Muss die Frau in der Gemeinde schweigen?


Sprüche 19,14

Haus und Habe vererben die Eltern; aber eine verständige Frau kommt vom HERRN

 

1. Korinther 14,34-35

34 Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt. 35 Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden

 

1. Timotheus 2,11-12

11 Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. 12 Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten


Muss die Frau in der Gemeinde schweigen?

 

Diese Frage sorgt insbesondere im 21. Jahrhundert, in der Zeit der Gleichstellung und Toleranz, für rege Diskussionen, Streitereien und Spaltungen im Leib Christi. Kaum ein Thema wird in den Gemeinden heutzutage wohl stärker diskutiert als die Rolle der Frau in der Gemeinde.

 

Es ist entscheidend, dieses Thema nicht als „Mann gegen Frau“ zu betrachten. In diesem Beitrag sollen Frauen nicht abgekanzelt werden; vielmehr soll Frauen geholfen werden, ihren gottgegebenen Platz einzunehmen und gesalbt dienen zu können.

 

Wenn man bei Auslegungen stets die Parallelstellen eines Verses und deren Kontext berücksichtigen würde, könnte man viele Fehlauslegungen vermeiden. In Psalm 119,160a heißt es: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit...“ Das Problem liegt meist darin, dass man oft nur eine einzelne Bibelstelle oder einen Abschnitt betrachtet, ohne andere relevante Stellen einzubeziehen, weil diese einem nicht bekannt sind. Die Frage, ob Frauen in der Gemeinde schweigen müssen oder nicht, ist ein Beispiel dafür.

 

Die vielen möglichen Auslegungen von 1. Korinther 14,34-35 sind zu zahlreich, um sie hier alle darzustellen. Die überzeugendste Erklärung berücksichtigt den Kontext. Dennoch möchten wir die häufigsten Auslegungen auflisten:

 

• 1. Korinther 14,34-38 sei eine spätere Einfügung (nicht von Paulus)

a. entspreche nicht dem Stil und der Theologie von Paulus

b. einige wenige griechische Manuskripte setzen 1. Korinther 14,34-35 nach Vers 40

 

• Zitattheorie: Paulus zitiere lediglich die Meinung der Korinther. Er sei aber vom Gegenteil überzeugt.

 

• In 1. Korinther 14,34 gehe es lediglich um die Beurteilung der Weissagung/Prophetie in der Gemeinde.

 

• In 1. Korinther 14,34 gehe es nur um die Beurteilung der Weissagung/Prophetie (Vers 29). Daran dürften sich die Frauen nicht öffentlich beteiligen.

 

• Es gehe hier nur ums Lehren, das Frauen vermeintlich nicht dürfen (1Tim 2,11-12). Weissagen/Prophezeien dürfen sie aber in der Gemeinde gemäß 1. Korinther 11,5.

 

• Frauen dürfen nicht schwatzen in der Gemeinde. Der gr. Begriff „laleo“ in 1. Korinther 14,34 meint „reden“ im Sinne von „schwatzen“.

 

• In 1. Korinther 14,34ff gehe es um eine Gemeindebesprechung und nicht um ein Zusammenkommen als Gemeinde zur Auferbauung.

 

• 1. Korinther 14,34 spiegle lediglich die kulturelle Situation von damals wider und sei daher nicht verbindlich für heute.

 

 

Bibelstellen zum Thema: 1. Korinther 14,34-35; 1. Timotheus 2,11-12

 

 

Die Grundlage dieser Frage und Diskussion bilden die Bibelpassagen aus dem 1. Korintherbrief sowie dem 1. Timotheusbrief:

 

1. Korinther 14,34-35

34 Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt. 35 Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden

 

1. Timotheus 2,11-12

11 Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. 12 Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten

 

 

In 1. Korinther 14 wird über das Zusammenkommen der Ortsgemeinde gesprochen. Wie 1. Korinther 11,5 zeigt, sagt Paulus keineswegs, dass jede hörbare Teilnahme der Frauen am Gottesdienst nicht gestattet sei und erkannte an, dass Frauen öffentlich beteten und prophezeiten. Er fordert vielmehr eine ganz besondere Stille – eine Stille, welche die maßgebende Lehre und die Regierungsautorität, die den Männern als Gemeindeleitern zusteht, respektiert und achtet.

 

In Verbindung mit der Versammlung als Ortsgemeinde sollten „Stille“ (schweigen) und „Unterordnung“ (sich unter etwas stellen) die Rolle der Frau als Lernende charakterisieren. Paulus erklärt 1. Timotheus 2,12, was er damit meint: Frauen sollen still sein, indem sie nicht lehren, und sie sollen sich unterordnen, indem sie nicht die Regierungsautorität der Ältesten oder Lehrer untergraben.

 

Als Paulus die Frauen in Korinth anwies, in der Gemeinde zu schweigen, scheint das dem unvoreingenommenen Blick darauf zu widersprechen, was Paulus zuvor zu diesem Thema sagte. In Kapitel 11 erwähnt er Frauen, die beteten und prophezeiten (vgl. 1Kor 11,5). Er schrieb auch, dass der Geist jedem Gemeindeglied Gaben gibt (vgl. 1Kor 12,7.11). Natürlich hatten einige Frauen auch wortbezogene Gaben erhalten (vgl. Apg 21,9).

 

Warum also sagte Paulus, dass Frauen schweigen sollen? Man wird dem Bibeltext am ehesten gerecht, wenn man beachtet, welches Ziel Paulus mit seiner Aussage ansteuert und welche Lösung er vorgibt. Das Ziel ist der Frieden und die Ordnung im Gottesdienst der Ortsgemeinde (vgl. 1Kor 14,33.40). Im Blick auf das Reden der Frauen liegt für Paulus die Lösung darin, dass sie zu Hause ihre Männer fragen, wenn sie etwas lernen wollen (vgl. 1Kor 14,35). Es ging also für die hier erwähnten Frauen nicht darum, selbst in der Gemeinde zu lehren, sondern im häuslichen Bereich mit ihren Männern das Gespräch über Glaubensfragen zu suchen. Offenbar hatten Frauen in Korinth das Wort ergriffen, indem sie ihre Fragen im Gottesdienst stellten.

 

Der erste und beste Rat ist immer, den Kontext einer Schriftstelle oder Bibelpassage anzuschauen. Von was redet Paulus hier? Er redet von der göttlichen Ordnung in der Versammlung der Ortsgemeinde. Offensichtlich gab es da an einigen Stellen Unordnung. Paulus wird hier sehr wahrscheinlich ein spezielles Problem in der Gemeinde zu Korinth angesprochen haben, etwa das gewisse Frauen Unordnung in den Verlauf des Gottesdienstes brachten. Die Aussagen von Paulus können nicht verstanden werden, dass Frauen im Gottesdienst nicht reden dürfen. Er sagt also nicht, eine Frau müsse die ganze Zeit über mit geschlossenem Mund dasitzen.

 

Der Schlüssel zum Verständnis dieser Bibelpassage liegt im Begriff „Gemeinde“ was im Griechischen „ekklesia“ heißt. Im griechischen Kulturkreis beschrieb das Wort ekklesia die Regierung eines griechischen Stadtstaats. Dieses Wort spricht im Grunde von Regierung. Damit wird erneut deutlich, dass Gott die Menschheit in hohem Maß durch seine Gemeinde regiert. Doch in den Regierungsversammlungen (in der Zusammenkunft der Ortsgemeinde), sollen Frauen schweigen. Sie sollen keine Regierungsfunktion, keine Regierungsautorität über Männer, übernehmen. So ist diese Stelle zu verstehen.

 

Paulus gab unserem Verständnis nach diese Anweisung in der Absicht, die Einheit und Ordnung in der Ortsgemeinde zu fördern, nicht um die Rolle der Frau in der Gemeinde im Speziellen zu definieren.


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Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen