Eigenbezeichnung:
• Neuapostolische Kirche (engl. New Apostolic Church / NAC)
• Église néo-apostolique (ENA)
Abkürzungen: NAK, NAC, ENA
Gründer/Gründung:
Die NAK wurde am 27. Januar 1863 in Hamburg gegründet und ist in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts (K.d.ö.R.) anerkannt.
Am selben Tag wurde der Hamburger Gemeindeleiter der Katholisch-Apostolischen Kirche Friedrich Wilhelm Schwartz aus seiner Kirche ausgeschlossen. Durch dieses Ereignis kam es zur Spaltung dieser Kirche und zur Gründung der "Allgemeinen Christlichen Apostolischen Mission". Aus einer weiteren Abspaltung bildete sich dann 1907 die Gruppe, die heute den Namen "Neuapostolische Kirche" trägt und ist hervorgegangen als deutscher Sonderzweig aus der "Katholisch-apostolischen Gemeinde". Die Katholisch-apostolische Bewegung entstand um 1832 von Schottland und England aus.
Mitglieder: weltweit ca. 9 Millionen mit ca. 60.300 Gemeinden | ca. 338.100 in Deutschland mit ca. 1900 Gemeinden.
Die Zahl der Gemeinden wächst aufgrund der Missionstätigkeit vor allem in Afrika, wo die NAK heute einen Großteil ihrer Mitglieder hat, stetig an, während sie in Mitteleuropa, Amerika und Asien rückläufig ist.
Schriften:
• Lehrbuch der NAK, ihr Katechismus "Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben" (auch "F.u.A." genannt), der neben 258 Fragen auch ihr aus 10 Artikeln bestehendes Glaubensbekenntnis enthält.
Der Bibel (einschließlich der Apokryphen) wird eine besondere Autorität zugeschrieben, da sie durch vom Heiligen Geist inspirierte Menschen geschrieben und zusammengetragen wurde. Die Apostel haben die Aufgabe, über die richtige Auslegung zu wachen, wozu sie der Heilige Geist befähigt. In deutschsprachigen Ländern wird die Lutherbibel verwendet, seit 2001 die 1984er Revision. Ab dem 1. Januar 2019 wird für alle deutschsprachigen Gemeinden die Lutherübersetzung 2017 verbindlich, welche anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation erschien. Da die Auslegung der Bibel ausschließlich dem Apostelamt vorbehalten ist, besteht zum persönlichen Bibellesen und Bibelstudium keine Notwendigkeit und wird darum kaum praktiziert.
Was glaubt die Neuapostolische Kirche über:
Gott:
Die NAK lehrt, dass Gott ein dreieiniger Gott und Schöpfer des gesamten Universums ist. Sie lehrt jedoch, dass sich dieser Gott nur über das Apostelamt an gläubige Menschen wendet.
Jesus:
Die NAK lehrt zwar auch, dass Jesus Christus der Sohn Gottes und für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben ist, jedoch mit der Einschränkung, dass nur das Apostelamt die Menschen durch "Freispechung" von der Sündenlast erlösen kann. Jeden Sonntag wird während des Gottesdienstes den Anwesenden eine Oblate mit drei roten Punkten zum Abendmahl gegeben. Anschließend erfolgt durch den Bevollmächtigten des Stammapostels die "Sündenfreisprechung.
Heiliger Geist:
Zum Heiligen Geist ist die Lehre der NAK unklar. Einerseits steht sie klar zur Dreieinigkeit, andererseits betrachtet sie den Heiligen Geist als reine Kraft und als Ware, über die das Apostelamt frei verfügen kann. So könne der Heilige Geist nur durch die Handauflegung eines Apostels weitergegeben werden.
Erlösung:
Heilige Wassertaufe & Heilige Versiegelung
Taufe und Versiegelung werden an jedem Mitglied einmal vollzogen und gelten als heilsnotwendig, vorbehaltlich der souveränen Entscheidung Gottes. Beide Sakramente zusammen bewirken die sogenannte "Wiedergeburt aus Wasser und Geist". Durch die Wassertaufe wird nach neuapostolischem Verständnis "die erste und grundlegende Gnadenmitteilung an dem Menschen, der an Christus glaubt" vollzogen. Sie bewirkt außerdem die Abwaschung der Erbsünde.
Die Versiegelung, die Taufe mit Heiligem Geist, wird als Übermittlung der Gaben des Heiligen Geistes verstanden und bewirkt erst die "Gotteskindschaft".
Überzeugungen/Anderes:
Kontakt mit Verstorbenen
Die NAK praktiziert dreimal im Jahr (jeweils an den ersten Sonntagen der Monate März, Juli und November) sogennnte "Entschlafungsgottesdienste". Dazu heißt es auf der NAK-Webseite: "Die durch das Opfer Christi erwirkte Erlösung ist nicht nur auf die Lebenden beschränkt, sondern reicht bis in die Bereiche der jenseitigen Welt." Die NAK geht also davon aus, dass die Menschen auch nach dem Tod noch gerettet werden können. Aus diesem Grund nehmen ihre Mitglieder Kontakt zu bereits Verstorbenen auf und beten für sie, lassen sich stellvertretend für sie taufen und durch die Apostel mit dem Heiligen Geist versiegeln.
Das Heilige Abendmahl wird in jedem Gottesdienst gefeiert, dazu werden Hostien mit drei getrockneten Weintropfen verwendet. Berechtigt zur Teilnahme am Heiligen Abendmahl sind grundsätzlich alle getauften neuapostolischen Christen, also auch Kinder. Formgerecht Getaufte anderer Konfessionen dürfen gastweise an den Abendmahlsfeiern teilnehmen.
Stammapostel Bischoff
Ein schwarzer Punkt innerhalb der NAK ist die Botschaft ihres Stammapostels Johann Gottfried Bischoff (Stammapostel von 1930-1960). Er sagte voraus, dass er nicht sterben werde, sondern die Wiederkunft Jesu erleben würde. Diese Botschaft offenbarte Bischoff während eines Weihnachtsgottesdienstes 1951 in Gießen. Da war er bereits 80 Jahre alt. Drei Jahre später wiederholte er diese Aussage noch einmal in Stuttgart. 1960 starb Bischoff dann aber doch. Schon vorher waren nicht alle Mitglieder mit seinen Aussagen einverstanden. Es kam zu innerkirchlichen Auseinandersetzungen. Diese führten letztlich dazu, dass sich rund 25.000 Mitglieder von der NAK trennten. Dies war eine der größten Abspaltungen innerhalb der Apostolischen Bewegung.
Organisation / Gemeindeverständnis und Struktur:
Als apostolische Gemeinschaft wird die Neuapostolische Kirche geistlich und organisatorisch durch Apostel geleitet, die den biblischen Aposteln gleichgesetzt werden. Die Lehre basiert auf der Bibel, wobei das Gesamtverständnis des Evangeliums durch die Apostel interpretiert wird.
Die Apostel der Neuapostolischen Kirche sind für die gesamte Kirche Jesu Christi gesetzt und verstehen sich somit als Nachfolger der ersten Apostel Jesu von Nazaret. Ihre Aufgabe ist es, die Kirche Christi aufzubauen und als Missionare den Menschen das Evangelium zu verkünden. Sie sollen heilsverlangenden Menschen die Erlösung zugänglich machen und sind unerlässlich, um die Gläubigen auf das Wiederkommen Jesu und das ewige Leben vorzubereiten.
Kontakt zu anderen Kirchen
Die eigentlichen Wurzeln der NAK gehen jedoch noch weiter zurück. Etwa ab 1830 gab es in England und Schottland wachsende Kreise, in denen es um Gaben, Geistesaufbrüche, Weissagungen, Prophetien, Zungenreden, Apostelamt und Endzeitberechnungen ging. Diese Zeit war stark gekennzeichnet von Machtkämpfen, autoritären Amtsverständnissen, falschen Prophetien, Spaltungen und Neugründungen. Trotzdem fanden sich Anhänger und bildeten Gruppen in Deutschland, den Niederlanden und auch in den USA. Ein wenn nicht sogar das wichtigste Gründungsmotiv der NAK ist die Sichtweise zum Stichwort "Apostel". Die NAK geht davon aus, dass nur der "Stammapostel" als Nachfolger von Petrus berechtigt und bevollmächtigt ist, die wahre Kirche zu führen. Nur der Stammapostel kann und darf die weiteren Apostel wählen und bevollmächtigen. Zur Zeit verfügt die NAK weltweit über rund 320 Apostel. Diese Apostel sind so die Lehre der NAK gleichbedeutend mit den ersten 12 Aposteln der Bibel. Nach eigenen Angaben zählt die Glaubensgemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK) in Deutschland 338.161 und weltweit rund 9.000.000 Mitglieder. Mit 1.744 Gemeinden sind sie flächendeckend in Deutschland anzutreffen.
Lange Zeit war es so, dass alle Kontakte zu anderen Kirchen oder Vereinigungen, wie zur Deutsche Evangelische Allianz (DEA) oder zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) abgelehnt wurden. Doch seit einigen Jahren laufen auf verschiedenen Ebenen der DEA und der ACK Gespräche mit dem Ziel einer Annäherung und Mitgliedschaft der NAK in Arbeits- und Ortsgruppen. So wurde die NAK am 30. Juli 2017 Gastmitglied (in beratender Funktion) der ACK Baden-Württemberg. Es bestehen zudem Kontakte zu vielen anderen Religionsgemeinschaften, Wie eine Pressemitteilung der NAK belegt: "Zu den Gästen des Gottesdienstes (der NAK) zählten hochrangige Geistliche verschiedener Religionen und Konfessionen. Dazu gehörten unter anderem Großrabbiner Alain Nacache vom Israelitischen Konsistorium Luxemburg, Jean-Luc Karleskind als Vizepräsident der muslimischen Gemeinde im Großherzogtum, Jutta Bayani als Vorsitzende der Bahai-Gemeinde sowie Yhéo Péporté als Vertreter des katholischen Erzbischofs und Bischof Adama Ouedraogo von der Evangelischen Allianz Luxemburg."
Die NAK möchte mit ihrer Öffnung und diesen Bemühungen aus der Ecke der Sekten heraustreten und von allen Kirchen und Religionen als Kirche akzeptiert werden.
Die NAK predigt einerseits das Evangelium, z.B. das Erlösungswerk Jesu Christi, andererseits wird die biblische Botschaft massiv eingeschränkt und verflacht. In der NAK nimmt der Weg Jesu Christi grundsätzlich einen Umweg über das "Apostelamt". Ob Bibelstudium, Sakramente, Sündenvergebung oder Nachfolge, immer steht der "Stammapostel" an erster Stelle. Diese Rangordnung verfälscht das Evangelium von Jesus Christus.
Die Entschlafenen-Lehre der NAK ist eine Irrlehre. Gottes Wort sagt: "Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht..." (vgl. Hebr 9,27). Es gibt weder Hinweise noch einen Auftrag von Gott, für Verstorbene zu beten, sich für sie taufen zu lassen oder mit ihnen in Kontakt zu treten.
Mitglieder der NAK brauchen das wahre Evangelium!
Wer mit Mitgliedern der NAK Gespräche führt, sollte über die wichtigsten Glaubens- und Lehrinhalte dieser Glaubensgemeinschaft informiert sein. Dennoch führen Streitgespräche über neuapostolische Glaubensinhalte meistens in eine Sackgasse. Allein das Wort Gottes kann durch Wirken des Heiligen Geistes Anhänger der neuapostolischen Lehre von ihrem falschen Weg abbringen und zur Umkehr führen. Bibeltreue Christen sollten diesen, wie jeden anderen Menschen, in der Liebe Jesu Christi begegnen.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen