Eigenbezeichnung:
• Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft
• Jehovas Zeugen
• engl. Jehovah’s Witnesses (JW)
Andere Bezeichnungen / auch bekannt als:
• Ernste Bibelforscher
• Internationale Bibelforscher-Vereinigung
• Bibelforscher
Abkürzung: ZJ - engl. JW, WTG
Gründer/Gründung:
Charles Taze Russel (1852-1916), später Joseph Rutherford (1869-1942). Beginn 1879 in Pennsylvania. Hauptsitz in Brooklyn, New York.
Die Zeugen Jehovas verstehen sich als christliche, chiliastisch ausgerichtete (d.h. die Erwartung eines tausendjährigen Reiches nach der Wiederkehr Christi betreffend) und nichttrinitarische Religionsgemeinschaft, die an der apostolischen Urgemeinde, wie sie im Neuen Testament aufscheint, anknüpfen.
Die bisherige Entwicklung des Christentums sehen sie durch Zugeständnisse an die römisch-hellenistische Religionswelt in entscheidenden Punkten verderbt. Die Geschichte der Zeugen Jehovas beginnt in den 70er Jahren des 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund der weit verbreiteten adventistischen Naherwartung in den USA. Charles Taze Russel gründete mit seiner Bewegung der Bibelforscher 1881 die Zion's Watch Tower Tract Society. 1939 umbenannt in "Watch Tower Bible and Tract Society". Russels erste Leserkreise (beginnend ab 1870) trugen unterschiedliche und wechselnde Namen wie "Russelliten" "Christen", "Urchristen" oder "Millennial Dawinists". Ab 1913 wurde der Name "Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" eingeführt. Erst im Iahre 1931 wurde die Bezeichnung "Jehovas Zeugen" gewählt. Unabhängig davon trägt die Schaltzentrale weiterhin die offizielle Bezeichnung "Watch Tower Bible and Tract Society" (Wachtturm-Gesellschaft = WTG).
Mitglieder: weltweit ca. 8,4 Millionen | ca. 165.000 in Deutschland - Stand 2016
Nach eigenen Angaben der Organisation sind sie in 240 Ländern aktiv. Ihre Mitglieder, die früher "Verkünder" genannt wurden, werden heute als "Bibellehrer" bezeichnet.
Schriften:
• Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift seit 1950 (in Deutsch seit 1970), revidiert 1986, Selters/Taunus 1997
Diese spezifische Ausgabe war aus ihrer Sicht notwendig und lange überfällig. Ihre eigene "Bibel" passt viel besser zu ihrer Lehre. Viele biblische Begriffe und Redewendungen wurden verändert oder ganz gestrichen und andere dafür neu aufgenommen. Die WTG begründet ihre Entscheidung wie folgt: "Die anderen Bibelübersetzungen sind falsch, beziehen sich auf nicht zuverlässige Urtexte und/oder sind bewusst falsch übersetzt, um eigene Lehren zu stützen."
• Jehovas Zeugen, Verkündiger des Königreiches Gottes, Selters/Taunus 1993 (ausführliche Selbstdarstellung)
• Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich, Selters/Taunus, halbmonatlich
• Erwachet!, Selters/Taunus, halbmonatlich
• Unser Königreichsdienst (vorwiegend intern für die Predigtschulung verwendet), Selters/Taunus, monatlich
• Jahrbuch (mit aktuellen Statistiken, Tätigkeitsberichten aus einigen Ländern, Brief der Leitenden Körperschaft), Selters/Taunus, jährlich
Das Schrifttum der WTG unterscheidet sich nur durch die Sprache, aber Form und Inhalte des Predigtdienstes und der Schulungen sind weltweit weitgehend identisch.
Was glauben die Zeugen Jehovas über:
Gott:
Ein Gott in nur einer Person. Keine Dreieinigkeit. Jesus ist das Erste, was Jehova erschaffen hat. Mit ihrer Fixierung auf den Gottesnamen "Jehova" und die daraus resultierende Überbetonung dieses Namens schmälern sie die Größe und Allmacht Gottes. Die vielen anderen Namen, Bezeichnungen und Titel, die sich in der Bibel auf Gott beziehen, finden kaum bis gar keine Aufmerksamkeit oder werden anders gedeutet.
Jesus:
Jesus ist nicht Gott. Bevor er auf der Erde lebte, war er der Erzengel Michael. Sie leugnen ebenfalls die ewige Existenz Jesu. Jehova erschuf das Universum durch ihn. Auf Erden war er ein Mann, der ein perfektes Leben lebte. Nachdem er an einem Pfahl (nicht an einem Kreuz) starb, wurde sein Geist vom Tode wieder auferweckt, sein Körper verendete. Auch habe Jesus am Pfahl kein vollkommenes Erlösungswerk vollbracht. Sein Tod könne lediglich als "Loskaufopfer" für in der Vergangenheit begangene Sünden angesehen werden. Endgültige Erlösung garantiert nur das strikte Einhalten der von der WTG verordneten Vorgaben, Richtlinien und Gesetze. Jesus kommt nicht wieder, sondern "kam" bereits 1914 unsichtbar im Geist. Bald schon werden er und die Engel alle Nicht-Zeugen Jehovas vernichten.
Heiliger Geist:
Unpersönlicher "Heiliger Geist" ist nicht Gott, sondern vielmehr eine unsichtbare, aktive Kraft Jehovas. Unter der Überschrift "Der Heilige Geist ist keine Person" schreibt die WTG: "Diese Vergleiche zeigen alle, dass der Heilige Geist etwas Unpersönliches ist." Zeugen Jehovas leugnen, dass der Heilige Geist führen, sprechen, trösten und lehren kann.
Erlösung:
Man muss als Zeuge Jehovas getauft werden. Die meisten Anhänger müssen sich das ewige Leben auf der Erde durch Predigtdienst "von Haustür zu Haustür" verdienen. Die Erlösung im Himmel ist auf 144.000 "Geistgesalbte" beschränkt. Diese Anzahl wurde bereits fast erreicht.
Tod/ Ewige Verdammnis (Hölle):
Die 144.000 leben als Geister im Himmel. Der Rest der Rechtschaffenen, die "große Volksmenge", lebt auf Erden und muss Gott 1000 Jahre lang vollkommen gehorchen oder sie wird vernichtet. Da alle Ungläubigen letztendlich für alle Ewigkeiten total vernichtet werden, gibt es auch keinen Ort der ewigen Verdammnis oder der Hölle.
Überzeugungen/Anderes:
Die Zeugen Jehovas treffen sich in "Königreichssälen" anstatt in Kirchen. Aktive Mitglieder sind aufgerufen, von Tür zu Tür zu gehen und Literatur zu verteilen. Hierzu gibt es Schulungen welche Pflichtveranstaltungen sind. Einmal im Jahr Abendmahl des Herrn, nur "Auserwählte" dürfen teilnehmen. Feiertage oder Geburtstage werden nicht gefeiert, außer Karfreitag. Unter Beachtung der allgemeinen Regeln sind Feste, wie Hochzeit oder Schulabschluss, erlaubt. Wahlen, Fahnengruß, Kriegsdienst oder Bluttransfusionen sind verboten.
Organisation / Gemeindeverständnis und Struktur:
Die Zeugen Jehovas verstehen sich als eine von Gott geleitete Organisation (= Theokratie), in der einer "Leitenden Körperschaft" die praktische Ausübung der Leitungsgewalt obliegt. Diese Körperschaft mit Sitz in Brooklyn/N.Y. setzt sich aus 10 bis 13 Personen zusammen, zu denen die Direktoren der 6 (Fach-) Komitees der WTG gehören, von denen einer ihr Präsident ist. Die Mitglieder der leitenden Körperschaft sind Gesalbte aus den 144.000. Im Jahr 1992 wurden jedoch erstmals Personen, die nicht den 144.000 angehören, als Gehilfen in die Komitees der leitenden Körperschaft aufgenommen, so dass sich hier eine gewisse Lockerung abzeichnet. Die WTG ist direkt der Leitenden Körperschaft unterstellt. Sie ist ausführendes Organ der Beschlüsse der leitenden Körperschaft. Der WTG unterstehen wiederum die Zweigkomitees (weltweit 111 [Jahrbuch 2002]) der einzelnen Länder. In Deutschland hat das Zweigkomitee seinen Sitz in Selters/Taunus und besteht aus 8 Personen. Die Kreise werden unterteilt in Bezirke, Kreise (ca. 12 Kreise bilden einen Bezirk) und lokale "Versammlungen" (= Gemeinden, ca. 20 Versammlungen à 50-150 Personen bilden einen Kreis). Die Ältesten, d. h. Vorsteher der Versammlungen (von der WTG eingesetzt) und die Dienstamtsgehilfen teilen sich die organisatorische Arbeit in den Versammlungen. Die Finanzierung erfolgt mittels anonym gegebener Spenden. Die Dienste, soweit sie nicht hauptamtlich sind (wie z. B. der des Kreisaufsehers), werden unentgeltlich geleistet. Das hierarchisch aufgebaute Ämtersystem mit z.B. Kreis-, Bezirks- und Zonenaufsehern achtet darauf, dass alle Vorgaben und Ziele der WTG zur vollsten Zufriedenheit der Führung in Brooklyn erfüllt werden. Über alle Aktivitäten des Einzelnen und der örtlichen Gruppe werden genaueste Aufzeichnungen geführt: u.a. Umsätze der zu verbreitenden Literatur, investierte Zeiten für die Arbeit von Haus zu Haus und in den Fußgängerzonen, Teilnahme an den Schulungsstunden. Anhand dieser Aufzeichnungen kann die zuständige Leitung erkennen, in wieweit der Einzelne die ihm übertragenen Vorgaben erfüllt. Ein eigenständiges Bibelstudium, losgelöst von der WTG, wird nicht praktiziert und ist strengstens untersagt.
Mitglieder der Zeugen Jehovas brauchen das wahre Evangelium!
Wer mit Mitgliedern der Zeugen Jehovas Gespräche führt, sollte über die wichtigsten Glaubens- und Lehrinhalte dieser Glaubensgemeinschaft informiert sein. Dennoch führen Streitgespräche über dessen Glaubensinhalte meistens in eine Sackgasse. Allein das Wort Gottes kann durch Wirken des Heiligen Geistes Anhänger der Lehre der Zeugen Jehovas von ihrem falschen Weg abbringen und zur Umkehr führen. Bibeltreue Christen sollten diesen, wie jeden anderen Menschen, in der Liebe Jesu Christi begegnen.
Gottes Segen Euch allen!
1. Thessalonicher 5,23
"Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!"
Amen