Was ist Zionismus und was ist Zionismus nicht?


Psalm 137,1-6

1 An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. 2 An den Weiden, die dort sind, hängten wir unsere Lauten auf. 3 Denn die uns dort gefangen hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen, und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: »Singt uns eines von den Zionsliedern!« 4 Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremdem Boden? 5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so erlahme meine Rechte! 6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich nicht an dich gedenke, wenn ich Jerusalem nicht über meine höchste Freude setze!

 

Jesaja 62,1

Um Zions willen schweige ich nicht, und um Jerusalems willen lasse ich nicht ab, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel


Hin und wieder werden wir gefragt, ob wir den Begriff „Zionismus“ erklären können. Es gibt viel Verwirrung über den ursprünglichen Sinn des Zionismus. Insbesondere Gläubige Christen wissen oft nicht, ob sie ihn unterstützen oder sich gegen ihn stellen sollten.

 

Vor allem in Diskussionen um den Nahostkonflikt fällt der Begriff „Zionismus“ häufig. Es wird oft genutzt, um zu argumentieren, man sei nicht antisemitisch, sondern lediglich anti-zionistisch. Zionismus wird somit negativ aufgefasst und sogar als etwas Böses gesehen Doch was ist Zionismus überhaupt? Beginnen wir jedoch damit, was Zionismus nicht ist.

 

Was ist Zionismus nicht?

Am 10. November 1975 verabschiedeten die Vereinten Nationen die UN-Resolution 3379, in der sie den Zionismus mit der südafrikanischen Apartheid verglichen und beschlossen, dass er eine Form von Rassismus und Rassendiskriminierung sei. 

 

Sie wurde mit 72 zu 35 Stimmen bei 32 Enthaltungen angenommen. Die Ja-Stimmen stammten vor allem von den arabischen Staaten, von Staaten der Dritten Welt sowie des Ostblocks, darunter der Sowjetunion und der Deutschen Demokratischen Republik. Die meisten westlichen Staaten, darunter die USA, die Bundesrepublik Deutschland und Österreich, stimmten gegen die Resolution. 

 

Zwischen 1948 und 1973 hatten die arabischen Staaten vier Mal versucht, Israel anzugreifen und zu besiegen. Vier Mal versagten sie. Daraufhin begannen sie eine Propagandakampagne, die Zionismus mit Rassismus gleichsetzte. Dank ihres Öls hatten die arabischen Nationen die Macht, andere UN-Mitgliedsländer zu bestechen und einzuschüchtern. Das Ergebnis war, dass die Opfer von Rassismus beschuldigt wurden, selbst Rassisten zu sein. Mit einem Schlag legalisierten die Vereinten Nationen die Zerstörung Israels durch seine Feinde. Indem sie das Existenzrecht des Zionismus verurteilten, verurteilten sie das Recht Israels zu existieren, denn es ist unmöglich, den Zionismus von Israel zu trennen. In dem Moment, als sie dies beschlossen, hörten die Vereinten Nationen auf, eine unabhängige Organisation zu sein. Statt für Gerechtigkeit und Frieden für die ganze Welt zu kämpfen, wurden sie zu einem Werkzeug für die Zerstörung der bestehenden Nationen. Sie wurden schuldig, dem Satan in die Hände zu spielen, der in der Trübsal eine weltweite Invasion Israels organisieren wird (Sach 12,13; 14,1-2). Obwohl die UN-Resolution 3379 in späteren Jahren aufgehoben wurde, war der Schaden bereits angerichtet. Der Zionismus war zum Rassismus erklärt worden.

 

Das heutige Israel, welches in der Antike Judäa hieß und auch der Grund ist, warum Juden überhaupt Juden heißen, war immer die historische Heimat der Juden, denn die heutigen Juden sind mehrheitlich die direkten Nachfahren der Judäer, welche einst brutal und gewaltsam von den Römern vertrieben, versklavt und verschleppt wurden.

 

Somit ist der Zionismus kein Imperialismus, Kolonialismus, Extremismus oder Rassismus, sondern eine Bewegung zur Entkolonialisierung des eigenen jüdischen Stammesgebietes, also eine Bewegung des Ausgleichs und der Wiederherstellung der Gerechtigkeit gegenüber der jüdischen Nation, der man einfach brutal ihr Land geraubt hat und die in den darauffolgenden 2000 Jahren, an keinem anderen Ort der Welt eine sichere Heimat gewährt wurde. Überall wo Juden gezwungenermaßen als Minderheit in der Diaspora leben mussten, ob in Europa oder auch in der arabischen Welt, waren sie der Willkür der dortigen Mehrheit ausgesetzt, wurden als Fremdlinge ausgegrenzt, unterdrückt, entrechtet, vertrieben und ermordet.


Aber Zionismus ist Imperialismus und Israel ein imperialistischer Staat

Zionismus ist kein Imperialismus, da sein Ziel nicht die Ausdehnung eines Machtbereichs oder die Beherrschung fremder Völker ist, sondern die Errichtung eines jüdischen Heimatlandes im historischen Gebiet Israel. Er entstand aus dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Schutz für das jüdische Volk, das jahrhundertelang Verfolgung und Diaspora erlebte. Im Gegensatz zum Imperialismus, der auf Expansion und Unterwerfung abzielt, geht es im Zionismus um die Rückkehr und den Aufbau eines sicheren Ortes für das jüdische Volk.


Israel ist kein imperialistischer Staat. Imperialistische Staaten streben danach, ihren Einflussbereich zu erweitern und führen Angriffskriege, um dieses Ziel zu erreichen. Israels Kriege hingegen waren IMMER Verteidigungskriege. Bereits in der Gründungsnacht wurde Israel erstmals von arabischen Armeen angegriffen. Israel verteidigte sich erfolgreich und gewann diesen Krieg sowie ALLE folgenden, darunter den Sechstagekrieg. 1967 mobilisierten arabische Truppen an allen Fronten gegen Israel und kündigten die vollständige Vernichtung des Landes an. Die UN-Schutztruppen zogen sich zurück, und in dieser Bedrohungslage startete Israel einen Befreiungsschlag. Israel gewann den Krieg und sicherte sich dabei die Golanhöhen, die Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem.


Aber sind die Juden in Israel nicht europäische Kolonialisten?

Die Juden, die aus Europa nach Israel einwanderten, waren das genaue Gegenteil von Kolonialisten. Sie vertraten keine fremde Macht und identifizierten sich nicht mit europäischen Nationen. Stattdessen waren sie Idealisten aus vielen Ländern, die im Land ihrer Vorfahren nationale Selbstbestimmung suchten. Mit viel Einsatz widmeten sie sich der Wiederbelebung der Sprache und Kultur, die einst in dieser Region blühte.


Bereits vor über 150 Jahren begannen Juden aus aller Welt in zunehmender Zahl nach Israel einzuwandern. 1870 stellten sie wieder die größte Bevölkerungsgruppe in Jerusalem und gründeten 1909 Tel Aviv. 1920 bestätigte die internationale Gemeinschaft die historischen Rechte des jüdischen Volkes an diesem Land und unterstützte damit den zionistischen Traum, das jüdische Heimatland wiederherzustellen.


Aber Zionismus ist Extremismus

Zionismus ist kein Extremismus, da er auf der Idee der nationalen Selbstbestimmung des jüdischen Volkes im historischen Gebiet Israel basiert und keine radikale Ideologie darstellt, die Gewalt oder Intoleranz propagiert. Ziel des Zionismus ist die friedliche Errichtung eines jüdischen Heimatlandes, ohne die Absicht, andere zu unterdrücken oder auszugrenzen, was ihn von extremistischen Bewegungen klar unterscheidet.


Aber ist ein jüdischer Staat per Definition rassistisch und undemokratisch?

Das jüdische Volk ist eine nationale und ethnische Gemeinschaft, welche die Religion des Judentums begründet hat. Daher ist das Konzept eines jüdischen Staates weder rassistischer noch undemokratischer als das Konzept anderer moderner, demokratischer Staaten wie Japan oder Litauen, deren Bürger ebenfalls durch gemeinsame Werte wie Identität, Erbe und Kultur verbunden sind. Als die UN 1947 die Gründung Israels empfahl und es 1949 als Mitglied aufnahm, sah sie keinen Widerspruch zwischen dem jüdischen und demokratischen Charakter des Staates.


Israel ist ein demokratischer, säkularer Staat und eines der ethnisch vielfältigsten und fortschrittlichsten Länder weltweit. Arabische Bürger Israels sind voll in das staatliche System integriert, und die Rechte von Frauen, Homosexuellen und Minderheiten sind gewährleistet, ebenso wie Presse- und Religionsfreiheit. Israel bietet Menschen jüdischer Herkunft einen schnellen Weg zur Staatsbürgerschaft, wie es auch Polen, Finnland, Griechenland, Armenien und Deutschland für ihre Diaspora-Bevölkerungen tun. Zudem können auch Nichtjuden die israelische Staatsbürgerschaft beantragen, und die Einbürgerungsverfahren sind ähnlich wie in anderen Ländern weltweit.

 

Andere Menschen behaupten, dass der Zionismus eine weltweite jüdische Verschwörung ist. Sie behaupten, dass Zionisten die westliche Kultur untergraben und so eine kommunistische Übernahme ermöglichen wollen. In diesen Kreisen wird Zionismus mit Kommunismus gleichgesetzt. Es existiert viel Verschwörungstheorie und Literatur, in der antisemitische Gruppen diesen Glauben vertreten. Eines der berühmtesten Werke, welches diese Sichtweise des Zionismus vermittelt, trägt den Titel „Die Protokolle der Weisen von Zion“. Dieses Buch gibt vor, die Aufzeichnungen oder „Protokolle“ von jüdischen Ältesten zu sein, die gemeinsam ein Programm zur Übernahme der Welt entwickeln. Das Buch hat sich jedoch als eine russische Fälschung von antisemitischen Zaristen erwiesen, die versuchten, die Massen gegen die Kommunisten aufzuwiegeln. Daraus entstand die weitverbreitete Ansicht, dass der Kommunismus eine jüdische Verschwörung ist.


Zionismus wird oft fälschlicherweise als etwas Bösartiges oder Unterdrückendes dargestellt, obwohl er in Wirklichkeit lediglich das Recht des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung vertritt. Die Verwendung des Begriffs „Zionist“ als Beleidigung weist entweder auf Unwissenheit oder auf Antisemitismus hin.


Zionismus wird von vielen Menschen als Kampfbegriff benutzt, um Israel oder den Zionismus selbst als etwas Negatives oder Böses darzustellen. Dies geschieht häufig, ohne den eigentlichen historischen und politischen Kontext des Zionismus zu verstehen. Der Begriff wird verwendet, um eine anti-israelische oder antisemitische Haltung zu verdeutlichen, indem radikale Forderungen oder Handlungen einiger weniger als repräsentativ für den gesamten Zionismus dargestellt werden.


Es ist vergleichbar damit, eine radikale Gruppe als Vertreter einer gesamten Religion oder Gemeinschaft darzustellen, was oft als feindselig und ungerecht empfunden wird. Auf ähnliche Weise wird es als diskriminierend angesehen, wenn man die extremen Ansichten einer Minderheit nutzt, um eine ganze Bewegung oder Gruppe in ein negatives Licht zu rücken.

 

Die „Zionismus-ist-Rassismus“-Resolution der UN (Resolution 3379)

Die Resolution 3379 wurde am 10. November 1975 von der UN-Generalversammlung verabschiedet und erklärte den Zionismus, die Bewegung für die nationale Heimstätte der Juden, als eine Form von Rassismus und rassistischer Diskriminierung. Diese Resolution war das Ergebnis eines zunehmenden politischen Drucks, insbesondere aus dem arabisch-islamischen Block und dem Ostblock, der Israel international isolieren wollte.

 

Hintergrund der Resolution

Die Resolution entstand in einer Zeit, als eine neue Mehrheit bei den Vereinten Nationen (bestehend aus arabischen, afrikanischen und kommunistischen Staaten) zunehmend anti-israelische Positionen vertrat. Die politische Stimmung war stark beeinflusst von der Ablehnung der westlichen Mächte und der Unterstützung für nationale Befreiungsbewegungen. Diese Konstellation führte dazu, dass der Zionismus, der sich für die Selbstbestimmung der Juden einsetzt, in eine Reihe mit Apartheid und Kolonialismus gestellt wurde. Die Resolution war ein Ausdruck dieser politischen Allianzen und war stark beeinflusst durch anti-westliche und antisemitische Strömungen.

 

Warum die Resolution falsch war

Die Resolution stellte eine Verdrehung der Realität dar, da sie den Zionismus, eine Bewegung zur Selbstbestimmung und nationalen Wiedervereinigung des jüdischen Volkes, als rassistisch brandmarkte. Diese Gleichsetzung war historisch und faktisch falsch, da der Zionismus sich nicht auf ethnische Überlegenheit gründet, sondern auf die Wiederansiedlung von Juden in ihrem historischen Heimatland. Der US-Botschafter Daniel Patrick Moynihan erklärte, dass die Resolution eine Lüge sei, die das Existenzrecht Israels in Frage stelle und die UN für anti-israelische und antisemitische Zwecke missbrauchte. Der Zionismus umfasse Juden aller Hautfarben und Nationalitäten, und der Staat Israel sei demokratisch, multikulturell und bot gleichen Schutz für alle Bürger.

 

Internationale Reaktionen

Die Resolution rief heftige Reaktionen hervor, insbesondere aus westlichen Demokratien wie den USA und europäischen Staaten, die die Verurteilung des Zionismus als eine Form des Antisemitismus sahen. Israels Botschafter Chaim Herzog zerriss den Resolutionstext in seiner Rede vor der Generalversammlung als Zeichen des Protests. Die Resolution wurde als Versuch gesehen, Israel zu delegitimieren und international zu isolieren.

 

Die Aufhebung der Resolution

Nach dem Ende des Kalten Krieges und der politischen Veränderungen in Osteuropa, wurde die Resolution 3379 am 16. Dezember 1991 mit 111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen schließlich widerrufen (Resolution 46/86). Kein arabischer Staat stimmte für die Rücknahme. 1998 bezeichnete UN-Generalsekretär Kofi Annan die Resolution 3379 als einen „Tiefpunkt“ der Geschichte der Vereinten Nationen.

 

Dieser Schritt zeigte, dass die Verurteilung des Zionismus in erster Linie politisch motiviert war und keine Grundlage im internationalen Recht hatte. 

 

Langfristige Auswirkungen

Obwohl die Resolution offiziell aufgehoben wurde, blieb sie eine Grundlage für weitere anti-israelische Maßnahmen bei den UN. An demselben Tag, als die Resolution verabschiedet wurde, schuf die UN weitere Institutionen, wie das CEIRPP (Committee on the Exercise of the Inalienable Rights of the Palestinian People), die bis heute existieren und eine anti-israelische Agenda verfolgen. Diese Organisationen und deren Berichte haben über die Jahre eine Atmosphäre geschaffen, in der Israel weiterhin international angeklagt wird. Die Resolution war also nicht nur ein diplomatisches Problem, sondern hatte nachhaltige Auswirkungen auf die internationale Politik und die Wahrnehmung Israels.

 

Insgesamt war die „Zionismus-ist-Rassismus“-Resolution ein Tiefpunkt in der Geschichte der Vereinten Nationen und ein böses Beispiel dafür, wie politische Allianzen und ideologische Kämpfe den Staat Israel delegitimieren.

 

Was ist Zionismus?

Wenn der Zionismus weder Rassismus noch eine Verschwörung ist, was ist er dann? Und, was die meisten Christen wissen wollen, ist Zionismus biblisch? Jeder Gläubige, der die Bibel wörtlich und ernst nimmt, muss die zweite Frage mit „ja“ beantworten. Die Wurzel des Begriffs „Zionismus“ ist das Wort „Zion“.

 

Obwohl sich dieser Ausdruck ursprünglich auf den Tempelberg in Israel bezog, wurde er Synonym für Jerusalem und das Land Israel (Eretz Israel) gebraucht.

 

Der Zionismus ist eine Denkweise und Geisteshaltung, welche die Sehnsucht von Juden aus aller Welt nach Ihrer historischen Heimat zum Ausdruck bringt; die Sehnsucht nach Zion, dem Land Israel.

 

Danny Danon, ein Mitglied der israelischen Knesset und ständiger Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen, definierte Zionismus wie folgt: „Zionismus ist per Definition die Verwirklichung des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung und Souveränität im Land Israel.

 

Zionismus bedeutet das Anrecht des jüdischen Volkes auf einen eigenen Staat im historischen Heimatland Israel. Das Ziel des Zionismus ist es Juden eine sichere Heimat zu gewährleisten – frei von Antisemitismus und selbstbestimmt. Allerdings nicht ausschließlich. Es gibt über 2 Millionen lebende muslimische Araber in Israel, die ca. 20% der Gesamtbevölkerung stellen.

 

So wie Feministinnen bestimmen, was Feminismus ist, so bestimmen eben auch Zionisten, was Zionismus ist. Und weil Zionisten diejenigen sind, die die Deutungshoheit darüber haben was Zionismus ist, sind die Aussagen antizionistischer Juden für die Debatte ebenso wenig relevant, wie die Aussagen antifeministischer Frauen zum Thema Frauenrechte!

 

Ist „Antizionismus“ also antisemitisch? Ja, da dadurch das Existenzrecht Israels geleugnet wird.

 

Biblisch gesehen befasst sich der Zionismus mit dem Land Zion und seiner Hauptstadt Jerusalem. Der Zionismus beschreibt ein Gefühl. Er ist Ausdruck einer Sehnsucht, die von Gott selbst in jedes jüdische Herz gelegt wird. Unerfüllter Zionismus bedeutet, außerhalb des Landes Israel zu sein. Erfüllter Zionismus bedeutet, im Land zu sein und dort zu leben. Es ist ein Ausdruck der Sehnsucht und des Verlangens, welches das jüdische Volk in der Vergangenheit und auch heute noch nach seiner Heimat hat.

 

Sobald ein Jude den emotionalen Wunsch äußert, in sein Land zurückkehren zu wollen, drückt er den Zionismus aus. Jeder Jude, der auf das Gelobte Land schaut und sich mit ihm identifiziert, ob er es weiß oder nicht, ob er es zugibt oder nicht, ist ein Zionist.

 

▪︎ Hintergrund und Ursprung des Zionismus

Der Zionismus existierte bereits während der ägyptischen Knechtschaft. Er existierte während der babylonischen Gefangenschaft. Er existiert in diesen Tagen der Zerstreuung, die im Jahre 70 n. Chr. begannen.

 

Demnach hat der sich erstmals im 19. Jahrhundert artikulierende, politische Zionismus weder das Konzept an sich noch die Praxis der Rückkehr nach Zion erfunden. Vielmehr nahm er eine alte Idee und eine durch die Jahrhunderte kontinuierlich verlaufende aktive Bewegung auf und passte sie den Bedürfnissen und dem Geist seiner Zeit an.

 

Theodor Herzl, ein Schlüsselfigur des politischen Zionismus, erkannte nach antisemitischen Erfahrungen, wie der Dreyfus-Affäre, dass Juden in der Diaspora trotz Assimilation immer wieder Opfer von Verfolgung sein würden. Daher forderte er die Gründung eines eigenen jüdischen Staates als Schutz gegen antisemitische Willkür.


Obwohl der Zionismus die historische Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Land Israel zum Ausdruck bringt, wäre der moderne Zionismus als eine aktive Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wohl kaum ohne den in der Kontinuität einer jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte stehenden, zeitgenössischen Antisemitismus entstanden.

 

Immer wieder wurden die europäischen Juden verfolgt und ermordet, bisweilen aus religiösen, manchmal aus wirtschaftlichen Gründen, bisweilen unter sozialen Vorwänden und manchmal aus nationalen und rassistischen Motivationen. Die Einwanderungswellen nach Eretz Israel in der Neuzeit waren tatsachlich in der Regel eine direkte Reaktion auf Mordtaten und Diskriminierungen gegen Juden.

 

Die Gründung des Staates Israel war die Realisierung des zionistischen Ziels, eine International anerkannte, legal gesicherte Heimstätte für das jüdische Volk in seinem historischen Heimatland zu schaffen, wo Juden frei von Verfolgung leben, Ihr Leben selbst bestimmen und ihre eigene Identität entwickeln können.

 

Heute strebt der Zionismus danach, den Staat Israel als nationale Heimat für das jüdische Volk zu bewahren. Die Zukunft des Zionismus liegt In Israels fortdauernder Existenz als sicherer Staat, der sowohl ein Heimatland für das jüdische Volk ist als auch ein demokratischer Staat für alle seine Bürger; Araber und Juden und alle anderen gleichermaßen.

 

Was ist biblischer Zionismus?

Eine Bibelstelle, die biblischen Zionismus gut darstellt und deshalb typisch dafür ist, findet sich in Psalm 137:

 

Psalm 137,1-6

1 An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. 2 An den Weiden, die dort sind, hängten wir unsere Lauten auf. 3 Denn die uns dort gefangen hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen, und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: »Singt uns eines von den Zionsliedern!« 4 Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremdem Boden? 5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so erlahme meine Rechte! 6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich nicht an dich gedenke, wenn ich Jerusalem nicht über meine höchste Freude setze!

 

Das Wort „Zion“ wird in diesem Psalm zweimal verwendet, ebenso wie sein Äquivalent, „Jerusalem“. An Zion soll man sich erinnern (Vers 1) und auch an seine Lieder (Vers 3). Jerusalem darf nicht vergessen (Vers 5), sondern muss vor allen Freuden bevorzugt werden (Vers 6). Es ist unmöglich zionistischer zu sein als der Autor von Psalm 137, und die Sehnsucht der jüdischen Gefangenen, von Babylon nach Israel zurückzukehren, ist ein Ausdruck des Zionismus. Ein weiterer Zionist war der Prophet Jesaja, denn er schrieb:

 

Jesaja 62,1

Um Zions willen schweige ich nicht, und um Jerusalems willen lasse ich nicht ab, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel

 

Man könnte viele andere Verse aufführen, aber diese beiden Bibelstellen sollten ausreichen, um zu zeigen, dass Zionismus ein biblischer Ausdruck, eine biblische Empfindung ist. Deshalb sollten Gläubige an Jesus (Jeschua) in zwei Dingen aktiv sein: Sie sollten sich erstens klar zum Existenzrecht des Staates Israel bekennen und zweitens jede falsche Darstellung des Zionismus als Rassismus und Verschwörung verurteilen.

 

Was ist Antizionismus?

Antizionismus ist die Ablehnung der staatlichen Existenz Israels und die Feindschaft gegen die zionistischen Idee, dass Juden in ihr Land zurückkehren und dort leben. Antizionismus ist eine politische Ideologie, die sich gegen den Zionismus und damit gegen den Staat Israel als jüdischen Staat wendet. Antizionismus ist damit antisemitisch.

Oft werden Antisemitismus und Antizionismus in einem Atemzug genannt. Die beiden Begriffe sind eng miteinander verknüpft, weisen allerdings auch Unterschiede auf. Während das eine sich auf eine Verfolgung der Menschen bezieht, wird beim anderen die Existenz eines Staates infrage gestellt oder gar geleugnet. Antizionismus gibt vor, im Gegensatz zum Antisemitismus nicht Juden zu bekämpfen, sondern den Zionismus, d.h. konkret den Staat Israel. Weil sich Antizionismus gegen Zionismus richtet kann er daher implizit als Ablehnung des Existenzrechts des Staates Israel verstanden werden. In diesem Fall kann man auch von antizionistischem Antisemitismus sprechen.
Unter antizionistischem Antisemitismus versteht man eine politische Ideologie, die sich hauptsächlich gegen den Zionismus und damit direkt gegen den Staat Israel wendet. Der Antizionismus geht mit dem Antisemitismus einher. Antisemiten nutzen in ihrer Propaganda häufig den weniger tabuisierten Antizionismus. Antizionisten bezeichnen den Staat Israel beispielsweise als „künstliches Gebilde“ und sprechen ihm sein Existenzrecht ab, gleichzeitig erheben sie die Auslöschung des Staates Israel zum politischen Programm.
Beim Antizionismus handelt es sich um eine spezifische Form der Judenfeindschaft mit dem besonderen Bezug zum Staat Israel. Er verbindet die Forderung nach einer Auslöschung des Staates Israel mit der systematischen Verfolgung. Anstelle einer Kritik am Staat, wird dieser mit „dem Juden“ gleichgestellt.
Antizionismus verweigert Juden das Recht auf Selbstbestimmung in ihrem angestammten Heimatland Zion, ein Synonym für Israel. Israelhass ist nichts anderes als Judenhass, umbenannt in:
• Die Sprache hat sich geändert, „Jude“ wird durch den Begriff „Zionist“ oder „Kolonialist“ ersetzt;
• Die Hintergrundgeschichte hat sich geändert, jetzt ist Israel der Angreifer, Israel, das den Palästinensern das antut, was die Nazis den Juden angetan haben (was es plötzlich möglich und sogar akzeptabel macht, Juden mit Nazis zu vergleichen). Oft tarnt sich Antizionismus heute als palästinensischer Nationalismus;
• Die Bildsprache hat sich von der des Juden vom Typ Shylock zu der des grausamen IDF-Soldaten verändert, der palästinensische Kinder misshandelt.
Antizionismus wird oft als Ausweichstrategie verwendet, um Antisemitismus zu verbreiten, weil „Kritik“ an einem Staat weniger tabuisiert erscheint als direkter Hass gegen Juden.
Um eines klarzustellen: Kritik an einer oder mehreren israelischen Politiken ist nicht illegitim. Das kann nicht direkt als Antizionismus angesehen werden, wohingegen pauschale Kritik an der Existenz Israels oder das Beharren auf einer Politik, die dazu führen würde, dass Israel nicht mehr existiert, sowohl antizionistisch als auch antisemitisch ist.
Die häufigste Haltung des modernen Antisemiten ist: „Ich habe nichts gegen Juden, ich hasse nur Israel.“ Es ist interessant festzustellen, dass dieses Paradigma in Bezug auf keine andere Nation akzeptiert wird. „Ich hasse keine Amerikaner, ich hasse nur Amerika“, „Ich hasse die Franzosen nicht, ich denke nur, dass Frankreich nicht existieren sollte“ sind Aussagen, die der Durchschnittsmensch nicht einmal in Betracht ziehen würde. Warum ist die gleiche Stimmung akzeptabel, wenn der Fokus auf Israel liegt?
Kritik an Israel macht jemanden nicht unbedingt antisemitisch; Der entscheidende Faktor ist die Absicht und Sprache des Sprechers:
• Ist der Redner jemand mit einer Geschichte antijüdischer Einstellungen? Wenn ja, ist die Kritik wahrscheinlich antisemitisch.
• Kritiker, die Israel gewohnheitsmäßig verurteilen , während sie weitaus schlimmere Aktionen anderer Länder (insbesondere anderer Länder des Nahen Ostens ) ignorieren, sind antisemitisch.
• Der Vergleich Israels mit Nazi-Deutschland oder mit traditionellem antijüdischem stereotypischem Verhalten ist ein weiteres sicheres Zeichen für Judenhetze.
• Angriffe auf die Vorzüge der Existenz Israels und nicht auf die Politik einzelner Regierungen sind antisemitisch.
Hier sind mehrere zusätzliche Möglichkeiten, um zwischen Menschen, die berechtigte Kritik äußern, und Antisemiten, die versuchen, Israel zu delegitimieren, zu unterscheiden:
Legitime Kritiker entlarven Israels Mängel in der Hoffnung, die Gesellschaft zu verbessern.
Delegitimierer betonen Israels Unvollkommenheiten mit dem Ziel, die Nation in Verlegenheit zu bringen, zu isolieren und zu erniedrigen.
Legitime Kritiker versuchen, Israel durch seine demokratischen Prozesse zu verändern.
Delegitimierer versuchen, Israel mit undemokratischen Mitteln Veränderungen aufzuzwingen, die von den Bürgern Israels häufig abgelehnt werden.
 
Berechtigte Kritiker wollen, dass Israel eine Politik verfolgt, die ihm hilft, zu wachsen und zu gedeihen und mit einem ebenso wohlhabenden palästinensischen Staat zu koexistieren.
Delegitimierer wollen, dass Israel geschwächt oder zerstört wird.
Berechtigte Kritiker glauben, dass der freie Fluss von Ideen, Kultur und Handel zwischen den Völkern der beste Weg ist, Frieden und Verständnis zu fördern.
Delegitimierer befürworten schwarze Listen, Zensur und Dämonisierung von Juden/Israelis.

Die wahren Juden sind gegen Zionismus

Oft hört man Antizionisten sagen, die „wahren“ Juden seien gegen Zionismus und Israel. Es ist das alte Spiel mit dem Namen: „Wer Jude ist bestimme ich!“ Es wird vor allem im deutschsprachigen Raum bereits seit Jahrzehnten gespielt; es ist und bleibt aber nicht nur anmaßend, sondern auch antisemitisch. Wer gibt jemanden eigentlich das Recht dazu, zu bestimmen, wer ein „echter“ Jude ist und wer nicht?

 

Erstaunlich ist vor allem, mit welcher Regelmäßigkeit ausgerechnet diesbezüglich auf Fotos zurückgegriffen wird, auf denen Mitglieder der ultraorthodoxe Splittergruppen „Neturei Karta“ abgebildet sind, einer Organisation, die unter anderem an der Teheraner Holocaustleugnerkonferenz 2006 teilgenommen hatte und auch sonst äußerst zweifelhafte Positionen vertritt. Wer nun behauptet, die Vertreter dieser oder ähnlicher Gruppen seien die einzig wahren Juden, spricht im Umkehrschluss weit über 99% der Jüdinnen und Juden ihr Jüdischsein ab.

 

Es kursieren zahlreiche andere Spielarten, die ein ganz ähnliches Muster verfolgen. Sie alle zielen darauf ab, Jüdinnen und Juden ihre Identität abzusprechen – und mit ihre auch gleich, sich zu „jüdischen“ Themen kompetent äußern zu können. Es handelt sich um den vielleicht radikalsten Versuch, jemanden zum Schweigen zu bringen, da er sich auf fundamentalste Eigenschaften bezieht: „Du bist nicht, wer du vorzugeben scheinst.“


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen und Amen