Ester 3,7
„Im ersten Monat, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr [der Regierung] des Königs Ahasveros, wurde das Pur, das ist das Los, vor Haman geworfen über die Tage und Monate, und es fiel auf den zwölften Monat, das ist der Monat Adar“
Ester 9,28
„Und sie bestimmten, dass diese Tage in Erinnerung bleiben und gefeiert werden sollten in jeder einzelnen Generation, in jeder einzelnen Familie, in jeder einzelnen Provinz und in jeder einzelnen Stadt, und dass diese Purimtage bei den Juden nicht untergehen und die Erinnerung an sie bei ihren Nachkommen kein Ende finden sollten“
Purim ist ein Fest der Befreiung, des jüdischen Volkes im antiken persischen Reich vor der sicheren Vernichtung, während der Herrschaft des persischen Königs Ahasveros (Xerxes I.). Das Fest erinnert an eine Zeit des Verrats und der Gefahr, der Demut, des Glauben, des Fastens und Fürbitte, der Konfrontation, der Erlösung und des späteren Sieges.
Das Purim- sowie das Chanukkafest sind zwar nicht von Gott selbst verordnet, trotzdem sind beides biblische Feste, die mit einem historischen Ereignis zusammenhängen. Ein ganzes Buch der Bibel, das Buch Ester, schildert die Ereignisse, die zur Entstehung dieses Feiertags führten.
NAME
Für dieses Fest gibt es zwei Namen:
1. Purim (hebr. פּוּרִים) = „Fest der Lose“
Der bekannteste Name ist Purim, ein hebräisches Wort, persischen Ursprungs, in der Mehrzahl; die Einzahl lautet „Pur“ (פור) für „Los“. So bedeutet „Purim“ einfach „Lose“, im Sinne von „ein Los ziehen“. Der Name entstand wegen der Lose, die Haman ziehen ließ, um den Tag zu bestimmen, an dem die Juden des Landes vernichtet werden sollten (Est 9,24). Dies ist auch der biblische Name für dieses Fest (Est 9,26).
Manche leiten den Begriff „Purim“ von dem akkadischen Wort „pūru“ ab, das „Würfel-“ oder „Glücksspiel“ bedeutet.
2. Gedenktag des Mordechai
Ein weiterer Name für dieses Fest lautet „Gedenktag des Mordechai“. So wurde das Fest in früheren jüdischen Schriften in der Zeit zwischen dem Alten und Neuen Testament, den Apokryphen, genannt (2Makk 15,36). Das Fest erhielt den Namen, weil es tatsächlich Mordechai war, der es eingesetzt hat (Est 9,20-21).
WANN
Februar/März (14. Adar)
2024/5784: Abend, Sa. 23. März – So. 24. März (14. Adar II)
2025/5785: Abend, Do. 13. März – Fr. 14. März (14. Adar)
2026/5786: Abend, Mo. 02. März – Di. 03. März (14. Adar)
2027/5787: Abend, Mo. 22. März – Di. 23. März (14. Adar II)
2028/5788: Abend, Sa. 11. März – So. 12. März (14. Adar)
Wenn sich im jüdisch-biblischen Schaltjahr der Monat Adar wiederholt (Adar II od. Adar Beth), dann wird Purim zweimal gefeiert, wobei das Fest im Adar I (Adar I od. Adar Aleph) als „kleines Purim“ (hebr. Purim Katan) bezeichnet wird. Schaltjahre ergeben sich nur sieben Mal innerhalb eines Zyklus von 19 Jahren (im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr). Nach der Überlieferung war das Jahr, in dem sich das Purim-Wunder ereignete, ein Schaltjahr.
Purim wird in Ester 9 eingesetzt. Der gesamte Monat Adar, der sich den Juden von Kummer zur Freude und von Trauer zum Festtag verwandelte, ist deshalb von einer fröhlichen Stimmung durchzogen, die an Purim ihren Höhepunkt findet.
Einen Monat vor dem Passahfest (hebr. Pessach) wird das Purimfest, gewöhnlich im März, gefeiert. In Erinnerung an Esters Geschichte geht dem Fest das so genannte „Ester-Fasten“ (hebr. Ta'anit Ester) voraus.
• 13. Adar: Ester-Fasten (Est 4,16)
• 14. Adar: Purimfest (in Dörfern & Städten ohne Stadtmauer)
• 15. Adar: Schuschan-Purim (in Städten mit Stadtmauern)
• Ester-Fasten
Dieser Tag ist ein kleiner Fastentag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang am Purim-Vorabend. Am Tag vor Purim, dem 13. Adar, ist es seit etwa dem 8. Jahrhundert üblich, das Ester-Fasten zu halten (Est 4,16; 9,31). An diesem Tag fasteten die Juden im persischen Exil, um die Königin Ester zu unterstützen, die sich bereit erklärt hatte, ohne vorherige Genehmigung vor den König Ahasveros (Xerxes I.) zu treten, was mit dem Tode bestraft werden konnte.
• Schuschan-Purim
Das Buch Ester erklärt den 14. Adar, als den Tag, an dem Purim gefeiert werden soll. Allerdings gelang es den Juden in Schuschan (Susa), einer der Hauptstädte des persischen Reiches, erst am nächsten Tag, sich ihrer Feinde zu entledigen, und somit feierten sie Purim am 15. Adar (Est 9,20-22). Im Buch Ester wird zwischen den Juden, die in einer befestigten, und denen, die in einer unbefestigten Stadt wohnen, unterschieden. Da Schuschan eine befestigte Stadt, d.h. von Mauern umgeben war, feiern alle Städte, die seit der Zeit des Josua durch Mauern befestigt wurden, Purim am 15. Adar, demselben Tag also, an dem es in Schuschan begangen wurde (Est 9,18). Aus diesem Grunde nennt man den Tag nach Purim „Schuschan-Purim“. Alle anderen Städte sollten am 14. Adar feiern.
Jerusalem, das schon seit der Antike von einer Stadtmauer umgeben war, feiert noch heute Purim am 15. Adar. In den übrigen Teilen Israels wird es am 14. Adar gefeiert.
BIBELSTELLEN
Est 3; 9,24-32; 2Mo 17,8-16
Das Purimfest hat seine Grundlage im Buch Ester. Die Esterrolle, die sogenannte „Megillat-Ester“ (hebr. megilla = Buch- oder Schriftrolle) wird traditionell in der Purimnacht beim Gottesdienst in der Synagoge und noch einmal am nächsten Morgen verlesen.
Die Esterrolle ist eine von fünf Megillat – neben Prediger (Laubhüttenfest/Sukkot), Klagelieder des Jeremia (9. Ab/Tischa be-Ab), Rut (Wochenfest, Pfingsten/Schawuot) und dem Hohelied (Passahfest/Pessach) –, die während des ganzen Jahres auf den entsprechenden Festen öffentlich gelesen werden.
In Ester 3,1 wird Haman als ein Abkömmling des Amalekiterkönigs Agag beschrieben (vgl. 1Sam 15,8). Deshalb wird an Purim außer dem Buch Ester noch eine andere Stelle im Tanach (Anm.: die hebräische Bibel) vorgelesen: 2. Mose 17,8-16.
Hintergrund zu Purim
Purim geht zurück auf die Begebenheiten, die im Buch Ester erzählt werden. Es feiert die Kühnheit, den Mut sowie den unerschütterlichen Glauben von Mordechai und Königin Ester, sowie dem übrigen jüdischen Volk, das von Ester aufgerufen wurde zu fasten, um sie bei ihrem Unternehmen zu unterstützen. Daher ist Purim ein Fest der Einheit.
Die Chronologie des Buches Ester macht sich an den Regierungsjahren des Königs Ahasveros (Xerxes I.; 486–465 v. Chr.) fest und umfasst etwa neun bis zehn Jahre. Die eigentliche Handlung (Est 3–10) spielt sich allerdings in nur elf Monaten ab. Die ganze Geschichte spielt in der Zeit zwischen der Fertigstellung des zweiten Tempels (516 v. Chr.) und der Rückkehr der Juden unter Esra (457 v. Chr.) in den Jahren 483–473 v. Chr. (und fällt damit zeitlich zwischen Esra 6 und 7. Hier klafft eine Lücke von 58 Jahren, in die das Buch Ester fällt).
Zu dieser Zeit hatten alle Juden die Möglichkeit, nach Juda zurückzukehren, allerdings zogen es einige Juden vor, in Babylon zu bleiben, statt mit dem kleinen Überrest unter Serubbabel in die Heimat zurückzukehren (Esr 2). Die im Perserreich zurückgebliebenen Juden zeigten kein Interesse an Jerusalem, weshalb sie das Edikt des Großkönigs Kyrus (Esr 1,14) ignorierten. Sie folgten nicht einmal der ausdrücklichen Aufforderung der Propheten, aus Babylon auszuziehen (Jes 48,20; Jer 50,8; 51,6). So groß nun die Treulosigkeit der Juden war, so hell strahlt die Treue Gottes seinem Volk gegenüber.
Schauplatz ist der Königshof in der Stadt Schuschan oder Susa, eine der Hauptstädte des Perserreiches neben Persepolis, Ekbatana und Babylon. Das Perserreich stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Es reichte von Griechenland in Europa bis nach Äthiopien in Afrika und bis an den Indus in Asien.
Um ca. 458 v. Chr. plant der Großwesir Haman – ein vom Herrscher eingesetzter Regierungschef und somit zweiter Mann im Staate – einen Pogrom gegen die in Persien, dem heutigen Iran, lebenden Juden (Est 3,1.13), dessen Tag das Los bestimmen soll, an dem die Juden im Lande vernichtet werden sollten. Sein Grund war, dass er sich durch den Juden Mordechai in seiner Ehre gekränkt fühlte. Mordechai hatte sich entschieden, nicht vor Haman in Ehrerbietung niederzufallen (Est 3,5-7 i.V.m. 5Mo 5,7-8). Damals verlangte Haman von allen Untertanen im Perserreich für sich die Ehrenbezeugung des Kniefalls bzw. Verbeugens, wenn sie ihm begegneten. Mordechai, ein Jude, verweigerte dies, weil er sich nur vor dem Gott Israels verbeugt.
Anmerkung:
Diese Situation war bereits ein verschlüsselter Hinweis Gottes auf Jesus Christus, als er in der Wüste dem Satan gegenüberstand und ihn in die Schranken wies, indem Jesus auf die alleinige Anbetung von dem Gott Israels, klar Bezug nahm (Mt 4,9-10).
Daraufhin erfolgte eine Anzeige, die bis vor die Ohren des Perserkönigs gebracht wurde. Darin heißt es: „Da sagte Haman zum König Ahasveros: Da gibt es ein Volk, verstreut und abgesondert unter den Völkern in allen Provinzen deines Königreiches! Und ihre Gesetze sind von denen jedes anderen Volkes verschieden, und die Gesetze des Königs befolgen sie nicht; und es ist dem König nicht angemessen, sie gewähren zu lassen.“ (Est 3,8).
Mit der Verleumdung „sie tun nicht nach des Königs Gesetzen“, erreichte Haman die Zustimmung des Königs zur Vernichtung aller Juden im Reich. Nach einem geworfenen Los wurde dafür der 13. Adar bestimmt, wobei für Mordechai ein besonders hoher Galgen aufgerichtet wurde.
Nun war aber der König mit Ester verheiratet. Auf Hebräisch hieß sie „Hadassa“ was „Myrte“ oder auch „Braut“ bedeutet. Sie war, ausgestattet mit besonderer Schönheit. Allerdings wurde ihre Herkunft dem König gegenüber verschwiegen. In der Not ihres Volkes wurde sie von Mordechai gebeten, eine Audienz beim König zu erwirken, um sich als Jüdin zu offenbaren und für ihr Volk einzusetzen. Die Befolgung dieser Bitte bedeutete aber für Ester Lebensgefahr, nicht nur wegen ihrer Herkunft. Das Ersuchen einer Frau, auch als Königin, um Audienz vor dem Königsthron, verstieß gegen alle Normen und Gesetze im persischen Reich. Mit Fasten und Gebet bereitete sich Ester auf ihren schweren Gang zum König vor. Doch dann geschah das Wunder, dass der König sie anhörte und begriff, was die bösen Pläne des Haman bedeuteten. Hier stehen die Worte Esters:
„Wie kann ich dem Unheil zusehen, das mein Volk treffen würde?“ (Est 8,6)
Ester, ein jüdisches Waisenmädchen, wird Königin von Persien. Königin zu sein ist eine hohe Berufung. Mit Hilfe ihres Cousins Mordechai (Anm.: Mordechai ist auch der Vormund Esters. Er adoptierte Ester als seine Tochter, da sie ihre Eltern bereits in jungem Alter verloren hatte; vgl. Est 2,7) kann sie den Pogrom abwenden, indem sie durch Fasten und Gebet den Perserkönig Ahasveros (Xerxes I.) zur Aufhebung des Befehls Haman bewegt und so das jüdische Volk vor der Vernichtung bewahrt. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens und mit großem Glauben setzte sich Ester beim König für ihr Volk ein, woraufhin Hamans mörderischer Plan scheiterte. So wurden die Juden im persischen Reich nicht ausgerottet. Haman und seine 10 Söhne endete am Galgen, den er für Mordechai errichten ließ.
Mordechai wurde an Stelle Hamans in das höchste Regierungsamt eingesetzt. Am gleichen Tag, dem 13. Adar, nach dem Haman zu Tode kam, erhoben sich die Juden im ganzen Reich gegen diejenigen, die sie bisher unterdrückt hatten, und besiegten sie.
„Da verwandelten sich ihre Schmerzen in Freude und die Tage der Verzweiflung wurden zu Festtagen, an denen einer dem anderen Geschenke und den Armen Gaben schicke“ (Est 9,22), damit alle das Fest fröhlich feiern können.
Im Gedenken an die große Wende und Gottes Fürsorge feiert man heute Purim. Durch den mutigen Einsatz von Ester und die Gebete ihres Volkes wurde der Völkermord verhindert. Die Not des jüdischen Volkes verwandelte sich in Freude. Deshalb ist Purim ein sehr fröhliches Fest. In einem Meer von Leid, Sorgen und Pogromen an den übrigen Tagen des Jahres bildet das Purimfest eine Insel der Lebensfreude, die typisch für das jüdische Volk ist.
Jüdische Traditionen zu Purim
Purim wird heute mit Verkleidungen und Belustigungen gefeiert. Dazu gehören natürlich auch Kostüme, Masken sowie Straßenumzüge oder Theateraufführungen. Daher wird Purim manchmal auch als „jüdischer Karneval“ bezeichnet, weil das Fest ausgelassen gefeiert wird. Aber Purim ist viel mehr als Karneval oder Fasching. Das Tragen von Masken ist auch ein Hinweis darauf, dass Gott in der gesamten Esterrolle nicht ausdrücklich mit Namen oder Titel erwähnt wird, aber im Verborgenen agierte.
▪︎ Warum verkleidet man sich an Purim?
Traditionell war es Juden verboten, sich zu verkleiden, weil das oft dazu führte, dass Männer und Frauen ihre Kleider vertauschten. Das Verbot beruht auf dem biblischen Gebot: „Es soll nicht anlegen ein Mann Gewand des Weibes“ (5Mo 22,5). Da Purim aber ein so großartiges und fröhliches Fest war, haben die Rabbiner diesen Verstoß gegen biblische Gebote ausnahmsweise gestattet.
Unter dem Einfluss des römischen Karnevals feierten italienische Juden gegen Ende des 15. Jahrhunderts als Erste Purim verkleidet mit Kostümen, und der Brauch breitete sich von Italien auf viele andere jüdische Gemeinden aus. Heute gehören Kostüme und Verkleiden als fester Bestandteil zur jährlichen Purim-Adlojada in Tel-Aviv. Kostümbälle zu Purim sind auf der ganzen Welt beliebt.
An Purim dreht sich alles um Freundschaft, Gemeinschaft und Teilen. In der Synagoge wird aus diesem Anlass ein Gottesdienst gefeiert, bei dem es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen. Immer wenn der Name „Haman“ vom Leser fällt, soll von den anwesenden mit Tuten, Rasseln, Haman-Kieppel, das sind Plastik-Hämmer, die ebenfalls beim Aufschlagen quietschen oder Ratschen (Grägger, hebr. ra'ashan), die beim Drehen knarrende Töne von sich geben, oder einfach durch Fußstampfen, so viel Lärm wie möglich gemacht werden, um den bösen Namen mit Hilfe von Krachmachern und Buhrufen zu übertönen und symbolisch auszulöschen. Dabei wird immer wieder, und das mit Abscheu, sein Name ausgerufen: „Haman“! Das symbolische Auslöschen beruht auf dem Befehl Gottes, den Namen Amaleks, Hamans Vorfahr, zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum verheißenen Land behindert hat. Haman war der größte Feind der Juden im persischen Reich. Er repräsentiert alle Feinde, die das jüdische Volk im Laufe der Jahrhunderte hatte und wurde damit zum Symbol der Judenfeindschaft.
Gott hatte etwas früher in der Geschichte Israels dem ersten König Saul den strengen und konkreten Befehl gegeben, eine bestimmte Gruppe von Menschen, nämlich die Amalekiter, zu vernichten, weil die Amalekiter unversöhnliche Feinde Israels waren (2Mo 17,8-16; 5Mo 25,17-19 i.V.m. 1Sam 15; 1Chr 4,43). Ihr Fortbestand war eine echte Bedrohung für Israel. Gott hatte Saul durch den Propheten Samuel den Auftrag gegeben, dass kein einziger Amalekiter am Leben bleiben dürfe. Saul befolgte diesen Befehl jedoch nicht zur Gänze. Vielmehr kam er zurück und berichtete Samuel, sie hätten die besten Schafe und Rinder verschont, und zwar unter dem Vorwand, sie Gott als Opfer darzubringen. Sie hatten auch den König namens Agag verschont. Und hier im Buch Ester wird betont, dass Haman ein Agagiter war, d.h. also in irgendeiner Weise von Agag abstammte.
Dies ist das eine sehr anschauliche Lektion. Die Lektion lautet: Wenn Gott sagt, man soll etwas vernichten, wegtun oder ablegen und man tut es nicht, wird es letztendlich einen vernichten. Gott gibt nie den Befehl, etwas zu zerstören, nur um der Zerstörung willen. Alle Gebote und Anweisungen Gottes ergehen letztendlich zu unserem Besten. An diesem Punkt war jener Nachkomme Agags näher dran, das gesamte jüdische Volk zu vernichten als irgendjemand sonst in der Geschichte! Dies ist eine sehr ernste Lektion. Wenn Gott sagt, du sollst etwas wegtun, vernichten, aus deinem Leben ausmerzen oder ihm ein Ende setzen, dann verschone nichts, denn alles, was du übriglässt, wird letztendlich dich zerstören.
Unter den verschiedenen Methoden zur Auslöschung des Namens Haman bestand die wörtlichste darin, den Namen Haman auf zwei glatte Steine oder zwei Schiefertafeln zu schreiben und die beiden Steine jedes Mal, wenn der Name bei der Lesung erwähnt wurde, aneinanderzureiben, bis der Name tatsächlich ausgelöscht war.
In Anklang an Ester 9,18.22, gibt zwei besondere jüdische Traditionen, die man an Purim erfüllt:
• Die Freunde – Mischloach Manot
Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft, durch die es gelungen war, das Wunder geschehen zu lassen. Dieser Einheit und Freundschaft wird gedacht, indem man Freunden und Angehörigen Speisen zum Geschenk macht. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, sendet man ein Geschenk, das aus mindestens zwei verschiedenen Sorten eßfertiger Lebensmittel besteht, an mindestens eine Person. Diese Geschenke sollten durch einen Dritten überreicht werden, denn sie werden in der Megilla „Mischloach Manot“ genannt (das Senden von Geschenken). Kinder in Kostümen sind ein toller Botendienst.
• Geschenke für Bedürftige – Mattanot La'ewjonim
Hiermit sind Almosen (Tzedaka) an Arme gemeint, also ein Geschenk an mindestens zwei arme Menschen noch bei Tageslicht und nicht etwa am Abend, die mittellos sind und auch sonst nicht das Notwendige haben.
Teilen und Geben sind wesentliche jüdische Prinzipien, die hier ihren Ausdruck finden.
Man gibt also mindestens zwei bedürftigen Menschen Geldgeschenke zu Purim. Wenn das nicht möglich ist, spendet man mindestens zwei Wohltätigkeits-Organisationen Geld. Um das Herz von Bedürftigen zu erfreuen sollte man mehr Geld aufwenden als für alle anderen Purim-Aktivitäten (vgl. Maimonides, Mischne Tora, Hilchot Megilla 2:17). Dies ist ein Ausdruck der Freude über den beeindruckenden Sieg Esters, die Hamans Komplott zur Ausrottung der jüdischen Gemeinde vereitelte.
Die Feier des Purimfestes enthält auch weitere wichtige Elemente:
• Das Hören der Megilla – Megillat Ester
Sowohl Männer als auch Frauen sind aufgefordert, der Lesung der Megilla zwei Mal zuzuhören; am Abend des 14. Adar und am darauffolgenden Purim-Tag. Auch Kinder sollten hierzu die Synagoge zu besuchen. Viele folgen dem Brauch, jedes Mal wenn der Name Hamans erwähnt wird, Lärm zu machen oder „Ratschen“ (lärmendes Spielzeug) zu wirbeln. Dieser Brauch stammt aus dem biblischen Gebot, „den Namen Amaleks auszulöschen“, des ersten Gegners, der die Juden nach ihrem Auszug aus Ägypten angriff, denn Haman war ein Abkömmling Amaleks.
• Das Festmahl – Se'udat Purim
Am Purim setzt man sich mit Familie und Freunden zu einem überschwänglichen Festmahl im Andenken an den Purim-Sieg über die Feinde des jüdischen Volkes. Hierbei gibt es ein Brauch, zu „trinken, bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen „Verflucht sei Haman“ und „Gesegnet sei Mordechai“ (vgl. Talmud, Traktat Megilla 7b; Schulchan Aruch, Orach Chajim § 695:2). Die Freude des Purimfestes soll helfen, die üblichen Beschränkungen und Grenzen zu überwinden und auf einer höheren geistlichen Ebene zu feiern. Üblicherweise beginnt die Mahlzeit am Nachmittag und dauert bis in die Abendstunden.
Hinweis: Purim-Trinken heißt verantwortungsvoll trinken, also keine Drinks für Minderjährige, kein Alkohol am Steuer!
• Das Gebet – Al ha-Nissim
An Purim wird in jeder Amida, dem Stehgebet, sowie im Tischgebet (Benschen) einen Abschnitt über das Wunder, „Al ha-Nissim“ gesprochen, ein jüdisches Dankgebet. Das Gebet beginnt mit einem allgemeinen Dank für die Unterstützung Gottes für die Juden in vergangenen Zeiten. Je nach Fest wird dann noch an eine spezielle Begebenheit erinnert: An Chanukka wird kurz zusammengefasst, worin die Hasmonäische Revolte bestand, an Purim erzählt, wie Gott verhindert habe, dass Haman die Israeliten ausrottete. Beim Morgengebet gibt es eine besondere Toralesung in der Synagoge.
Messianische Bedeutungen zu Purim
Gott offenbart sich als der Retter des jüdischen Volkes.
An Purim geht es um das Königreich Gottes und den EINEN neuen Menschen, Juden und Christen vereint (Eph 2,14). Es geht um den König und seine Braut, den Messias und die Gemeinde Jesu Christi. Es geht um Demut, Einheit und Rechtschaffenheit, Fasten und Fürbitte.
Gottes Vorsehung scheint durch diesen dramatischen Bericht hindurch und befähigt den Leser mit Glauben und Mut, aufzustehen und zu glauben, selbst wenn alle Hoffnung verschwunden oder verborgen ist. Wenn das Leben und die Umstände das Joch der Hoffnungslosigkeit der drohenden Katastrophe tragen, dann ist die Botschaft von Purim auch für uns. Dann dürfen wir uns an die apostolische Ermutigung erinnern und sagen: „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist.“ (Gal 6,9).
▪︎ Prophetische Bilder
Die Erzählung im Buch Ester ist reich an mächtigen prophetischen Bildern:
Ahasveros (Xerxes I.) ist der souveräne König, der über ein riesiges Königreich vieler Völker regiert, unter ihnen ein Überrest des Volkes Israel. Zurzeit von Ester erstreckte sich das persische antike Reich über 127 Provinzen von Indien bis nach Äthiopien (Est 1,1). Es heißt im Buch Ester, Ahasveros sei ein „König von Königen“ gewesen, das heißt, er habe über andere Könige geherrscht. Auch Jesus wird als der „König der Könige“ bezeichnet. Es ist klar, dass der Charakter des Ahasveros in vielerlei Hinsicht hinter dem des Herrn Jesus Christus zurückbleibt. Dennoch ist er in vielerlei Weise ein sehr anschauliches Bild für den König der Könige.
Wasti (Waschti), seine Königin, repräsentiert das „Lösegeld-Prinzip“, nachdem sie ihre königliche Position (und wahrscheinlich ihren Kopf) verloren hat, um einen Weg für Ester zu ebnen, die ihr Leben riskieren würde, um Gottes Volk zu retten. Beide Königinnen hatten Schönheit und Mut, und beide widersetzten sich dem Erlass des Königs. Wasti, indem sie nicht erschien, als sie gerufen wurde (Est 1,12), und Ester, als sie vor demselben mächtigen und impulsiven König erschien, ohne gerufen zu werden (Est 4,16).
Ester, Adoptivtochter ihres Cousins Mordechai, ein schönes und demütiges jüdisches Waisenmädchen, ist ein Bild der Braut des Messias, der glorreichen Gemeinde in Fürbitte, als sie die Frau des persischen Königs Ahasveros (Xerxes I.) wurde. Sie war eine Frau von Mut und Tat, die nicht davor zurückschreckte, gegen das Böse und für die Wahrheit einzustehen. Dies tat sie im richtigen Geist und wurde durch Fasten und Gebet ermächtigt.
Mordechai, Esters Cousin wird in der Rolle der gottesfürchtigen, älteren, jüdischen Präsenz gesehen, die sich vor keinem König außer Gott verbeugt und die Fürbitter betreuen, ausbilden und ermahnen kann. Mordechai war ein Nachkomme von Kisch (Est 2,5), einem Benjamiter, aus dessen Lenden König Saul geboren wurde. Sein Charakter erinnert uns daran, dass „alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, verfolgt werden“ (2Tim 3,12), und dass es einen Preis zu zahlen gibt, wenn man Gott in diesem Zeitalter dient.
Haman, zweithöchster Mann in Persien, demonstriert mit seinem brutalen Plan, das jüdische Volk zu vernichten (und damit die messianische Linie des verheißenen Erretters der Welt zu zerstören), den allgegenwärtigen antijüdischen und antichristlichen diabolischen Geist, der das herrschende dunkle Fürstentum dieses Zeitalters ist. Derselbe antichristliche Geist ist heute wieder in demselben Land Persiens, dem heutigen Iran, aktiv. Hamans Abstammung ist für die Geschichte von Purim von Bedeutung. Laut der Schrift gehörte Haman zur Blutlinie der Agagiter (Est 3,1-10; 8,3.5; 9,24), deren Vorfahren kein anderer war als Agag, König von Amalek (1Sam 15), Israels alter und rücksichtsloser Feind von Anfang an und von Generation zu Generation. In der jüdischen Lehre gilt Amalek als Inbegriff des Antisemitismus (2Mo 17,16; 5Mo 25,19).
5. Mose 25,17-19 (Gebot der Ausrottung der Amalekiter)
„17 Gedenke daran, was dir Amalek antat auf dem Weg, als ihr aus Ägypten gezogen seid; 18 wie er dir auf dem Weg entgegentrat und deine Nachhut abschnitt, alle Schwachen, die zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst, und wie er Gott nicht fürchtete. 19 Wenn dir nun der HERR, dein Gott, Ruhe gegeben hat vor allen deinen Feinden ringsum in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir als Erbe gibt, um es in Besitz zu nehmen, so sollst du das Andenken an Amalek unter dem Himmel vertilgen; vergiss es nicht!“
Israel wird gesagt, es solle nicht vergessen, die Amalekiter auszurotten, aber sie haben es vergessen. Saul gehorchte Gott nicht und rottete sie zu seiner Zeit nicht aus (1Sam 15). In der Tat geschah es erst zurzeit Hiskias, dass sie „den Überrest, die Entronnenen von Amalek erschlugen“ (1Chr 4,43).
Haman hatte daher ein Erbe der Feindschaft gegenüber dem jüdischen Volk. Während das Buch Ester sich entfaltet, sehen wir, wie Haman benutzt wurde, um diesen Generationshass gegen das auserwählte Volk Gottes zu zeigen.
Die Verweigerung einer Assimilation aber ließ Juden immer fremd sein unter Fremden und forderte ihre Ablehnung heraus. Von Ägypten angefangen, also vom Anfang der Geschichte des Volkes Israel an, bis auf diesen Tag ist es so geblieben. Und immer wieder erleben Juden einen sie und ihr Leben bedrohenden Haman, der unterschiedliche Namen wie Pharao, Hitler, Mamoud Abbas oder Ali Chamenei tragen kann.
Purim ist eine Geschichte von göttlicher Vorsehung, Gerechtigkeit und Rechtfertigung. Durch Fasten und kühne Fürsprache wurde Haman, der Erzfeind des Volkes Gottes, entlarvt und besiegt. Der Galgen, den er für Mordechai vorbereitet hatte, wurde nicht nur zum Instrument seiner eigenen Hinrichtung, sondern auch die gesamte geistige Atmosphäre im Königreich veränderte sich und die Furcht Gottes wurde durch Hamans Tod und den Sieg des jüdischen Volkes, nach dem zweiten (korrigierenden) Erlass des Königs, wiederhergestellt (Est 8,17; 9,5).
▪︎ Fürbitte: Die Fürsprache der Braut
Die Erzählung von Ester ist ein prophetisches Bild in Typen und Schatten der Fürbitte der Braut des Messias für das Volk Israel.
Es war der 13. Tag des Monats Adar, den Haman für die Vernichtung des jüdischen Volkes im Perserreich ausgewählt hatte. Der König gab seinem Antrag statt und erließ ein königliches Dekret, das das Schicksal seiner jüdischen Untertanen besiegelte. Königin Ester, die bereits vorsorglich im Palast positioniert war, intervenierte vor dem König und rettete ihr Volk. Ihre Waffen waren Demut, Schönheit, Fasten, Gebet, Glauben und großer Mut (Ester 4,14-17).
Esters hebräischer Name war Hadassa, was „Myrte“ bedeutet, ein niedriger Strauch (Demut) mit glänzenden grünen Blättern, der mit schneeweißen Blüten (Reinheit) geschmückt und mit Purpur (Königtum) umrahmt ist, wodurch ein exquisiter Wohlgeruch entsteht. Ihre jüdischen Wurzeln und ihre jüdische Identität wurde jedoch versteckt. Sie weist prophetisch auf die wahre Gemeinde hin, die ebenfalls hebräische Wurzeln hat, und in eine himmlische Position berufen ist. Unabhängig von ihrem königlichen Amt wäre Ester dem Schicksal ihrer jüdischen Brüder nicht entgangen, wäre Hamans Plan erfolgreich gewesen. So ist auch heute noch die wahre Gemeinde eng mit dem Volk Israel und seinem Schicksal verbunden.
Abgesehen von der Fürbitte des Herrn Jesus selbst können wir im Wort Gottes keine dramatischere, gefährlichere oder mächtigere Fürsprache finden als die von Ester. Unter den großen Fürsprecherinnen der Bibel stellt kein anderer die Position und den Dienst der Braut des Messias gegenüber Gott im Namen seines Volkes Israel so klar und anschaulich dar.
Das messianisch-prophetische Verständnis von Purim konzentriert sich auf einen Aspekt des Gebets für Israel, der Fürbitte, wie im Buch Ester festgehalten. In dieser Zeit ist es unerlässlich, dass wir lernen, wirksame Fürbitter, Fürsprecher zu sein, die an Gottes Wort, Willen und Wegen in den Tagen, in denen wir leben, ausgerichtet sind. Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser Zeit für Israel beten (Jes 62,6).
▪︎ Was ist Fürbitte? Was ist ein Fürbitter?
Als Erstes wollen wir definieren, was unter dem Begriff „Fürbitte“ biblisch zu verstehen ist. Das englische Wort für „Fürbitte“ lautet „intercession“ und hat lateinische Wurzeln. Es bedeutet so viel wie „dazwischentreten“.
In den anderen für die Bibel relevanten Sprachen, Hebräisch und Griechisch, hat der Begriff grundlegend die gleiche Bedeutung, nämlich „dazwischentreten“. Fürbitte ist Gebet, dass sich die Herzensanliegen Gottes zu eigen macht. Die Pläne Gottes werden durch Gebet in diese Welt hineingeboren.
Aber Fürbitte ist noch mehr als Gebet. Es ist eine dauerhafte Position, die man zwischen Gott und dem Objekt Seines Zorns einnimmt.
So ist ein „Fürbitter“ ist jemand, der dazwischentritt.
„Zwischen“ wen, oder was? Die Antwort ist, dass der Fürbitter zwischen Gott und die Ziele von Gottes gerechtem Zorn und Gericht tritt. Der Fürbitter steht vor Gott und nimmt eine Position zwischen Gott und denen ein, die seinen Zorn und sein Gericht verdienen. Einfach gesagt: Ein Fürbitter tritt zwischen Gott und die Menschen, für die er betet.
Indem der Fürbitter dies tut, sagt er im Endeffekt: „Gott, ich erkenne Deine Gerechtigkeit an. Du hast alles Recht dazu, diese Leute zu schlagen. Aber wenn Du sie schlägst, musst Du auch mich schlagen, denn ich stehe zwischen ihnen und Dir.“ Das ist die Position eines Fürbitters.
▪︎ Purim – Der König, die Braut und das Königreich Gottes
Die Braut Christi, teilt mit dem König Jesus Christus den Thron. Wo Christus als König und Priester auf seinem Thron sitzt, sind wir als Christen eingeladen, seinen Thron mit ihm zu teilen.
Als Ester ihre königlichen Gewänder anzog (Est 5) und in die unmittelbare Gegenwart des Königs hineinging, fand sie Gnade vor seinen Augen; und der König streckte das goldene Zepter, das in seiner Hand war, Ester entgegen und nahm sie ihren Platz mit ihm auf dem Thron ein. Ab diesem Augenblick hatte sie Anteil an seiner Autorität.
Wir möchten auf Folgendes hinaus: Wir, die wir im geistlichen Dienst stehen, werden unsere Aufgabe erst dann erfüllen, wenn wir eine Königin schulen und ausbilden, die Anteil am Thron haben kann. Bis zu diesem Zeitpunkt war Mordechai der Mann gewesen, der Ester geschult und trainiert hatte, doch jetzt lag sein Schicksal in ihrer Hand (Est 4,17). Mit anderen Worten: Wir, die wir im geistlichen Dienst stehen, sollen eine Gemeinde hervorbringen, die wie eine Königin handeln kann, die durch den zweiten Vorhang hindurchgehen, Anteil am Thron haben und die Autorität ergreifen kann und es wird im Wesentlichen die ganze Gemeinde sein, die das tun wird, und nicht nur einzelne Dienste.
Jesaja 52,1-2
„1 Wach auf, wach auf! Kleide dich, Zion, in deine Kraft! Kleide dich in deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn nicht mehr länger soll dich ein Unbeschnittener und ein Unreiner betreten. 2 Schüttle den Staub von dir ab! Steh auf, setz dich hin, Jerusalem! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!“
Wir glauben, dass diese Worte auf die Gemeinde Jesu in unserer Zeit zutreffen. Wir glauben, dass die Gemeinde im Staub gewühlt hat, dass sie gefesselt und gefangen gewesen ist und teilweise noch ist. Der Heilige Geist sagt durch die Bibel: „Steh auf aus dem Staub. Schüttle ihn von dir ab. Zieh deine königlichen Gewänder an und denke daran, dass du eine Königin bist. Und der König wartet auf dich.“ Damals ging niemand, der in Sack und Asche gekleidet war, in die Gegenwart des Königs, aber als Ester sich wie eine Königin kleidete, hatte sie Zugang zum König.
Wir glauben, dass die Gemeinde Jesu wieder erkennen muss, dass sie eine Königin ist; sie muss aufhören, im Staub zu wühlen; sie muss ihre Ketten und Fesseln abschütteln und die schönen Kleider anziehen, die Jesus ihr zur Verfügung gestellt hat: das Kleid des Heils, die Robe der Gerechtigkeit, den Schmuck des Geistes (Jes 61,10; Offb 19,8; 18,16; Gal 3,17) – und dann muss sie wie eine Königin hineingehen, in die Gegenwart des Königs. Als der König seine Königin sah, eroberte sie sein Herz. Er streckte das Zepter aus und sagte: „Nimm. Alles, was ich habe, steht dir zur Verfügung.“ So wird die Gemeinde am Höhepunkt dieses Zeitalters sein.
Wir möchten uns noch mit einer Frage beschäftigen, nämlich: Wonach sucht Gott in der Gemeinde? Wir denken, es sind vier Dinge:
1. Entschlossenheit und Mut: „Wenn ich umkomme, dann komme ich um, aber ich gehe.“ (Est 4,16)
2. Abhängigkeit von Gott: Es gab für Ester keine andere Möglichkeit, Hilfe zu bekommen. Jede andere Hilfe war ausgeschlossen. Gott bringt die Gemeinde Jesu und Israel an genau diesen Punkt.
3. Wir müssen unsere Beziehung zu und unsere Verantwortung für Israel anerkennen: Wir können uns nicht im Palast des Königs verstecken und sagen: „Es ist nicht so wichtig, was mit ihnen geschieht, Hauptsache, uns geht es gut.“
4. Der Höhepunkt kann nur kommen, wenn die Gemeinde den Dienst der Fürbitte und des Fastens erlernt. Wir müssen Schritte durch Fürbitte und Fasten unternehmen, um den Sieg, den Jesus erlangt hat, praktisch anzuwenden.
▪︎ Die Vereitelung Gottes
Der Tag des 13. Adar, an dem Haman das Los warf und die Vernichtung des jüdischen Volkes plante, wurde zu einem Tag der eigenen Falle für ihn:
Sprüche 26,27
„Wer eine Grube macht, der wird hineinfallen; und wer einen Stein wälzt, auf den wird er zurückkommen“
Es ist kein Zufall, dass das hebräische Wort „pûr“ auch „einen Bund brechen, (einen Plan) zunichtemachen, vereiteln“ bedeutet. Anhand dieser Worterklärung wird deutlich, dass Gott in seinem Ewigkeitsplan den im Erlass festgelegten Angriff des Feindes auf sein Volk bereits zum Zeitpunkt des „Lose-werfens“ vereitelte, woraus folgte, dass der Feind einige Zeit später mit dessen Gefolgschaft seine eigene Vernichtung erlebte (Kol 2,15).
▪︎ Sich an Gottes Güte erinnern
Das Buch Ester und auch das Buch 2. Mose beschreiben, wie fremde Mächte energisch versuchten, das jüdische Volk zu eliminieren und wie souverän Gott sein Volk gemäß seinem Bund bewahrte, den er Abraham verheißen hatte (1Mo 12,1-3; 17,1-8). Als ein Resultat der Überlegenheit Gottes berichtet Ester, Kapitel 9–10 vom Beginn des Purimfestes, ein neues alljährliches Fest im 12. Monat (Febr.-März), mit dem das nationale Überleben gefeiert wurde. Purim wurde eines von zwei Festen, die außerhalb vom mosaischen Gesetz stets in Israel gefeiert werden sollen (das andere ist das Chanukka- oder Lichterfest, vgl. Joh 10,22).
Gott möchte, dass wir vergangene Siege feiern. Nach dem Sieg nutzte Mordechai seine neu erteilte Autorität, um einen jährlichen Feiertag unter den Juden zu feiern, um an ihre Erlösung zu erinnern. Er forderte sie auf zu feiern (Est 9,22) und wies an, dass diese Tage von Purim unter den Juden nicht vergessen werden sollen (Est 9,28).
Das Erinnern an das, was Gott in der Vergangenheit getan hat, stärkt unseren heutigen Glauben. In der gesamten Schrift gebietet Gott die Erinnerung. Er sagte den Israeliten, dass sie sich daran erinnern sollen, wie er sie aus Ägypten gerettet hatte (5Mo 7,18). Die Psalmen sagen uns, dass wir uns daran erinnern sollen, was Gott in früheren Zeiten vollbracht hat (Ps 143,5).
In ähnlicher Weise sagt uns das Neue Testament, dass wir unsere geistigen Augen auf die guten Dinge, die Gott gegeben hat, richten sollen (Phil 4,8). Wenn wir uns an seine Treue und Güte in der Vergangenheit erinnern, sehen wir, dass wir Gott auch in allen zukünftigen Dinge vertrauen können.
Purim ist ein Fest der Freunde. Wenn wir uns den historischen Bericht genau ansehen, sehen wir auch einen treuen, eingreifenden Gott, dem wir durch die Herausforderungen und Überraschungen unseres heutigen Lebens vertrauen können.
Wissenswertes zu Purim
Die Bücher Ester und Hohelied sind die einzigen Bücher in der Bibel, die Gott nirgends ausdrücklich mit Namen oder Titel erwähnen. Auch wenn der Name Gottes nirgends in dem Buch erwähnt wird, so sind doch seine Souveränität und Vorsehung durchgehend gegenwärtig. Das ganze Buch hindurch sehen wir Gottes souveräne Hand, die sein Volk beschützt und zeigt, dass alles unter seiner Kontrolle steht.
Die Aussage, dass der Name Gottes im Buch Ester nicht erwähnt wird, stimmt jedoch nur bedingt. So findet sich der Name Jahwes als Akronym mehrere Male im Buch Ester (Est 1,20; 5,4.13; 7,5.7).
▪ Mordechai: Onkel oder Cousin?︎
Warum wird Mordechai häufig für Esters Onkel gehalten? Mordechai war Esters Cousin. Die Verwirrung entstand durch die Übersetzung des hebräischen Begriffs „Dod“ für „Onkel“. Das Buch Ester nennt Ester „Bat-Dodo“ was „Tochter seines Onkels“ heißt, die Mordechai aufzog (Est 2,7), weil sie Waise war. Man nahm an, Mordechai sei erheblich älter gewesen als Ester, da er sie doch aufzog, und das hat vermutlich zu der irrtümlichen Annahme geführt, dass sie Onkel und Nichte, nicht Cousin und Cousine waren.
▪ Purim im Nationalsozialismus︎
Die Nazis nahmen oftmals Bezug auf das Purimfest, wobei man den Juden, die im Buch Ester berichtete, Gegengewalt gegen Haman und seine Gefolgsleute vorwarf. So wurde etwa in der von Julius Streicher herausgegebenen, antisemitisch-hetzenden Wochenzeitung „Der Stürmer“ 1934 behauptet, Juden würden an Purim bei einem exzessiven Trinkgelage Hass und Mord gegen Nichtjuden predigen. Juden würden dabei eine Haman-Puppe durchbohren, die sie auch mit Adolf Hitler identifizierten.
Julius Streicher behauptete in einer am 10. November 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht, gehaltenen Rede, die Juden hätten damals 75.000 Perser ermordet und hätten durch Anzetteln eines Krieges gegen Deutschland dem deutschen Volk ein ähnliches Schicksal zugefügt und ein neues, deutsches Purimfest eingeführt, wenn man ihnen nicht durch die Pogrome zuvorgekommen wäre.
Am 30. Januar 1944 zog Hitler selbst eine Verbindung zwischen sich und Haman und zwischen einer Niederlage Nazideutschlands und eines „zweiten Purims“.
Bei seiner Hinrichtung am 16. Oktober 1946 verabschiedete sich Streicher mit den Worten „Heil Hitler! Das ist das Purimfest 1946. Ich gehe zu Gott. Die Bolschewisten werden eines Tages euch auch hängen.“
In der Zeit des Holocausts wählten die Nazis wiederholt das Purimfest für Angriffe auf Juden. 1942 wurden im polnischen Zduńska Wola an Purim zehn Juden gehängt, „um Hamans Söhne zu rächen“.
1943 wurden mit ähnlicher Begründung zehn Juden aus dem Ghetto Piotrków Trybunalski erschossen und am Purimfest dieses Jahres bei Częstochowa und Szydłowiec über einhundert jüdische Ärzte und ihre Familien erschossen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Purim ein Fest des Sieges über allen Judenhass und Antisemitismus.
▪ Antisemitismus in Verbindung mit Okkultismus
Wenn man von Okkultismus spricht, ist es zunächst wichtig zu wissen, worum es sich handelt.
Irgendwo in jedem von uns steckt eine tiefe Sehnsucht nach etwas Übernatürlichen, nach Kontakt mit dem Unbekannten, mit einer „höheren Macht“ - etwas, das größer, weiser oder mächtiger ist als wir selbst. Gott hat diese Sehnsucht in uns gelegt, aber sein Erzfeind, Satan, hat sich einen Weg ausgedacht, die Suchenden in trügerische, böse Systeme zu lenken, die sie in seine Knechtschaft bringen. Diese trügerischen Systeme können zahllose verschiedene Formen annehmen, aber der allgemeine Name für sie alle ist Okkultismus“.
• Definition Okkultismus
Der Begriff „Okkultismus“ leitet sich von einem lateinischen Wort ab, das „verborgen“, „verdeckt“ oder „geheim“ bedeutet.
Darunter sind die Lehren und Praktiken zu verstehen, die sich mit der Wahrnehmung übernatürlicher böser Mächte und Kräfte beschäftigen und entsprechend orientierten Personen zugänglich werden können.
Die Macht und Kraft, die durch okkulte Praktiken und Systeme wirkt, stammt von Satan und ist demnach bösartig. Doch den meisten Menschen, die darin verstrickt sind, fehlt dieses Bewusstsein. Sie lassen sich von bestimmten Schlagworten und Behauptungen verführen, die suggerieren, es handle sich um etwas außerordentlich Erstrebenswertes.
Die Bibel bezeichnet die Abkehr vom wahren Gott und die Hinwendung zu falschen Göttern als „geistlichen Ehebruch“. Daher gelten die Warnungen der Bibel vor Unmoral und Ehebruch auch für die Beschäftigung mit dem Okkultismus. Die in den Sprüchen beschriebene „fremde Frau“ stellt die Verlockung des Okkulten anschaulich dar. Das tragische Ende derer, die sich von ihr verführen und täuschen lassen, wird in Sprüche 7,25–27 beschrieben.
Die beiden Hauptzweige des Okkultismus werden in der Bibel als Wahrsagerei und Zauberei/Hexerei bezeichnet.
Wahrsagerei (Divination) liefert auf übernatürlichem Weg Erkenntnisse über Menschen, Ereignisse und Situationen. Häufig spielt dabei auch die Vorhersage der Zukunft eine Rolle. Die bekanntesten Erscheinungsformen unserer Zeit sind Wahrsagerei, Hellseherei und Außersinnliche Wahrnehmung (ASW, engl. ESP – Extrasensory Perception).
Zauberei oder Hexerei ist der zweite Kanal des Okkultismus. Man könnte die Hexerei einerseits als Zwillingsschwester der Divination bezeichnen, andererseits wirkt sie in einem eigenen, konkreten Bereich: Sie nutzt die unterschiedlichsten Mittel, zum Beispiel Drogen, Zaubertränke, Talismane, Amulette, Magie, Zaubersprüche, Beschwörungen und verschiedene Formen von Musik, um die fünf Sinne des Menschen zu beeinflussen.
Wichtig zu verstehen ist, dass der ganze okkulte Bereich einen praktisch allgegenwärtigen Einfluss auf die Menschheit ausübt.
Am Ende des Zeitalters wird der Okkultismus auf dem Vormarsch sein. Leute, die Magie, Hexerei und Zauberei betreiben, werden sich selbst und andere täuschen und verführen und so Wegbereiter des Antichrists sein. Zauberer, Hellseher und andere Menschen, die übernatürliche, satanische Kräfte ausüben, werden zu immer Schlimmerem voranschreiten.
Haman war ein typischer Antisemit. Er ging systematisch vor und warf das Los. Er warf das Los, um festzulegen, an welchem Tag dieses Vorhaben durchgeführt werden solle. Warum warf er das Los? Was sagt uns das über seinen Charakter? Er war in Okkultismus verstrickt. Er glaubte an Wahrsagerei und all diese Dinge. Jeder ernste Feind des Volkes Gottes ist immer irgendwie in Okkultismus verstrickt ist, weil das Okkulte letztendlich der größte Feind ist. Es fällt uns vielleicht nicht auf und wir registrieren es möglicherweise nicht, aber hinter jedem echten Widerstand gegen das Volk Gottes steckt letztendlich die Kraft des Okkulten.
Speisen & Getränke zu Purim
Purim ist ein Freudenfest, bei dem gut getrunken und gegessen wird, denn Purim ist ganz bestimmt eines der farbenfrohesten, fröhlichsten und vielleicht das am meisten ausgelassene aller jüdisch-biblischen Feste.
• Wein
Das Fest wird durch lebhaftes und vergnügtes feiern mit Wein und festlichen Mahlzeiten charakterisiert. Der jüdisch-hebräische Trinkspruch dazu lautet „L'Chaim“ was „Auf das Leben“ bedeutet, und ist in gewissem Sinne auch die Quintessenz des lebensfrohen Festes.
Zur Tradition der Purimtage gehört es, dass neben dem Festmahl auch süßes Gebäck vorbereitet wird, denn Purim soll ja ein „süßes Fest“ sein.
• „Hamantaschen“ oder „Hamanohren“
Beides meint dasselbe klassische dreieckige Purim-Keks-Gebäck. Sie werden gefüllt mit Mohn, Mus oder Nüssen. Die Füllung soll an Ester erinnern. Sie aß im Palast von Ahasveros (Xerxes I.) nur Samen (wie Mohn) und Hülsenfrüchte (wie Reis, Erbsen und Bohnen), um keine unkoscheren Lebensmittel zu sich zu nehmen.
Niemand weiß so recht, woher die Bezeichnung des Gebäcks kommt. Es werden dreierlei Bedeutungen vermutet:
1. Einige meinen, die Bezeichnung deute auf „Hamans Tricorn-Hut“ hin, welcher dreieckig gewesen sein soll, obwohl ein solcher Stil im alten Persien unwahrscheinlich erscheint;
2. Andere deuten auf „Hamans Taschen“, die mit Bestechungsgeldern vollgestopft waren;
3. Wieder andere denken an „Hamans Ohren“, denn seine Ohren wurden ihm zur Strafe abgeschnitten. In Israel wird das Gebäck „Oznei Haman“ genannt, was „Hamans Ohren“ bedeutet. Möglicherweise deutet diese Bezeichnung auf einen Midrasch hin, der den besiegten Haman als mit „Oznayim Mekutafot“ (abgeschnittene Ohren) beschreibt.
Heute werden Hamantaschen oder Hamanohren in der ganzen jüdischen Welt genossen. Mohn gilt immer noch als beliebte und klassische Füllung. Heute wird dieses süße Gebäck mit jeder Art von Marmelade, Schokolade, Nüssen und sogar verschiedenen herzhaften Füllungen gefüllt verspeist. Egal ob Hamantaschen, Hamanohren oder Hamanhut, sie schmecken köstlich!
• Purim-Challa (Kelitsch)
Die Purim-Challa ist ein Weißbrot, das Eier und Rosinen enthält und wird zu einem langen Zopf gebackenen. Mit dieser Form sollen die langen Stricke dargestellt werden, an denen Haman aufgehängt wurde.
• Kreplach
An Purim wird Kreplach (Teigwaren mit Füllung) gegessen, weil in ihnen etwas verborgen ist – so wie das Wunder von Purim ein verborgenes war. Es wird hergestellt, indem man Fleisch und Zwiebeln kleinhackt, würzt und in dreieckige Teigstücke füllt. Die Dreiecksform soll die drei Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob repräsentieren.
• Süß-saure-Gerichte
In einigen Gemeinden isst man an Purim süß-saure Gerichte, um den ungewöhnlichen Doppelcharakter von Purim darzustellen: ein Fest, das sich von einem Trauer- und Fastentag (am 13. Adar) in einen Freuden- und Feiertag (am 14. Adar) verwandelt.
• Gesalzene Bohnen und Erbsen
An Purim werden auch gesalzene Bohnen und Erbsen gegessen. Gemäß einer Tradition wollte Ester keine nicht koscheren Speisen essen, und deshalb aß sie – genau wie Daniel und seine Freunde an Nebukadnezars Hof (Dan 1,12) – nur Bohnen und Erbsen.
Festtagsgrüße (Zusprüche) zu Purim
• Chag Purim sameach (חג פורים שמח)
• Chag Purim sameach, L'Chaim ve-Schalom Aleichem (Ein fröhliches Purim, auf das Leben und Friede sei mit euch!)
• Happy Purim (פורים שמח)
„Chag“ ist die hebräische Bezeichnung für „Fest“. „Sameach“ ist das Wort für „froh, fröhlich“. So bedeutet „Chag Purim sameach“ einfach „ein fröhliches Purimfest“ und ist der traditionelle Gruß zum Feiertag.
Gottes Segen Euch allen und ein fröhliches Purimfest!
1. Thessalonicher 5,23
„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Amen