Tu be-Ab

Richter 21,21

"Und wenn ihr dann seht, siehe, die Töchter von Silo ziehen heraus, um im Reigentanz zu tanzen, dann kommt hervor aus den Weinbergen und fangt euch unter den Töchtern von Silo jeder seine Frau und zieht wieder hin ins Land Benjamin!"


Tu be-Ab (hebr. ט"וּ באב), ist der fünfzehnte Tag des hebräischen Monats Ab. Das Wort "Tu" wird aus den hebräischen Buchstaben Teth und Waw gebildet (Teth (9) + Waw (6) = 15) und bezieht sich somit auf die Zahl 15. Tu be-Ab wird auch "Chamischah-Assar be-Ab" genannt, so wie man im Judentum die Zahl 15 ausspricht.

 

Dieser Tag wird als ein "Tag der Liebe" (Chag ha-Ahava) begangen und konzentriert sich auf die Liebe zwischen Mann und Frau, zwischen Israel und Gott. Im modernen Israel wird er heute ähnlich angesehen wie der Valentinstag, kommt aber der ursprünglichen Bedeutung überhaupt nicht nach.

 

Tu be-Ab startet am Abend des 14., durchläuft eine Vollmondnacht und endet am Abend des 15. Tag des Monats Ab. Dieses Datum ist kein Zufall, denn beginnend sechs Tage nach Tischa be-Ab (9. Ab), dem letzten Tag der dreiwöchigen Trauerzeit zwischen dem 17. Tammuz und dem 9. Ab befindet sich der fünfzehnte Ab zwei Wochen vor dem Monat Elul. Mit Elul beginnt eine besondere Zeit. Sie ist bekannt als "Teschuwa", was "umkehren" oder "bereuen" bedeutet. Die Dauer beträgt vierzig Tage und endet an Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag. 

 

Als solches ist Tu be-Ab eine freudige Zeit, die zwischen zwei Perioden großer Reue liegt. Diese Positionierung gibt uns einen Hinweis auf die wahre Natur von Tu be-Ab.

 

Da Tischa be-Ab (9. Ab) an die vielen Tragödien erinnert, die das jüdische Volk im Laufe der Jahrhunderte ereilt haben, repräsentiert der Vollmond an Tu be-Ab die Umwandlung von Finsternis in Licht, von Trauer in Freude. Es ist ein Hinweis auf die Zerstörung des Tempels (Tischa be-Ab) und dem Wiederaufbau des Tempels (Tu be-Ab).

 

Darüber hinaus markiert Tu be-Ab das Ende des Sommers und aller Feiertage des jüdischen säkularen Jahres, da es der letzte "Feiertag" vor Rosch ha-Schana (Tag des Posaunenblasens am 1. Tischri) ist. Es ist eine Gelegenheit zum Ausgehen, Feiern und Tanzen. Außerdem heißt es, er sei ein großartiger Tag für Hochzeiten, Verlobungszeremonien und Erneuerung von Gelübden.

 

Für Tu be-Ab gibt es keine vorgeschriebene Toralesung und keinerlei Vorgaben oder Vorschriften zum Feiern.

 

Wann Tu be-Ab entstand, ist nicht mehr genau zurück zu verfolgen. Nach Aussage der Mischna (wichtigste Sammlung religionsgesetzlicher Überlieferungen des rabbinischen Judentums) war Tu be-Ab in den Tagen des Tempels in Jerusalem ein freudiger Feiertag, der den Beginn der Weinlese markierte, welche an Jom Kippur endet. Zu beiden Terminen kleideten sich die unverheirateten Töchter Jerusalems in weißen Kleidern die geliehen waren, um nicht diejenigen zu beschämen, die keine besaßen; und all diese Kleider mussten vorher rituell gereinigt sein. Sie gingen in die Weinberge und tanzten im Licht des Vollmonds, um ihren Status als Eheberechtigte zu signalisieren (babylonischer Talmud, Traktat Taanit 30b-31a). Dieselbe Stelle im Talmud besagt, dass es keine heiligen Tage gab, die für die Juden so glücklich waren wie Tu be-Ab und Jom Kippur.

 

Talmudischen Quellen zufolge steht die Freude von Jom Kippur im Zusammenhang mit der Vergebung Israels für die Sünde des Goldenen Kalbs und die Freude von Tu be-Ab mit der Vergebung für die Sünde der Spione.

 

Begebenheiten an Tu be-Ab

Der Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, zählt verschiedene Ereignisse, die auf dieses Datum fielen, auf:

 

• Das Ende des Ablebens der aus Ägypten ausgezogenen Generation

Als das Volk Israels aus der ägyptischen Sklaverei befreit war, stellte sich wenige Monate durch den Vorfall der "Spione" heraus, dass dieses Volk noch nicht reif war, das Land Kanaan einzunehmen. So verordnete Gott, dass diese Generation in der Wüste sterben soll, und nur ihre Kinder an ihrer Stelle ins Land Israel eintreten (4Mo 14-15). Nach 40-jähriger Wüstenwanderung hörte das mysteriöse Sterben jener älteren Generation endlich auf, und der neuen Jüdischen Generation war es gewährt, ins Heilige Land einzudringen. Das war am 15. Ab und ein Grund zum Feiern.

 

• Die verschiedenen Stämme Israels erhielten die Erlaubnis, untereinander zu heiraten

Um eine rechtmäßige Verteilung des Heiligen Landes unter den zwölf Stämmen Israels zu sichern, gab es gewisse Einschränkungen bezüglich der Heirat zwischen den Angehörigen zweier Stämme. So war es z.B. einer Frau, die von ihrem Vater Land geerbt hatte, nicht erlaubt, das Mitglied eines anderen Stammes zu heiraten, weil dadurch ihre Kinder, die dem Stamm ihres Vaters angehörten, das Land von mütterlichen Stamm geerbt hätten. Dadurch wäre eine Landvererbung von einem zum anderen Stamm entstanden (4Mo 36). Diese Verordnung galt aber nur für jene das Land erobernde und besiedelnde Generation. Als für die nächste Generation diese Einschränkung am 15. Ab aufgehoben wurde, war es ein Grund zum Feiern.

 

• Dem Stamm Benjamin wurde erlaubt, wieder zur Gemeinde Israels zu gehören

Der 15. Ab war auch der Tag, an dem der Stamm Benjamins, der für sein unsittliches Verhalten anlässlich der "Konkubine auf dem Hügel" exkommuniziert worden war, wieder in der Gemeinde Israels Aufnahme fand (Ri 19,2).

 

• Hosea öffnete die Tore Jerusalems

Nach dem Ableben König Salomos erfolgte die Teilung des Heiligen Landes in zwei Königreiche. Dazu hatte Jerobeam, der Anführer des losgebrochenen Nördlichen Reiches eine Straßensperre errichtet, die seine Staatsangehörigen davon abhielt, ihre drei jährlichen Pilgerfahrten nach Jerusalem, in die Hauptstadt des Südlichen Reiches Judas, zu praktizieren. Hosea, König des nördlichen Reiches, riss am 15. Ab diese Straßensperre nieder, was ein Grund zum Feiern war.

 

• Die Wunder von Betar

Bei der Niederlage Betars am 9. Ab (während des Bar Kochba-Aufstands, 135 n.Chr.), fielen Bar Kochba und viele tausend Juden dem Massaker der Römer zum Opfer. Die Überlebenden dieser Schlacht wurden von den Römern grausamst ermordet. Den Juden aber durften nicht einmal ihre Toten begraben. Am 15. Ab durften endlich die Opfer zu Grabe getragen werden. Dies wird als Doppelwunder bezeichnet. Erstens gaben die Römer die Erlaubnis, die Leichen zu begraben. Zweitens waren die Leichen der Toten auf wundersame Weise noch nicht verwest, obwohl sie über ein Jahr lang den Elementen ausgesetzt waren. Die Erlaubnis zur Beerdigung wurde am 15. Ab erteilt.

 

• "Der Tag des Beilbrechens"

Als der Heilige Tempel in Jerusalem stand, wurde das jährliche Feuerholzhacken für den Altar immer am 15. Ab abgeschlossen. Vor Beginn der Regenzeit musste Holz eingesammelt werden, um sicherzustellen, dass bis zum nächsten Sommer genügend trockenes Holz eingelagert wurde. Dieses Ereignis wurde - wie jede abgeschlossene Bemühungen für heilige Zwecke - festlich begangen, und beinhaltete das zeremonielle Brechen einer Axt, was diesem Tag seinen Namen verlieh.

 

Messianische Bedeutung

Tu be-Ab ist ein Fest der Liebe, und die Liebe ist es immer wert, gefeiert zu werden. Gottes Liebe war, wie man an der Erlösung durch Jesus Christus sieht, der größte Akt der Liebe, wie wir in 1. Johannes 4,10-11 lesen:

 

"10 Hierin ist die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden. 11 Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben."

 

Darüber hinaus wird Gottes Liebe zu seinem Volk oft mit der Liebe eines Bräutigams zu seiner Braut verglichen. In Hosea 2,21-22.25 lesen wir:

 

"21 Und ich will dich mir verloben in Ewigkeit, und ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und in Recht und in Gnade und in Erbarmen, 22 ja in Treue will ich dich mir verloben; und du wirst den HERRN erkennen. 25 Und ich will sie mir säen im Land und will mich über die Lo-Ruhama erbarmen. Und ich will zu Lo-Ammi sagen: Du bist mein Volk! Und er wird sagen: Mein Gott!"

 

Und in Offenbarung 21,2:

"Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut."

 

Alle Liebe kommt von Gott. Wenn wir Seins sind, werden wir für immer in einem Bund der Liebe mit Ihm verbunden sein. So stellt Tu be-Ab prophetisch die Hochzeit des Lammes Gottes vor, da es das "letzte" Fest des jüdischen Jahres ist (Offb 19,6-9).

 

Wissenswertes

Die Nächte, welche traditionell die ideale Zeit für das Torastudium sind, werden nach dem Ende des Sommers wieder länger, so dass mehr Zeit für das Wort Gottes bleibt.

 

Beginnend mit Tu be-Ab bereitet man sich geistig auf den Monat Elul vor, dem Prolog zu den kommenden 10 Tagen der Ehrfurcht (Jamim Nora'im 1.-10. Tischri), die mit Jom Kippur enden. Elul selbst weist keine Fest- und Gedenktage auf und dient daher der Vorbereitung auf die Hohen Feiertage des neuen Jahres. So rückt die Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen in sein Zentrum. Elul ist auch der Monat, in dem das Schofar jeden Morgen bis zum Tag vor Rosch ha-Schana geblasen wird (vgl. Am 3,6-8 = Klang der Propheten).

 

Tu be-Ab symbolisiert auch den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Das Getreide und die Vegetation in Israel beginnen zu "sterben", um im Frühling "wiedergeboren" zu werden.


Quellen:

  • jewsforjesus.org
  • hebrew4christians.com
  • synagoge-karlsruhe.de
  • betemunah.org
  • etz-hayim.com
  • haaretz.com
  • interfaithfamily.com
  • chabad.org
  • myjewishlearning.com
  • eigene Anmerkungen

 

Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und  vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"

 

Amen