Die Art von Macht, die die Welt versteht und wertschätzt ist die wilder Tiere – Löwen, Tiger, Leoparden und so weiter. Das einzige Gesetz, das eine solche Macht anerkennt, ist das Gesetz des
Dschungels. Doch die Macht, die von Gott kommt, wird von einem Lamm repräsentiert, das wie geschlachtet aussieht (vgl. Offb 5,6). Dieses Lamm dient als Beispiel für zwei Eigenschaften, die in den Augen der Welt das Gegenteil von Macht
darstellen: Sanftmut und Schwäche. Diese wahre Macht und Stärke kann in unserem Leben freigesetzt werden, indem wir uns täglich Gott unterordnen. Jesus hat dies im Lukasevangelium sehr deutlich
gemacht:
"23 Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. 24 Denn wer sein Leben retten will,
der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten." – Lukas 9,23-24
An dieser Stelle etabliert Jesus ein allgemeingültiges und allumfassendes Absolut, für das es keinerlei Ausnahmen gibt. Wenn jemand Jesus nachfolgen will, muss er drei Dinge tun:
- sich selbst verleugnen,
- täglich sein Kreuz aufnehmen und dann
- Jesus nachfolgen.
Hierzu bietet Er keine Alternativen an. Der dritte Schritt, das eigentliche Nachfolgen Jesu, ist nicht möglich, solange wir die beiden ersten Schritte nicht vollzogen haben – zuerst das
Verleugnen unserer eigenen Person und dann das tägliche Aufnehmen unseres Kreuzes.
Sich selbst verleugnen
Was bedeutet es, sich selbst zu verleugnen? Die Antwort lautet schlicht und ergreifend "nein" zu sagen. So lautet die Anweisung Jesu. Wir müssen zu uns selbst nein sagen. In jedem von uns steckt
eine Seele, die sich behaupten und zur Geltung bringen will. Die Seele ist voller eigener Wünsche, Sehnsüchte und Unzufriedenheiten. Die Seele gebiert unsere grundlegenden Verlangen und Begehren,
denen wir mit Wendungen wie "ich will", "ich denke", "ich fühle" oder "ich bin wichtig" Ausdruck verleihen. Unsere Seele fordert von anderen Menschen: "Nimm Rücksicht auf meine Wünsche!" oder
"Kümmere dich um mich!". Solange wir unserer Seele die Kontrolle überlassen, können wir Jesus nicht nachfolgen. Der erste Schritt zur Selbstverleugnung ist der, dass wir lernen "nein" zu unserer
Seele zu sagen. Wenn unsere Seele sagt: "Ich will", dann müssen wir darauf antworten mit "es ist nicht wichtig, was du willst". Wenn unsere Seele sagt: "Ich denke", dann müssen wir darauf
antworten mit "es zählt nicht, was du denkst, sondern das, was Gott sagt". Wenn unsere Seele sagt: "Ich fühle", dann müssen wir darauf antworten mit "nicht das, was du fühlst ist wichtig, sondern
das, was ich glaube". Es gibt eine Antwort, um unsere Seele zum Schweigen zu bringen, und wir müssen diese aussprechen.
Unser Kreuz aufnehmen
Nachdem wir zu unserer selbstsüchtigen Seele, die jedem von uns innewohnt, "nein" gesagt haben, müssen wir lernen, täglich unser Kreuz aufzunehmen. Täglich unser Kreuz aufzunehmen bedeutet,
unseren Willen – und unsere Ansprüche auf unser eigenes Leben – aufzugeben und an Gott abzutreten. Jesus kam an einen solchen Punkt im Garten Gethsemane. Er hat Sein physisches, hölzernes Kreuz
erst aufgenommen, nachdem Er Seinen eigenen Willen dem Willen Seines Vaters untergeordnet hatte. In Matthäus 26,39 sagt Jesus: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe
dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst." Er machte diese Aussage drei Mal (in den Versen 39, 42 und 44), bis Er an den Punkt gekommen war, an dem
nichts anderes mehr in Seinen Gedanken war als den Willen Gottes zu tun – auf Kosten Seines eigenen Willens. Unser Kreuz auf uns zu nehmen bedeutet, das zu tun, was Jesus getan hat. Es bedeutet,
dass wir sagen: "Gott, nicht wie ich will, sondern wie Du willst". Jesus wusste, dass Er am Kreuz sterben würde. Niemand hat Ihm dieses Kreuz auferlegt. Im Johannesevangelium sagt Er
diesbezüglich: "17 Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. 18 Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus
freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen." – Johannes 10,17-18. Unser Kreuz aufzunehmen bedeutet, dass wir uns selbst aus
freien Stücken Gott preisgeben. Die Anordnung ist klar und eindeutig, so wie es im Leben Jesu war. In Gethsemane betete Er zu Gott: "Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!" –
Lukas 22,42. Jesus verleugnete sich selbst. Dann, am Kreuz auf Golgatha, gab Er Sein Leben hin. Jesus hat ein Muster vorgegeben, dem all Seine Nachfolger nacheifern müssen. Sie
müssen sich selbst verleugnen. Sie müssen Ihm nachfolgen. Sie müssen bereit sein zu sterben und ihr irdisches Leben hinter sich zu lassen zu der Zeit, die Gott für sie vorherbestimmt hat und an
dem Ort, den Gott für sie festgelegt hat. Solange wir an unserem Leben, das uns so wertvoll und aufregend erscheint, festhalten, können wir nicht das Leben finden, das Gott für uns bereithält.
Doch wenn wir unser erstes Leben – wenn wir es niederlegen – werden wir entdecken, dass sich für uns ein neues Leben auftut, und dieses ist ein Leben, das sich mit Seinem Willen in Einklang
befindet – ein Leben jenseits des Kreuzes.
Das Weizenkorn
In Johannes 12 verwendet Jesus ein geringfügig anderes Bild, um dieser Botschaft Ausdruck zu verleihen: "24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die
Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. 25 Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird
es zum ewigen Leben bewahren." – Johannes 12,24-25. Jesus verwendete als Beispiel ein kleines Weizenkorn. Solange das Weizenkorn für sich im Körbchen bleibt, kann aus ihm
keine Frucht und kein Leben hervorgehen. Jesus sagt, dass das Samenkorn in die Erde fallen und von dieser bedeckt werden muss. Wenn es dann nicht mehr sichtbar und in der Dunkelheit und Feuchte
des Bodens verborgen ist, findet eine Veränderung statt. Die harte äußere Schale verrottet und ermöglicht es so, dass Feuchtigkeit an das Samenkorn gelangt. Das Ergebnis ist ein Wunder: Aus
diesem Samenkorn, das verschwunden ist und abzusterben schien, entsteht vollkommen neues Leben. Der grüne Schössling neuen Lebens durchdringt das Erdreich und tritt ans Sonnenlicht, und wir
können sehen, wie ein Wunder Wirklichkeit wird.
Dies ist ein Bild dafür, was es bedeutet, wenn wir unser Leben verlieren, damit wir das Leben finden, das Gott für uns bereithält. Wir kommen an den Punkt, an dem es mit unseren Fähigkeiten,
unserer Kraft und unserer Weisheit zu Ende geht. Wir lassen all unsere menschlichen Anstrengungen fahren; wir lassen unseren Anspruch auf Selbständigkeit und Selbstversorgung fallen. Und wenn das
Samenkorn dann gestorben und die äußere Schale verrottet ist, wird neues Leben entstehen. Dies ist die große Herausforderung, mit der Jesus Seine Jünger damals konfrontierte, und vor die Er uns
auch heute stellt. Wir haben unser eigenes Leben; es liegt in unserer Hand. Und so, wie jemand ein kleines Weizenkorn fest umklammern kann, so können auch wir an unserem eigenen Leben solange
festhalten, wie wir wollen. Doch solange wir dies tun, bleibt es isoliert und unproduktiv. Die Welt ist mit Menschen übersät, die einsam sind – einsam deshalb, weil sie an ihrem eigenen Leben
festhalten. Und doch wollen sie nicht loslassen. Jesus sagt, dass wenn wir unser Leben loslassen und es dem Prozess des Sterbens und des Leidens preisgeben, neues Leben hervorbrechen wird. Jeder
von uns muss das Leben, das er in Händen hält, nehmen, es freigeben und hingeben. Wir müssen unser Leben an Gott ausliefern und es Ihm preisgeben. Dieser Gedanke mag verrückt erscheinen, und
Vieles in uns mag sich dagegen sträuben, doch er birgt ein völlig neues Leben. Ihm zu folgen wird sich lohnen. Treten wir am Schluss dieses Beitrags in dieses neue Leben mit einem Hingabegebet
ein:
Herr, ich nehme mein Leben, dieses Leben, das ich in den Händen halte, und lasse es los. Ich übergebe es Dir in dem Wissen, dass dieser Schritt der Hingabe für mich ein völlig neues Leben
hervorbringen wird. Danke, Herr! Amen
Quellen:
• IBL - Der Anfang der Weisheit
• eigene Anmerkungen
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen