Matthäus 19,26
"Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich."
Markus 9,23-24
"23 Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du das kannst? Dem Glaubenden ist alles möglich. 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes und sagte: Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!"
Aus der Bibel erfahren wir, dass Buße der Weg zum wahren biblischen Glauben ist. Durch das gesamte Neue Testament hindurch heißt es ohne Ausnahme, dass Buße die erste Reaktion auf die Verkündigung des Evangeliums ist, die Gott von uns Menschen verlangt. Nichts anderes kommt davor, und nichts anderes kann ihre Stelle einnehmen. Es gibt keinen andern Weg zum Glauben als durch Buße.
Vielleicht fällt es uns nicht zu schwer, die Tatsache zu bejahen, dass Gott alle Dinge möglich sind. Können wir aber gleichermaßen akzeptieren, dass alle Dinge dem möglich sind, der glaubt? Genau das aber sagt uns Jesus. Was bedeutet das praktisch? Es besagt, dass durch den Glauben die Dinge, die Gott möglich sind, dem Gläubigen ebenso möglich gemacht werden. Der Glaube ist demnach der Weg, über den Gottes Möglichkeiten uns zugänglich werden. Kein Wunder, dass die Bibel durchgehend die einzigartige und überragende Bedeutung des Glaubens betont.
Biblischer Glaube – Definition und Bedeutung
Innerhalb der Heiligen Schrift finden wir zwei ganz bestimmte charakteristische Wesensmerkmale des Glaubens:
1. Biblischer Glaube hat seinen Ursprung immer unmittelbar in Gottes Wort;
2. der Glaube steht immer in direkter Beziehung zu Gottes Wort.
"Glaube" ist eines der wenigen Worte, die in der Bibel klar definiert sind. Diese Definition finden wir in Hebräer 11,1:
"Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht (oder Substanz) auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht"
Man könnte diesen Vers auch folgendermaßen übersetzen: "Der Glaube aber ist die Grundlage (oder: die gewisse Zuversicht) dessen, was man hofft, eine feste Überzeugung (oder: ein Überführtsein) von Dingen, die man nicht sieht"
Glaube ist persönliches Vertrauen. In der Bibel bedeutet Glaube das persönliche, unbegrenzte Vertrauen auf Gott. Man glaubt, was Gott in seinem Wort sagt.
Woher kommt der biblische Glaube (und seine Wirkung)
So wie die Bibel den Begriff "Glaube" verwendet, ist damit immer Glaube an das Wort Gottes gemeint. Er kann nur aus einer Quelle kommen, nämlich aus dem Wort Gottes und er hat nur eine Blickrichtung, nämlich auf das Wort Gottes.
Epheser 2,8 stellt klar, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist.
"Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es"
Diese Aussage bezieht sich nicht nur auf die "Gnade", sondern auf die gesamte vorausgegangene Aussage der Errettung und damit auch auf den "Glauben". Wenn gleich die Menschen aufgefordert sind, zu ihrem Heil zu glauben, ist sogar dieser Glaube Bestandteil der rettenden Gabe Gottes und kann nicht aus eigener Kraft ausgeübt werden.
In Römer 10,17 heißt es: "Also kommt der Glaube aus der Verkündigung (od. dem Hören), die Verkündigung aber durch das Wort Gottes".
In dem geistlichen Ablauf, der hier beschrieben ist, erkennen wir drei aufeinanderfolgende Schritte:
1. Gottes Wort;
2. Hören;
3. Glaube
Gottes Wort bringt nicht sofort Glauben hervor, sondern zunächst das "Hören". Hören könnte man als eine Haltung plötzlich erwachten Interesses und erhöhter Aufmerksamkeit beschreiben – als den aufrichtigen Wunsch, die verkündigte Botschaft aufzunehmen und zu verstehen. Aus diesem "Hören" entwickelt sich dann der Glaube. Wenn man also keinen Glauben hat, kann man welchen bekommen.
Es ist äußerst wichtig zu erkennen, dass das Hören des Wortes Gottes einen Prozess in Gang setzt, aus dem heraus sich dann der Glaube entwickelt. Dieser Prozess erfordert natürlich ein gewisses Mindestmaß an Zeit. Hier haben wir eine Erklärung dafür, weshalb es heute so wenig Glauben unter Christen gibt. Der Grund ist der, dass sie sich nie genug Zeit nehmen, um auf Gottes Wort zu hören, damit es in ihnen wenigstens ein gewisses Maß an Glauben produzieren kann. Wenn sie sich überhaupt Zeit zur persönlichen Andacht und zum Studium des Wortes Gottes nehmen, dann geschieht das alles in solcher Eile, dass es längst vorbei ist, bevor sich der Glaube entwickeln konnte.
Wenn wir uns damit beschäftigen, wie der Glaube produziert wird, verstehen wir auch viel besser, wie schriftgemäßer Glaube definiert werden muss. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff "Glaube" sehr frei benutzt. Man spricht vom Glauben an einen Doktor, an ein Medikament, an eine Zeitung, an einen bestimmten Politiker oder eine politische Partei. Es ist nichts dagegen einzuwenden, aber es ist nicht die biblische Verwendung des Begriffs Glauben. In der Bibel basiert der Glaube immer auf dem Wort Gottes. Alles was nicht auf dem Wort Gottes basiert ist kein biblischer Glaube.
Biblischer Glaube besteht nicht darin, irgendetwas zu glauben, was wir vielleicht selber wünschen, meinen oder hoffen. Schriftgemäßer Glaube lässt sich so definieren, dass man glaubt, dass Gott wirklich meint, was Er in Seinem Wort gesagt hat – oder dass man glaubt, dass Gott tun wird, was Er in Seinem Wort zu tun versprochen hat.
Wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen
Wir wollen noch einmal zu der Definition des Glaubens in Hebräer 11,1 zurückkehren und dabei eine weitere wichtige Tatsache zur Kenntnis nehmen.
Der Glaube ist der Beweis von Dingen, die man nicht sieht – oder eine feste Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Das zeigt, dass der Glaube sich mit DINGEN, DIE MAN NICHT SIEHT, beschäftigt.
Der Glaube stützt sich nicht auf das, was sich mit unseren natürlichen Sinnen wahrnehmen lässt, sondern auf die ewigen, unsichtbaren Wahrheiten und Realitäten, die uns Gottes Wort offenbart. In 2. Korinther 5,7 stellt Paulus den Gegensatz heraus zwischen dem, was der Glaube wahrnimmt, und dem, was die Sinne einem sagen:
"Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen"
"Glauben" steht hier in scharfem Kontrast zum "Schauen". Das Sehen – genau wie die anderen Sinneswahrnehmungen – hat immer mit den Gegenständen der physikalischen und materiellen Welt zu tun. Der Glaube dagegen bezieht sich auf die Wahrheiten, die uns Gottes Wort offenbart. Unsere Sinne beschäftigen sich mit Dingen, die materiell, zeitlich und vergänglich sind. Der Glaube befasst sich mit den in der Bibel geoffenbarten göttlichen Wahrheiten, die unsichtbar, unvergänglich und ewig sind, wodurch wir eine Beziehung zum Unsichtbaren bekommen.
Wenn wir sehen brauchen wir nicht zu glauben. Wir brauchen nur dann zu glauben, wenn wir nicht sehen. Vor dem Grab des Lazarus sagte Jesus zu Martha, "habe ich dir nicht gesagt, wenn du glauben würdest so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen" (Joh 11,40). Was kommt zuerst? Glauben oder Sehen? Glauben, genau. So viele Leute sagen, "ach, wenn ich es nur sehen könnte, dann würde ich auch glauben", doch das stimmt nicht. Dann bräuchte man nämlich nicht mehr zu glauben. Man muss glauben, wenn man es nicht mehr sehen kann.
Wir möchten noch anmerken das im Griechischen wie im Hebräischen, den Sprachen des Urtexts, glauben nicht in erster Linie eine Frage der Lehre, sondern des Charakters ist. Unser evangelikal geprägtes Denken liegt hier oft falsch. Wir reden vom Glauben immer so, als ginge es dabei nur um die intellektuelle Befürwortung bestimmter Lehren. Doch Glaube ist in erster Linie eine Sache des Charakters. Das gilt sowohl für das hebräische Wort "emunah" wie auch für das griechische Wort "pistis". Beide haben vor allem die Bedeutung: Treue, Loyalität und Hingabe.
Wenn wir fleischlich denken, akzeptieren wir nur das, was uns unsere Sinne sagen. Wenn wir aber geistlich denken, macht uns unser Glaube die Wahrheiten des Wortes realer als irgendetwas, was wir mit unseren Sinnen erfassen können. Unser Glaube stützt sich nicht auf das, was wir sehen oder erleben, sondern auf Gottes Wort. Und das, was wir dann sehen und erleben, ist nur das Ergebnis dessen, was wir vorher geglaubt haben. Im geistlichen Bereich kommt das Schauen nach dem Glauben, nicht vorher.
Glaube – Nicht zu verwechseln mit Hoffnung
Hoffnung ist etwas sehr wichtiges, weil jeder echte Christ eigentlich ein Optimist sein sollte. Wenn man ein Pessimist ist, leugnet man damit im Grunde seinen Glauben. Hoffnung kann folgendermaßen definiert werden: Eine auf das Wort Gottes gegründete, zuversichtliche Erwartung des Guten. Jeder, der ein echter Christ ist, hat eine zuversichtliche Erwartung des Guten. Denn gleichgültig was uns im Leben widerfährt, werden wir in Ewigkeit bei Jesus sein. Wenn das die persönliche Hoffnung ist, kann man zerknirscht und verzweifelt sein. Aber man wird nie aufgeben, weil man eine Hoffnung hat, eine auf dem Glauben gegründete Hoffnung.
Dieser bedeutsame Vers aus Hebräer 11,1 zeigt, dass eine Beziehung zwischen Glaube und Hoffnung besteht und bringt verschiedene Tatsachen über den Glauben ans Licht. Zum ersten deutet er auf einen Unterschied zwischen Glauben und Hoffnung hin. Es gibt zwei Hauptpunkte, in denen sich Glaube und Hoffnung voneinander unterscheiden. Zum einen ist die Hoffnung auf die Zukunft ausgerichtet, während der Glaube auf die Gegenwart bezogen ist. Hoffnung ist eine Erwartungshaltung bezüglich solcher Dinge, die noch in der Zukunft liegen, doch der Glaube ist eine Substanz, eine Gewissheit, eine definitive Realität in uns, die wir schon hier und jetzt besitzen.
Der zweite große Unterschied zwischen Glauben und Hoffnung ist der, dass die Hoffnung sich hauptsächlich im Bereich des Verstandes bewegt, der Glaube dagegen in erster Linie den Bereich des Herzens betrifft. Das ist sehr treffend in 1. Thessalonicher 5,8 beschrieben, wo der Apostel Paulus die verschiedenen Teile der biblischen Waffenrüstung schildert, die der Glaubenskämpfer haben muss: "Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils."
Man beachte, dass der Glaube zusammen mit der Liebe im Brustbereich zu finden ist – also in der Herzgegend. Die Hoffnung dagegen hat als Helm mit dem Kopfbereich zu tun – also mit der Gedankenwelt. Die Hoffnung ist in erster Linie eine geistige Erwartungshaltung bezüglich der Zukunft; der Glaube ist in erster Linie eine Herzenseinstellung, die in uns bereits hier und jetzt etwas so Reales hervorbringt, dass man es mit dem Wort "Substanz" beschreiben kann. Viele Menschen meinen sie hätten Glauben, doch im Grunde haben sie nur Hoffnung. Der Glaube ist hier und jetzt. Die Hoffnung richtet sich auf die Zukunft.
Ebenso behaupten viele Menschen, dass sie an Christus und an die Bibel glauben, aber ihr Glaube befindet sich nur im Kopf; er ist ein bloßes intellektuelles Fürwahrhalten bestimmter Tatsachen und Lehren. Das ist kein wahrer, biblischer Glaube, und er bringt im Leben derer, die sich dazu bekennen, keine wirkliche und anhaltende Veränderung hervor.
Andererseits führt echter Herzensglaube immer zu klaren Veränderungen und einer definitiven Erfahrung bei denen, die ihn erleben. In Verbindung mit dem Herzen wird das Verb "glauben" zu einem echten "Tätigkeitswort". Deshalb sagt Paulus in Römer 10,10:
"Wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst wirst du gerettet werden".
Beachte auch hier, dass biblischer Glaube nicht im Kopf, sondern im Herzen ist. Dann sagt Paulus, "denn mit dem Herzen wird geglaubt zum Heil".
Glaube ist im Neuen Testament etwas Bewegtes, Dynamisches und nichts Statisches. Er ist kein intellektueller Standpunkt. Er befindet sich vielmehr in deinem Herzen und führt dich zu etwas Neuem. Glaube drückt Bewegung aus. Im Glauben, glauben wir zum Heil. Du kannst intellektuellen Glauben haben, doch der wird dich nicht verändern. Du kannst alle biblischen Lehren rein verstandesmäßig akzeptieren und dennoch immer der alte bleiben. Doch wenn du Glauben in deinem Herzen hast, gelangst du zum Heil. Der Glaube ist in der Gegenwart. Die Hoffnung in der Zukunft. Der Glaube ist im Herzen. Die Hoffnung im Kopf.
Es ist eine Sache, mit dem Kopf "an die Gerechtigkeit" – als einen abstrakten, theoretischen Begriff, als ein Ideal – zu glauben. Eine ganz andere Sache aber ist es, mit dem Herzen "ZUR Gerechtigkeit" zu glauben – d.h. auf eine Art und Weise zu glauben, die Verwandlung schafft in Bezug auf Gewohnheiten und Charaktereigenschaften, kurz, die das ganze Leben verändert.
Glaube muss bezeugt sowie praktiziert werden und sich bewähren
Wenn Glaube zu Stande gekommen ist, muss er durch drei Entwicklungsphasen hindurchgehen – Zeugnis, Anwendung und Bewährung. Wir können sie als die drei großen Erfordernisse des Glaubens bezeichnen: Glaube muss mit dem Mund bezeugt werden; Glaube muss praktiziert werden; Glaube muss durch Leiden geprüft werden.
• Das Bezeugen mit dem Mund
Die Worte "bezeugen" und "Zeugnis" sind wichtige biblische Begriffe mit einer speziellen Bedeutung. Das griechische Verb "homologeo", das meist mit "bezeugen" übersetzt wird, bedeutet wörtlich "dasselbe sagen wie"; daher heißt "Zeugnis ablegen": "dasselbe sagen wie". Übersetzer benutzen jedoch manchmal die ähnlichen Worte "bekennen" und "Bekenntnis" für "bezeugen" und "Zeugnis". Der Ausdruck "unseren Glauben bekennen" wird unter Christen häufig benutzt und ist gleichbedeutend mit dem Ausdruck "unseren Glauben bezeugen". Welche Worte auch immer verwendet werden mögen, die Grundbedeutung von "bezeugen" und "bekennen" bleibt unverändert: Dasselbe sagen wie.
In diesem speziellen Sinn ist ein "Zeugnis" (ein Bekenntnis) immer direkt mit Gottes Wort verbunden. Zeugnis ablegen bedeutet, dass wir mit unserem Munde dasselbe sagen wie Gott in Seinem Wort. Im Zeugnis stimmen die Worte aus unserem Munde mit dem geschriebenen Wort überein.
Der Psalmist sagt: "Ich glaubte, deshalb habe ich geredet" (Ps 116,10). In 2. Korinther 4,13 wendet Paulus dieses Wort auf die Bezeugung unseres Glaubens an: "Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht (Ps 116,10): „Ich glaube, darum rede ich“, so glauben wir auch, darum so reden wir auch." Reden ist die natürliche Art, wie Glauben Ausdruck findet. Glaube, der nicht redet, ist tot.
Rechtes Bekennen verbindet uns direkt mit Christus als unserem Hohenpriester in der Gegenwart Gottes und ruft Seine unwandelbare Treue, Weisheit und Macht zu unserer Hilfe.
• Glaube muss praktiziert werden
Wie wir bereits gesehen haben, muss Glaube mit dem Mund bezeugt werden. Ist das aber alles? Sehr oft werden religiöse Menschen schuldig, indem sie leere Worte ohne wirkliche Bedeutung gebrauchen. Auf welche Weise können wir das verhindern? Wie können wir sicher sein, dass die Worte, die wir in unserem Bekenntnis benutzen, wirklich aus echtem Glauben in unserem Herzen hervorgehen? Auf diese Frage gibt die Bibel eine einfache, praktische Antwort: Der Glaube, der mit dem Mund bezeugt wird, muss durch entsprechende Taten gestützt werden. Glaube ohne Werke – d.h. ohne entsprechendes tätig sein – ist tot.
Glaube wird durch Liebe tätig. Paulus geht dieser Thematik in Galater 5,6 auf den Grund: "Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist." Der Jakobusbrief stellt in besonderer Weise das Verhältnis zwischen Glauben und Werken heraus. Einige Kommentatoren vertreten die Auffassung, dass Jakobus und Paulus ein unterschiedliches Verständnis von Glauben haben – nämlich, dass Paulus Errettung durch den Glauben allein, ohne Werke, betone, während Jakobus behaupte, dass der Glaube seinen Ausdruck in Werken finden müsse. Wir sehen hier keinen Widerspruch, sondern nur zwei sich ergänzende Seiten derselben Wahrheit. Wir werden durch Glauben ohne Werke gerechtfertigt, weil es keine Werke gibt, die wir tun können, die uns Gerechtigkeit vor Gott verschaffen. Aber wenn wir erst einmal durch den Glauben ohne Werke gerechtfertigt worden sind, müssen wir unseren Glauben durch unsere Werke zum Ausdruck bringen, sonst hat unser Glaube keine Gültigkeit. Daher belehrt uns Paulus darüber, wie wir Gerechtigkeit von Gott empfangen, und Jakobus sagt uns, welche Resultate folgen, sobald wir Gerechtigkeit von Gott empfangen. Wir sehen keinen Widerspruch zwischen diesen beiden Auffassungen, nur einen Unterschied in der Betonung. Außerdem ist die Behauptung völlig falsch, Paulus betone die Notwendigkeit der Werke nicht. Wie wir bereits sahen, zeigt er vielmehr in Galater 5,6, dass wirklichem Glauben die Betätigung wesentlich ist, – das tätig sein durch die Liebe. Dieselbe Wahrheit stellt er sowohl heraus im berühmten 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes, das ausschließlich von der Liebe handelt, wie auch an vielen anderen Stellen in seinen Schriften.
Das Bekenntnis unseres Glaubens muss von entsprechenden, durch Liebe motivierten Handlungen begleitet sein. Ohne sie ist der Glaube nichtig. Der Jakobusbrief legt drei Prinzipien fest, die das Verhältnis zwischen Glaube und Werken bestimmen:
1. Bekenntnis ohne Handeln ist nutzlos.
2. Theologie muss im praktischen Leben umgesetzt werden.
3. Rechtgläubigkeit muss von Gehorsam begleitet sein.
• Glaube muss sich bewähren
Wir haben gesehen, dass der Glaube mit dem Munde bekannt und danach praktisch umgesetzt werden muss. Jetzt wenden wir uns dem dritten "Muss" zu. Gewöhnlich stellen wir uns ihm nicht gern, und doch können wir es nicht umgehen: Glaube muss geprüft werden.
In Römer 5,1-11 verwendet Paulus den Ausdruck "Sich rühmen" dreimal, wenn er von unserem Glaubensverhältnis zu Gott durch Christus redet. Es ist eine sehr starke Formulierung, die auf eine Zuversicht hinweist, die uns zum Rühmen veranlasst. "... und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit ..." heißt es im zweiten Vers. Das ist nicht schwer zu verstehen; wenn wir wirklich daran glauben, jetzt schon Erben der Herrlichkeit Gottes zu sein und dass wir sie mit Ihm in der Ewigkeit teilen werden, dann ist es nur natürlich, dass wir Erregung und freudige Erwartung verspüren und zum Ausdruck bringen. Aber im dritten Vers gebraucht Paulus dasselbe Wort noch einmal: "Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale ..." Auf den ersten Blick scheint dies lächerlich zu sein. Wer kann sich vorstellen, sich je in Trübsalen – in schweren Zeiten, Verfolgung, Einsamkeit und missverstanden werden oder in Armut, Krankheit und Verlassenheit rühmen zu können? Warum ist Paulus der Meinung, oder warum erwartet Gott von uns, dass wir uns solcher Dinge rühmen sollen?
Glücklicherweise gibt Paulus uns einen Grund hierfür an, denn er fährt fort: "...weil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Bewährung; Bewährung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist" (Verse 3-5). Fasst man die Antwort des Paulus zusammen, so ist der Grund für "das sich rühmen auch in Trübsal" der, dass diese, wenn wir sie aus Gottes Hand nehmen und im Glauben erdulden, in unserem Charakter Veränderungen bewirkt, die auf keine andere Art und Weise erreicht werden können.
Wenn man die Antwort des Paulus noch genauer analysiert, findet man, dass er auf vier einander folgende Stufen in der Entwicklung unseres Charakters hinweist, die das Ergebnis unserer Bewährung in der Trübsal sind.
1. Geduld
2. Bewährung
3. Hoffnung
4. Die Liebe Gottes
Ebenso wie Paulus und Jakobus weist uns auch Petrus auf die Prüfungen hin, die unser Glaube bestehen muss. 1. Petrus 1,5 beschreibt die Christen als Menschen, die "aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt (werden) zur Seligkeit, welche bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit." Er betont, dass Gottes Macht allein durch unseren Glauben in unserem Leben wirksam werden kann und dass daher ständiger Glaube ein grundlegendes Erfordernis für das Teilhaben an der vollen und endgültigen Offenbarung von Gottes Errettung ist. Dann beschreibt er in den nächsten beiden Versen, wie unser Glaube erprobt werden wird:
1. Petrus 1,6-7
"6 Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muss, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi."
Petrus vergleicht hier die Erprobung unseres Glaubens mit der Art, wie in damaliger Zeit Gold geprüft und gereinigt wurde, – nämlich durch Feuer in einem Schmelzofen; zu demselben Thema kehrt er in den Versen zwölf und dreizehn des vierten Kapitels zurück:
1. Petrus 4,12-13
"12 Geliebte, lasst euch durch die unter euch entstandene Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges; 13 sondern in dem Maß, wie ihr Anteil habt an den Leiden des Christus, freut euch, damit ihr euch auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freuen könnt."
Wenn wir durch die "Feuerprobe" hindurchgehen, mögen wir sie zunächst als etwas Befremdendes ansehen, als etwas, was ganz und gar nicht zum Leben eines Christen gehört. Aber Petrus versichert uns, dass diese Prüfung dennoch ein notwendiger Bestandteil dieses Lebens ist, dass sie für die Läuterung unseres Glaubens ebenso wesentlich ist wie das Feuer für die Reinigung des Goldes, und ermahnt uns daher, in ständiger Freude darüber zu leben.
Die Heilige Schrift stellt uns klar vor Augen, dass unser Glaube ernsten Prüfungen unterworfen sein wird. Diese Prüfungen sind notwendig, um seine Echtheit unter Beweis zu stellen und um einen starken christlichen Charakter zu entwickeln.
Tue, wie du geredet hast!
Ein Leben aus Glauben ist nichts anderes als Gottes Wort in die Praxis umzusetzen, denn die Existenz des biblischen Glaubens wird eindeutig durch Taten demonstriert.
Wir sehen schriftgemäßen Glauben z.B. bei David, der in 1. Chronik 17,23 zum Herrn sagt: "Und nun, Herr, das Wort, das du über deinen Knecht und über sein Haus geredet hast, möge sich ewig als zuverlässig erweisen: Und tue, wie du geredet hast!"
Biblischer Glaube drückt sich in diesen fünf kurzen Worten aus: Tue, wie du geredet hast!
Auch die Jungfrau Maria wandte den gleichen schriftgemäßen Glauben an, als der Engel Gabriel ihr eine Botschaft von Gott überbrachte, worauf sie in Lukas 1,38 erwiderte: "Es geschehe mir nach deinem Wort."
Hier haben wir das Geheimnis biblischen Glaubens: "nach deinem Wort". Dieser Glaube wird im Herzen des Menschen dadurch produziert, dass er Gottes Wort hört, und findet dann seinen Ausdruck in der aktiven Reaktion, dass er die Erfüllung dessen, was Gott gesagt hat, in Anspruch nimmt.
Wir haben nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der Glaube die erste Wirkung ist, die Gottes Wort im Menschenherzen hervorbringt, weil ein solcher Glaube die Grundbedingung für jedes positive Handeln Gottes am Menschen ist. Das wird deutlich in Hebräer 11,6 zum Ausdruck gebracht:
"Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird."
Wir sehen, dass der Glaube die erste, absolut unerlässliche Reaktion eines Menschen ist, der zu Gott kommen will. "... wer Gott naht, MUSS GLAUBEN ..."
Zum Abschluss möchten wir noch sagen, dass unser Glaube auf die Probe gestellt werden wird. Ein Glaube, der nicht erprobt ist, ist in den Augen Gottes wertlos. Jesus sagte zur Gemeinde von Laodizea: "Ich rate dir von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen" (Offb 3,18). Das ist echter Glaube, der die Prüfung überstanden hat. In der Antike war Gold, das nicht im Feuer geläutert war, praktisch wertlos. Genauso hat ein Glaube, der nicht erprobt worden ist, für Gott keinen Wert. Lesen wir hierzu Jakobus 1,2-4:
"2 Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet, 3 indem ihr erkennt, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. 4 Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt"
Möchte man vollkommen und vollendet sein, dann muss man das Ausharren sein vollkommenes Werk vollbringen lassen. Das ist die Prüfung, die man zu bestehen hat.
Es gibt nur eine Möglichkeit zu lernen wie man ausharrt; wisst ihr wie? In dem man ausharrt.
Jesus sagte zu seinen Jüngern, "ihr aber seid es, die in meinen Anfechtungen bei mir ausgeharrt haben" (Lk 22,28). Das ist Glaube. Glauben heißt bei Jesus ausharren. Es ist die persönliche Verpflichtung gegenüber einer anderen Person. Wenn wir unseren Glauben bekennen, treten wir dadurch in Beziehung zu Jesus als unseren Hohepriester. In Hebräer 3,1 steht: "Betrachtet den Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses, Jesus". Das ist sehr, sehr wichtig: Jesus ist der Hohe Priester deines Bekenntnisses. Wenn du es aussprichst, ist er dein Hohepriester. Wenn du schweigst, kann er nicht dein Hohepriester sein. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unseren Glauben bekennen. Weiter heißt es in Hebräer 4,14: "Da wir nun einen großen Hohepriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten."
Wir bekennen, wir müssen Prüfungen bestehen, aber wir halten fest und solange wir festhalten ist Jesus unser Hohepriester. Hebräer 10,21 geht noch einen Schritt weiter: "Da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben…" Vers 23: "Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten." Seht ihr, wir sind vom Glauben zur Hoffnung weiter gegangen. Wir haben eine Hoffnung, die sich auf unseren Glauben gründet. Wir bekennen unseren Glauben und nun bekennen wir unsere Hoffnung. Hier heißt es "unwandelbar". Warum steht das wohl hier? Warum steht hier "unwandelbar"? Warum steht hier "haltet fest das Bekenntnis eurer Hoffnung"? Nun es werden sich viele Kräfte gegen uns richten. Viel Druck wird uns auferlegt werden. Viele Dinge wollen uns entmutigen und unseren Glauben untergraben. Es ist ein Kampf, der Entschlossenheit und Ausdauer oder Ausharren fordert.
Quellen:
- Derek Prince - Leben aus Glauben
- Derek Prince - Fundamente des christlichen Glaubens
- eigene Anmerkungen
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen