Daniel – Das Buch über die Schau des Aufstiegs und Niedergangs von Weltreichen


Daniel 2,21

Er führt andere Zeiten und Stunden herbei; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand


Stellung im Kanon

Das 27. Buch der Bibel

Das 27. Buch im Alten Testament

Das 5. Buch der großen Propheten

 

Einordnung

Das Buch Daniel ist das 27. Buch der Bibel und des Alten Testaments. Zudem ist es das 5. Buch im vierten Teil des deutschsprachigen Kanons, der als Prophetenbücher bezeichnet wird und zugleich das 5. Buch der großen Propheten. „Groß“ bezieht sich auf die Länge ihrer Prophezeiungen, im Vergleich zu den Werken der kleinen Propheten. Im Bibelkanon folgt Daniel dem Hesekiel und liegt hinter Hosea.

 

Im Tanach, der jüdischen oder hebräischen Bibel, wird das Buch Daniel zur dritten Kanongruppe (Ketuvim = Schriften) gezählt, die in die drei poetischen Bücher (hebr. Sifrei Emet), die fünf Schriftrollen (hebr. Hamesch Megillot) sowie die übrigen Bücher unterteilt wird. Hier steht Daniel innerhalb der Ketuvim an 9. und unter den übrigen Büchern an 1. Stelle.

 

Bemerkenswert ist, dass Daniel in der Reihenfolge der hebräischen Bibel nicht dem Propheten Hesekiel folgt, ja nicht einmal zu den Propheten gezählt wird. Im Tanach ist das Buch Daniel unter den Ketuvim eingereiht, weil Daniel nicht das offizielle Amt eines Propheten innehatte. Seine übernatürliche Gabe, Träume und Visionen zu deuten (Dan 1,17; 2,19-23), und die Visionen, die ihm Gott gab (Dan 1,17; 2,19-23), weisen ihn jedoch klar als Propheten aus. Daniel war also nicht in dem Sinn ein Prophet wie z.B. Jesaja, Jeremia oder Hesekiel, die zwischen Gott und dem Volk Israel vermittelten. Er war von Beruf Staatsmann (wie Josef) und erhielt wegen seiner persönlichen Treue Gott gegenüber besondere Einsicht in die Wege des Ewigen mit dieser Welt.

 

Die Zuordnung zu den Geschichtsbüchern könnte daher rühren, dass es im Buch Daniel um die Weltgeschichte der Endzeit geht. Deshalb wird es auch als das einzige apokalyptische Buch des Alten Testament bezeichnet. Damit ist Daniel das Gegenstück zur Apokalypse des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes. Diese beiden Bücher sind untrennbar miteinander verbunden.

 

Umfang

| 12 Kapitel | Verse 357 | 11.602 Wörter | Dan |

 

Titel

Hebräisch: Dani’el (דָּנִיּאֵל) 

Griechisch: Daniel (Δανιήλ)

Latein: Danielis

Englisch: Daniel

Deutsch: Daniel

 

 

Wie alle Prophetenbücher ist das Buch Daniel nach seinem Verfasser benannt. Neben Jesaja, Jeremia und Hesekiel ist Daniel der vierte der vier großen Propheten.

 

Der hebräische Titel dieses Buches lautet „Dani’el“ und bedeutet „mein Richter ist Gott“. Er bringt den Inhalt des Buches zum Ausdruck, dass die Völker dieser Welt und deren Herrscher sich vor Gottes Richterstuhl verantworten müssen, da der Gott Israels souveräner Herrscher der ganzen Welt ist.

 

Der griechische Titel in der Septuaginta (Abk. LXX) – die älteste Übersetzung des Alten Testaments in die griechische Sprache – lautet „Daniel“.

 

In der Vulgata – der lateinischen Übersetzung der Bibel – lautet der Titel „Danielis“.

 

In deutschsprachigen Bibeln wird der Titel „Daniel“ verwendet.

 

Verfasser & Abfassungszeit

Gott durch Daniel um ca. 536–530 v. Chr.

 

Das Buch Daniel ist im 6. Jahrhundert v. Chr., genauer gesagt nach 536 v. Chr., verfasst: worden, denn seine letzte Vision (Dan 10,1) empfing er im 3. Jahr des Königs Kyrus und das war im Jahr 536 v. Chr. Zu diesem Zeitpunkt war er etwa 85 Jahre alt. Das Buch ist also auf ca. 535 v. Chr. zu datieren.

 

Daniel beansprucht, dieses Buch geschrieben zu haben (Dan 12,4-5), und Jesus Christus bezeichnete ihn als einen Propheten (Mt 24,15; Mk 13,14). Mehrere Verse lassen erkennen, dass Daniel der Verfasser ist (Dan 8,15.27; 9,2; 10,2.7). Wie Mose, Samuel, Esra und andere anerkannte Autoren des Alten Testament schrieb Daniel die historischen Kapitel seines Buches (Dan 1–6) in der dritten Person. Bei den vier nachfolgenden Visionen (Dan 7–12) verwendet er durchgehend die erste Person „Ich, Daniel“.

 

Unter der Leitung des Heiligen Geistes schrieb Daniel alles nieder (2Tim 3,16; 2Petr 1,21).

 

 

▪︎ Profil Daniel (hebr. Dani’el)

Namensbedeutung: „mein Richter ist Gott“

 

Nicht zu verwechseln mit den anderen drei Daniels im Alten Testament (vgl. 1Chr 3,1; Esr 8,2; Neh 10,6).

 

Auch bekannt als: Beltschazar oder Beltsazar ([Der Gott] Bel schütze sein Leben; Dan 1,7). Während viele der Exilierten am Fluss Kebar, außerhalb Babylons, angesiedelt wurden, sollten Daniel und seine drei Gefährten in der babylonischen Schrift und Sprache geschult werden, um auf den Staatsdienst vorbereitet zu werden. Nach dem dort herrschenden Brauch erhielten sie babylonische Namen. Daniel wurde nach dem Namen des Gottes Nebukadnezars Beltschazar genannt (Dan 1,7; 4,8).

 

Heimatort: Wahrscheinlich Jerusalem, bis er nach Babel deportiert wurde (ca. 605 v. Chr.).

 

Familie: Seine Familie kam wahrscheinlich aus königlichem Geschlecht, aus dem Stamm Juda (vgl. Dan 1,3; Jes 39,5-7).

 

Zeitgenosse: Jeremia, Hesekiel und Serubbabel

 

Berufung: Berater von babylonischen und persischen Herrschern; Prophet Gottes.

 

Besonderheit: Prophet des Exils. Berühmt wegen seiner außergewöhnlichen Weisheit und Gabe, mit Gottes Hilfe Träume zu deuten (Dan 1,17.20; 2,47; 4,15).

 

Besondere Bedeutung: Verfasser eines der vier großen prophetischen Bücher des Alten Testaments und als Mann, der in einer manchmal feindseligen Kultur zu Gott stand.

 

Daniel ist der einzige jüdische Prophet in der Bibel, der als Beamter in einem heidnischen Reich außerhalb von Israel in Diensten stand. Er diente in fast 70 Jahren mindestens drei Königen und zwei Regierungen – von ca. 606 bis mindestens 539 v. Chr. Daniel selbst war im babylonischen wie später auch im persischen Reich ein einflussreicher Mann, denn Daniel erlebte die Niederlage der Babylonier gegen die Medo-Perser. Trotzdem blieb er seinem Gott treu (Dan 1–6). Sein Lebenswandel und seine Treue gegen Gottes Gebote muss seine Zeitgenossen sehr beeindruckt haben, denn Hesekiel nennt ihn unter den Vorbildern der Gerechtigkeit (Hes 14,14).

 

Vermutlich wurde Daniel ca. 620 v. Chr. geboren und wuchs unter König Josias geistlichen und politischen Reformen auf (ca. 640–609 v. Chr.). Über Daniels Herkunft ist nur bekannt, dass seine Familie wahrscheinlich mit Judas Königshof verwandt war (Dan 1,3). Diese herausragende Stellung würde erklären, warum er zu den ersten Juden gehörte, die nach Babel deportiert wurden.

 

Unter babylonischer Herrschaft: Daniel wurde mit der 1. Deportation 606 v. Chr. nach Babylon verschleppt und war vermutlich nicht älter als 15 oder 16. Er besaß eine außergewöhnliche Intelligenz und Weisheit und durchlief eine besondere Ausbildung am Hofe von Babel (Dan 1,4.17). In dieser Zeit bekam er den chaldäischen Namen Beltschazar oder Beltsazar. Gemeinsam mit seinen drei Freunden weigerte er sich, vom jüdischen Gesetz verbotene unreine Speisen zu essen. Da Daniel einen Traum des Königs Nebukadnezar richtig wiedergeben und auch deuten konnte, stieg er durch Gottes Vorsehung zu einem der höchsten Hofbeamten des Reiches auf, wo er den Rest seines langen Lebens dort als Regierungsbeamter und als Prophet des wahren Gottes verbrachte. Seine Freunde wurden Fürsten in Babylon. Auch in dieser Position blieb Daniel Gott treu.

 

In Babylon setzte er die von Gott gegebenen Gaben ein, um Könige zu beraten und Träume zu deuten, aber seine Motivation war weniger, seine Weisheit zu präsentieren, als vielmehr, mitzuhelfen, dass Gottes Ziele sich verwirklichen. Er hatte ein Herz für Gott (Dan 1,8), das durch regelmäßiges und fokussiertes Gebet gefestigt wurde (Dan 2,17-18; 6,11; 9,3-4). Sein ganzes Leben lang blieb Daniel Gott bedingungslos treu, ein Vorbild auch für neutestamentliche Gläubige.

 

Daniels geistliche Hingabe und strategische Stellung ermöglichten ihm, Könige mutig mit Gottes Wahrheit zu konfrontieren (Dan 2,28; 4,23.31-33; 5,23; 6,23). Er war im Grunde „Evangelist“ bei den Eroberern seines Volkes. Daniel musste Vorurteile, Verfolgung und Versuchungen überwinden, um Gott treu zu bleiben. Sein Leben zeigt, dass es nicht nur erlaubt, sondern gut möglich ist, in der Regierungs- und Geschäftswelt zu arbeiten und Gott trotzdem zu ehren (Dan 6,5-6).

 

Unter medo-persischer Herrschaft: Daniel diente Nebukadnezar und den anderen Königen Babels, bis Darius 539 v. Chr. Babel eroberte. Aber das war nicht das Ende von Daniels Karriere. Darius herrschte über das größte Reich, das die Welt je gesehen hatte. Um Aufstände zu verhindern und die Angelegenheiten seiner neu eroberten Provinz Babel zu regeln, behielt er Daniel als einen von drei Statthaltern (Dan 6,2-3). Daniel hob sich offenbar von anderen Kandidaten ab (Dan 6,4), genauso wie er bei seiner Ausbildung herausragend gewesen war (Dan 1,19-20). Trotz eines Versuchs eifersüchtiger Rivalen, ihn loszuwerden (Dan 6,5-24), diente Daniel Darius bis mindestens 537 v. Chr. (Dan 10,1), als er wahrscheinlich schon weit über 80 war.

 

Lebensende: Daniel hat vielleicht nicht mehr lange nach dem dritten Jahr des Kyrus gelebt. Wenn er 617 v. Chr.  als Jugendlicher nach Babylon gebracht wurde, dann war er fast 100 Jahre alt, als er die Vision erhielt, die in den Kapiteln 10 bis 12 aufgezeichnet ist. Der Engel sagte zu Daniel: „Du aber geh hin, bis das Ende kommt! Du darfst nun ruhen und wirst einst auferstehen zu deinem Erbteil am Ende der Tage!“ Diese Worte scheinen anzudeuten, dass sein Leben dem Ende zuging, und es wurde ihm eine Auferstehung zugesichert (Dan 12,13).

 

Jüdische Quellen vermuten, dass er während der Herrschaft des persischen Königs Ahasveros (besser bekannt als Artaxerxes; vgl. Babylonischer Talmud, Megilla 15a, basierend auf dem Buch Ester 4,5) noch lebte, aber von Haman, dem bösen Premierminister von Ahasveros, getötet wurde (Targum Scheini über Ester, 4,11).

 

Der jüdische Schriftsteller Flavius Josephus aus dem 1. Jahrhundert berichtete, dass Daniels Leichnam in einem Turm in Ekbatana in Parthien lag, neben den Leichnamen der Könige der Meder und Perser; spätere jüdische Autoritäten sagten, er sei in Susa begraben worden und in der Nähe seines Hauses seien die Gefäße des Salomonischen Tempels versteckt gewesen.

 

Heute beanspruchen sechs Städte das Grabmal Daniels für sich: Babylon, Kirkuk und Muqdadijah im Irak, Susa und Malamir im Iran sowie Samarkand in Usbekistan. Die berühmteste ist die in Susa (Schusch, im südlichen Iran), an einem Ort, der als Schusch-e Danijal bekannt ist.

 

Die Geschichte von Daniel wird im Buch Daniel erzählt. Daniel wird auch in Matthäus 24,15 erwähnt.

 

 

▪︎ Zeitabschnitt von Daniel

Die Geschehnisse im Buch Daniel decken einen Zeitraum von ca. 70 Jahren ab; umspannt die ganze 70-jährige Gefangenschaft in Babylon (Dan 1,1; 9,1-3)

 

(627) v. Chr. – Jeremia beginnt seinen Prophetendienst

606 v. Chr. – 1. Wegführung ins Exil nach Babylon (Dan 1); Nebukadnezar plündert den Tempel, nimmt die Gegenstände mit sich und bringt sie in den babylonischen Tempel in Sinear/Schinar; adlige junge Männer werden verschleppt (2Kön 23,36–24,6; 2Chr 36,5-8; Dan 1); Daniel wird nach Babylon gebracht (Dan 1,1)

(600) v. Chr. – Daniel beginnt seinen Prophetendienst

597 v. Chr. – 2. Wegführung ins Exil nach Babylon (Hes 1); Nebukadnezar kehrt zurück und plündert den Tempelschatz erneut (2Kön 24,8-16; 2Chr 36,7-10; Jer 52,28; Hes 1,2)

590 v. Chr. – Hesekiel beginnt seinen Prophetendienst

586 v. Chr. – 3. Wegführung ins Exil nach Babylon (2Kön 24,18–25,21; 2Chr 36,11-21; Jer 52,29); Untergang des Südreiches unter König Zedekia: Nebukadnezar von Babylon erobert Jerusalem ein drittes Mal und zerstört Jerusalem und den salomonischen Tempel komplett; das Südreich Juda fällt an Babel, und die Juden werden in Gefangenschaft geführt (im 11. Jahr Zedekias (2Kön 24,18) ging das Südreich unter. Dieses Jahr entsprach dem 19. Jahr Nebukadnezars (2Kön 25,2.8) = 586 v. Chr.); Jeremia wird nach Ägypten gebracht

582 v. Chr. – Vierte Wegführung (Jer 52,30)

539 v. Chr. – Kyrus erobert Babylon; Eroberung Babylons durch die Perser und Meder im Herbst unter Kyrus (Dan5)

538 v. Chr. – Heimkehredikt des Kyrus von Persien, in der Folge jüdische Heimkehr aus dem Exil in Babylon unter persischer Oberaufsicht (2Chr 36,22-23; Esr 1)

536 v. Chr. – Grund des Zweiten Tempels gelegt; Beginn des Tempelwiederaufbaus, wird aber unterbrochen (Esr 3,8-13); Tod Daniels

(Biblische Bücher, die in diese Zeit fallen: Hesekiel; 2. Könige; Esra)

 

• Chronologie der Babylonischen Gefangenschaft

608 v. Chr. – Untergang des Assyrischen Weltreiches; Beginn der Babylonischen Weltherrschaft

608–538 v. Chr. – 70 Jahre babylonische Weltherrschaft (Jer 25,11-12; 29,10)

606 v. Chr. – 1. Wegführung ins Exil nach Babylon (Dan 1)

597 v. Chr. – 2. Wegführung ins Exil nach Babylon (Hes 1)

586 v. Chr. – 3. Wegführung ins Exil, Zerstörung Jerusalems und des salomonischen Tempels (2Chr 36)

582 v. Chr. – 4. Wegführung ins Exil (Jer 52,30)

 

Hinweis: Die verwendeten Jahreszahlen folgen einer alternativen, aber strikten biblischen Chronologie, bei der nur Zeitangaben aus der Bibel verwendet werden, ohne sie als Abschreibe- oder Übersetzungsfehler bezeichnen zu müssen. Die Zeitangaben der traditionellen Chronologie sind in Klammern gesetzt.

 

Empfänger

1. Das Volk Israel (Juden)

2. Alle anderen Völker (Heiden; jeder, der an das Evangelium von Christus glaubt)

 

Der Prophet Daniel schrieb an das jüdische Volk, an die Gefangenen in Babylon, aber auch für die Könige in Babylon und Persien. Das Buch Daniel wurde geschrieben, um die Ereignisse während Daniels Lebenszeit im babylonischen Exil aufzuzeichnen und um den Juden im Exil Hoffnung auf Gottes Plan für die Zukunft zu geben. Das Beispiel Daniels und seiner drei Freunde (Schadrach, Meschach, Abed-Nego) war ein positives Vorbild für Juden, die in einer heidnischen Kultur lebten, während seine Prophezeiungen den Lesern und Zuhörern Mut machten, was Gottes zukünftige Hoffnung für sein Volk betraf.

 

Römer 1,16

„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen“

 

Da Christus und sein Evangelium Mittelpunkt jedes biblischen Buches sind, stehen als Empfänger an erster Stelle die Juden, die Menschen aus dem jüdischen Volk und dann auch die Heiden, die Menschen aus allen anderen Völkern, welche an das Evangelium von Christus glauben. Bei der obigen Aussage „für den Griechen“ sind somit die nichtjüdischen Völker gemeint, die zumeist Heiden waren und deren Hauptsprache damals das Griechische war. Wenn hier also von „Griechen“ gesprochen wird, dann ist damit die gesamte heidnische Welt im Gegensatz zu den Juden gemeint. Dieser Gegensatz ist nach Galater 3,28 und Epheser 2,14 durch Jesus Christus aufgehoben.

 

Hintergrund & Umfeld

Das Buch beginnt, als Babylon 605 v. Chr. Jerusalem eroberte und Daniel, seine drei Freunde und andere ins Exil geführt wurden. Der Bericht geht weiter, bis zum Ende der babylonischen Vormachtstellung in 539 v. Chr., als die medo-persischen Belagerer Babylon eroberten (Dan 5,30-31), und sogar darüber hinaus bis 536 v. Chr. (Dan 10,1).

 

Judas langes Verharren in der Sünde, ohne nationale Buße zu tun, führte schließlich zum göttlichen Gericht, vor dem Jeremia, Habakuk und Zephanja gerechterweise gewarnt hatten. Zuvor hatten schon Jesaja und andere treue Propheten Gottes diese Gefahr verkündet.

 

• Politisches Umfeld

Weltpolitik, Aufstieg und Niedergang der Großmächte und die Beziehung der Weltreiche zu Israel; hier liegt das Augenmerk des Buches Daniel.

 

Als Assyriens Macht gegen 625 v. Chr. abnahm, eroberten die Neo-Babylonier: 1. Assyrien mit seiner Hauptstadt Ninive in 612 v. Chr.; 2. Ägypten in den folgenden Jahren und 3. Juda in 605 v. Chr., als sie Jerusalem im ersten von drei Schritten zu Fall brachten (außerdem 597 v. Chr. und 586 v. Chr. als die babylonischen Sieger Jerusalem in zwei weiteren Phasen eroberten). Daniel gehörte zur ersten Gruppe von Deportierten, Hesekiel folgte 597 v. Chr.

 

Das Nordreich Israel war bereits zuvor im Jahr 721/722 v. Chr. von Assyrien besiegt worden. Mit Judas Gefangenschaft war das Gericht vollendet. In Babylon empfing Daniel Gottes Wort über die aufeinanderfolgenden Phasen der heidnischen Weltherrschaft in den Jahrhunderten, bis der größte Eroberer, der Messias, jegliche Herrschaft der Nationen niederschlagen wird. Dann wird er alle Feinde besiegen und sein Bundesvolk zum Segen in seinem herrlichen Tausendjährigen Reich setzen.

 

Einen Großteil der Ereignisse erlebt Daniel als Staatsmann mit, wodurch er Gottes Wirken in den Wirren des Weltgeschehens beobachten konnte.

 

Das bedeutendste Weltereignis im Buch Daniel ist der Beginn der Viermächte-Ära, der „Zeiten der Heiden“ (Dan 2,36-45; 7,2-18; Lk 21,24). Diese Ära begann mit Nebukadnezar, dem „Haupt aus Gold“; ihr Merkmal ist die heidnische Herrschaft über Jerusalem. Sie wird erst zu Ende kommen, wenn „der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten wird, das ewig nicht zerstört werden wird“ (Dan 2,44), das messianische Königreich (Mt 25,31-34).

 

• Geistliches Umfeld

Mit der ersten Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar (606 v. Chr.; Dan 1,1; 2Kön 24,1ff; 2Chr 36,5ff) kam Juda unter den Druck der babylonischen Religion.

 

Die Religion Babylons bestand damals in der Hauptsache in der Verehrung von Bel-Merodach oder Marduk (Jer 50,2) im zentralen Tempel Esagila mit seinem gewaltigen Turm. Diese Religion entwickelte sich aus der alten mesopotamischen Tradition von Stadtgöttern, aus denen schließlich Enlil, der Schutzgott Nippurs (65 km südöstlich von Babylon) als „Herr der Welt“ hervorging. Mit dem Aufstieg Babylons jedoch wurde dessen Gottheit Merodach die Herrschaft über Enlil zugesprochen, wodurch er zum „Herrn“ oder „Bel“ (verwandt mit „Baal“) des babylonischen Götterhimmels aufstieg. Jedes Jahr zum Nissanfest wurden alle Götter und Statuen in seinen Tempel gebracht, um das Schicksal der Menschen im kommenden Jahr festzulegen. Für die Neubabylonier war Merodach der höchste Gott.

 

König Nebukadnezar war ein seltenes militärisches Genie, liebte Pracht und Luxus, erbaut Denkmäler, Gärten und Kanäle, erwies sich als weiser Volksherrscher und war nicht zuletzt ein tiefreligiöser Mann. Er war versessen darauf, den Tempel Merodachs in Babylon mit Gold, Juwelen und Edelsteinen zu bereichern. Im Zuge der Religionsentwicklung neigte er zudem zum Glauben an einen Gott. Die Babylonier glaubten an mehrere Götter: Enlil, den Sturmgott von Nippur; Schamasch, den Sonnengott von Sippar; Sin, den Mondgott von Ur und Haran; Nebo, den Gott der Weisheit und Literatur (sowie der Astrologie) von Borsippa (Jes 46,1). Doch weit über ihnen stand Merodach, dem fast monotheistische Ehren zuteilwurden. Wenn nun Nabopolassar Schamasch ebenso wie Merodach die Enlilschaft zuspricht und Nabonidus den Titel Enlils einmal auf Merodach, ein andermal auf Sin anwendet, so überrascht es nicht mehr, dass Nebukadnezar den Gott der Juden als den „höchsten Gott“ und den „Höchsten“ bezeichnen kann. Das geht besonders aus Daniel 2–4 hervor, wo Nebukadnezar den Gott Daniels verherrlicht, weil er Weisheit zur Auslegung von Träumen gibt, Kraft zum Schutz im Feuerofen hat und irdische Herrscher einsetzt oder verwirft.

 

Daniel und seine drei Freunde erhielten neue Namen nach babylonischen Gottheiten. Doch für sie hatten diese Namen keine Bedeutung. Sie vertrauten dem Gott Israels.

 

Schlüsselorte

Der Palast Nebukadnezars in Babylon, der brennende Feuerofen, Belsazars Fest, die Löwengrube.

 

Schlüsselereignisse

Daniel und seine drei Freunde weigern sich die Speisen des Königs zu essen, Traumdeutung Nebukadnezars durch Daniel, Daniel und seine drei Freunde im Feuerofen, Nebukadnezar lebt wie ein wildes Tier, Daniels Deutung der Wandschrift, Daniel in der Löwengrube, Daniels Visionen von der Zukunft

 

Schlüsselpersonen

(Daniel, Nebukadnezar, Schadrach/Sadrach, Meschach/Mesach, Abed-Nego/Abednego, Belsazar, Darius)

 

Daniel = „mein Richter ist Gott“

Wird auch Beltschazar oder Beltsazar genannt; jüdischer Gefangener, der ein Berater des Königs wurde (Dan 1,1–12,13)

 

Nebukadnezar = (eigtl. Nabu-kuddurri-uzur) „Nabu schütze meinen Erbsohn“

mächtiger König Babylons; litt unter temporärer Geistesverwirrung, weil er Gottes Souveränität nicht anerkennen wollte (Dan 1,1–4,34)

 

Schadrach/Sadrach = „Befehl Akus“ (Aku war der Mondgott der Babylonier)

Wird auch Hananja genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (Dan 1,7; 2,49; 3,8-30)

 

Meschach/Mesach = „Wer ist wie Aku“ (Aku war der Mondgott der Babylonier)

wird auch Misael/Mischaël genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (Dan 1,7; 2,49; 3,8-30)

 

Abed-Nego/Abednego = „Knecht (oder Verehrer) des Lichts“

wird auch Asarja genannt; deportierter Jude, der über die Provinz Babylon herrschte; Gott rettete ihn aus dem Feuerofen (Dan 1,7; 2,49; 3,8-30)

 

König Belsazar = „O Bel (Baal), schirme den König!“

Nebukadnezars Nachfolger als König Babylons; gebrauchte Daniel als Traumdeuter (Dan 5,1-30)

 

Darius = „das Gute besitzend“

Persischer Nachfolger Belsazars als Herrscher über Babylon. Durch List bewegten seine Berater ihn dazu, Daniel in die Löwengrube werfen zu lassen (Dan 6,1-29)

 

Schlüsselverse

(Dan 1,19-20; 2,20-22.31.44; 3,17-18; 12,1-2)

 

Daniel 1,19-20

„19 Da redete der König mit ihnen; aber keiner unter ihnen allen wurde gefunden, der Daniel, Hananja, Misael und Asarja gleichgekommen wäre; und sie traten in den Dienst des Königs. 20 Und in allen Angelegenheiten, die Weisheit und Einsicht erforderten, nach denen der König sie fragte, fand er sie zehnmal besser als alle Traumdeuter und Wahrsager, die er in seinem ganzen Reich hatte“

 

Daniel 2,20-22

„20 Daniel begann und sprach: Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn sein ist beides, Weisheit und Macht. 21 Er führt andere Zeiten und Stunden herbei; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand. 22 Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht!“

 

Daniel 2,31

„Du, o König, schautest, und siehe, ein erhabenes Standbild. Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Anblick war furchterregend“

 

Daniel 2,44

„Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht untergehen wird; und sein Reich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird alle jene Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen; es selbst aber wird in Ewigkeit bestehen“

 

Daniel 3,17-18

„17 Wenn es so sein soll — unser Gott, dem wir dienen, kann uns aus dem glühenden Feuerofen erretten, und er wird uns bestimmt aus deiner Hand erretten, o König! 18 Und auch wenn es nicht so sein soll, so wisse, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und auch das goldene Bild nicht anbeten werden, das du aufgestellt hast!“

 

Daniel 12,1-2

„1 Zu jener Zeit wird sich der große Fürst Michael erheben, der für die Kinder deines Volkes einsteht; denn es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie es noch keine gab, seitdem es Völker gibt, bis zu dieser Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk gerettet werden, jeder, der sich in dem Buch eingeschrieben findet. 2 Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande“

 

Schlüsselworte

Auslegung/deuten (Traumdeutung) = hebr. „peschar“ (Dan 2,6.30; 4,4.15; 5,7.15.17; 7,16)

 

Vision = hebr. „chazon“ (Dan 8,1.13.15.26; 9,21.24; 11,14)

 

ein Traum; träumen = hebr. „chalom“ (Dan 2,3.4.5.6.7.9.16.24.25.26.28.29.30)

 

Zeit = hebr. „iddan“ (Dan 2,8.9.21; 3,5.15; 4,16.23.25.32; 7,12.25)

 

Loben, preisen = hebr. „schebach“ (Dan 2,23; 4,34.37; 5,4.23)

 

beten = hebr. „palal“ (Dan 1,12; 2,18; 6,10; 9,4.16)

 

Weisheit = hebr. „chokmah“ (Dan 1,4.17.20; 2,14.20.21.23.30; 5,11.14; 9,13.22)

 

Schlüssellehren

Gottes souveräne Kontrolle (Dan 2,20-22.44; 1Kön 3,9.10; 5,9; Ps 31,16; Est 1,13; Hi 12,18.22; Hebr 4,13; Jak 1,5)

Gott ist der HERR der Geschichte: Er weiß alles im Voraus. Er vollführt alle seine Pläne, trotz des Widerstandes der Gottlosen.

 

Von Gott gewirkte Wunder (Dan 6,17-24; 2Mo 4,3-4; 14,21.22; Jos 6,6-20; 1Kön 18,36.38; Mt 9,5-13; Lk 17,14; Joh 2,6-10; 3,2; Apg 14,13; 19,11)

 

Der verheißene Messias (Dan 2,35.45; 7,13.14.27; 9,26; Jes 28,16; Hes 1,26; Mt 16,16-20; 24,30; Lk 20,18; Joh 3,35.36; 1Kor 15,27; Eph 1,22; Phil 2,9-11)

 

Der Antichrist (Dan 7,8-11; 8,9-25; 11,36-45; 12,1.11)

 

Die siebzig Jahrwochen (Dan 9,24-27)

 

Man soll das prophetische Wort im Herzen bewahren wie Daniel (Dan 7,28)

 

Gottes Wesen im Buch

Der Gott der Zeit und der Geschichte

 

Barmherzig (Dan 9,9), Mächtig (Dan 3,17; 4,32), Vorhersehend (Dan 4,26-28.34), Gerecht (Dan 9,7.16), Treu (Dan 4,34), Weise (Dan 2,20-22), Zornig (Dan 9,16)

 

• Die Namen Gottes im Buch Daniel

„Adonai“ (Dan 1,2; 9,3.4). Gott heißt in diesem Buch nicht mehr JAHWEH, (außer in Dan 9), wo es um den durch Israel gebrochenen und durch Gott wiederaufzurichtenden Bund geht. Er bleibt aber stets der HERR des von Ihm erworbenen Volkes.

 

• „dein Gott“ (Dan 2,47); „unser Gott“ (Dan 3,17; 9,9); „sein Gott“ (Dan 6,6; 11,32); „der Gott Daniels“ (Dan 6,27); „der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos“ (Dan 3,29); „dein Gott“ (Dan 6,17; 10,12); „mein Gott“ (Dan 6,23; 9,4). Gott ist nicht mehr vor aller Welt als der Gott Israels offenbar; aber Er ist, weil das Volk Gottes als Ganzes untreu geworden ist, umso mehr der persönliche Gott der wenigen Treuen.

 

• „der Gott des Himmels“ (Dan 2,18); „der König des Himmels“ (Dan 4,34.37); „der Herr des Himmels“ (Dan 5,23). Gott hat seine Wohnstätte auf der Erde verlassen (Hes 1,28; 3,23; 8,4; 9,3; 10,4.18; 11,22-23), so dass Er nicht mehr, wie damals, als Israel sein Erbe empfing, „Herr der ganzen Erde“ heißt (Jos 3,11).

 

• „der Gott der Götter“ (Dan 2,47); „der Höchste Gott“ (Dan 3,26). Gegenüber den heidnischen Göttern erweist sich Gott allen Umständen zum Trotz als der allein wahre Gott (darum heißt er in Kapitel 5 zweimal „der höchste Gott“).

 

• „der Herr der Könige“ (Dan 2,47); „der Höchste“ (Dan 4,17; 7,25). Gegenüber den Königen der Erde ist Gott „der Höchste“ (darum wird er in Kapitel 4 viermal und Kapitel 7 einmal so genannt; siehe Offb 19,16.19).

 

• „der ewig Lebende“ (Dan 4,34; 12,7); „der lebendige Gott“ (Dan 6,27). Während Menschen, Gläubige wie Heiden, kommen und gehen, während Weltreiche entstehen und untergehen, bleibt Er; Er ist der ewig Lebende, der keinem Tod, das heißt: Er keiner Vergänglichkeit und keinem Wechsel unterworfen.

 

• „Alter an Tagen“ (Dan 7,9). Königreiche sind aufgestiegen und untergegangen, wie das Kapitel 7 darlegt; von Ewigkeit her war es Gottes Ratschluss, dass allen Anläufen sündiger Menschen zum Trotz eines Tages sein König, der Menschensohn, regieren sollte.

 

Christus im Buch

Als Verkünder der heidnischen Weltreiche schreibt Daniel relativ wenig über den Messias. Aber: Keiner der Propheten sprach so klar in Bezug auf Christus wie der Prophet Daniel. Er bestätigte nicht nur, dass der Messias kommen würde, was auch bei anderen Propheten anzutreffen ist, sondern er hat darüber hinaus die genaue Zeit angegeben, in der er kommen sollte. Überdies beschrieb er der Reihe nach die verschiedenen Könige, nannte die genaue Zahl der sie betreffenden Jahre und kündigte im Voraus die deutlichsten Zeichen der kommenden Ereignisse an.

 

Christus wird im Buch Daniel beschrieben als „der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde“ (Dan 2,35). Daniel beschreibt Christi Königreich als ewig und sagt, dass „es alle [anderen] Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen wird“ (Dan 2,44). Christus wird der kommende Messias, der ausgerottet werden wird (eine Anspielung auf das Kreuz), genannt (Dan 9,25-26). Gemäß Daniel stimmt die Zeit seines Kommens mit der Beschreibung des triumphalen Einzugs Jesu in Jerusalem überein. Daniel beschreibt Christus auch als „gleich einem Menschensohn“ (Dan 7,13). Christus selbst benutzt diesen Titel für sich in Matthäus 16,26; 19,28; 26,64 und bringt dadurch zum Ausdruck, dass er ganz Mensch war. Bei Daniel werden wir aber Zeugen, wie Jesus sich in die Gegenwart des allmächtigen Gottes begibt und universale Autorität empfängt. Christus wird auch als der Alte der Tage dargestellt (Dan 7,22). Die Vision in Daniel 10,5-9 ist höchstwahrscheinlich eine Christophanie, eine Erscheinung Christi (vgl. Offb 1,12-16).

 

Inhalt & Themen

Das Buch über die Schau des Aufstiegs und Niedergangs von Weltreichen: von der 70-jährigen Gefangenschaft in Babylon und Offenbarung der zukünftigen Weltgeschichte

 

▪︎ Kernaussage: Die Treue zu Gott während der babylonischen Gefangenschaft.

 

▪︎ Ziel und Zweck: Gott sorgt für Israel in den Zeiten der Nationen

 

Das Buch Daniel zeigt auf, dass alle weltlichen Herrscher und Reiche kommen und gehen, das Reich Gottes aber bleibt in Ewigkeit. Es bringt den folgenden Inhalt zum Ausdruck: Die Völker dieser Welt und deren Herrscher müssen sich vor Gott verantworten. Der Gott Israels ist souveräner Herrscher der ganzen Welt.

 

Das Buch will einen geschichtlichen Bericht über die gläubigen Juden in der Gefangenschaft geben und zeigen, wie Gott über Himmel und Erde herrscht. Er bestimmt die Naturgewalten, hält das Geschick von Völkern in seiner Hand und beschützt sein Volk. In 606/605 v. Chr. eroberte Nebukadnezar, König von Babylon, Juda und deportierte viele Einwohner nach Babylon – inklusive Daniel. Daniel diente am königlichen Hof von Nebukadnezar und mehreren Herrschern, die nach Nebukadnezar folgten. Das Buch Daniel berichtet über die Aktionen, Prophezeiungen und Visionen vom Prophet Daniel.

 

Daniel ist eines der faszinierendsten Bücher des Alten Testaments und gehört auch zu den wichtigsten, wegen seiner präzisen Vorhersagen, seiner messianischen Prophezeiungen und seines inspirierenden Vorbilds einer klaren Trennung von der antigöttlichen Weltreligion.

 

Das Buch Daniel besteht aus 12 Kapiteln, die eine Mischung aus historischen Ereignissen und zukünftigen Prophezeiungen enthalten:

 

Kapitel 1 befasst sich mit Daniels Hintergrund. Er war ein junger Mann, der nach der Zerstörung Jerusalems nach Babylon verschleppt wurde. Zusammen wurde Daniel mit drei Freunden ausgebildet, um am Hof des Königs zu dienen. Diese vier Männer versuchten, sich nicht mit den unreinen Speisen des Königs zu verunreinigen, worauf sie gesegnet und für hohe Positionen im Königreich ausgewählt wurden.

 

In den Kapiteln 2–7 geht es um Probleme und Prophezeiungen im Zusammenhang mit den Nationen oder Heiden. König Nebukadnezar steht vor einem Problem, und Daniel und seine Freunde liefern Gottes Weisheit (Dan 2–4). Die Bosheit von König Belsazar führt zu seinem Untergang (Dan 5). Später wird Daniel auf wundersame Weise aus der Löwengrube befreit, während diejenigen, die ihn fälschlicherweise beschuldigten, von den Löwen gefressen wurden (Dan 6). In Daniel 7 hat er eine Vision in einen Traum über die Zukunft der heidnischen Weltreiche.

 

Die Kapitel 8–12 befassen sich mit weiteren zukünftigen Prophezeiungen über Israel und die Völker. Kapitel 8 enthält die Prophezeiung über den Widder und den Ziegenbock. Kapitel 9 befasst sich mit der wichtigen Prophezeiung der 70 Wochen, die sowohl Israels Rückkehr in das Land als auch seine ferne Zukunft beschreibt. Die Kapitel 10-12 sprechen von einer zukünftigen Wiederherstellung, die den Messias, verschiedene Königreiche und Gottes endgültigen Plan für sein Volk umfasst.

 

In den Abschnitten des Buches Daniel (Kapitel 7–12) berichtet der Prophet von gewaltigen göttlichen Gesichten, die ihm die Zukunft der heidnischen Weltreiche, des Volkes Israel und des messianischen Gottesreiches enthüllen. Das erste große Gesicht von den vier Tieren (Dan 7) umspannt die ganze Weltgeschichte Gottes bis hin zum Endgericht und zeigt uns den Messias, den „Sohn des Menschen“ und sein ewiges Reich. Das zweite Gesicht vom Widder und dem Ziegenbock wird von einem Engel selbst auf das medo-persische und das griechische Weltreich bezogen (Dan 8). Es folgt die Fürbitte des Daniel für sein Volk, die beantwortet wird mit einer Vorhersage auf das erste Kommen des Messias und seine Verwerfung (Dan 9). Eine weitere prophetische Offenbarung (Dan 10–11) führt Gottes Vorausschau der Weltgeschichte weiter über den Zerfall des Weltreiches Alexanders d. Gr. bis zur Zeit des Antiochus Epiphanes. Doch die prophetische Sicht geht am Ende über in die letzte Zeit der großen Drangsal Israels, wenn die Heidenvölker ein letztes Mal das auserwählte Volk bedrängen werden, und bis zur endgültigen Rettung Israels durch den Messias (Dan 12). So ist das Buch Daniel ein bedeutsamer Schlüssel für das geistlich-prophetische Verständnis der Weltgeschichte; es weist zahlreiche Bezüge zur Offenbarung des Johannes wie auch zur „Endzeitrede“ des Herrn Jesus auf (vgl. Mt 24–25). Es vermittelt uns aber auch wertvolle Ermunterung zur Glaubenstreue angesichts heidnischer Machtentfaltung und endzeitlicher Entwicklungen.

 

 

▪︎ Praktische Verwendung

Trotz seines zum großen Teil zukunftsweisenden Inhalts ist dieses Buch voll von Aufforderungen zur Heiligung. Mit größter Sorgfalt zeigt Daniel, wie geheiligtes Leben, Bibelstudium und geduldiges Beten den Ausgangspunkt für die Visionen des HERRN bilden (Dan 1,8-9; 9,2-20).

 

Wie Schadrach, Meschach und Abed-Nego sollten wir immer dafürstehen, für was wir wissen, dass richtig ist. Gott ist größer als jede Strafe, die über uns kommen könnte. Ob Gott uns davor rettet oder nicht, Er ist hat immer unser Vertrauen verdient. Gott weiß was am besten ist und Er ehrt solche, die Ihm vertrauen und Ihm gehorchen.

 

Gott hat einen Plan und Sein Plan geht bis ins letzte Detail. Gott weiß und kontrolliert die Zukunft. Alles, was Gott vorhergesagt hat, ist exakt so wahr geworden. Daher sollten wir Ihm glauben und vertrauen, dass die Dinge, die er für die Zukunft vorhersah, eines Tages genauso eintreten werden.

 

An Daniel und an seinen Freunden lernen wir, wie Gott seine Sache durch seine Knechte vorantreiben will, auch in den Zeiten, in denen die Heiden über die Heiligen herrschen:

• durch Hingabe und Treue seiner Knechte (Dan 1; 6);

• durch Weissagung (Dan 2; 4);

• durch mutiges Zeugnis (Dan 3; 5);

• durch wunderbare Errettungen (Dan 3; 6)

 

Wissenswertes

▪︎ Die Bedeutung des Hebräischen und Aramäischen im Buch Daniel

Der Prophet Daniel schrieb sein Buch zweisprachig auf:

Daniel 1,1–2,4a ist hebräisch, Daniel 2,4b–7,28 aramäisch und Daniel 8,1–12,13 wieder hebräisch abgefasst worden.

 

In Daniel 2,4b-7,28 stehen eher heidnische Weltmächte im Mittelpunkt der Prophetie. Deshalb verfasste Daniel passenderweise diese Kapitel auf Aramäisch, weil diese Sprache seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. im Nahen Osten immer mehr Verbreitung als offizielle Amtssprache fand. So konnten diese Kapitel auch von Nichtjuden gelesen und verstanden werden. In den Prophezeiungen der Kapitel 8–12 des Buches Daniel rückt jedoch wieder das Volk Israel in den Mittelpunkt. Deshalb wechselte Daniel von da an wieder auf Hebräisch.

 

 

▪︎ Neue Namen

Daniel und seine drei Freunde erhielten neue Namen nach babylonischen Gottheiten. Doch für sie hatten diese Namen keine Bedeutung. Sie vertrauten dem Gott Israels.

 

Die Bedeutung der Namen:

• Daniel hieß Beltschazar oder Beltsazar ([Der Gott] Bel schütze sein Leben; Dan 1,7);

• Hananja hieß Schadrach/Sadrach („Befehl Akus“; Aku war der Mondgott der Babylonier);

• Misael/Mischaël hieß Meschach/Mesach („Wer ist wie Aku“; Aku war der Mondgott der Babylonier; nach Michael = „Wer ist wie Gott“);

• Asarja hieß Abed-Nego/Abednego (Knecht oder Verehrer des Lichts)

 

 

▪︎ Daniels prophetische Besonderheiten

Daniels wichtigster Beitrag ist ein Zeitplan für Gottes Programm. Während der Inhalt des Reichsplanes Gottes bereits in den Bundesschließungen und früheren Propheten erläutert ist, stammen von Daniel die heidnische Zeitrechnung der Bibel, die „Zeiten der Heiden“ oder die Zeiten der Nationen“, und die jüdische Zeitrechnung der „siebzig Wochen für Israel“ (Dan 2,37-44; 7,3ff; 9,24-27). Damit wissen wir von mehreren Wendepunkten des Weltgeschehens sowie der jüdischen Geschichte, an denen wir den Fortlauf des Planes Gottes ablesen können. Bestimmte Nationen und Weltereignisse sind eindeutig definiert (Dan 8,20-22; 9,24-27; 12,1.7-13). Diese werden natürlich aus dem Blickwinkel Israels gesehen und beleuchten die Zukunft des Volkes Gottes im Auf und Ab der Königreiche, um Gottes Erhabenheit in der Geschichte zu beweisen.

 

 

▪︎ Offenbarungen durch Träume und Visionen

Neun der 12 Kapitel enthalten Offenbarungen durch Träume und Visionen. Daniel war Gottes Sprachrohr, das den Heiden und der jüdischen Welt Gottes gegenwärtige und zukünftige Pläne bekannt gab. Was das Buch der Offenbarung in prophetischer und endzeitlicher Hinsicht für das Neue Testament darstellt, ist das Buch Daniel für das Alte Testament.

 

Es ist unmöglich, die Bedeutung des Buches Daniel zu übertreiben. Es ist der Schlüssel zu aller Prophetie; ohne Kenntnis der in diesem Buch enthaltenen großen Weissagungen muss das ganze prophetische Wort der Bibel ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Einer der Gründe, warum so wenige Christen eine klare Kenntnis der prophetischen Vorausschau der Bibel haben, liegt darin, dass die Lektüre des Buches Daniel vernachlässigt wird. Der große prophetische Teil des Neuen Testaments, die Ölbergrede Jesu (Mt 24–25), und vor allem das großartige prophetische Buch des Neuen Testaments, das Buch der Offenbarung, können überhaupt nur durch die Prophetie Daniels verstanden werden.

 

 

▪︎ Die Zeiten der Nationen (Dan 2 & 7; Lk 21,24): Von Babylon bis zum Reich Gottes

Israel sollte im Fall von Gehorsam gegen Gottes Wort zur höchsten Nation der Welt werden (5Mo 28,1.10.13). Gott erwählte David als König nach seinem Herzen und schloss mit ihm einen Bund (2Sam 7; Ps 89,3). Von ihm sollte der Weltherrscher, der Messias abstammen (Ps 89,36; 132,11; Jer 23,5). Weil die Meisten der Nachkommen Davids auf dem Thron sich als untreu erwiesen hatten, beendete Gott das Königtum und übergab die Weltherrschaft den Heiden (Dan 2,37-38). „Die Zeiten der Nationen“ umfassen die Perioden der vier Weltreiche Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom. Danach sollte der Messias das Reich Gottes aufrichten. Während den Zeiten der Nationen sollte Israel unter der Oberherrschaft der Heidenvölker stehen, deshalb musste Zedekia den Bund mit Nebukadnezar besiegeln und sich ihm unterwerfen (Hes 17; 2Kön 24,14-16; 2Chr 36,10-13).

 

 

Die 70 Jahrwochen Daniels (Dan 9,24-27)︎

Vom Wiederaufbau Jerusalems bis zum Millennium: Wiederherstellung und Versöhnung

 

Daniel bietet eine exakte Chronologie bis zum Kommen des Messias.

 

Neben der Schau der heidnischen vier Weltreiche erhielt Daniel auch eine jüdische Zeitrechnung der prophetischen Ereignisse. Diese ist nach Jahren und Tagen wesentlich genauer angegeben und datiert konkrete Wendepunkte in der Erlösungs- und Erneuerungsgeschichte Israels. Am Ende würde die Schuld Jerusalems getilgt und Sühnung geschaffen sein, „ewige Gerechtigkeit“ würde einsetzen und alle Verheißungen ihre Erfüllung finden (Dan 9,24). Die Zeittafel der „siebzig Wochen“ bietet vier Anhaltspunkte:

 

• Sieben „Siebener“ (49 Jahre): Wiederaufbau Jerusalems in großer Bedrängnis;

• 62 „Siebener“ (434 Jahre): Danach wird der Gesalbte ausgerottet und Jerusalem zerstört;

• Ein „Siebener“ (7 Jahre): Endzeitlicher Bund zwischen dem römischen „Fürsten“ und Israel;

• Ein halber „Siebener“ (3 ½ Jahre): Verwüstung und Gräuel in Jerusalem.

 

Aufgrund mehrerer Auslegungschwierigkeiten hat man diese Vorhersage verschieden gedeutet:

 

Das Jahr 445 v. Chr. war der Beginn des Wiederaufbaus der Stadt Jerusalem unter Nehemia und der Beginn der 70 Jahrwochen Daniels (Dan 9,24-27). Die „siebzig Wochen“-Prophezeiung ist einer der wichtigsten und detailliertesten messianischen Prophezeiungen im Alten Testament. Sie ist in Daniel 9 zu finden. Das Kapitel beginnt mit einem Gebet Daniels für Israel, bei dem er die Sünden der Nation gegen Gott erkennt und Gott um Barmherzigkeit bittet. Während des Gebets erschien Daniel der Engel Gabriel und gab ihm eine Vision über das zukünftige Israel.

 

Daniel 9,24

„Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben“

 

• Die Unterteilung der 70 Wochen

In Vers 24 sagt Gabriel: „Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt.“ Fast alle Kommentatoren sind sich einig, dass die siebzig Wochen als „Jahrwochen" zu verstehen sind, d.h. Abschnitte zu je sieben Jahren oder anders gesagt, als eine Periode von 490 Jahren. Die Verse liefern uns eine Art „Uhr", die uns eine Vorstellung davon gibt, wann der Messias kommen könnte und einige Ereignisse, die sein Kommen begleiten werden.

 

Die Prophezeiung fährt fort und teilt die 490 Jahre in drei kleinere Einheiten auf: einmal 49 Jahre, einmal 434 Jahre und einmal 7 Jahre. Die letzte „Woche“ der sieben Jahre wird dann nochmal in zwei geteilt. Vers 25 sagt: „So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.“ Sieben mal „sieben“ ist 49, und 62 mal „sieben“ sind weitere 434 Jahre:

 

49 Jahre + 434 Jahre = 483 Jahre.

 

• Der Sinn der 70 Wochen

Die Prophezeiung beinhaltet eine Aussage bezüglich Gottes sechsfachem Sinn, diese Ereignisse herbeizuführen. Vers 24 sagt, dass dieser Sinn folgender ist:

 

• „um der Übertretung ein Ende zu machen“;

• „um Sünden abzutun“;

• „um die Missetat zu sühnen“;

• „um eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen“;

• „um Gesicht und Weissagung zu versiegeln“;

• „um ein Allerheiligstes zu salben“.

 

Man beachte, dass diese Ergebnisse die völlige Auslöschung von Sünde und die Etablierung der Gerechtigkeit betreffen. Die Prophezeiung der 70 Wochen fasst zusammen, was geschieht, bevor Jesus sein 1000-jähriges Königreich etabliert. Besonders bemerkenswert ist der dritte Punkt der Liste der Ergebnisse: „um die Missetat zu sühnen“. Jesus hat das Sühneopfer für die Sünde vollbracht durch seinen Tod am Kreuz (Röm 3,25; Hebr 2,17).

 

• Die Erfüllung der 70 Wochen

Gabriel sagte, dass die prophetische Uhr anfangen würde, wenn die Anordnung ergehe, Jerusalem wieder zu erbauen. Von dem Datum dieser Anordnung bis zum Kommen des Messias würden 483 Jahre vergehen. Wir wissen aus der Geschichte, dass der Erlass, Jerusalem wieder aufzubauen, 445 v. Chr. durch König Artaxerxes von Persien erging (vgl. Neh 2,1-8).

 

Der erste Teil der 49 Jahre (70x7) umfasst die Zeit, die der Wiederaufbau Jerusalems dauerte, „mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit“ (Dan 9,25). Über die Wiederherstellung wird im Buch Nehemia berichtet.

 

Wenn man die jüdische Tradition eines 360-Tage Jahres anwendet, kommt man nach 483 Jahren von 445 v. Chr. zu 30 n. Chr., was mit Jesu triumphalen Einzug nach Jerusalem zusammentrifft (Mt 21,1-9). Die Prophezeiung in Daniel 9 präzisiert dies nach der Beendigung der 483 Jahre: „wird ein Gesalbter ausgerottet werden“ (Vers 26). Dies wurde durch Jesu Kreuzigung erfüllt.

 

Daniel 9,26 sagt weiter voraus, dass, nachdem der Messias getötet wurde, „das Volk eines Fürsten (…) kommen [wird] und die Stadt und das Heiligtum zerstören“. Dies wurde erfüllt, als Jerusalem 70 n. Chr. zerstört wurde. Der „kommende Fürst“ ist eine Referenz auf den Antichrist, der augenscheinlich eine Verbindung zu Rom haben wird, da die Römer Jerusalem zerstörten.

 

• Die letzte Woche der 70 Wochen

Folge die „70. Woche“ direkt der 69. oder klafft eine Lücke? Vieles weist auf eine lange Lücke zwischen der 69. und der 70. Woche hin:

 

• Zwischen der Ausrottung des Gesalbten und der Zerstörung Jerusalems müssen wir unweigerlich eine Lücke annehmen (33–70 n. Chr.) Wenn schon eine kurze, warum nicht eine lange Zeit?

• Nach Jesu eigener Aussage liegt die siebzigste Woche in der Zukunft, denn der „Gräuel der Verwüstung“ (in der Mitte der 70. Woche Daniels) geht unmittelbar seiner Wiederkunft voraus (Mt 24,15.21).

• Da unmittelbar nach der 69. Woche die „ewige Gerechtigkeit“ und andere Inhalte dieser Verheißung nicht ihre Erfüllung fanden, muss die 70. Woche noch in der Zukunft liegen. Sie wird in Offenbarung 4–19, kurz vor Christi Wiederkunft, näher bestimmt.

 

Von den 70x7 Wochen wurden 69 bereits in der Geschichte erfüllt. Dies lässt eine weitere übrig, welche noch zu erfüllen ist. Viele glauben, dass wir derzeit in einer großen Lücke zwischen der 69. und der 70. Woche leben. Die prophetische Uhr pausiert. Die letzte „Sieben“ von Daniel nennt man meist die große Drangsal-, Trübsal bzw. Bedrängnis-Periode.

 

Daniels Prophezeiung offenbart einige Aktionen des Antichristen, dem „kommenden Fürst“. Vers 27 sagt: „Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine Woche lang.“ Allerdings: „in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen ein Gräuelbild, das Verwüstung anrichtet“ im Tempel. Jesus warnte in Matthäus 24,15 vor diesem Ereignis. Nachdem der Antichrist den Bund mit Israel bricht, beginnt die „große Drangsal- oder Trübsalszeit“ (Mt 24,21).

 

Daniel sagt auch voraus, dass der Antichrist ein Urteil erhalten wird. Er regiert nur „bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird“ (Dan 9,27). Gott erlaubt das Böse nur bis zu einem bestimmten Punkt, und das Urteil über den Antichrist ist bereits beschlossene Sache.

 

 

▪︎ Der Antichrist

Zwar hat Daniel vergleichsweise wenig über den Messias zu sagen, dafür spricht er viel vom Antichristen. Diese unheilvolle Gestalt tritt im Verlauf des Buches immer deutlicher hervor, vom „kleinen Horn“ (Symbol für Macht) bis zur konkreten Bezeichnung als „König“ und „Verwüster“ in späteren Visionen. Der Fortlauf dieser Offenbarung ist aus den folgenden Stellen erkennbar:

 

• Daniel 7,8-11: Der Antichrist als „kleines Horn“, dessen Prahlreden durch den „Alten an Tagen“ gerichtet werden, indem er dem „Brand des Feuers übergeben“ wird;

 

• Daniel 8,9-25: Wiederum ein „kleines Horn“, das sich sogar dem „Obersten des Heeres“ entgegenstellt und am Ende von Israels Verfluchung (Dan 8,19) ohne Zutun von Menschenhand vernichtet wird;

 

• Daniel 11,36-45: Hier ist er „der König“ (zur „Zeit des Endes“), der sich über alle Götter erhebt, im „Land der Zierde“ einen entscheidenden Sieg erringt und sein „Königszelt“ auf dem „Berg der heiligen Zierde“ errichtet (V. 45);

 

• Daniel 12,1.11: Er darf 1260 Tage oder dreieinhalb Jahre lang das Heiligtum und die „Kraft des heiligen Volkes“ entweihen (Dan 12,7.11; vgl. Offb 11,2; 13,5).

 

Diese Enthüllung des Antichristen steht in unmittelbarer Verbindung mit den Zeiten der Heiden, die in Daniel 2 eingeführt werden. Der erste König ist Nebukadnezar, der letzte der Antichrist, der Jerusalem zertreten wird (Lk 21,24). Nebukadnezar freilich pries den „König des Himmels“, der Antichrist wird sich in steigendem Maße selbst verherrlichen (Dan 4,34; 11,36).

 

Kurze Gliederung

▪ 1. Kurzgliederung

1. Historische Höhepunkte aus dem Leben Daniels; Geschichte Daniels (Dan 1–6)

2. Visionen von künftigen Ereignissen; Gesichte Daniels (Dan 7–12)

 

▪ 2. Kurzgliederung

1. Daniels persönlicher Lebenshintergrund (Dan 1,1-21)

2. Der prophetische Verlauf der heidnischen Weltherrschaft (Dan 2,1–7,28)

3. Der prophetische Verlauf des Schicksals von Israel (Dan 8,1–12,13)

 

▪ 3. Kurzgliederung

Gliederung nach Sprache

1. In Hebräisch (Dan 1,1–2,4a)

2. In aramäisch (Dan 2,4b–7,28)

3. In Hebräisch (Dan 8,1–12,13)

 

▪ 4. Kurzgliederung

Gliederung nach Erzählform

1. In dritter Person (Dan 1,1–7,27)

2. In erster Person (Dan 7,28–12,13)

 

Detaillierte Gliederung

1. Daniels Hingabe (Dan 1,1-21)

▪ Daniels Lebensumstände (Dan 1,1-7)

▪ Daniels Hingabe (Dan 1,8-16)

▪ Daniels Aufstieg zur Gunst (Dan 1,17-21)

 

2. Nebukadnezars Traum: Das große Bild (Dan 2,1-49)

▪ Nebukadnezar empfängt den Traum (Dan 2,1-49)

▪ Der Traum wird Daniel offenbart (Dan 2,7-23)

▪ Der Traum wird Nebukadnezar vorgetragen und ausgelegt (Dan 2,24-45)

▪ Daniel wird befördert (Dan 2,46-49)

 

3. Der glühende Ofen: Die drei Männer im Feuerofen (Schadrach, Meschach, Abed-Nego) Eine Glaubenslektion (Dan 3,1-30)

▪ Der Test des Glaubens (Dan 3,1-12)

▪ Die Demonstration des Glaubens (Dan 3,13-18)

▪ Die Rechtfertigung des Glaubens (Dan 3,19-30)

 

4. Nebukadnezars Vision des hohen Baumes (Dan 3,31–4,34)

▪ Nebukadnezar berichtet von der Vision (Dan 3,31–4,15)

▪ Daniel interpretiert die Vision (Dan 4,16-24)

▪ Gott erfüllt die Vision (Dan 4,25-34)

 

5. Belsazars Fest (Dan 5,1–6,1)

▪ Belsazars Beitrag zu dem Fest: Eine hemmungslose Sinneslust (Dan 5,1-4)

▪ Gottes Beitrag zu dem Fest: Die Handschrift an der Wand (Dan 5,5-6)

▪ Daniels Beitrag zu dem Fest: Die Ankündigung des Untergangs (Dan 5,7-29)

▪ Darius Beitrag zu dem Fest: Die Zerstörung Babels (Dan 5,30–6,1)

 

6. Daniel in der Löwengrube (Dan 6,2-29)

▪ Die Stellung Daniels (Dan 6,2-4)

▪ Die Verschwörung gegen Daniel (Dan 6,5-10)

▪ Das Gebet Daniels (Dan 6,11-12)

▪ Die Verfolgung Daniels (Dan 6,13-18)

▪ Der Schutz Daniels (Dan 6,19-29)

 

7. Daniels Vision von den vier Tieren und dem, der alt war an Tagen (Dan 7,1-28)

▪ Historische Daten (Dan 7,1-3)

▪ Die Vision und die Interpretation (Dan 7,4-28)

 

8. Daniels Vision vom Widder, Ziegenbock und dem kleinen Horn (Dan 8,1-27)

▪ Die Vision (Dan 8,1-14)

▪ Die Interpretation (Dan 8,15-27)

 • Der Widder (Dan 8,15-20)

 • Der Ziegenbock (Dan 8,21-22)

 • Das kleine Horn (Dan 8,23-25)

 • Die Auswirkungen auf Daniel (Dan 8,26-27)

 

9. Daniels Prophezeiung der siebzig Jahrwochen (Dan 9,1-27)

▪ Historische Daten (Dan 9,1-2)

▪ Daniels Gebet (Dan 9,3-19)

▪ Die Prophezeiung (Dan 9,20-27)

 

10. Daniels prophetisches Panorama (Dan 10,1–12,13)

▪ Daniels Vision (Dan 10,1-9)

▪ Daniels Stärkung (Dan 10,10–11,1)

▪ Prophezeiungen über die Nationen (Dan 11,2-45)

 • Persien (Dan 11,2)

 • Griechenland (Dan 11,3-4)

 • Ägypten und Aram (Dan 11,5-20)

 • Antiochus Epiphanes (Dan 11,21-35)

 • Antichrist (Dan 11,26-45)

▪ Prophezeiungen über Israel (Dan 12,1-13)

 

Zitate im Neuen Testament

Das Neue Testament zitiert Daniel mindestens 9-Mal.

 

Ein Zitat kann sich auf ein direktes Zitat oder eine sinngemäße Wiedergabe des Textes (Paraphrase) sowie auf eine andere Version des Alten Testaments beziehen.

 

Dan 7,13 – Mt 16,28

Dan 7,13 – Mk 13,26

Dan 7,13 – Lk 21,27

Dan 7,13 – Offb 14,14

Dan 7,25 – Offb 12,14

Dan 12,7 – Offb 12,14

Dan 9,27 – Mt 24,15

Dan 9,27 – Mk 13,14

Dan 12,3 – Mt 13,43


Gottes Segen Euch allen!

 

1. Thessalonicher 5,23

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

 

Amen