Zefanja 1,15
„Ein Tag des Grimms ist dieser Tag, ein Tag der Not und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels“
Psalm 22,2-3
„2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. 3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe“
Psalm 115,9
„Israel, vertraue auf den HERRN! Er ist ihre Hilfe und ihr Schild“
Jom ha-Scho’a ist einerseits der nationale israelische Holocaustgedenktag für die Opfer der Scho’a, die während des nationalsozialistischen Regimes von den deutschen Nationalsozialisten und ihren Verbündeten ermordet wurden, sowie andererseits der Jahrestag des Warschauer Ghettoaufstands im April 1943. Dabei gedenkt Jom ha-Scho’a nicht allein der Opfer, sondern eben auch an den Widerstand der vielen Helden, die damals gegen den Plan Nazideutschlands, alle Juden auszurotten, entschlossen aufgestanden sind.
Das überwältigende Thema, ist die Wichtigkeit, sich an die Opfer der Katastrophe der Scho’a und an den Widerstand der Helden zu erinnern und sicherzustellen, dass eine solche Tragödie nie wieder passiert.
Name
• Jom ha-Scho’a (hebr. יום השואה) = Tag der Katastrophe
• Jom ha-Zikaron laScho’a weLaGwura (hebr. יום הזיכרון לשואה ולגבורה) = Tag des Gedenkens an Holocaust und Heldentum (auch Gedenktag der Holocaust-Märtyrer- und Helden)
Der Tag sollte zuerst Jom ha-Scho’a Umered Hagetaot, Tag des Holocaust- und Ghettoaufstands heißen.
• Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen „Holocaust“ und „Scho’a“?
„Holocaust“ ist der englische bzw. griechische Begriff und stammt vom griechischen Wort „holokaustos“ ab, was „Brandopfer“ (wörtlich übersetzt „ganz verbrannt“) bedeutet. Der Begriff findet über 200-Mal in der Septuaginta Verwendung, der griechischen Bibelübersetzung des Alten Testaments und bezeichnet Brandopfer, die das Volk Israel während dem Gottesdienst darbrachte.
Der Begriff „Holocaust“ stellt jedoch für viele jüdische Überlebende wegen des ursprünglich Hintergrunds ein Problem dar. Das Symbol des „Brand- oder Sühneopfers“ macht die Begrifflichkeit „Holocaust“ insofern zwiespältig, weil die Massenvernichtung keine Handlung in Verbindung mit dem Gottesdienst war, sondern ein systematisch geplanter und durchgeführter Massenmord.
Der Begriff „Holocaust“ trägt auch die Bedeutung „im Rauch aufsteigen“ in sich. Auch wenn dies für sechs Millionen Juden die schreckliche Wahrheit war, so wendet man diesen biblischen Begriff ungern auf den Tod der Juden an, weshalb von Juden meist der Begriff „Scho’a“ verwendet wird.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurde manchmal der Begriff „Holocaust“ verwendet, um den Tod einer großen Gruppe von Menschen zu beschreiben. Seit 1945 ist es jedoch praktisch ein Synonym für den organisierten Völkermord an den europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland während des Zweiten Weltkriegs.
„Scho’a“ ist der hebräische Begriff für den von Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg verübten Völkermord und bedeutet „Katastrophe“, „Unheil“, „vollständige Zerstörung“ oder „Verwüstung“. Seine biblischen Wurzeln finden sich sowohl im Buch Zefanja 1,15 als auch im Buch Hiob 30,3. Aufgrund der problematischen Bedeutung des Begriffs „Holocaust“ für jüdische Überlebende, begann man gegen Ende der 1970er Jahre, das Wort „Holocaust“ durch das Wort „Scho’a“ zu ersetzen.
Im englischsprachigen Raum ist „Holocaust“ der gebräuchlichere Begriff, während sich in Kontinentaleuropa der Begriff „Scho’a“ stärker durchgesetzt hat.
Wann
März/April (27. Nissan/Abib)
Jom ha-Scho’a wird jährlich am 27. Nissan begangen.
Nach jüdisch-biblischer Zeitrechnung beginnt der Tag um 18:00 Uhr abends und endet um 18:00 Uhr am nächsten Abend. Der Tag beginnt also am Abend und endet am Abend. Mit den Festen ist es genauso. Es beginnt abends (bei Sonnenuntergang) und endet am nächsten Abend (bei Abenddämmerung).
2024/5784: Sonnenuntergang, So. 05. Mai – Abenddämmerung Mo. 06. Mai (28. Nissan)
2025/5785: Sonnenuntergang, Mi. 23. April – Abenddämmerung Do. 24. April (26. Nissan)
2026/5786: Sonnenuntergang, Mo. 13. April – Abenddämmerung Di. 14. April (27. Nissan)
2027/5787: Sonnenuntergang, Mo. 03. Mai – Abenddämmerung Di. 04. Mai (27. Nissan)
2028/5788: Sonnenuntergang, So. 23. April – Abenddämmerung Mo. 24. April (28. Nissan)
Hinweis: Vor dem babylonischen Exil hieß der Monat Abib.
Wenn der 27. Nissan auf einen Freitag oder Sonntag fällt, wird Jom ha-Scho’a einen Tag verschoben, um Konflikte mit dem Schabbat (Freitagabend-Samstagabend) zu vermeiden. Der hebräische Kalender ist so festgelegt, dass der 27. Nissan niemals auf den Schabbat selbst fällt.
Jom ha-Scho’a wird während der Tage der Omerzählung begangen, welche Tage der Trauer für das jüdische Volk sind.
Das Datum liegt genau eine Woche vor dem Gedenktag an die für den Staat Israel gefallenen Soldaten (Jom ha-Zikaron - 4. Ijjar) und acht Tage vor dem israelischen Unabhängigkeitstag (Jom ha-Atzmaut - 5. Ijjar).
Hintergrund
An Jom ha-Scho’a gedenkt man an die Opfer der Scho’a während des nationalsozialistischen Regimes in den Jahren 1933–1945 sowie dem jüdischen Widerstand im Warschauer Ghetto.
• Die Scho’a oder der Holocaust
Die Hintergründe der Scho’a oder des Holocaust sind verschieden.
Grundlage der Scho’a oder des Holocaust war der Antisemitismus. Antisemitismus, also der Hass auf Juden oder Vorurteile gegenüber Juden, war einer der Grundpfeiler der NS-Ideologie. Vorurteile gegenüber Juden waren in ganz Europa verbreitet. Die Verfolgung der Juden durch das nationalsozialistische Regime entwickelte sich phasenweise und wurde zwischen 1933 und 1945 immer radikaler. Diese Radikalisierung gipfelte im Massenmord an sechs Millionen Juden.
Die unmittelbarste Ursache ist, dass das nationalsozialistische Regime, die Juden ausrotten wollten und dazu imstande waren. Ihr Mordmotiv kam jedoch nicht aus dem Nichts. Die antisemitische Nazi-Ideologie muss in einen breiteren Kontext von jahrhundertealter Feindseligkeit gegenüber Juden betrachtet werden.
Juden werden in Europa, oft aus religiösen Gründen, schon seit Jahrhunderten diskriminiert und verfolgt. So machte man sie allein für den Tod Jesu verantwortlich. Im Mittelalter mussten sie oft außerhalb der Gemeinschaft in abgesonderten Vierteln oder Ghettos leben und waren von einigen Berufen ausgeschlossen. In unruhigen Zeiten erklärte man sie häufig zum Sündenbock. Während der Pestepidemie um das Jahr 1350 wurden Juden vertrieben und verfolgt. In Russland kam es nach der Ermordung von Zar Alexander II. im Jahr 1881 zu Pogromen, Gewaltausbrüchen, in denen ganze Gruppen von Juden misshandelt oder ermordet wurden. Mit dem Aufkommen des Rassendenkens im 19. Jahrhundert entstand auch die Vorstellung, Juden seien eine andere Rasse und deshalb nicht Teil des „Volks“ oder der Nation. 1918 verlor Deutschland den Ersten Weltkrieg. Rechtsextremisten gaben den Juden die Schuld daran. Sie beschuldigten sie außerdem, kapitalistische Ausbeuter zu sein, die auf dem Rücken anderer profitierten. Zugleich wurden Juden auch als Anhänger des Kommunismus betrachtet, die durch eine Revolution die Weltmacht erlangen wollten.
Als die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 die Herrschaft ergriffen, begannen sie, einzelne Bevölkerungsgruppen auszugrenzen, weil sie sich als „Herrenrasse“ betrachteten. Hingegen waren die Juden für sie eine „minderwertige Rasse“ und wurden für viele Missstände im Land verantwortlich gemacht. Juden wurden angegriffen und durften ihre Berufe nicht mehr ausüben sowie nichts mehr selbst entscheiden. Wehren konnten sie sich nicht, weil man ihnen auch ihre Bürgerrechte weggenommen hatte.
Hitler ließ in seinem Buch „Mein Kampf“ und in seinen Reden immer wieder erkennen, dass er die Juden hasste und dass in Nazi-Deutschland kein Platz für sie sei. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam in der Nazi-Führungsspitze die Idee auf, dass es möglich sei, alle europäischen Juden zu ermorden. Die Scho’a oder der Holocaust kann deshalb am besten als Ergebnis einer Reihe von Entscheidungen betrachtet werden, die von den Umständen beeinflusst waren. Die Initiative ging dabei manchmal von Nazis niedrigerer Ränge aus, die nach radikalen Lösungen für Probleme suchten, mit denen sie konfrontiert waren. Auch die Konkurrenz zwischen verschiedenen Regierungsinstanzen führte zu immer extremeren Maßnahmen gegen Juden. Doch nichts davon geschah gegen Hitlers Wunsch, letztlich traf er die Entscheidungen.
Ab 1941 mussten Juden sogar ein Kennzeichen tragen, den sogenannten „Judenstern“. Dies war ein gelber, sechseckiger Stern in Form des Davidsterns. Im Rahmen der sogenannten „Endlösung“ haben die Nazis und ihre Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg Millionen von Juden ihr Eigentum weggenommen und sie aus ihren Häusern vertrieben und in den Tod deportiert.
Viele von ihnen wurden direkt in Lager gebracht und dort ermordet. Mehr als 180.000 vertriebene Juden wurden in den von Deutschland besetzten Ländern in Osteuropa in abgesperrten Stadtteilen angesiedelt. Diese Stadtteile wurden „Ghettos“ genannt. Eines der größten Ghettos entstand im eroberten Warschau, der Hauptstadt Polens.
Als die Nationalsozialisten ihren Eroberungskrieg auf ganz Europa ausdehnten, wurden die Juden überall verfolgt. Es begann ein systematischer Völkermord. Die Nationalsozialisten schafften die Juden wie auch Sinti und Roma, Obdachlose, Behinderte, politisch Verfolgte, sogenannte „Asoziale“ oder Kriegsgefangene in Konzentrationslager. Viele Lager waren vor allem dafür da, um die Juden in Gaskammern zu ermorden. Von diesen Vernichtungslagern war Auschwitz-Birkenau das größte. Über 6 Millionen jüdische Menschen sind von 1933 bis 1945 getötet worden. Nur ganz wenige verfolgte Menschen haben diesen unmenschlichen Terror überlebt.
• Der Aufstand im Warschauer Ghetto
Ebenso gedenkt man an Jom ha-Scho’a an alle Widerstandskämpfer des Ghettoaufstands und aller Personen, die, unabhängig der Konsequenzen, Juden halfen, sie versteckten, und damit das Leben von Juden retteten.
Mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939 begann der Völkermord an den 3,3 Millionen polnischen Juden. Im Oktober 1940 zwangen die deutschen Besatzer die jüdischen Einwohner Warschaus (30% der damaligen Stadtbevölkerung) zum Umzug in einen „jüdischen Wohnbezirk“, umgeben von einer drei Meter hohen Mauer und hermetisch abgeriegelt. Bis zu einer halben Million Menschen waren auf einer Fläche von rund 3,1 Quadratkilometern eingepfercht. Innerhalb der nächsten zwei Jahre starben mehr als 80.000 infolge von Hunger, Seuchen, Zwangsarbeit oder Gewalthandlungen. Rund 265.000 wurden im Sommer 1942 mit der sogenannten „Großen Aktion“ in den sicheren Tod in den Gaskammern von Treblinka geschickt.
Am 19. April 1943, es war der Vorabend des Passahfests, an dem das jüdische Volk des Auszugs aus Ägypten gedenkt, rückten Einheiten von SS und Polizei zur endgültigen „Räumung“ des Ghettos vor. Knapp 1.000 jüdische Widerstandskämpfer, angeführt von Mordechai Anielewicz, Marek Edelman und anderen, stellten sich ihnen entgegen. Ohne Ausbildung und spärlich mit Molotowcocktails, Handgranaten und wenigen Dutzend Schusswaffen ausgestattet, führten diese verzweifelten Männer und Frauen einen aussichtslosen Kampf gegen einen erbarmungslosen Gegner. Nach 27 Tagen wurde der Aufstand niedergeschlagen. Die Sprengung der Großen Synagoge von Warschau verdeutlichte: die größte jüdische Gemeinde Europas war nicht mehr.
Als sich ihre Niederlage abzeichnete, begingen viele Anführer des Aufstands in ihrem unterirdischen Bunker in der Miła-Straße 18 kollektiven Selbstmord, wie ihre Glaubensbrüder es 2.000 Jahre vor ihnen auf Masada getan hatten. Bei der Sprengung des Ghettos, Straßenzug um Straßenzug, entdeckten die Nazis hunderte dieser Bunker. Sie konnten diejenigen nicht retten, die darin Zuflucht gesucht hatten, aber sie bleiben das ewige Symbol des Lebenswillens der Juden Warschaus. Rund 13.000 Juden starben während des Aufstands. Die Überlebenden wurden in die Vernichtungslager Majdanek und Treblinka deportiert.
Ursprünge
Der erste Holocaust-Gedenktag in Israel fand nach einer Entscheidung des Oberrabbinats von Israel am 28. Dezember 1949 statt, dass am 10. Tebet eine jährliche Gedenkfeier stattfinden sollte.
• Von der Knesset eingeführter Tag (1951–1958)
Am 12. April 1951 verabschiedete die Knesset eine Resolution, die den 27. Nissan im jüdischen Kalender für den nationalen Holocaust-Gedenktag festlegte, nachdem auch der 10. Tebet, der 14. Nissan (Passahfest), der Tag an dem der Aufstand im Warschauer Ghetto begann (19. April 1943) und der Tag an dem der Zweite Weltkrieg begann (1. September) als Datum für den Holocaust-Gedenktag in Betracht gezogen wurden.
Am 03. Mai 1951 fand die erste offiziell organisierte Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in Israel statt.
• Gesetz zum Gedenktag der Märtyrer und Helden (1959)
Am 08. April 1959 führte die Knesset den Holocaust-Gedenktag offiziell mit der Verabschiedung des Gesetzes ein, mit dem Ziel, einen jährlichen Gedenktag für die Katastrophe abzuhalten, welche die Nazis und ihre Verbündeten über das jüdische Volk gebracht haben sowie die Heldentaten und den jüdischen Aufstand zu gedenken.
Das Gesetz wurde vom ersten israelischen Premierminister David Ben Gurion und dem zweiten israelischen Staatspräsidenten Yitzhak Ben Zwi unterzeichnet. Es legte fest, dass an diesem Tag im ganzen Land eine zweiminütige Schweigeminute eingelegt wird, alle Arbeiten zum Stillstand kommen, Gedenkveranstaltungen in öffentlichen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen abgehalten werden, die Flaggen auf Halbmast wehen und im Radio und in Unterhaltungseinrichtungen Sendungen zu diesem Tag gezeigt werden.
Große Teile der ultra-orthodoxen Juden haben diesen Tag nie akzeptiert und gedenken der Opfer der Scho’a oder des Holocaust am 10. Tebet durch das Kaddisch-Sagen (ein Trauergebet).
Zeremonie
Jom ha-Scho’a ist ein feierlicher Gedenktag. Im ganzen Land Israel werden Vergnügungsstätten geschlossen und Gedenkzeremonien abgehalten. Die zentralen Zeremonien finden in Yad Vashem in Jerusalem statt und werden live übertragen. Yad Vashem ist die bedeutendste „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel der Scho’a“, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert.
An der Eröffnungszeremonie auf dem Warschauer Ghettoplatz in Yad Vashem nehmen bei Sonnenuntergang am Vorabend der Staatspräsident und der Premierminister des Staates Israel, Überlebende mit ihren Familien sowie geladene Gäste aus dem In- und Ausland teil.
Zur Beginn der feierlichen Zeremonie wird die Staatsflagge auf Halbmast gesenkt. Der Staatspräsident und der Premierminister halten beide Reden und Holocaust-Überlebende oder deren Nachfahren entzünden sechs Fackeln, die symbolisch für die sechs Millionen jüdischen Opfer der Scho’a stehen. Außerdem rezitieren Oberrabbiner Gebete.
Am folgenden Morgen heulen im gesamten Land um zehn Uhr für zwei Minuten die Sirenen. Währenddessen kommt das Leben in ganz Israel zum Stillstand. In den Straßen bleiben Passanten stehen, Autofahrer halten ihren Wagen am Straßenrand an, um im Stillen den Opfern des Holocaust die Ehre zu erweisen.
Stillstand während der Schweigeminuten auch auf der Autobahn in Israel
Danach findet eine Kranzniederlegung unter Teilnahme des israelischen Präsidenten, Premierministers, Sprechers der Knesset, des Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Vertretern von Überlebenden- und Kämpferorganisationen und Delegationen aus dem ganzen Land zu Füßen der sechs Fackeln auf dem Warschauer Ghettoplatz in Yad Vashem statt.
Um die Mittagszeit steht die Verlesung einer Namensliste von Holocaust-Opfern im Mittelpunkt. In einer Veranstaltung mit dem Titel „Jeder Mensch hat einen Namen“ werden in der „Halle der Erinnerung“ und in der Knesset die Namen von Opfern der Scho’a verlesen. Auf dem dunklen Boden der Halle der Erinnerung sind Namen von Konzentrations- und Vernichtungslagern eingraviert, auf die Besucher zum Gedenken weiße Rosen legen.
Zum Abend hin findet eine Zeremonie für Jugendbewegungen in Anwesenheit des israelischen Bildungsministers und in Zusammenarbeit mit der Jugend- und Sozialverwaltung des Bildungsministeriums statt.
Die Gedenkfeiern an diesem Tag reichen von Synagogengottesdiensten bis hin zu Mahnwachen und Bildungsprogrammen.
Die Fernseh- und Radioprogramme übertragen live die zentrale Gedenkveranstaltung in Yad Vashem und widmen während des ganzen Tages ihre Sendungen dem Thema der Scho’a.
Am Jom ha-Scho’a führen Tausende meist jugendlicher Juden, insbesondere Studenten, einen Gedenkmarsch vom KZ Auschwitz zum KZ Auschwitz-Birkenau durch. Dies wird mittlerweile als „Marsch der Lebenden“, in Bezug auf die Todesmärsche von KZ-Häftlingen, bezeichnet.
Messianische Bedeutung
Der Begriff „messianisch“ meint „den Messias betreffend“.
Kann man zur Scho’a oder zum Holocaust einen Vergleich wagen? Nein. Und doch wissen wir, dass eine Zeit kommen wird von der geschrieben steht:
Daniel 12,1
„... denn es wird eine Zeit der Drangsal (Trübsal) sein, wie es noch keine gab, seitdem es Völker gibt, bis zu dieser Zeit ...“
Jesus zitiert diesen Vers im Markusevangelium 13,19. Auch wenn dieser Vers im Kontext seine Erfüllung in der Zukunft erst noch stattfinden wird, so sehen wir doch eine erste Erfüllung in der Scho’a oder im Holocaust. Wir merken, wie dieser Vers aber noch auf eine weitere zukünftige Zeit hinweist, genannt die „Große Drang- oder Trübsal“. Trotz allem Schrecklichen gibt es doch eine Hoffnung, denn in dem vorher zitierten Vers aus Daniel 12,1 geht es weiter:
„... Aber zu jener Zeit wird dein Volk gerettet werden, jeder, der sich in dem Buch eingeschrieben findet“
Wissenswertes
Antisemitismus hat eine lange Geschichte und gehört bis heute zu den größten Herausforderungen und Problemen unserer Gesellschaft. Der Hass auf Juden, die Ablehnung des Jüdischen, wo immer es auftaucht, ist überall verbreitet. Um Antisemitismus effektiv entgegen wirken zu können, muss er als solcher erkannt und benannt werden.
• Definition von Antisemitismus
Ein kurzer Blick auf die Definition von Antisemitismus in unseren heutigen Wörterbüchern zeigt uns folgendes:
Antisemitismus ist Feindseligkeit, Vorurteile gegen oder Diskriminierung und Ablehnung von Juden aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Kultur.
Die Definition wird überwiegend als allgemeingültig anerkannt. Der Ausdruck selbst wurde 1879 von deutschsprachigen, feindlich gegenüber Juden eingestellten Personen im Umfeld des Journalisten Wilhelm Marr geprägt und entwickelte sich seit der Scho’a oder dem Holocaust zum Oberbegriff für alle negativen Einstellungen und Verhaltensweisen gegen Juden. Damit werden Ausgrenzung, Abwertung, Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung jüdischer Minderheiten (Völkermord) gefördert, vorbereitet und/oder gerechtfertigt. Eine Person, die solche Anschauungen vertritt, nennt man einen Antisemiten.
• Arten von Antisemitismus
Antisemitismus, die Feindschaft gegen Juden, äußert sich in verschiedenen Arten, wie:
• Antisemitismus = Feindschaft gegen Juden
• Antijudaismus = Feindschaft gegen das Jüdische
• Antizionismus = Feindschaft gegen die zionistischen Idee, dass die Juden zurückkehren in ihr Land
• Antiisraelismus = Feindschaft gegen den heutigen Staat Israel
Alle haben gemeinsam, dass ihnen eine Anti-Haltung gegen Juden bzw. gegen alles Jüdische zugrunde liegt.
Hinzu kommt sekundärer, moderner, neuer und islamischer beziehungsweise islamistischer Antisemitismus, jeweils umrankt von Debatten, was diese oder jene Form von Antisemitismus ausmacht und ob sie überhaupt existiert.
• Antisemitismusdefinition per 3D-Methode
Mit der sogenannten 3-D-Methode lässt sich bestimmen, ob es sich bei einer Äußerung um legitime Kritik an Israels Politik oder Juden handelt oder die Grenze zum Antisemitismus überschritten wird: Das ist der Fall, wenn Dämonisierung, Doppelstandards oder Delegitimierung Israels im Spiel sind. Der Schnelltest wurde 2004 vom israelischen Politiker und Wissenschaftler Nathan Sharansky entwickelt, um Texte und Äußerungen systematisch daraufhin zu prüfen, ob sie antisemitisch sind. Er hat sich seitdem in der Wissenschaft und vor allem in Politik und Zivilgesellschaft bewährt.
• Dämonisierung
Traditionelle Beispiele für Dämonisierung von Juden: In Europa wurden Juden kollektiv wegen Gottesmords angeklagt und etwa in der Figur des Shylock als geldgierig und hinterhältig dargestellt. Als Analogie dazu dienen verbreitete Vergleiche von Israelis mit den Nationalsozialisten, etwa indem man palästinensische Flüchtlingslager mit dem Vernichtungslager Auschwitz oder den Gazastreifen mit dem Warschauer Ghetto gleichsetze. Solche Vergleiche zeigen entweder völlige Unkenntnis der Zeit des Nationalsozialismus oder, wahrscheinlicher, die Absicht, das heutige Israel als Inbegriff des Bösen darzustellen. Weitere Beispiele sind Aussagen wie „Israel ist ein Terrorregime (oder Terrorstaat, Apartheidstaat)“ oder der z. B. im Iran weit verbreitete Spruch „Israel ist Satan“.
• Doppelstandards
Ein Doppelstandard (Doppelmoral) liegt vor, wenn Israel anders als andere Staaten behandelt und selektiv für ein Verhalten kritisiert wird, das bei anderen Staaten ignoriert wird. Das ähnelt früherer Diskriminierung von Juden durch Gesetze der Mehrheitsgesellschaft. Als Beispiele dienen UN-Resolutionen gegen Menschenrechtsverletzungen Israels, nicht aber gegen ebensolche von China, Iran, Kuba oder Syrien. Weitere Beispiele sind die Verurteilung von israelischen Militärschlägen oder Sanktionen gegen palästinensische Terror-Organisationen, bei gleichzeitigem Schweigen über den Raketenbeschuss auf Israel vonseiten dieser Organisationen und andere Terroranschläge gegen die israelische Zivilbevölkerung, sowie einseitige Kritik an Israels Umgang mit Palästinensern, bei gleichzeitiger Hinnahme der brutalen Unterdrückung von Juden, Andersdenkenden oder Homosexuellen in den arabischen Nachbarländern.
• Delegitimierung
Kritik ist antisemitisch, die dem Staat Israel seine grundsätzliche Legitimation zu entziehen sucht und ihm sein Existenzrecht abspricht, etwa indem sie ihn als Überrest des Kolonialismus darstellt. Dabei werde Juden anders als anderen Völkern nicht das Recht zugestanden, geschützt in einem eigenen Staat zu leben. Darin setzt sich die analoge Entwertung des Judentums als Religion und/oder Volk fort. Hierzu zählen auch die Absprache des Selbstverteidigungsrechts Israels sowie Geschichtsfälschung oder Verschwörungstheorien hinsichtlich der Staatsgründung Israels.
• Antisemitismus bezieht sich allein auf Juden
Antisemitismus richtet sich ausschließlich gegen Juden, nicht gegen andere Angehörige der semitischen Sprachgemeinschaft.
Die Bezeichnung „Semiten“ leitet sich von Sem ab, dem ältesten der drei Söhne Noahs. Unter den Nachfahren Sems sind Völker wie die Araber, Hebräer, Assyrer, Aramäer und andere alte Volksgruppen, die eine semitische Sprache als Muttersprache hatten. Sie alle sind Semiten. Dennoch bezieht sich der Begriff „Antisemitismus“ heute nur auf die Juden.
Auch wenn es sich zunächst ein wenig widersprüchlich anhört, aber Antisemitismus hat mit „Semiten“ kaum etwas zu tun.
Etwa die Feststellung, Araber könnten nicht antisemitisch sein, da es sich bei ihnen schließlich selbst um „Semiten“ handle, wird in Diskussionen fälschlicherweise immer wieder aufgeführt. Letztlich baut dies auf der Annahme auf, dass bestimmte Vorurteile nicht von jenen vertreten und verbreitet werden können, die selbst davon betroffen sind. Auch wenn dieser Gedanke zunächst durchaus nachvollziehbar erscheinen mag, so ist er in der Realität nicht haltbar. Selbstverständlich können sich auch Juden antisemitisch äußern. Der Verweis auf den Begriff „Semit“ ist eine beliebte Taktik um von real existierendem Antisemitismus abzulenken. Hierbei wird vergessen, dass Begriffe historisch wachsen und sich in einem spezifischen sozialen Kontext entwickeln. Die verklärte Forderung, man solle doch einfach die Worte für sich selbst sprechen lassen, stellt eine Verzerrung gesellschaftlicher und sprachlicher Realität dar.
Zunächst einmal ist es völlig egal, wer oder was jemand ist. Wenn eine Aussage antisemitisch ist, dann bleibt sie das, ungeachtet dessen, wer sie geäußert hat.
Antisemitische Äußerungen sind kein Bürgerrecht und es fällt auch nicht unter das Recht auf freie Meinungsäußerung, antisemitische oder antizionistische Parolen als Kritik an der Politik Israels zu deklarieren.
Außerdem bezeichnet der Begriff „Antisemitismus“ bereits seit mehr als 100 Jahren die Ablehnung alles Jüdischen, auch wenn noch so oft behauptet wird, dass das Wort ja eigentlich etwas ganz anderes bezeichnet. Begriffe haben manchmal eine andere Bedeutung, als das Wort vermuten lässt. Wer also glaubt, Antisemitismus beziehe sich nur auf „Semiten“, der müsse auch glauben, dass eine Schildkröte eine Kröte ist und ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
• Wie funktioniert Antisemitismus heute?
Der uralte Antisemitismus passt sich jeweils dem Zeitgeist an. Um seiner Entlarvung zu entgehen, versteckt er sich gerne hinter der Fassade moralischer Entrüstung, gestützt auf politisch scheinbar „korrekte“ Argumente („political correctness“), mit denen die Juden und der Staat Israel als Sündenbock an den Pranger gestellt werden.
Ein Phänomen der Moderne ist ein „Antisemitismus ohne (sichtbare) Antisemiten“. Mit pseudo-rationalen Argumentationsmustern geben sich Antisemiten als Biedermänner aus. In einer Haltung der Doppelmoral beteuern sie ihre Trauer über die Scho’a- oder Holocaustopfer, fordern aber zynisch im gleichen Atemzug, Israel solle doch endlich aus der Scho’a oder dem Holocaust lernen und den Überlebenskampf zugunsten der Palästinenser aufgeben. Skrupellos treten Antisemiten für die atomare Bewaffnung des Iran ein und nehmen dabei bewusst in Kauf, dass das iranische Regime seinem erklärten Ziel der Vernichtung Israels so näher käme.
Der moderne Antisemitismus projiziert seine Judenfeindschaft mit Vorliebe auch auf den Staat Israel und stellt diesen durch überzogene einseitige Kritik prinzipiell in Frage (nicht gemeint ist damit konstruktive, faktenbasierte Kritik). Der Historiker Leon Poliakov beschrieb dieses Phänomen so: „Israel ist der Jude unter den Staaten.“ Wurden vormals die Juden gehasst, ist es heute Israel als das wichtigste Symbol jüdischen Lebens. Der moderne Antisemitismus zweifelt Israels Existenzrecht an, brandmarkt die Juden, die Opfer der Scho’a und des Holocaust, als Täter und stellt sie aufgrund doppelter Standards auf eine Stufe mit den Nazis. Der so genannte sekundäre Antisemitismus kann nicht oft genug schwören, nichts gegen die Juden zu haben (Zyniker fügen hinzu: „die toten Juden“). Zugleich dämonisiert er Israel unter dem Deckmantel der Friedensbemühung mit moralisch erhobenem Zeigefinger wegen seines Überlebenskampfes.
Der sich moralisch gebärdende Antisemitismus ignoriert, dass sich Israel in einem unlösbaren Dilemma befindet zwischen seinen eigenen hohen ethischen Maßstäben gemäß der Tora und dem alternativlosen Zwang, sich ständig mit militärischen Mitteln seiner sicheren Vernichtung widersetzen zu müssen. Tatsache ist, dass der jüdische Staat noch keinen einzigen Tag seit seiner Geburt am 14.05.1948 ohne akute oder latente existentielle Bedrohung durch seine arabischen Nachbarn erlebt hat. Der Historiker Arno Lustiger stellte fest: „Wer den Nahen Osten kennt, der weiß: Wenn die Araber endlich ihre Waffen niederlegen, wird es dort keinen Krieg mehr geben. Wenn aber Israel die Waffen niederlegt, wird es kein Israel mehr geben.“
Seit dem Jahr 2005 macht die BDS-Kampagne (BDS steht für Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) vor allem im angloamerikanischen Raum auf sich aufmerksam. Auch in Deutschland versuchen seit einigen Jahren Aktivisten unter dem Label „BDS“ den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen zu Israel zu schaden. Die Kampagne zielt nicht nur auf die Beschädigung der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, sondern strebt eine internationale Isolierung des jüdischen Staates und letztlich seine Zerstörung an. Unternehmer, Verbraucher, Künstler und Sportler sollen jede Form der Zusammenarbeit mit Israel bzw. Israelis beenden. Dieser Angriff auf das Existenzrecht Israels ist nicht eine Randerscheinung der Kampagne, sondern bildet dessen Kern.
Im Zentrum der Kampagne steht das Narrativ, dass allein Israel die Verantwortung für den Konflikt mit den Palästinensern trage. Diese einseitige Schuldzuweisung sowie die immer wieder artikulierten Unwahrheiten über den jüdischen Staat und den Konflikt mit den Palästinensern führen zu einem verzerrten Blick auf die tatsächlichen Gegebenheiten.
Dass die Kampagne bisher hierzulande noch keine großen Erfolge verbuchen konnte, liegt unter anderem auch daran, dass die Forderungen der Kampagne nach einem Boykott Israels deutlich an den NS-Boykott und die Parole „Kauft nicht bei Juden“ erinnert. Dieses historische Bewusstsein ist aber kein Garant dafür, dass die Boykottaktivitäten nicht auch in Deutschland in Zukunft erfolgreich sein können. Daher gilt es, den Bestrebungen von BDS Einhalt zu gebieten, bevor größerer Schaden entsteht.
• Antisemitismus unter dem Deckmantel der Israelkritik
Der Begriff „Israelkritik“ ist allein schon ein Fall für sich. Begriffe wie „Polenkritik“ oder „Frankreichkritik“ werden kaum genutzt, bei Israel dagegen gibt es einen gängigen Begriff für die Tätigkeit, das Land zu kritisieren. Um sich hiervon ein Bild zu machen, reicht es, „Israelkritik“ und „Russlandkritik“ hintereinander in Google einzugeben und die Zahl der Ergebnisse zu vergleichen.
Leider verknüpft sich Kritik an Israel oft mit einem ganzen Paket an antisemitischen Vorurteilen und judenfeindlichen Deutungen.
Nicht jede Kritik an Israel oder an einer politischen Entscheidung der israelischen Regierung ist antisemitisch. Es muss auf die Absicht des Kritikers geachtet werden. Hier wird es manchmal schwierig. Ob es sich um eine antisemitische Absicht eines „Israelkritikers“ handelt, kann man oft nur erfahren, wenn man die Denkweise des Kritikers kennt. Dort, wo der antisemitische Charakter von Aussagen oder Taten nicht eindeutig ist, ist Fingerspitzengefühl gefragt, nicht der automatische Alarmruf.
Dennoch wird heutzutage Antisemitismus mit Vorliebe auf den Staat Israel projiziert. Eine wirkliche Diskussion über „Zionismus“ oder eine normale kritische Debatte über Israel ist jedoch immer schwieriger zu führen. Die Standpunkte haben sich verhärtet. Die Emotionen schaukeln sich schnell hoch. Das zeigt sich im Internet und in den sozialen Medien. Dort wird Israel regelmäßig mit Nazi-Deutschland verglichen. Dann ist zu lesen: „Was Israel heute mit den Palästinensern macht, ist das Gleiche wie die systematische Vernichtung der Juden durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg.“ Dieser Vergleich ist nicht nur unangebracht, sondern auch falsch und verletzend. Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gibt es Opfer. Doch von Vernichtung kann nicht die Rede sein. Wenn man solche Vergleiche anstellt, ist das tatsächlich antisemitisch.
Da in der Debatte, wann Kritik an Israel antisemitisch ist und was legitime von nicht-legitimer Kritik unterscheidet, oft Unklarheit herrscht, können folgende Definitionen als Anhaltspunkte dienen:
Kritik an Israel ist antisemitisch,...
1. wenn Israels Existenzrecht und/oder das Recht zur Selbstverteidigung in Frage gestellt wird.
2. wenn Israel mit anderen Maßstäben gemessen wird als andere Länder.
3. wenn mit antisemitischen Redewendungen, Symbolen oder Bildern über Israel gesprochen wird zum Beispiel, wenn Israelis als das ,,Übel der Welt" verteufelt und dämonisiert werden.
4. wenn die israelische Politik oder Israelis mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt werden.
5. wenn Juden weltweit für die Politik Israels verantwortlich gemacht werden.
• Ist Antisemitismus eine geistliche Angelegenheit?
Die fundamentalen Gedankenstrukturen auf denen der Antisemitismus aufbaut, sind in der Tat geistlicher Natur. Die Vorurteile und der Hass gegen das jüdische Volk ist ein Ausdruck einer Welt, die ganz einfach nicht glauben möchte, was in der Bibel steht. Der Gedanke, dass ein heiliger Gott ein Volk aus allen auserwählt, um Sein eigen zu nennen, ruft unter den Nationen, die „nicht erwählt“ wurden, starke emotionale Reaktionen hervor. Dies ruft auch das Bedürfnis hervor, Gottes Wahrheiten mit einer menschlicheren, philosophischeren Ansichtsweise zu ersetzen.
• Erinnern und Gedenken heißt handeln
Man muss heute deutlich vor wachsendem Antisemitismus und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit warnen und entschieden dagegen vorgehen! Beschämenderweise beobachten wir heute, dass Judenfeindlichkeit in unserem Land, wie überall in Europa, wieder am Erstarken ist. Das darf nicht sein!
Heute wollen viele die Scho’a oder den Holocaust vergessen machen und die Tür schließen. Viele leugnen sogar die Existenz. Den Schatten der Judenvernichtung abschütteln zu wollen, ist eine typische und traurige Reaktion. Oft hört man, dass man „den Holocaust endlich mal ruhen lassen sollte“ und „man könne nicht nach vorne schauen, wenn man immer wieder nur über die Vergangenheit reden müsse; das muss doch irgendwie mal zur Ruhe kommen.“ Die Sprecher wehren damit die Erinnerung an dieses Ereignis von unfassbarem Ausmaß ab.
Die Scho’a oder der Holocaust ist zu erschreckend und einzigartig, um einfach „zur Ruhe“ zu kommen. Die Erfahrung der Scho’a oder des Holocaust prägt unsere deutsche Gesellschaft, unsere Politik, unsere Zukunft. Die deutsche Schuld verjährt nicht. Es ist nicht die Schuld der heute lebenden Deutschen, aber sein Erbe. Wir sind in der Verantwortung, mit dieser Vergangenheit umzugehen und aus dem Gedenken ein besseres Heute und Morgen zu gestalten. Nur, wer sich der Vergangenheit bewusst ist, kann verhindern, dass etwas wie die Scho’a oder der Holocaust wieder passiert. Das ist die historische Verantwortung der Deutschen, denn in einigen Jahren können keine Zeugnisse mehr aus erster Hand abgegeben werden. Erinnerung muss daher ein zentraler Wert bleiben.
„Nie wieder“ muss mit „Wir erinnern uns“ beginnen. Nur wer sich erinnert, kann aus der Geschichte lernen. „Nie wieder“ ist eine Mission für die Zukunft, „Nie wieder“ bedeutet Aktion und ist kein bloßes Lippenbekenntnis.
Chronologie zur Scho’a oder zum Holocaust
▪︎ 1933
30. Januar 1933
Präsident Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler
27.02.1933
Brand des Reichstags. Noch in der Nacht beginnen Massenverhaftungen, in erster Linie gegen Politiker und Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
20.03.1933
Die SS eröffnet das Konzentrationslager Dachau bei München.
24.03.1933
Ermächtigungsgesetz: Der Reichstag nimmt mit den Stimmen aller vertretenen Parteien außer der SPD das Ermächtigungsgesetz an. Danach kann die Reichsregierung Gesetze auch ohne Zustimmung des Reichstags beschließen. Gesetze müssen nicht verfassungskonform sein.
01.04.1933
Erste Aktionen gegen Juden. „Boykott-Aktionen“ der nationalsozialistischen Organisationen gegen alle jüdischen Geschäftsinhaber. Die Aktionen richten sich auch gegen jüdische Ärzte und Rechtsanwälte sowie gegen den Besuch von Schulen und Universitäten durch Juden. Vor allen Läden jüdischer Inhaber ziehen SA-Posten auf.
07.04.1933
Entlassung der jüdischen Beamten
22.04.1933
Zulassungsverbot für jüdische Ärzte
22.09.1933
Ausschluss der Juden aus kulturellen Berufen
▪︎ 1935
15.09.1935
Der Reichstag nimmt einstimmig die Nürnberger Rassengesetze an. Eheschließungen zwischen Juden und Personen „deutschen oder artverwandten Blutes“ werden verboten. Auch außerehelicher Verkehr zwischen Juden und Personen „deutschen oder artverwandten Blutes“ ist verboten. Das am selben Tag beschlossene Reichbürgergesetz entzieht den Juden die Bürgerrechte.
▪︎ 1937
26.01.1937
Beamte mit jüdischem Ehepartner werden entlassen.
16.07.1937
Inbetriebnahme des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar (Thüringen).
07.12.1937
Emigrationszahlen: Seit 1933 sind rund 120.000 Juden aus Deutschland ausgewandert.
▪︎ 1938
11. bis 13.03.1938
Erzwungener „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. 190.000 Juden kommen dadurch unter nationalsozialistische Herrschaft. Ab 20. Mai 1938 gelten die deutschen Rassengesetze auch in Österreich.
27.09.1938
Juden dürfen nicht mehr Rechtsanwalt sein.
Anfang Oktober 1938
Aufgrund des Münchner Abkommens vom 29. September 1938 annektiert Deutschland mit dem Einverständnis Großbritanniens und Frankreichs das sogenannte Sudetenland, die mehrheitlich von Deutschsprachigen bewohnten Grenzgebiete der Tschechoslowakei. Etwa 200.000 Menschen fliehen in den folgenden Monaten aus den annektierten Gebieten oder werden von den Deutschen vertrieben.
05.10.1938
Die Reisepässe aller deutschen Juden werden mit einem hineingestempelten großen roten „J“ versehen.
09./10.11.1938
Sogenannte Reichskristallnacht. Mindestens 91 Juden werden getötet. Viele Synagogen werden niedergebrannt oder beschädigt. Tausende Geschäfte werden geplündert. 20.000 Juden werden festgenommen und auf die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verteilt.
12.11.1938
Verordnungen „zum Schutz der deutschen Rasse“. Danach dürfen Juden ab 1. Januar 1939 nicht mehr Inhaber von Ladengeschäften, Handwerksbetrieben und Unternehmen sein. Sie sind dadurch gezwungen, ihr Eigentum weit unter Wert zu verkaufen (Arisierungen).
03.12.1938
Juden wird das Führen und Halten von PKWs und Krafträdern verboten.
06.12.1938
„Judenbann“ in Berlin. Eine Reihe von Straßen, Plätzen, Anlagen und Gebäuden (darunter sämtliche kulturellen Einrichtungen) dürfen von Juden nicht mehr betreten oder befahren werden.
▪︎ 1939
30.01.1939
Hitler droht in einer Reichstagsrede „die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ an.
15.03.1939
Besetzung der westlichen Tschechoslowakei
Die deutsche Wehrmacht besetzt den westlichen, tschechischen Landesteil der Tschechoslowakei mit der Hauptstadt Prag. In diesem Gebiet lebten vor dem deutschen Einmarsch annähernd 120.000 Juden.
30.04.1939
Juden verlieren weitgehend den gesetzlichen Mieterschutz. Viele Wohnungen von Juden werden beschlagnahmt; „Judenhäuser“ und jüdische Wohngebiete werden eingerichtet.
01.09.1939
Beginn des deutschen Angriffskriegs gegen Polen. Deutschland fällt in Polen ein und löst damit den Zweiten Weltkrieg in Europa aus. Großbritannien und Frankreich, die eine Schutzgarantie für Polen abgegeben hatten, reagieren am 3. September mit der Kriegserklärung an Deutschland.
Zu diesem Zeitpunkt waren von den rund 33 Millionen Einwohnern Polens 3,3 Mio. Juden. Allein in Warschau gab es 400.000 jüdische Einwohner.
September 1939
Euthanasie-Aktion. Hitler ordnet die Ermordung geistig Behinderter und Geisteskranker, die sogenannte Euthanasie-Aktion, an. Insgesamt wurden 80.– 90.000 Menschen durch Giftgas getötet.
05.10.1939
Der Polen-Feldzug ist abgeschlossen. Rund 400.000 polnische Kriegsgefangene befinden sich in deutscher Hand, darunter mehr als 60.000 Juden. Sie werden sofort von den anderen getrennt und einer besonders schlechten Behandlung ausgesetzt. Unter über 16.000 polnischen Zivilisten, die während des Krieges von den Deutschen ermordet wurden, waren mindestens 5.000 Juden. In vielen Städten und Orten kam es zu ersten antijüdischen Gewalttaten durch die Einsatzgruppen der SS und Wehrmachtseinheiten.
▪︎ 1940
08.02.1940
Ghetto in Lodz. Die Errichtung eines Ghettos in Lodz wird angeordnet. Alle noch in der Stadt lebenden Juden müssen unter Zurücklassung des größten Teils ihres Besitzes in das ihnen zugewiesene Gebiet umziehen, aus dem zugleich die dort wohnenden Polen und Deutschen ausgesiedelt werden. Im Ghetto von Lodz, das anfangs 160.000 Bewohner hatte, starben vom 1. Mai 1940 bis 30. Juni 1942 annähernd 30.000 Menschen, vor allem durch Unterernährung und Krankheiten.
09.04.1940
Deutsche Truppen marschieren in Dänemark und Norwegen ein.
27.04.1940
Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz. Himmler gibt den Befehl zur Errichtung eines Konzentrationslagers bei der polnischen Kleinstadt Oswiecim, die von der deutschen Besatzungsmacht Auschwitz genannt wird. Zusammen mit einem 1941 angelegten Lager im benachbarten Birkenau entstand hier das größte deutsche Vernichtungslager. In Auschwitz-Birkenau wurden zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen ermordet, überwiegend Juden.
10.05.1940
Deutschland greift Westeuropa an (Frankreich und die Benelux-Staaten). Beginn des deutschen Angriffs auf Frankreich, Belgien und Niederlande. Der Frankreich-Feldzug wird am 22. Juni mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstands abgeschlossen. Der nördliche Landesteil bleibt unter deutscher Besetzung. In der unbesetzten Südhälfte etabliert sich in Vichy eine von Deutschland abhängige französische Regierung. In Frankreich gibt es etwa 300.000 Juden, davon fast die Hälfte nicht im Land geboren, überwiegend Flüchtlinge vor den Nationalsozialisten. In Belgien leben etwa 90.000 Juden, davon sind 30.000 Flüchtlinge aus Deutschland. In den Niederlanden leben 140.000 Juden; etwa 10% davon sind Flüchtlinge aus Deutschland.
16.10.1940
Warschauer Ghetto. In Warschau wird ein Ghetto zu gebildet. Die in diesem Gebiet lebenden Polen müssen es bis zum 31. Oktober verlassen. Bis zum gleichen Datum sollen alle außerhalb des Ghettos lebenden Juden – über 400.000 Menschen – in den „jüdischen Wohnbezirk“ umgesiedelt werden. Die Bevölkerungsdichte im Ghetto würde dann über 1.100 Personen pro ha. betragen, mehr als das Zehnfache der durchschnittlichen Bevölkerungsdichte der Stadt Warschau.
Es folgt im Frühjahr und Sommer 1941 die Errichtung von Ghettos in allen polnischen Städten mit jüdischer Bevölkerung.
06.04.1941
Beginn des deutschen Angriffs auf Jugoslawien und Griechenland. Jugoslawien kapituliert am 17. April, Griechenland am 23. April. Beide Länder werden von Deutschen und Italienern gemeinsam besetzt.
22.06.1941
Beginn des deutschen Eroberungskrieges gegen die Sowjetunion.
08.07.1941
Hitler ordnet an, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleich zu machen.
01.09.1941
Im Deutschen Reich wird der „Judenstern“ als obligatorisches Kennzeichen für alle Juden vom sechsten Lebensjahr an eingeführt.
03.09.1941
„Probevergasungen“ in Auschwitz. Im Lager Auschwitz werden erstmals „versuchsweise“ sowjetische Kriegsgefangene und kranke Häftlinge mit Zyklon B ermordet. Nach Aussagen des Lagerkommandanten Höss wurden bei einer weiteren „Probevergasung“, vermutlich ebenfalls im September, 900 sowjetische Kriegsgefangene getötet.
30.09.1941
Mordaktion gigantischen Ausmaßes in Babyn Jar, außerhalb von Kiew. Angeblich als „Vergeltungsmaßnahme für Brandstiftungen“ in der ukrainischen Hauptstadt Kiew nehmen die Deutschen sämtliche erreichbaren Juden der Stadt fest und erschießen sie in der Schlucht von Babyn Jar. 34.000 Menschen fielen dieser Mordaktion zum Opfer.
02.10.1941
Beginn der deutschen Offensive gegen Moskau, die Mitte Dezember nahe der sowjetischen Hauptstadt von der Roten Armee gestoppt wird. Damit zeichnet sich erstmals ein Nachlassen der deutschen Angriffskraft ab.
16.10. bis 04.11.1941
Beginn der Deportationen aus Deutschland, Österreich. Zunächst in ein Ghetto in der Stadt Lodz im besetzten Polen. Betroffen sind von dieser ersten Deportationswelle fast 20.000 Menschen.
08.11.41 bis 25.01.1942
Zweite Deportationswelle. In 23 Zügen werden ungefähr 23.000 Juden aus dem Deutschen Reich nach Osten deportiert. Einige Deportierte werden erschossen, die meisten zunächst in vorhandene Ghettos gepfercht.
November 1941
Vernichtungslager in Chelmno. Einrichtung eines Vernichtungslagers In Chelmno (Kulmhof) im besetzten Polen. Zwischen Dezember 1941 und Sommer 1942 wurden dort etwa 100.000 Juden ermordet, in erster Linie aus dem Ghetto von Lodz. Im März 1943 wurde das Vernichtungslager aufgelöst und die Spuren der Massenmorde beseitigt. Im Frühjahr 1944 wurde Chelmno noch einmal für Mordaktionen benutzt. Nach polnischen Schätzungen wurden dort insgesamt über 300.000 Menschen ermordet.
07.12.1941
Pearl Harbour. Japanischer Überfall auf Pearl Harbour (Hawaii), um die dort liegende amerikanische Pazifik-Flotte zu zerstören. Das mit Japan verbündete Deutschland erklärt am 11. Dezember den USA den Krieg.
08.12.1941
Beginn der Massenmorde im Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof. Unter den ersten Mordopfern sind auch 5.000 Zigeuner aus verschiedenen Gegenden, die vorher in einem Teil des Ghettos von Lodz gefangen gehalten worden waren.
▪︎ 1942
20.01.1942
Wannsee-Konferenz. Treffen Heydrichs (als dem durch Göring „Beauftragten für die Vorbereitung der Endlösung der europäischen Judenfrage“) mit Vertretern der beteiligten Ministerien in einer Villa am Berliner Wannsee. Heydrich stellt sein Konzept zum Völkermord an den Juden Europas vor. Er beziffert die im Zuge der Endlösung in Betracht kommenden Juden auf 11 Millionen.
17.03.42
Beginn der Massentötungen im Vernichtungslager Belzec im besetzten Polen. Insgesamt wurden dort über 600.000 Juden ermordet.
20.03.1942
Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau werden die Gaskammern „in Betrieb genommen“.
27.03. bis 28.06.1942
Beginn der Deportationen aus Frankreich. In fünf Zügen werden insgesamt 5.149 Juden aus Frankreich, überwiegend nicht-französischer Staatsangehörigkeit, nach Auschwitz eingeliefert. Über 90 Prozent der Deportierten werden in den ersten fünf Monaten nach ihrer Einlieferung ermordet oder sterben aufgrund der Haftbedingungen.
Ende April oder Anfang Mai 1942
Beginn der Massenmorde in den Gaskammern des Vernichtungslager Sobibor. Bis Ende Juli 1942 wurden dort 90.–100.000 jüdische Menschen ermordet – insgesamt später annähernd 250.000.
22.07.1942
Deportationen aus dem Warschauer Ghetto. Bis zum 12. September 1942 werden ungefähr 300.000 Warschauer Juden deportiert, davon über 250.000 in das Vernichtungslager Treblinka. Im Warschauer Ghetto leben danach nur noch etwa 60.000 Menschen.
16.09.1942
Stalingrad. Beginn des deutschen Angriffs auf Stalingrad, der auf heftigen Widerstand stößt.
07./08.11.1942
Landung amerikanischer und britischer Truppen in Marokko und Algerien mit 110.000 Mann. Damit haben die Westalliierten in Nordafrika eine neue Front eröffnet. Deutsche und italienische Truppen werden in den bisher unbesetzten Teil Frankreichs verlegt. Am 11. Dezember führen die Deutschen in ihrer Besatzungszone die Kennzeichnungspflicht für Juden ein.
19.11.1942
Beginn der sowjetischen Gegenoffensive am Don und bei Stalingrad. Zusammen mit der amerikanisch-britischen Landung in Nordafrika bedeutet die Schlacht von Stalingrad die definitive Wende des zweiten Weltkriegs.
17.12.1942
Erklärung der Alliierten. Die Alliierten veröffentlichen eine Erklärung gegen die „Deutsche Politik der Auslöschung der jüdischen Rasse“. Darin heißt es: „Die alliierten Regierungen verurteilen diese Verbrechen aufs schärfste und bekräftigen ihre feste Entschlossenheit, dafür zu sorgen, dass die dafür Verantwortlichen der Vergeltung nicht entkommen werden.“
▪︎ 1943
29.01.1943
Deportation der Zigeuner. Das Reichssicherheitshauptamt, die Zentrale der deutschen Polizei und des SS-Sicherheitsdienstes, ordnet an, alle noch im Reichsgebiet und in den besetzten Gebieten lebenden Zigeuner festzunehmen und in Konzentrationslager einzuweisen. Der erste Transport mit Zigeunern aus dem Deutschen Reich kommt am 26. Februar in Auschwitz an.
31.01.1943
Kapitulation der letzten deutschen Truppen im Kessel von Stalingrad.
16.02.1943
Anordnung zur Auflösung des Warschauer Ghettos. Himmler ordnet an, die letzten etwa 50.000 Bewohner des Warschauer Ghettos zu deportieren und das Ghetto anschließend abzureißen.
27.02.1943
Beginn der Deportation der jüdischen Rüstungsarbeiter aus Berlin nach Auschwitz.
In einer Woche werden etwa 7.000 Menschen festgenommen und nach Auschwitz abtransportiert. Dieser Teil der jüdischen Bevölkerung war wegen seiner Bedeutung für die Kriegsproduktion bis dahin „verschont“ worden.
19.04.1943
Aufstand im Warschauer Ghetto. Die eindringenden deutschen Polizeikräfte, die die Menschen zur Deportation zusammentreiben sollen, stoßen auf heftige bewaffnete Gegenwehr. Es beginnt der Aufstand des Warschauer Ghettos, dessen Niederschlagung durch deutsche Polizei und SS bis Mitte Mai dauert.
10.07.1943
Beginn der alliierten Landung auf Sizilien.
24./25.07.1943
Sturz Mussolinis und Festnahme am folgenden Tag. Bildung einer neuen Regierung unter Badoglio, der zunächst versichert, den Krieg an der Seite Deutschlands fortsetzen zu wollen.
02.08.1943
Aufstand in Treblinka. Bewaffneter Widerstand der Juden im Vernichtungslager Treblinka angesichts der kurz bevorstehenden Auflösung des Lagers und ihrer drohenden Ermordung. 70–150 der ungefähr 700 Gefangenen gelingt die Flucht.
03.09.1943
Landung der Alliierten in Kalabrien, Süditalien.
08.09.1943
Die italienische Regierung Badoglio schließt einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Die deutsche Wehrmacht besetzt die noch nicht von den Alliierten befreiten Teile Italiens (einschließlich Rom) und die italienischen Besatzungszonen in mehreren Ländern. Die italienischen Truppen werden von der Wehrmacht entwaffnet und in Konzentrationslager gesperrt, an manchen Orten auch in großer Zahl erschossen.
01.10.1943
Die geplante Deportation der Juden aus Dänemark wird vom dänischen Widerstand weitgehend vereitelt. Weniger als 500 Juden werden von den Deutschen gefangen genommen und deportiert. Über 5.000 Menschen können mit Hilfe und Unterstützung zahlreicher Dänen nach Schweden entkommen.
16.10.1943
Razzia der deutschen Polizei in Rom, insbesondere im alten Ghetto-Viertel. Insgesamt werden 1.259 jüdische Menschen, vor allem Frauen und Kinder, festgenommen und zwei Tage später nach Auschwitz gebracht. Es folgen Deportationen aus allen von den Deutschen besetzten italienischen Städten.
06.11.1943
Befreiung der ukrainischen Hauptstadt Kiew durch sowjetische Truppen.
▪︎ 1944
17.01.1944
Beginn der sowjetischen Offensive zur Befreiung Leningrads. Sie führt innerhalb von zehn Tagen zum Erfolg.
19.03.1944
Besetzung Ungarns. Deutsche Truppen besetzten das verbündete Ungarn, um es am Austritt aus dem Krieg zu hindern.
10.04.1944
Befreiung Odessas am Schwarzen Meer durch die sowjetische Armee. Vor dem deutschen Überfall hatten in Odessa etwa 180.000 jüdische Menschen gelebt, mehr als in irgendeiner anderen Stadt der UdSSR. Etwa 100.000 von ihnen wurden von den Deutschen ermordet; mehrere zehntausend hatten rechtzeitig die Stadt verlassen können. Nur einige tausend jüdische Menschen überlebten den Krieg in Odessa und seiner Umgebung.
15.05.1944
Beginn der Massendeportation der ungarischen Juden. Zielort ist fast ausschließlich Auschwitz. Bis zu einer Unterbrechung am 8. Juli werden annähernd 480.000 Menschen aus Ungarn abtransportiert.
06.06.1944
D-Day: Alliierte Truppen landen in der französischen Normandie.
26.06.1944
Sowjetische Truppen befreien Witebsk (Weißrussland). In der Stadt, wo vor dem Krieg 50.000 Juden lebten, gibt es keine jüdischen Überlebenden mehr.
03.07.1944
Die sowjetischen Streitkräfte befreien Minsk, die Hauptstadt Weißrusslands. In der Stadt, wo vor dem deutschen Überfall 80.000 Juden gelebt hatten, werden nur noch zehn jüdische Überlebende gefunden.
13.07.1944
Sowjetische Truppen befreien die litauische Hauptstadt Wilna. In der Stadt, in der vor dem deutschen Überfall 75.000 Juden gelebt hatten, sammeln sich 2.–3.000 jüdische Überlebende aus Verstecken und Wäldern.
20.07.1944
Attentats- und Putschversuch gegen Hitler, der durch eine Bombe nur leicht verletzt wird.
01.08.1944
Beginn des Aufstands der polnischen „Heimatarmee“ in Warschau. Bis zum Ende am 2. Oktober wurden etwa 150.000 Zivilisten während der Kämpfe getötet. Die Überlebenden wurden in Konzentrationslager oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert.
25.08.1944
Befreiung von Paris durch die Truppen de Gaulles und der Alliierten.
▪︎ 1945
17.01.1945
Befreiung Warschaus.
18.01.1945
Todesmarsch von fast 60.000 Gefangenen aus dem Lager Auschwitz in Südpolen.
19.01.1945
Sowjetische Truppen befreien die polnische Stadt Lodz. Insgesamt überlebten etwa 5.-7.000 Menschen aus dem Ghetto von Lodz. Vor dem deutschen Überfall hatten in der Stadt 220.000 Juden gelebt.
25.01.1945
Todesmarsch von fast 50.000 Gefangenen aus dem Lagersystem Stutthof in Nordpolen.
27.01.1945
Sowjetische Truppen befreien den Lagerkomplex Auschwitz. Die ersten sowjetischen Truppen betreten das KZ Auschwitz. Sie finden noch etwa 7.000 kranke und erschöpfe Häftlinge vor.
Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden in Auschwitz zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen ermordet, darunter mehr als eine Million jüdische Frauen, Männer und Kinder.
05./06.04.1945
KZ Buchenwald. Über 28.250 Gefangene werden aus dem KZ Buchenwald evakuiert; 7–8.000 weitere werden ermordet. Am 11. April wird Buchenwald von amerikanischen Truppen befreit.
15.04.1945
Britische Truppen betreten das Gelände des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Sie finden 60.000 von den flüchtenden Deutschen zurückgelassene Gefangene vor, die meisten bereits in einem lebensgefährlichen Zustand. 28.000 von ihnen sterben in den nächsten Wochen an den erlittenen Schädigungen.
16.04.1945
Sowjetische Truppen starten ihre letzte Offensive und kreisen Berlin ein.
25.04.1945
Amerikanische und sowjetische Truppen treffen sich bei Torgau an der Elbe.
30.04.1945
Hitlers Ende. Sowjetische Truppen befinden sich am Potsdamer Platz und an der Weidendammer Brücke im Zentrum Berlins. Hitler erschießt sich im „Führerbunker“.
07.05.1945
Deutschland kapituliert vor den westlichen Alliierten.
08./09.05.1945
Deutschland kapituliert vor der Sowjetunion.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen