Psalm 34,15
„Meide das Böse und tue das Gute; suche Frieden und jage ihm nach!“
Dieser Beitrag soll die historischen Hintergründe und die Entwicklung des Begriffs „Nakba“ beleuchten.
Der Überfall der Terror-Organisation Hamas aus dem Gazastreifen am 07.10.2023 auf Israel hat die Diskussionen rund um den Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser erneut entfacht. Ein Begriff, der in diesem Kontext immer wieder genannt wird, ist „Nakba“, was „Katastrophe“ oder „Unglück“ bedeutet.
Die Nakba bezeichnet im Geschichtsbild von Palästinensern und ihren Fürsprechern die Vertreibung und Flucht der arabischen Palästinenser während des Unabhängigkeitskrieges Israels (auch Palästinakrieges) von 1947–1949 im Mandatsgebiet Palästina und dem entstehenden Staat Israel sowie die Enteignung ihres Landes, Eigentums und Besitzes, von denen rund 700.000 Menschen unmittelbar betroffen waren. Sie umfasst in einem weiteren Sinne auch die Zerstörung der Gesellschaft, Kultur, Identität, politischen Rechte und nationalen Bestrebungen der Palästinenser. Der Begriff wird außerdem verwendet, um die anhaltende Verfolgung und Vertreibung von Palästinensern durch Israel zu beschreiben. Insgesamt umfasst er das Zerschlagen der palästinensischen Gesellschaft und die langanhaltende Ablehnung des Rückkehrrechts palästinensischer Flüchtlinge und ihrer Nachkommen.
Im palästinensischen Geschichtsverständnis und dem seiner Unterstützer wird die Nakba üblicherweise als von Anfang an geplante ethnische Säuberung durch das israelische Militär und paramilitärische zionistische Gruppen beschrieben.
Im israelischen Geschichtsbild hingegen wurde die Nakba üblicherweise als freiwillige Flucht von Teilen der arabischen Bevölkerung infolge von Aufrufen arabischer Führungspersönlichkeiten dargestellt.
Vor allem in propalästinensischen Bewegungen wird der Begriff „Nakba“ verwendet, um eine Art „Ursünde“ der Juden beziehungsweise Israels zu beschreiben. Laut dieser Darstellung war die Nakba eine Vertreibung oder gar eine ethnische Säuberung. Doch wie zutreffend ist diese Beschreibung? War die Nakba tatsächlich eine gezielte Aktion der israelischen Regierung, oder haben verschiedene Faktoren zur Flucht und Vertreibung vieler Araber geführt?
In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Ereignisse von 1948 und die Entstehung der Nakba.
Die Staatsgründung Israels und die UN-Resolution 181
Um die Ereignisse der Nakba zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurückgehen – zur Staatsgründung Israels. Die Idee eines jüdischen Staates wurde durch Theodor Herzl und den Zionismus ins Leben gerufen.
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Diese Vision führte schließlich zur UN-Resolution 181 im Jahr 1947, die den Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern des britischen Mandatsgebiets Palästina lösen sollte, den Teilungsplan für das britische Mandatsgebiet Palästina legitimierte und den Weg für die Gründung des modernen Israels bereitete. Israel sollte dabei 55 % des Gebiets erhalten, wobei die arabische Bevölkerung bereits Transjordanien (das heutige Jordanien) und 42 % des verbleibenden Gebiets zugestanden bekam. Es ist wichtig zu erwähnen, dass Israel mit dieser Aufteilung keine bevorzugte Behandlung erhielten, da sie auch wenig besiedelbare Gebiete, wie die Negev-Wüste, zugesprochen bekamen.
Trotz der Entscheidung der UN kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern. Beispiele dafür sind das Massaker von Hebron 1929, bei dem 67 Juden brutal ermordet wurden. Zudem übten die Araber großen Druck auf die UN aus und drohten mit Gewalt, sollte ein jüdischer Staat errichtet werden. Der Vorsitzende der Arabischen Liga, Abdelrahman Azzam, warnte im Vorfeld der Abstimmung, dass die Gründung Israels zu einem Vernichtungskrieg und einem großen Massaker führen würde.
Der Unabhängigkeitskrieg und die Reaktionen der arabischen Welt
Trotz der Drohungen stimmte die UN-Resolution 181 für die Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina. David Ben-Gurion, der erste Premierminister Israels, rief in seiner Unabhängigkeitsrede zu Frieden und Zusammenarbeit auf. Die arabischen Staaten lehnten das Friedensangebot jedoch ab und starteten wenige Tage später einen Angriffskrieg gegen den jungen Staat Israel. Ägypten, Syrien, Transjordanien, Libanon, Irak und Saudi-Arabien beteiligten sich an diesem Krieg, der letztendlich zur Vertreibung und Flucht von etwa 700.000 Arabern führte – ein Ereignis, das heute als Nakba bekannt ist.
Nach einem Jahr Krieg wurde schließlich ein Waffenstillstand erreicht – ein bemerkenswertes Ereignis, da die junge Nation Israel den Armeen von fünf größeren Staaten erfolgreich widerstehen konnte.
Nach dem Krieg behielt Israel das Gebiet, das die UN-Resolution 181 als jüdischen Staat vorsah, und übernahm zudem die Kontrolle über einige angrenzende Gebiete. Jordanien kontrollierte fortan das Gebiet, das für einen palästinensischen Staat vorgesehen war (das Westjordanland, also Judäa und Samaria, das biblische Kernland), einschließlich Ost-Jerusalem. Ägypten übernahm die Kontrolle über den Gazastreifen.
Ein arabisch-palästinensischer Staat wurde jedoch nicht geschaffen, obwohl dies naheliegend gewesen wäre. Als 1949 die beteiligten Staaten die Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten, erhob niemand Anspruch auf einen unabhängigen Staat „Palästina.“ Ein solcher Plan fand in der arabischen Welt damals kein Interesse.
Die Gründe für die Flucht der Araber
Entgegen der Darstellung vieler propalästinensischer Quellen war die Nakba nicht das Ergebnis eines groß angelegten Plans der israelischen Regierung zur gewaltsamen Vertreibung der arabischen Bevölkerung. Historische Untersuchungen, darunter auch die des Historikers Benny Morris, belegen, dass es in der Führungsebene Israels keine Pläne für eine solche gewaltsame Vertreibung gab. Die Fluchtbewegungen waren eine Folge des Unabhängigkeitskriegs, den die arabischen Armeen begonnen hatten.
In Kriegszeiten sind Fluchtbewegungen unvermeidlich, und die arabischen Streitkräfte trugen dazu bei, indem sie die Bevölkerung aufforderten, das Kampfgebiet zu verlassen, um später nach einem Sieg zurückzukehren. Viele Palästinenser verließen ihre Heimat freiwillig, oft mit dem Schlüssel ihrer Häuser in der Hoffnung, bald zurückkehren zu können – ein Symbol, das bis heute in der palästinensischen Propaganda präsent ist.
Die Situation während der Kriegstage 1948 war angespannt und verwirrend. Zu Kriegsbeginn rieten die arabischen Streitkräfte der ortsansässigen arabischen Bevölkerung, ihre Häuser zu verlassen und nach der Vertreibung der Juden zurückzukehren. Manche folgten diesem Aufruf, andere flohen aus Angst, und wieder andere wurden vertrieben. Trotz des Chaos blieben einige Araber im Land, die heute als israelisch-arabische Bürger gelten.
Gewalt und Vertreibungen
Während des Unabhängigkeitskriegs kam es auch zu gewaltsamen Übergriffen und Vertreibungen durch israelische Milizen, was in einem Krieg nicht unüblich ist. Laut Benny Morris gab es solche Verbrechen, jedoch ohne einen politischen Auftrag der israelischen Regierung. Sie wurden meist auf Anordnung einzelner Kommandeure in den Streitkräften durchgeführt.
Rund 700.000 Araber verließen damals ihre Heimat und zogen in die muslimischen Nachbarländer, wo sie jedoch oft nicht integriert wurden. Die UN gründete daraufhin die UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten), die bis heute tätig ist und mittlerweile auch die dritte und vierte Generation von „Flüchtlingen“ betreut.
Gleichzeitig verließen oder wurden etwa ebenso viele Juden aus arabischen Nachbarländern vertrieben, die in den neu gegründeten Staat Israel einwanderten – eine erhebliche Herausforderung für den jungen Staat.
So entstanden auf beiden Seiten große Flüchtlingsströme, eine leider häufige Begleiterscheinung von Kriegen, verbunden mit viel Leid und Tragik.
Die historische Debatte über die Nakba
Die Frage, wie viele Araber freiwillig flohen und wie viele durch Gewalt vertrieben wurden, bleibt bis heute umstritten. Eine geplante ethnische Säuberung seitens Israel jedoch, wie von einigen behauptet, hat es nicht gegeben. Dies wird auch dadurch belegt, dass rund 150.000 Araber in Israel blieben. Heute machen ihre Nachkommen etwa 20 % der israelischen Bevölkerung aus und genießen die gleichen Rechte wie jüdische Bürger.
Der Begriff „Nakba“ und seine politische Entwicklung
Der Begriff „Nakba“ wurde erstmals von dem syrischen Professor Konstantin Zureik in Bezug auf die Ereignisse von 1948 verwendet. Zureik schrieb, dass die Nakba eine selbst zugefügte Wunde sei, da die arabischen Staaten den Krieg begonnen und verloren hatten. In den Jahren nach dem Unabhängigkeitskrieg war die Nakba unter den arabischen Staaten ein Tabuthema, da sie die Schande der eigenen Niederlage symbolisierte.
Erst Ende der 1990er Jahre änderte sich die Bedeutung des Begriffs, als Yasser Arafat 1998 den 15. Mai zum offiziellen Nakba-Gedenktag erklärte. Seitdem wurde die Nakba zunehmend als ein Ereignis dargestellt, bei dem die Juden die alleinige Schuld trugen. Dies trug dazu bei, den Begriff als Kampfbegriff der „Free Palestine“-Bewegung zu etablieren.
Fazit: Die Nakba in der historischen Perspektive
Die Nakba war eine Folge des Unabhängigkeitskriegs von 1948, bei dem die arabischen Armeen Israel angriffen und verloren. Die Nakba war keine geplante ethnische Säuberung der israelischen Regierung. Der Mythos einer systematischen Vertreibung entspricht nicht den historischen Fakten, auch wenn es während des Krieges zu Gewalt und Vertreibungen kam. Die Ereignisse von 1948 sollten im Kontext der komplexen politischen und militärischen Situation betrachtet werden, die sowohl von israelischen als auch von arabischen Akteuren beeinflusst wurde.
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Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen und Amen