsame Nahen dessen spürte, dem nicht zu begegnen ich mir so ernstlich wünschte. Was ich so sehr fürchtete, hatte mich endlich eingeholt.

Im Trinity Term 1929 lenkte ich ein und gab zu, dass Gott Gott war, und kniete nieder und betete; vielleicht in jener Nacht der niedergeschlagenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England.

Ich sah damals noch nicht, was mir heute als das Leuchtendste und Offensichtlichste erscheint; nämlich die göttliche Demut, die einen Bekehrten selbst unter solchen Bedingungen annimmt. Der verlorene Sohn (Lukas 15,11-32) ging wenigstens auf seinen eigenen Füßen nach Hause. Doch wer könnte jene Liebe gebührend anbeten, die die hohen Tore einem Abtrünnigen öffnet, der um sich tretend, sich windend, trotzig und in allen Richtungen nach einer Chance zur Flucht Ausschau haltend hereingebracht wird?

Die Worte compelle intrare (Nötige sie hereinzukommen) [Lukas 14,16-24: "Da sagte der Herr zu dem Diener: '[...] und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird'"], zwinge sie einzutreten sind von bösen Menschen so missbraucht worden, dass uns bei ihnen schaudert; doch richtig verstanden loten sie die Tiefe der Gnade Gottes aus. Die Härte Gottes ist freundlicher als die Weichherzigkeit der Menschen, und sein Zwang ist unsere Befreiung.“

C.S. Lewis, Überrascht von Freude, 1992, Brunnen Verlag, Gießen, übs. der engl. Ausgabe »Surprised by Joy. The shape of my early life«, S.274

 

Das Fazit der Forscher: Das Neue Testament ist besser als jedes andere Buch der antiken Weltliteratur überliefert.

 

Zusammenfassend kann man sagen:

Heute werden Forscher nicht müde darauf hinzuweisen, dass die enorme Fülle der Handschriftenfunde zum Neuen Testament so weit zurückreichen, dass unsere aktuellen Bibelausgaben, die auf diesen uralten Manuskripten beruhen, denselben Textbestand haben wie die Bibel der frühen Christenheit. Die Bibel ist einzigartig überliefert, das können auch Skeptiker, die sich über den aktuellen Forschungsstand informieren, nicht bestreiten.

 

Dies bedeutet, und um konsequent zu sein; wenn wir entscheiden die Zuverlässigkeit der Bibel anzuzweifeln, dann müssen wir auch die gesamte klassische Antike der Vergessenheit übergeben, denn keine Dokumente der Antike sind bibliografisch so gut bezeugt wie das Neue Testament.

 

Heutzutage wissen wir, dass der biblische Text nicht verändert wurde, als Epochen, Sprachen und Reiche kamen und gingen, da die frühesten erhaltenen Manuskripte diesen Ereignissen zeitlich vorangehen. Zum Beispiel wissen wir, dass kein übereifriger mittelalterlicher Mönch die Wunder Jesu zur biblischen Erzählung hinzugefügt hat, denn wir haben Manuskripte, die die mittelalterlichen Mönche zeitlich vorangehen und alle diese Handschriften enthalten ebenso die Wunder Jesu.

 

Es zeigt sich, dass man bei anderen antiken Texten bekannter und nie bezweifelter Verfasser in der Regel mit weitaus weniger Material auskommen muss. Dennoch wird die Bibel gerne bezweifelt - es werden weitaus höhere Maßstäbe angesetzt als es nach fachlichen Gesichtspunkten nötig oder angemessen wäre.

 

Es ist also nicht die Quellenlage, auf der Zweifel an der Genauigkeit der Überlieferung beruhen. Diese Zweifel beruhen in erster Linie auf Nichtwissen gegenüber der Bibel. Auch sind diese Zweifel vielmehr liebgewonnene Einwände, weil es im Grunde der Inhalt der Bibel ist, der unerwünscht ist und deshalb entkräftet werden soll.

 

Das Verständnis der textlichen Zuverlässigkeit der Bibel ist ein Ausgangspunkt, von dem man beginnen kann, sich der Bibel zu nähern um die Bibel ernsthaft zu untersuchen und sich zu informieren, was ihre Botschaft ist. Die Bibel behauptet, dass sie das Wort Gottes ist und ihre Nachricht ein Segen. Was wäre, wenn es eine Chance gibt das dies wahr ist? Seien Sie ermutigt und nehmen Sie sich einmal etwas Zeit und informieren Sie sich ganz unvoreingenommen über die Bibel. Sie werden überrascht sein.

 

Doch das Wissen um die hervorragende Überlieferung der Bibel allein genügt nicht, - denn die Bibel ist mehr als ein faszinierendes antikes Buch. Sie ist ein Liebesbrief Gottes an die Menschen. In ihr wird man über den Sinn des Lebens informiert, und wie den Menschen die Tür zu Gott wieder geöffnet wurde.

 

Eine alte Bibel zu Hause, und selbst wenn es eine der uralten Bibelhandschriften aus der Antike wäre, bringt niemanden näher zu Gott. Die ewige Errettung bekommt man nur geschenkt, wenn jemand Jesus Christus, welcher die zentrale Botschaft der gesamten Bibel ist, das ganzes Herz und Leben schenkt. Dann darf man erleben, wie Schuld vergeben und die Bibel lebendig wird.

 

Prinzipien der Textkritik

Es gibt Menschen, die sich darüber herablassend äußern und etwa behaupten: »Es gibt mindestens 200.000 verschiedene Varianten des griechischen Textes, wie kann man da jemals ernsthaft behaupten, der Text unseres heutigen Neuen Testaments sei glaubwürdig!« In Wirklichkeit verhält es sich aber so, dass 95% dieser 200.000 Varianten sofort zur Seite gelegt werden können, weil sie derartig indiskutabel sind oder von so wenig anderen Textzeugen unterstützt werden, dass kein einziger Kritiker ernsthaft ihre Authentizität in Betracht ziehen würde. Von den übrigen 10.000 Varianten aber stellt sich heraus, dass es bei ihnen zu 95% nicht um die Bedeutung des Textes geht, sondern nur um Fragen wie Buchstabierung, Grammatik und Reihenfolge der Worte. Wenn zum Beispiel ein einziges Wort in 1.000 Handschriften falsch buchstabiert wurde, betrachtet man diese als 1.000 Varianten. Von den verbleibenden 5% (ca. 500 Varianten) sind nur etwa 50 von größerer Bedeutung, und auch hier kann man in den meisten Fällen dank ausreichendem Vorhandensein anderer Textzeugen mit größter Wahrscheinlichkeit den richtigen Text rekonstruieren. Es besteht nicht der geringste Zweifel darüber, dass 99% der Wörter des Neuen Testaments, wie wir es heute kennen, richtig überliefert sind, während wirklich wichtige Varianten nur 0,1% der Wörter ausmachen. Keine einzige fundamentale christliche Lehre basiert auf einer zweifelhaften Variante, und keine einzige neue Variante hat jemals zur Revision eines bestimmten Lehrinhalts geführt.

 

Wir können also völlig sicher sein, dass wir, abgesehen von einigen vollkommen unwichtigen Kleinigkeiten, praktisch denselben Text in Händen haben, den die Bibelautoren niederschrieben. Die Menge griechischer Handschriften (ca. 5.500) und Handschriften antiker Übersetzungen (ca. 9.000) ist außerdem so groß, dass es nahezu sicher ist, dass die richtige Lesart eines jeden umstrittenen Bibelteils in mindestens einem dieser alten Zeugen enthalten ist. Dies kann von keinem anderen literarischen Werk der Antike gesagt werden! In allen anderen Werken der Literatur finden wir Stellen, in denen der Text deutlich erkennbar angetastet ist, bei denen man aber nicht über andere Lesarten verfügt. In solch einem Fall kann der Textkritiker die richtige Schreibweise des ursprünglichen Textes oft nur erraten und versuchen zu erklären, wie der Schreibfehler der anderen Lesarten entstanden sein könnte. Das Erstaunliche ist aber jetzt, dass es wahrscheinlich im ganzen Neuen Testament keine einzige Stelle gibt, wo solch ein "Erraten" angewandt werden mußte. Wohl hat man früher manchmal eine andere Lesart erst als "Glückssache" vorgestellt, aber im Laufe der Zeit wurde diese dann in einer der anderen Handschriften entdeckt.

 

Die Fehler, die beim Kopieren der Manuskripte entstanden sind, waren Varianten, die meistens aus Versehen, aber manchmal auch mit Absicht angebracht wurden. Die versehentlichen Fehler waren neben normalen Schreibfehlem unter anderem Fehler des Auges (Fehlen, Verdoppelung oder Vertauschen von Buchstaben oder Worten usw.), des Ohres (falsches Verstehen, wenn diktiert wurde), des Gedächtnisses (z.B. Ersetzen durch Synonyme oder Beeinflussung durch parallele Schriftstellen) und des Beurteilens: manchmal wurden aus Versehen Randbemerkungen in den Text aufgenommen, weil man annahm, sie gehörten dahin. Vielleicht gehören Johannes 5,3b und 4, Apostelgeschichte 8,37 und 1. Johannes 5,7 zu dieser Kategorie; es kann aber auch sein, dass diese Verse absichtlich als lehrhaft hinzugefügt worden sind. Das bringt uns zur Gruppe der absichtlichen Veränderungen. Dazu gehören Veränderungen in Buchstabierung und grammatischer Form sowie liturgische Anpassungen, die man überall in den Lektionarien antrifft und die sich manchmal in den Bibeltext einschlichen, wie zum Beispiel die Lobpreisungen am Ende des »Vater unser« (vgl. dazu Matthäus 6,13). Darüber hinaus sind hier Harmonisierungen paralleler Schriftstellen in den Evangelien zu nennen, die eigentlich eine gutgemeinte Änderung der Schreiber waren, die den Text falsch verstanden (so wurde in Johannes 19,14 »sechste« manchmal in »dritte« Stunde verändert).

 

Textkritiker versuchten, um aus diesen Varianten den ursprünglichen Text zu rekonstruieren, zu allererst die Handschriften in Textstrukturen zu ordnen, um so zu einer Einteilung in Gruppen zu kommen. Diese wurden dann wieder miteinander verglichen, um sie letztlich auf einen Urtypus zurückzuführen, der dann so weit wie möglich dem ursprünglichen Text entsprach.

 

Es ist schon deutlich geworden, dass bei diesen Untersuchungen nicht alle Textzeugen und Gruppen von gleichrangiger Bedeutung sind; jede davon wird nach den Kennzeichen äußerer und innerer Richtlinien eingestuft. Äußere Kennzeichen sind das Alter der in einer Handschrift angetroffenen Textstruktur und die geographische Verbreitung derselben (größere Verbreitung macht die Textstruktur wertvoller). Als innere Kennzeichen gelten die Gewohnheiten der Kopierer und der Autoren. Was die Kopierer betrifft, geht man davon aus, dass diese leicht eine schwierigere Lesart durch eine einfache, eine kürzere durch eine längere, eine stockende durch eine flüssigere Lesart ersetzen würden. Hinsichtlich der Autoren versucht man, sich in ihre Lage zu versetzen und sich vorzustellen, was diese Wahrscheinlich geschrieben haben könnten; dabei beachtet man den direkten Zusammenhang (Kontext), die lehrhafte Harmonie und den Hintergrund. Man kann verstehen, dass alle diese Überlegungen nicht zu straff angewandt werden dürfen und dass dabei sehr viel von der Einsicht und der Einstellung des Kritikers abhängt. Aber ganz allgemein gesehen kann man sichergehen, dass der Kritiker in der Reihenfolge der Wichtigkeit folgende Richtlinien anwenden wird: (1) eher die ältere als die jüngere Lesart, (2) eher die schwierige als die einfache Lesart, (3) eher die kürzere als die längere Lesart, (4) die Lesart, die alle Varianten am besten erklärt, (5) eher die geographisch am meisten verbreitete Lesart, (6) eher die Lesart, die am besten mit dem Stil und Wortgebrauch des Verfassers übereinstimmt, (7) eher die Lesart, aus der kein dogmatisches Vorurteil des Kopierers hervorgeht.

 

Schlußfolgerung

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Glaubwürdigkeit des griechischen Neuen Testaments wirklich außerordentlich groß ist. Wir wissen nun, dass wir im wesentlichen denselben Text besitzen, wie er von der Urgemeinde (von ägyptischen Bauern, syrischen Kaufleuten und lateinischen Mönchen) gebraucht wurde. Alle Kritik hinsichtlich einer (vermeintlichen) Ungenauigkeit oder sogar einer Manipulation wäre damit zum Schweigen gebracht! Auch die ersten Protestanten, die monumentale Bibelübersetzungen gemacht haben, hatten bereits einen sehr präzisen Text und wir haben jetzt sogar den Beweis dafür. Die Arbeit am griechischen Text geht aber immer noch eifrig weiter, vor allem wegen der vielen Neuentdeckungen. Diese Studien werden uns sicherlich noch viele interessante Details liefern. Aber der »normale« Bibelleser darf schon jetzt davon überzeugt sein, dass er ein Wunder in den Händen hält: Das Wunder der Überlieferung des Neuen und Alten Testaments.


Quellen:

  • Die Fakten des Glaubens: Die Bibel im Test. Fundierte Antworten auf herausfordernde Fragen an Gottes Wort, Josh McDowell
  • Die Bibel im Test, Josh McDowell
  • So entstand die Bibel, Willem J.J. Glashouwer
  • Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testaments, F. F. Bruce
  • The Bible and Archaeology, Frederic G. Kenyon
  • Der Fall Jesus - Ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit, Lee Strobel
  • A General Introduction to the Bible by Norman L. Geisler, Norman L. Geisler;William E. Nix
  • The Text of the Earliest New Testament Greek Manuscripts: A Corrected, Enlarged Edition of the Complete Text of the Earliest New Testament Manuscripts, Philip W Comfort, David P. Barkett
  • History and Christianity, John W. Montgomery
  • The Books and the Parchments, F. F. Bruce
  • Das Neue Testament: glaubwürdig - wahr - verläßlich, F. F. Bruce
  • The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration, Bruce M. Metzger
  • Set Forth Your Case, Clarke H. Pinnock
  • The way, the truth, the life, Fenton J. A. Hort
  • Our Bible And The Ancient Manuscripts: Being A History Of The Text And Its Translations, Frederic G. Kenyon
  • Can I Trust The Bible, Howard F. Vos
  • Wissenswertes zur Bibel 4. Das Neue Testament- zuverlässig überliefert, Kurt Aland
  • The Archaeology of Palestine, W. F. Albright
  • The Preservation of Scripture, W. Edward Glenny
  • Introduction to New Testament Textual Criticism, Jacob H. Greenlee
  • Jesus für Skeptiker, Dr. Jürgen Spiess
  • Surprised by Joy. The Shape of My Early Life, C. S. Lewis
  • wikipedia.de

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

 

Amen